Filmtipp: Herzensbrecher

28. Oktober 2013 von in

Es gab mal eine Zeit, in der war ich sehr romantisch angehaucht. Ich war ein paar Jahre jünger, viel verträumter als heute und konnte mich tief in Büchern und Filmen verlieren. Momentan vermisse ich diese Zeit, ich habe das Gefühl, viel pragmatischer geworden zu sein. Statt herzaufsaugender Filme konsumiere ich Serien, statt geisteseinnehmender Literatur lese ich Textfetzen im Internet.

Doch dieser Herbst ist anders. Ich habe wieder angefangen, die elektronischen Geräte abzuschalten und in guten Büchern zu versinken. Und ich gebe bestimmten Filmen wieder die Chance, mein Herz zu erobern oder es zerfließen zu lassen. Damit ich einen Film tatsächlich durchschaue und nicht zu einer anderen Beschäftigung übergehe, muss er wirklich gut sein. Mich einnehmen.

In französische Filme habe ich mich schon früh verliebt. Da gab es natürlich Godard mit Anna Karina oder Brigitte Bardot. Aber auch die zeitgenössischen französischen Herzensstreifen mit Louis Garrel wie Die Träumer oder Chansons d’amour löstenin mir eine Flut der Romantik  aus, wie ich sie davor nicht kannte. Lange Zeit war diese wunderbare Filmform des französischen Charmes nun bei mir in Vergessenheit geraten, bis ich sie letzte Woche durch Zufall wieder herauskramte: mit dem Film Herzensbrecher.

Les amours imaginaires, so der Originaltitel, greift das grauenhafte und gleichzeitig unvergleichlich schöne Gefühl der unerwiderten Liebe auf. Marie und Francis, zwei gute Freunde, lernen auf einer Party den blonden Lockenschopf Nicolas kennen, und obwohl sie noch versuchen so zu tun, als fänden sie ihn affig, ist es sofort um sie geschehen. Beide verlieben sich in ihn und übergeben die Macht über sich selbst an Nicolas, der natürlich nichts Besseres im Kopf hat, als mit ihnen zu spielen. Sie beide zum gleichen Date auszuführen, mit beiden im selben Bett zu übernachten und beide auf sein Landhaus einzuladen. Er behält dabei die träumerische Leichtigkeit desjenigen, der über seine Anziehungskraft Bescheid weiß. Marie und Nicolas dagegen kämpfen mit ihrer Eifersucht, ihrer absurden Unterworfenheit und den Momenten der Nähe, die Nicolas beiden immer schenkt – sie schlafen mit anderen, reden sich ein, dass Nicolas ihnen egal sei oder geben sich ihren Gefühlen dann doch wieder hin.

Dass das Ganze mit Songs meiner absoluten Lieblingsband The Knife unterlegt ist, hat mich endgültig von diesem Film überzeugt. Er schafft es, das wahnwitzige Gefühl des Herzensbrechen einzufangen und doch eine Leichtigkeit zu behalten, die nur französischsprachige Filme in sich tragen. Besonders interessant finde ich, dass der Film aus dem französischsprachigen Kanada stammt – Regisseur und Schauspieler von Francis ist Xavier Dolan, der tatsächlich nur ein Jahr älter ist als ich. Und wie in jedem guten französischen Film der Gegenwart taucht außerdem auch Herzensbrecher Louis Garrel auf. Was will man mehr?

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7 Antworten zu “Filmtipp: Herzensbrecher”

  1. oh, louis garrel <3
    ich bestellte mir vor einiger zeit 'la belle personne' extra auf dvd- schade, schade, die einzigen untertitel sind auf niederländlisch.
    nun ist mein neuer plan, den film einfach so oft auf französisch anzusehen, bis ich die sprache perfektioniert habe. mit dem schönen louis in seiner (meiner meinung nach) besten rolle sollte as kein problem sein. c'est l'amour!

  2. ein kleiner Fehler: „Marie und Nicolas dagegen kämpfen mit ihrer Eifersucht[…]“, du meinst wahrscheinlich Francis?!
    Aber ja, der Film ist großartig!
    Die anderen Filme von Dolan aber ebenso sehenswert und an weiteren Projekten arbeitet er gerade, auf die man sich wohl ebenso freuen kann.

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