Ich habe den Film Tatsächlich…Liebe ein letztes Mal gesehen – um ihn euch zu verderben

20. Dezember 2023 von in

Dieser Artikel ist das erste Mal im Dezember 2021 erschienen. 

Für viele Menschen ist er der Inbegriff der Weihnachtszeit: der Film Tatsächlich… Liebe. Ein Liebesfilm, der Hoffnung machen soll. Erzählt werden unterschiedliche Geschichten der Liebe, die an Weihnachten entstehen oder zu Ende gehen. Bestückt mit herzerwärmenden Szenen, wie beispielsweise einem Hugh Grant als Premierminister Englands, der zu dem Lied „Jump“ tanzt, einem gescheiterten Krimi-Autoren, der im Dezember in den See springt, um sein Manuskript zu retten, oder der legendären Szene eines heimlich Verliebten, der sich als Sternensänger ausgibt und stumm seine Liebe zum Ausdruck bringt. Tatsächlich…Liebe ist ein Filmklassiker geworden. Dabei ist er der schlechteste Film aller Zeiten.

Denn zwar gehörte der Film auch früher zu meinen liebsten Weihnachtsfilmen, aber ich musste erkennen, dass sich der scheinbar charmante Film nicht um Liebe dreht, die überall sein soll. Er dreht sich um weiße hetero Männer, die exakt das bekommen, was sie wollen. Und Frauen, die leer ausgehen. Aber um die Frauen geht es streng genommen sowieso nicht. Tatsächlich… Liebe ist der Inbegriff der Male Gaze, also dem männlichen Blick auf Frauen. Kein Wunder, schließlich ist er ausschließlich von Männern produziert worden. Von Männern, die sich ganz offensichtlich gar keine Mühe gegeben haben, einen weiblichen Blickwinkel einzubringen. Stattdessen strotzt dieser Weihnachtsfilm von heteronormativem Sexismus, dass einem nur Übel wird. Im Grunde laufen hier ausschließlich Parallel-Geschichten, in denen Männern die Frauen versuchen, herumzukriegen. Und damit ziemlich erfolgreich sind. Viel zu erfolgreich. Absurd erfolgreich.

Aber fangen wir von vorne an. Es scheitert kein einziger Mann in der Geschichte von Tatsächlich…Liebe.

Jetzt mögen manche „Halt“ schreien. Harry, der Chef irgendeines Unternehmens, gespielt von Alan Rickman, trennt sich von seiner Frau Karen. Karen, Poor Karen. Diese ist die einzige Frau, die abgesehen von der Liebesgeschichte ein Leben, ein Charakter und Humor zu haben scheint. Deshalb ist es natürlich keine Überraschung, dass genau diese Karen von ihrem Mann Harry betrogen wird. Denn Harry verknallt sich in seine junge Sekretärin Mia (was auch sonst), die seine Tochter seine könnte. Aber Harry kann natürlich nichts dafür, denn Mia verführt ihn so lasziv, dass er sozusagen gar keine andere Wahl hat, als nachzugeben! Der Traum eines jeden durchschnittlichen, unzufriedenen Ehemanns geht in dieser Geschichte in Erfüllung. 

Ja, es gibt noch einen Mann, der scheinbar eine Frau verliert. Nämlich der liebende Stiefvater Daniel, dessen Ehefrau zu Anfang des Filmes an Krebs stirbt und deren Beerdigung uns alle zu Tränen rührt. Doch dieser findet im Laufe des Filmes zum Leben zurück – und zu Claudia Schiffer. Genau, Claudia Schiffer. Denn von ihr schwärmt er die ganzen zwei Stunden über – und lernt sie selbstverständlich am Ende des Filmes auch noch kennen. Könnte schlimmer sein, oder?

…Okay. Es gibt NOCH einen Mann, der scheinbar eine Frau verliert. Nämlich Jamie, der am Anfang des Filmes von seiner Freundin betrogen wurde. Mit seinem Bruder! Sein absoluter Albtraum geht in Erfüllung. Doch kurze Zeit später verliebt er sich in seine portugiesische Haushälterin. Ja, natürlich ist sie Haushälterin. Sie kann sich einreihen zu Mia, die Sekretärin. Die zwei, also Jamie und seine Haushälterin, sprechen zwar nicht dieselbe Sprache, aber das hält sie nicht davon ab, trotzdem zu heiraten. Er macht ihr einen Antrag, obwohl sie nie miteinander gesprochen haben. Sie sagt ja. Puh, na so ein Glück aber auch!

Weiter geht’s mit dem charmanten Hugh Grant, der der Premierminister Englands sein soll. Er verliebt sich in seine Haushälterin Natalie. Natürlich ist Natalie ebenso die Haushälterin! Was denn auch sonst. Ja, in diesem Film verlieben sich gleich zwei Männer in ihre Haushälterinnen! Sie ist außerdem wieder mal mindestens fünfzehn Jahre jünger als er, aber okay. Was soll man dazu noch sagen, außer:

Nicht zu vergessen der Widerling Colin, der die britischen, verklemmten Frauen satt hat und mit einem Rucksack voller Kondome nach „Amerika“ reist. Amerika, das ist in diesem Film eine kleine Kneipe irgendwo im Nirgendwo, in der ausschließlich leicht bekleidete, sehr gut aussehende Frauen abhängen, die Lust auf Sex mit einem Briten haben, der nicht ansatzweise in ihrer Liga spielt. Er erfüllt dort nicht nur seinen Porno-Traum (und repräsentativ die jedes anderen Klischee-Cis-Mannes), einen Vierer mit SCHWESTERN zu haben, er bringt am Ende sogar noch eine der Frauen als Geschenk (?) für seinen besten Kumpel mit. Die Story ist so verwirrend. Herzlichen Glückwunsch, und frohe Weihnachten!

Fassen wir mal kurz die Berufungen der dargestellten Frauen in Tatsächlich…Liebe zusammen.

Also. Mia ist Sekretärin. Die portugiesische Haushälterin Aurélia ist, ja, Haushälterin. Natalie ist ebenso Haushälterin. Karen ist Mutter und Hausfrau. Die Amerikanerinnen sind einfach nur überaus sexy, vielleicht sind sie auch Prostituierte. Judy ist Licht-Statistin für Pornofilme. Die schöne Juliet, gespielt von Keira Knightley, ist vermutlich arbeitslos. Nur mal kurz als Kontrast: Unter den Männern verstecken sich Berufungen wie: Internationaler Superstar, Autor, Chef einer Firma, ja und sogar Premierminister. Uff. Keira Knightley ist auch völlig baff:

Streng genommen verlieren in Tatsächlich Liebe genau drei Personen. Unter diesen drei Personen befinden sich die einzigen zwei Frauen im Film, die ihr Leben halbwegs im Griff und einen Job haben – und ein Stalker:

1. Karen

Karen, die Frau von Harry, die sich rührend um deren zwei Kinder kümmert und die einzige Frau in diesem Film mit ein bisschen Humor, wird von Harry und dessen Sekretärin betrogen und verlässt anschließend ihren Mann Harry. Karen, wir stehen hinter dir.

2. Sarah

Sarah, die Mitarbeiterin von Harry. Die einzige Frau mit einem gut verdienenden Job – und die einzige Frau, die in Tatsächlich…Liebe um einen Mann kämpft. Und natürlich den Mann als einzige nicht bekommt. Der lässt sie nämlich stehen, weil sie sich um ihren kranken, Bruder mit Behinderung kümmert, und deshalb ab und zu abgelenkt ist. Das ist ihrer großen Liebe Karl leider zu anstrengend, der sie ja sonst eigentlich schon ganz süß fand.

3. Mark, der Stalker

Die hinterlistige Figur Mark, oder wie ich ihn nenne: der Stalker. Dieser Mann verliebt sich in die frisch verheiratete Frau seines besten Freundes. Statt spätestens auf der Hochzeit von Juliet und seinem besten Freund zu akzeptieren, dass die Frau seiner Träume sich für einen anderen (SEINEN BESTEN FREUND) entschieden hat, filmt er Juliet die ganze Hochzeit über in Nahaufnahme. Am Ende macht er Juliet am Weihnachtsabend eine Liebeserklärung, während sein bester Freund unwissend nebenan sitzt. Daraufhin küsst Juliet ihn sogar. What the fuck? Eine Ohrfeige hätte er verdient. Das ist nicht süß, ehrlich nicht. Get your Shit together, Mark – and move on.

Wie ich bereits gesagt habe, sind die meisten Liebeskomöden sexistisch und voller Klischees und ich habe mich größtenteils damit abgefunden (was übrigens eigentlich schlimm genug ist) – doch von Tatsächlich…Liebe fühle ich mich verraten. Der Film ist wie der Wolf im Schafspelz. Er tut so, als sei er anders. Er tut so, als sei er besser als die Standard-Liebesgeschichten zu Weihnachten. Doch stattdessen ist der Film schlimmer als alle anderen Filme zusammen. Ich sage euch, da schaue ich lieber The Princess Switch an. Der Film ist wenigstens so absurd und offensichtlich schlecht, dass man sich gar nicht mehr darüber aufregen muss.

Ich weiß, es ist hart. Doch ich hoffe, ich habe euch nun auch offiziell den Film Tatsächlich…Liebe für immer verdorben – und zu einem neuen liebsten Weihnachtsfilm in diesem Jahr inspiriert: The Grinch.

 

 

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33 Antworten zu “Ich habe den Film Tatsächlich…Liebe ein letztes Mal gesehen – um ihn euch zu verderben”

  1. Oh Man(n), oder doch lieber Oh, Frau..
    Ich habe euren Blog tatsächlich sehr, sehr gerne und nahezu täglich gelesen,
    aber langsam geht die Vielfalt meiner Meinung nach verloren.
    Antonia spricht nur über Sport, Milena über ihren Umzug und du griesgramst tatsächlich unfassbar oft, vor allem das Thema Feminismus, oder im Gegenzug Sexismus, betreffend.
    Es wirkt mittlerweile so super angestrengt und anstrengend über so viele Themen negativ zu schreiben und zu denken.
    Wäre es nicht einfach besser gewesen statt eines Rants einfach Filmtipps zu geben, die nicht im Ameliesexismusradar fliegen?
    Für mich bedeutet Feminismus eben auch, dass ich aktiv entscheide, dass ich auch mal so nen Film gucken kann, ohne mich in meiner Emanzipation und meiner Rolle als starke Persönlichkeit angegriffen fühle. Und Feminismus bedeutet für mich auch, dass ich meine Wertigkeit nicht an irgendwelchen Hollywoodfilmen messe.
    Filme sind häufig sexistisch, Weihnachten kommerziell, das Wetter ist kalt, Feminismus ist super, stimmt alles, aber um es mit deinen Worten zu sagen: Get over it.

  2. Tatsächlich muss ich Amelie zustimmen – es gibt in dem Film viele Szenen, die auch mir quer sitzen. Aber ich mag ihn trotzdem und zwar wegen der Harry-Karen-und-Mia-Geschichte. In der Szene mit dem Weihnachtsgeschenk kann man in Emma Thompsons Spiel alles über Hoffnung, Enttäuschung und Weitermachen lernen. Ich bin ja eher Weihnachtshasser. ;-)

  3. Absolut grandios ist ja auch, als wie süß es dargestellt wird, dass Hugh Grant sich in Natalie verliebt, OBWOHL SIE MEHR AUF DEN HÜFTEN HAT!
    Awww, so cute von ihm. Die Glückliche!

    Ich möchte meine Augen in meinen Kopf rollen.

  4. Und trotzdem liebe ich den Film, obwohl ich mir den Klischees und dem Sexismus bewusst bin.
    Aber zu sagen, dass man sein Leben nur im Griff hat, wenn man arbeitet finde ich nicht so toll. Auch emanzipierte Frauen können sich dazu entschließen daheim zu bleiben um sich um die Kinder zu kümmern?
    Und die Aufregung über die Szene mit dem Schilder hochhalten kann ich auch nicht ganz verstehen. Ich wünsche mir sowas nicht, aber Liebe ist eben vielseitig und ein Außenstehender macht nunmal nicht die Regeln. Zudem finde ich nicht, dass das was mit Sexismus zu tun hat. Wäre sie an seiner Stelle, wäre es doch genauso ’schlimm‘?
    Trotzdem kann ich die meisten deiner Punkte nachvollziehen. Die Charaktere sind überaltert und nicht mehr aktuell. Gerade die letzten paar Jahre sind die Begriffe und teils auch die Bedeutungen von Feminismus und Emanzipation immer kommerzieller geworden, deswegen wäre es an der Zeit für einen schönen, weihnachtlichen Hollywoodfilm mit Charakteren, die universell und trotzdem vielschichtig sind ohne sich den sexistischen Klischees zu bedienen. Denn ich hätte gerne eine neue und aktuelle Version von Tatsächlich Liebe ?
    Als Gegenfrage: Filme die über 20, 30 Jahre alt oder noch älter sind schaust du bestimmt auch an, obwohl sie sexistisch und einfältig in der Charakterbeschreibung sind oder?

    • Zu deiner Gegenfrage – das ist auch nicht der Punkt der Debatte? Love Actually ist nun mal einer DER Klassiker (neben zB. Kleinen Lord) der typischerweise zu Weihnachten raus geholt wird/in TV gesendet. Da er so bekannt ist und als (ultimativer?) Liebesfilm verkauft wird, bietet es sich an diesen sehr bekannten Film mal kritisch zu würdigen und auf eine Meta Ebene zu bringen und ihn dort zu untersuchen. Amelie hat von ihrem experience erzählt wie sie von einem Film den sie vorher unkritisch konsumiert hat ihren Blick gewandelt hat (das hat jetzt aber bitte nix mit negativ sein zu tun).
      Zu der Schilder hoch halt szene empfehle ich diesen artikel
      https://www.bustle.com/articles/129778-why-did-juliet-kiss-mark-in-love-actually-shes-newly-married-to-peter-after-all

      • Ich stimme in dem was du sagst völlig zu, trotzdem denke ich, dass ich auch jetzt noch den Film lieben kann, denn letztendlich geht es für mich um das Gefühl, dass er vermittelt- Weihnachten. (Ist für mich persönlich aber jetzt nicht der ultimative Weihnachtsfilm.)
        Ich hab den Artikel gelesen, aber er hat für mich jetzt trotzdem nicht viel verändert? Trotzdem wäre es für mich andersrum nicht anders? Oder denkst du, wie offensichtlich die Verfasserin des Artikels, dass nur eine Frau sich zu einem Kuss hinreißen lassen würde?
        Ich bin gern bereit von deiner Ansicht aufgeklärt zu werden :)

  5. Love actually, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ich wurde emanzipiert erzogen und bin eine selbstbewusste Frau. Ich bin mir bewusst, dass in unserer westlich-europäischen Gesellschaft einiges noch schief läuft, aber ich bin es auch leid, dass sich Frauen stetig in die Opferrollen treiben lassen.
    Mir gefällt der Film, egal ob sexistisch, frauenverachtend, … So what? Muss man heute alles auf seinen feministischen Inhalt prüfen? Jetzt werde ich ja schon von anderen Frauen kritisiert, wenn ich einen banalen Film schaue… Ich habe meine ganze Kindheit/Jugend über anscheinend frauenverachtende Filme geschaut und bin dennoch emanzipiert und werde absolut nicht von Männern ausgenutzt!

    • Stimme dir voll zu, Manu! Ich bin mir der Probleme rund um das Thema Sexismus & Femminismus durchaus bewusst. Manchmal möchte ich dennoch einfach unterhalten werden. Und das schafft dieser Film durchaus.

  6. Ich fand den Film schon immer furchtbar. Seicht, nichtssagend, überflüssig, vorhersehbar, unlustig.
    Der Sexismus ist mir dabei gar nicht mal aufgefallen. Wir sind wahrscheinlich eh so sehr dran gewöhnt, dass es Standard ist. Schlimm eigentlich.

  7. Ich kann die Einschätzung nicht teilen. Ich finde den Film nach wie vor witzig und an vielen Stellen ironisch, überraschend und teilweise nah am Leben. Den unglücklich Verliebten als Stalker abzukanzeln, kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich glaube, ich habe einen komplett anderen Film gesehen. Ehefrauen werden nunmal betrogen und sind geschockt und fassungslos, wenn sie es herausfinden. Emma Thompson spielt das großartig. Es führt nicht jede Verliebtheit zu einer glücklichen Beziehung (Laura Linney) und auch die anderen Beziehungen bedienen nicht jedes Boy meets Girls Klischee aus den üblichen Komödien. Ich finde den Film gerade toll, weil er eine gelungene Mischung zwischen traurigen, glücklichen und ganz offensichtlich ironischen Nonsense-Geschichten (die Pornodarsteller) bietet. Man muss im Zuge der meetoo Debatte auch nicht überall Sexismus wittern.

  8. Amelie, du hast Recht.
    Und genervt-sein-von-Feminismus ist so ziemlich das Ziel von Feminismus. Wenn er keinen mehr stört, hat er auch keine Agenda, keinen Einfluss, keinen Sinn mehr.
    Es macht keinen Spaß Sexismus zu erkennen. Soll es aber auch nicht.

    (Und das hält auch mich nicht davon ab es charmant zu finden, wie Hugh Grant durch die Gegend tanzt.)

  9. Vielleicht könnte man in dem Film einige Szenen als sexistisch deuten. Zum Beispiel wie die Amerikanerinnen (als Sexobjekt ) dargestellt werden, wobei man hier sicherlich eher versucht humorvoll mit Klischees zu spielen. Diese übertriebene Darstellung könnte außerdem auch schon als Kritik an solchen Frauenbildern verstehen . Und alleine wie naiv und unrealistisch der junge Brite Colin mit seinen Vorstellungen von amerikanischen Frauen dargestellt wird – ich glaube hier macht sich der Film eher über ihn lustig…
    Ich kann deinen Ansatz aber auch irgendwie verstehen – vegleicht man welche männlichen und welche weiblichen Protagonisten ein Happy End bekommen, mögen die Männer vielleicht leicht vorne liegen. Aber das so auszulegen, als wolle man vermitteln, dass Männer in dem Film alles bekommen, was sie wollen, scheint mir persönlich etwas übertrieben. Ich denke es geht eher darum zu zeigen, dass man in der Liebe gewinnen und verlieren kann, und auch, dass es unterschiedliche Arten von Liebe und Beziehungen gibt. Und auch, dass nicht alle ein Leben lang halten, aber das dies ok ist.
    Ich sehe auch nicht, dass ALLE Männer bekommen was sie wollen. Wie du schon selber schreibst: Mark bekommt nicht was er will – nämlich die Frau seines besten Freundes.
    Außerdem sagst du Harry hätte mit seiner Sekretärin Mia kurzfristig bekommen was er wollte. Folgt man dieser Argumentation, dann muss man sich auch eingestehen, dass das Gleiche für die Freundin von Schriftsteller Jamie gilt, die ihn mit seinem Bruder betrogen hat. In dem Fall hat sie, die Frau, sich das kurzfristig genommen was sie will, und auch bekommen: den Bruder von Jamie. Hier hat also erst einmal er verloren, auch wenn er später mit seiner Portugiesin deiner Beschreibung nach wieder „gewinnt“. So ist das Leben: mal gewinnt man, mal verliert man… Ob Mann oder Frau.
    Ich finde deine Auslegung dennoch interessant und finde es generell wichtig im Hinblick auf Sexismus Filme und Rollenbilder auch mal zu hinterfragen. Aber in dem Fall scheint mir deine Argumentation eher Auslegungssache als objektiv. Man könnte es so auslegen wie du, aber eben auch ganz anders!

    • Liebe Kat, gute Argumentation und du magst in manchen Punkten recht haben – zum Beispiel darin, dass es in dem Film darum gehen soll, dass man mal in der Liebe gewinnt und mal verliert. Die Männer liegen nur leider nicht „leicht“ vorne wie du sagst, sondern nahezu zu 100%. Wenn man eben mit den Jobs anfängt. Die Männer sind fast alle erfolgreich, die Frauen zu 100% nicht. Auch dass Jamie von seiner Freundin betrogen wird stimmt, allerdings wird diese Freundin im Film ca. 10 Sekunden gezeigt. Wenn es eine Geschichte um Jamies Freundin gewesen wäre oder sie eine ernstzunehmende Rolle bekommen hätte, würde ich auch diese Argumentation verstehen. Sie wird aber so beiläufig erwähnt, dass ihr „Gewinn“ bzw. Betrug kein Gewicht hat. Und wie wir beide erkannt haben: Mark verliert. Aber trotzdem verhält sich Mark in jeder Hinsicht unmoralisch – Liebe hin oder her. Wie gesagt, ich möchte nur mal, dass man die Situation umdreht. Die Liebeserklärung an Heiligabend ist sooo daneben und gerade diese Szene wird von so vielen Menschen als „romantisch“ gefeiert. Das finde ich grausam.

      Ich glaube, man kann sagen, dass die eigentliche Idee oder Aussage des Filmes womöglich eine andere gewesen sein soll. Aber in meinen Augen haben die Macher des Weihnachtsklassikers zumindest aus heutiger Sicht versagt.

  10. Erstmal, nett von euch. Dann möchte ich nich sagen, den Film liebe ich immer noch und wo ist das Problem zwischen dem Alter von 15 Jahren? Disney ist nicht besser mit seinen Liebesgeschichten.

  11. Ouch. Beim Lesen hat es in meinem Kopf richtig geklirrt. Die Glasscheibe der weihnachtlich romantischen Verblendung ist zersprungen. Mal sehen, ob ich „Tatsächlich Liebe“ tatsächlich nochmals ansehen kann… Danke für diesen schmerzhaften (Gedankenan-)Stoß!

  12. Hi,
    Ich habe den Film als KRITIK (auf britische Weise) an den gezeigten Verhältnissen verstanden. Z B wie offensichtlich sich die Sekretärin an den doch intelligenten Chef heranmacht, und er dennoch mitmacht – das tut ja schon weh!
    Wer wird sympathisch und charaktervoll dargestellt? Z B die betrogene Frau. Ihr Mann dagegen als schwach, im Endeffekt blöd und verabscheuungswürdig. Man schämt sich für ihn.
    Der Premierminister, der sich hinter der Schulbühne mit der obersten Haushälterin des Landes erwischen lässt – darüber soll man meiner Meinung nach lachen, nicht, es bewundern. Auch darüber, dass der Vater Carol trifft. Oder die Mädels aus den USA – das ist so offensichtlich Klischee, es ist unmöglich ernst gemeint, denke ich.
    Wie oberflächlich mit Liebe oft umgegangen wird, zeigen auch die Verlobung in Portugal oder der nicht belastbare Arbeitskollege. Auch die gezeigte Passivität der Frauenrollen kritisiert diese.
    Dass der Stalker keine Ohrfeige bekommt, hat mich allerdings auch überrascht.
    Liebe kommt in vielen Formen vor und sollte ernster genommen werden, als es oft der Fall ist – das wäre für mich eine ernsthafte Aussage des Films.

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