Kolumne: Frau so, Mann so

9. Juni 2016 von in

Illustration: Sabrina Arnault

Frauen sind schön. Das sage ich so allgemein, da ich zweifellos eine Faszination für Frauen habe – auch deren Körper. Da geht es schon los mit Brüsten. Sie sind weich, warm und schön. Nackte Frauen sind schön. Eine schlanke Frau oberkörperfrei am Pool liegend; eine Zigarette rauchend – das ist eine Szenerie, die ich sicherlich nicht erfunden habe. Mit der Meinung, dass Frauen schöne Körper haben, stehe ich nämlich nicht alleine da. Da stimmt mir die Filmindustrie seit gut einem Jahrhundert zu. Frauen werden in nahezu jedem Blockbuster hypersexualisiert, was zunächst mal kein Problem für mich ist. Wie gesagt sehe ich mir schöne Frauen und schöne Körper gerne an und fange auch nicht an zu heulen oder eine Essstörung zu entwickeln, nur weil Catwoman in einen Lack-Overall in Konfektionsgröße 34 passt und ich nicht. Ich freue mich für Catwoman, weil sie einen tollen Körper hat und in High Heels kämpfen kann. Oder auch beispielsweise Lara Croft, die zwar nicht in High Heels kämpft, aber neben ihrer umfangreichen Biografie, von der ich absolut keine Ahnung habe, wirklich große Brüste hat. Ich gratuliere Lara Croft zu ihren riesigen Brüsten, ohne dabei die Nummer des Schönheitschirurgen um die Ecke auswendig zu lernen.

Ich bin zufrieden und selbstbewusst und habe mir diese Einstellung nahezu spielerisch antrainiert. Trotz des Schönheitsideals aus Filmen, das uns Frauen unser Leben lang erklärt, wir seien zu dick, unser Kleiderschrank zu leer, unsere Nase zu groß, die Haare zu lockig (oder zu glatt), unser Teint zu makelhaft, unsere Wimpern zu kurz, unsere Nägel zu hässlich und unser Hintern zu flach. Ein paar Selbsthass-Phasen und wenige Radikaldiäten in der Pubertät führten dazu, dass ich mich Lieben gelernt habe. Hauptsächlich aus Faulheit – Schön sein im Sinne der Filmbranche ist nämlich ganz schön anstrengend (und teuer). Sich täglich schminken, Haare stylen und Nägel machen, zum Beispiel – und das sind nur die Basics! Fast jede Frau in meinem Umfeld fühlt sich komplett ungeschminkt unwohl und erklärt ihren täglichen Schminkprozess damit, dass er ihr einfach Spaß mache. Ich kenne keinen Mann, dem das Spaß macht. Ob Make-Up wohl etwas genetisches ist? Seit ich mich nicht mehr jeden Morgen schminke, brauche ich in der Früh 20 Minuten. Das macht Spaß.

Aber ich will mich nicht beschweren. Zwar müssen Frauen immer gut aussehen, aber wir müssen immerhin keine Karriere machen und mehr Geld verdienen als Männer. Wir müssen keinen beschützen und nicht beim 1. Date das scheißteure Abendessen zahlen. Wir müssen kein zeitaufwendiges Hobby haben und wir müssen nicht die Beste beim Bowling sein. Wir dürfen aber. Während wir zum Großteil unter Selbsthass und Optimierungszwang leiden, erleben viele Männer durch die Medien einen Leistungsdruck, den ich mir nur schwer vorstellen kann. Wie muss es sich als durchschnittlicher Schüler anfühlen, zu wissen, dass er mal mehr als seine angehende Frau verdienen und im besten Fall eine Familie durchbringen sollte? Von den Jungs ganz zu schweigen, die ums Verrecken diesen Ball im Schulsport nicht über die drei Meter Linie bekommen – oder gar von Mädchen im Fußball geschlagen werden. Und dann dürfen sie sich nicht beschweren, denn Männer jammern und heulen nicht. Männer sind stark. Dank Geschlechterstereotypen, die sich unser ganzes Leben ziehen, dank Erziehung, der Medien inklusive der Filme, wie Die Verurteilten, Inception, Matrix, Sieben, Die üblichen Verdächtigen, Django, Toy Story, American Beauty und Fluch der Karibik.

In diesem winzigen Auszug von Blockbustern werden beide Gendermodelle immer und immer wieder gleich bespielt. Natürlich gibt es Ausnahmen: Harry Potter lässt seine weiblichen Charaktere nicht ausschließlich perfekt, hübsch und jung aussehen – Professor McGonagall hätte völlig anderes besetzt werden können. In Hunger Games dürfen Männer von Frauen gerettet werden. Was womöglich daran liegt, dass die Autoren von Harry Potter und Hunger Games Frauen sind. Das bedeutet nicht, dass Männer einen schlechten oder falschen Job machen!

Man schreibt Geschichten, die man kennt – oder in die man sich zumindest hinein fühlen kann. Natürlich neigen männliche Drehbuchautoren dazu, den Fokus auf die männliche Sicht der Dinge zu legen und Frauen auf die weibliche Sicht. Diese Sicht wiederum wurde uns zu einem großen Teil antrainiert: ein Teufelskreis. Einen ausgeglicheneren Blick auf das jeweilige Geschlecht bekommen wir dann, wenn der Frauenanteil von 2% in der Filmbranche steigt.

Frauen müssen nicht stärker sein als Männer – aber sie dürfen. Männer müssen nicht perfekt aussehen – aber sie dürfen. Das ist eine Situation, die perfekt wäre, wenn sie auch umgekehrt funktionieren würde. Die Lösung hätte ich: Mehr Frauen in Entscheidungspositionen in der Medienbranche. Und da schließt er sich wieder, der Kreis. Der Teufelskreis.

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11 Antworten zu “Kolumne: Frau so, Mann so”

  1. Ich finde das ist einer der oberflächlichsten Artikel zu diesem Thema, den ich je auf einem Blog gelesen habe. Jede*r schaut von seinem Standpunkt aus, klar. Aber der Standpunkt der Autorin ist so unglaublich von ihrem eigenen, winzigen, privilegierten Blickwinkel aus geschrieben und ignoriert diese Ausschnitthaftigkeit gleichzeitig durch eine vermeintliche „individuelle Meinung“, dass mir das persönlich weh tut. Denn genau – „das wurde uns zu einem großen Teil antrainiert“. Ich weiß gar nicht wieviele Arten Privilegien sich hier zu einem heiteren Weltbild vereinigen. Weiß, nichtbehindert, sehr schlank, gebildet/Bildungsnähe, finanziell abgesichert, jung…
    Dass man sich solche Gedanken machen darf und kann ist klar. Das ist eben die Welt, in der die Autorin vornehmlich lebt, die übrigens nicht weit von meiner eigenen entfernt liegt. Aber das ist nicht die Welt für den riesengroßen Rest der Welt, und ich frage mich daher, ob man auf einer journalistisch ernst gemeinten Seite wie dieser solche Banalitäten wirklich veröffentlichen sollte oder ob man es beim Gespräch auf dem Balkon belassen sollte. Ihr schreibt das hier nicht für eure beste Freundin, ihr erreicht Tausende.
    Auch dies ist natürlich nur ein spontan verfasster kleiner Kommentar zu einem Thema, dass so viel komplexer ist.
    Ansonsten schaue ich mir die Beiträge dieser Seite gerne an, aber dieser Artikel ist wirklich enttäuschend.

    • Was genau ist denn dein Problem mit dem Beitrag? Dass in Filmen nicht nur die Stereotypen der Geschlechter verfestigt werden, sondern unser gesamter Blickwinkel auf die Menschheit bzw. das Leben? Falls ja: mag sein. Aber in diesem Artikel geht es nun mal explizit um die Prägung des Geschlechts und die Konsequenzen und Klischees, die sich dadurch durch unsere Leben ziehen. Natürlich ist dieser Artikel oberflächlich. Wer sich diesem Thema intensiver widmet, braucht sicherlich mehr als einen Artikel, um das Gesamte und Große und Ganze behandeln zu können.

  2. Was den Leistungsdruck bei Männern anbelangt hast du vollkommen Recht: Frauen bekommen immer mehr Chancen, dürfen aus ihrer „Hausfrau und Mutter“-Rolle (zum Glück!) rausschlüpfen und kämpfen für Entfaltungsfreiheit. Männer dagegen werden aufgefordert nicht mehr Machos zu sein, obwohl sie ja ihre gesamte Kindheit darauf gedrillt wurden. Toll: Sie sollen jetzt im Haushalt helfen. Aber leider wird in Filmen ein sorgender Vater, der auch mal ein Tränchen verdrückt, nie als Held gezeigt. Frauen konkurrieren jetzt mit Männern in „deren“ Bereich und sie können nichts dagegen tun, denn schlechter zu sein als eine Frau gilt als „Versagen“.

    Schöne Kolumne!
    xxx Ana | http://www.disasterdiary.de

  3. das ist leider schon eine gewaltig unterkomplexe Analyse (?) unserer Medienrealität, die mich sehr an den Ball des „durchschnittlichen Schülers“ erinnert, der es nicht über die drei-Meter-Linie schafft. Allein Filme sind schon mehr als Lehrstücke über irgendwelche Ideale und auch mehr als die Perspektiven einzelner Drehbuchautoren, über die hier spekuliert werden, als dürfe man problemlos mit solchen Spekulationen arbeiten. Die Identifizierung von Ästhetik mit einem Schönheitsbegriff, wie er hier gedacht ist, ist im Ansatz schon so falsch, dass jede Forderung nach einer Frauenquote kaum mehr ist als ein sozialpornografisches Geplärre. Diesem Text würde etwas Chirurgie nicht schaden – eine lebensgarantierende und eine ästhetische.

  4. Hmmm…ich liebe ja Deine Artikel und Deine Art zu schreiben sowieso…
    Ich kann mich auch nicht meinen kritischen Vorrednerinnen anschließen, denn ich denke, es handelt sich hier um eine Kolumne, die eben eine Darstellung temporärer Überlegungen ist und nicht allzu kritisch betrachtet werden sollte.
    Dennoch auch hier ein paar Gedanken:
    Was mir aufgefallen ist, ist dass Männer sehr Wohl unter einem hohen Leistungsdruck leiden, aber leider haben sie es auch einfach leichter in gut bezahlte Führungspositionen zu kommen und das mit der gleichen Ausbildung! Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen und ich denke: ja, daran können vor allem auch mehr Frauen in Führungspositionen etwas ändern, die andere Frauen in Führungspositionen einstellen!
    Aber ist es nicht auch genau diese Haltung, die Du in Deiner Kolumne beschreibst, die Frauen dazu bringt erst garnicht in Führungspositionen zu wollen?
    Sich nicht dem harten Wind der Karriere stellen zu wollen, denn das macht ja der Mann? Der sowieso besser verdient, deswegen mach ich es mir als Frau auf dem Sofa gemütlich (nicht dass Du das tätest, denke ich)…auch Frauen müssen sich heutzutage dem Druck stellen, eine Familie notfalls auch alleine ernähren zu müssen, sonst wird das nix mit der Gleichberechtigung! Und damit musst jeder bei sich selbst anfangen, drücken und auf die „anderen Frauen in Führungspositionen“ verweisen gilt nicht!

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