Coffee Break: Das Hier und Jetzt ist schon ziemlich gut

22. November 2015 von in

Oft ertappen wir uns dabei, genau das zu wollen, was wir gerade nicht haben: Sommer, den Traumjob, den wir immer wollten oder dass da jemand ist, der jeden Abend nach Hause kommt. Wir neigen dazu, in der Vergangenheit zu schweben oder uns die Zukunft schon sehnsüchtig herbei zu wünschen, anstatt einfach mal im Hier und Jetzt zu sein. Obwohl das Hier und Jetzt doch eigentlich schon ziemlich gut ist.

Dabei beobachte ich bei meinen Freunden, dass einige immer nur über ihre nächsten Ziele sprechen. Über den nächsten, großen Schritt, anstatt einmal kurz inne zu halten und zu sehen, was alles (alleine in diesem Jahr!) passiert ist. Wenn jemand, dem man nicht so nahe steht, fragt, wie es einem geht, erzählt man gerne einmal, was man zukünftig so vor hat, anstatt von genau Jetzt zu sprechen.

In den letzten Wochen und Monaten habe ich versucht, mir das Hier und Jetzt immer wieder bewusst zu machen. Wenn ich am Sonntagmorgen in der Novembersonne mit einer Zeitung im Café meines Vertrauens beim frühstücken saß. Wenn ich morgens in die Arbeit ging – und mich freute, auf den ersten Kaffee und erste Worte mit meinen Kollegen. Und wenn ich abends nach Hause kam – in meine ganz eigene Wohnung. Eigentlich ist alles verdammt gut, dachte ich dann.

Das Schlimme ist ja: Irgendwann findet diese Ernüchterung des Erwachsenwerdens statt. In der wir so vieles, obwohl es noch relativ neu ist, schon für selbstverständlich hinnehmen. In der wir gar nicht mehr sehen, was die letzten Jahre passiert ist, was für Schritte wir schon getan haben. In der manchmal alles gar nicht schnell genug gehen kann – vom nächsten Karrieresprung bis zum nächsten Beziehungssprung. Irgendwann vergessen wir, wie toll und groß und aufregend wir uns das alles vorgestellt haben – und das ist es auch, wenn wir genau hinsehen.

Wir müssen uns nur ab und an mal wieder bewusst machen, wie frei wir jetzt sind. Wie toll und groß und aufregend das alles, was da passiert, eigentlich ist. Wir können nach Hause kommen, wann und wie auch immer wir möchten. Da ist (noch) niemand, der irgendetwas von uns möchte. Wir können gehen, wann wir möchten. Und wenn wir Lust haben, um zwei Uhr morgens zu kochen oder ein Bad nehmen, dann auch das. Wir können das erste selbstverdiente Geld zum Fenster rauswerfen. Ganz egal. Wir können alles umwerfen und noch mal ganz von neu anfangen – in einer anderen Stadt, mit einem anderen Studium oder einem anderem Job.

Es klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich bin mir sicher: Irgendwann werden wir uns an die Zeit zurückerinnern, als wir in unseren 20er-Einzimmerwohnungen saßen. Als wir Freunde zum Essen einluden und unser erstes richtiges Gehalt verdienten. Und vielleicht werden wir es auch ein bisschen vermissen. Das Wichtigste ist doch: Es ist alles da, zur richtigen Zeit. Und man muss weder Wehmut noch Eile haben.

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5 Antworten zu “Coffee Break: Das Hier und Jetzt ist schon ziemlich gut”

  1. Mal wieder ein sehr schöner Beitrag mit wahren Worten! Ich bemerke in letzter Zeit auch immer wieder, dass ich nur daran denke, was noch fehlt und was ich als nächstes erreichen oder machen möchte, anstatt erstmal zu begreifen und stolz zu sein, dass ich dieses Jahr z. B. meinen Bachlorfrei erfolgreich abgeschlossen habe. Danke für die kurze Erinnerung!

  2. Ja, wie oft ist der das Ziel der Weg und das dazwischen nur ein Zustand. Wie oft übersehen wir die wunderschönen Momente weil das Ziel zu groß ist und das erreichen oft nicht stattfindet und übersehen oft was hir und jetzt gerade möglich wäre! Leider zu oft!

  3. Wohl wahr und spricht mir momentan sehr aus dem Herzen bzw. ins Herz.
    Es ist schon seltsam, dass viele Menschen so in der Vergangenheit stecken und immer ‚hätte ich doch damals‘ denken – und andere in der Zukunft schon 5-10 Jahre vorausdenken. Gemeinsam ist beiden, dass man das Hier und Jetzt irgendwie vergisst – vor lauter ‚hätte‘ ‚wenn‘ und ’nächstes Jahr‘.
    Muss mich auch immer wieder ermahnen!

    Liebe Grüße <3

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