Kolumne: Wenn Feminismus Mainstream wird

30. März 2017 von in ,

Es gab eine Zeit, da war der Satz „Du bist ja wie Alice Schwarzer“ eine Frechheit. Niemand wollte Alice Schwarzer sein. Diese unangenehme Person, die in Talkshows ständig alle Schuld den Männer zuschob, die immer selben Klamotten und Frisur trug und sich für eine gleichberechtigte Welt einsetzte, deren Missstände die meisten nicht wirklich auf dem Schirm hatten. Die einzige Meinung, die die meisten hatten: Alice Schwarzer und Feminismus nerven.

Lange hat es gedauert, bis der breiten Masse bewusst wurde: So sehr man Alice Schwarzer kritisch betrachten kann und muss, so sehr hat sie die Rolle der Frau und ihre Rechte – gerade in Deutschland – geprägt und vorangebracht. Gleichzeitig wissen wir heute: Feminismus kann auch anders aussehen, wenn er es nicht vielleicht sogar muss. Er ist keineswegs – wie jahrelang propagiert und negativ ausgelegt – Männerhass, sondern fordert die Gleichstellung aller Menschen. Mann und Frau können Feminist*in sein. Junge Frauen (und Männer) setzen sich heute mehr denn je für Gleichberechtigung und die Gleichstellung von Mann und Frau ein, machen auf Missstände aufmerksam und werden gehört. Es ist noch viel zu tun, doch es bewegt sich etwas – gerade in den letzten Jahren.

Nicht zuletzt weil Blogger, Journalisten und Social Media das Thema immer wieder aufgreifen. Feminismus ist plötzlich nicht mehr angestaubt, irgendwie uncool und anstrengend. Im Gegenteil: Feminismus ist jetzt cool. Und das hat die Mode auch entdeckt.

Bereits vor zwei Jahren haute Acne seinen feministischen Sweater raus. Der Aufschrei: minimal. Obwohl Mode doch so selten politisch ist. Auch der Supermodel Protest Walk bei Chanel sorgte für Jubel im Jahr 2014. Dann wechselte Maria Grazia Chiuri an die Spitze von Dior – als Frau! – und schickte die Models mit feministischen Aussagen über die Laufstege dieser Welt. Zuletzt haben unsere lieben Janes eine wunderbar feministisch angehauchte Kollektion mit Kauf dich glücklich rausgebracht – und mittlerweile haben auch die Highstreet-Ketten dieser Welt wie beispielsweise das Bloggerparadies Na-Kd den Feminismus entdeckt: Eine ganze Kollektion zum Thema „Future equals female“ gibt es seit dieser Woche.

Der Feminismus ist im Mainstream angekommen. Plötzlich sind wir alle Feministen, oder etwa nicht?

Denn kaum löst sich der Feminismus von der Elite werden kritische Stimmen laut. „Wer so ein T-Shirt trage, wisse doch gar nicht, was das heiße?“ „Nur wer Feminismus aktiv betreibt, sollte so ein T-Shirt tragen.“ Und überhaupt: „Wenn feministische Botschaften auf T-Shirts, dann doch bitte in allen Größen!“

Zu Letzterem gab es eine große (und spannende) Diskussion unter Schwester Ewalds – aka Autorin Giulia Becker – Instagram-Post:

„Selbstbewusst, frech und eigensinnig sind nicht nur wir Frauen, sondern auch unsere Körper. Daher vergesst Mainstream und Filter – feiert eure Individualität. Ob groß oder klein, das Tshirt in unserem eigenes designten All-Over-Pringt will sagen: Embrace your Beauty. Leider darf ich meine Beauty aber anscheinend nur embracen, wenn meine Konfektionsgröße zwischen XS und L liegt. (…) Geil, dass ihr mit Feminismus Geld verdient. Und geil,dass euer Feminismus leider nur normschöne Frauen einschließt.“ Giulia Becker auf Instagram

Die Frage: Ist es also feministisch eine Kollektion zum Thema Feminismus rauszubringen, wenn es nur die Größen XS bis L gibt?

Haha! Bei @kaufdichgluecklich gibt es jetzt eine ‚feministische‘ Kollektion. Ich zitiere: ‚Selbstbewusst, frech und eigensinnig sind nicht nur wir Frauen, sondern auch unsere Körper. Daher vergesst Mainstream und Filter – feiert eure Individualität. Ob groß oder klein – das T-Shirt in unserem eigens designten All-Over-Print will sagen „Embrace your Beauty“.‘ LEIDER darf ich meine Beauty aber anscheinend nur embracen, wenn meine Konfektionsgröße zwischen XS und L liegt. (LOLNOPE, L hatte ich vielleicht mal kurz nachdem ich aus dem Geburtskanal geschossen kam.) Geil, dass ihr mit Feminismus Geld verdient. Und geil, dass euer Feminismus leider nur normschöne Frauen einschließt. Bitte immer schön freche Sprüche auf Tshirts drucken, dass alle Frauen toll sind und wir zusammenhalten müssen. Ich lese das immer so gern an meinen schlanken Freunden. ?#capitalismfuckyeah

Ein Beitrag geteilt von Giulia Becker (@schwesterewald) am

Tatsächlich sage ich ja. Ein Mainstream-Retailer wie Kauf dich glücklich muss und kann nur marktwirtschaftlich denken. Das ist ärgerlich und ungerecht, aber gleichzeitig eben auch realistisch. Das Bedienen aller Körpergrößen sollte Ziel sein, kann aber nicht von jedem geleistet werden. Ausschließen will vermutlich keiner – schon gar nicht Kauf dich glücklich (wie sie unter dem Instagrampost schreiben). Aber: Wir leben leider in einer kapitalistischen Welt, in der Wirtschaftlichkeit ein großer Faktor ist. Ja, das ist zum Kotzen. Und die Stimmen, wie von Giulia Becker, sind auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft, ebenfalls sehr wichtig. Eine XL sollte mindestens möglich sein. Die ganze Botschaft, das Konzept, trotzdem „total banane“ zu finden? Schwierig!

Genauso wie die Frage, ob es denn wirklich erstrebenswert sei, das plötzlich jeder mit einem „The Future is female“ Shirt durch die Gegend wackle? Dass Grlpwr-Socken zum neuen Lieblingsaccessoire werden und Feminismus-Drucke bei H&M und Co. ankommen?

Ja, warum eigentlich nicht? Sicherlich: Nicht jeder, der ein solches T-Shirt trägt, lebt Feminismus wie er im Buche steht. Aber ist es nicht wunderbar, wenn Feminismus plötzlich wieder en vogue wird? Wenn Feminismus zum Thema wird. Wenn selbst Männer plötzlich Grlpwr-Socken tragen? Wenn die Botschaft zu Gesprächen anregt, man sich (im besten Falle) weitere Gedanken macht und Feminismus plötzlich bei Männern und Frauen ins Gedächtnis rückt – losgelöst von alten Staubwolken?

Das ist das große Problem des Feminismus: Es gibt so viele Abstufungen davon, dass jeder den anderen misstrauisch beäugt. Dabei sind auch kleine Schritte der richtige Weg. Ein Bewusstsein haben für die Problematik. Immer wieder bewusst machen, was Sprache, Taten und auch T-Shirts auslösen und wie wir uns hier positionieren und darüber diskutieren.

Ein „The Future is female“ Tshirt ist mir allemal lieber als ein „My boyfriend told me to wear this“ Shirt. Und ihr so?

 

Sharing is caring

26 Antworten zu “Kolumne: Wenn Feminismus Mainstream wird”

  1. traurig ist es doch besonders dann, wenn die t-shirts mit feministischen aufdrucken von frauen hergestellt werden, die gerade mal ein paar cent für ihre arbeit bekommen.
    wenn Feminismus bei hundm und co ankommen soll, dann bitte auch richtig!

    • Liebe Anne,
      Das ist sowieso nochmal ein ganz anderes Thema. Da gebe ich dir recht. Aber auch hier schlägt der Kapitalismus um sich – den es über (Nicht-)Konsum und Reflektion zu bekämpfen gilt.

        • Liebe Anna,
          Danke für den Link :) den Artikel habe ich auch gelesen – finde ich super spannend!
          Ich sehe schon, das Thema ist so groß und breit – und vor allem wichtig, dass es eigentlich kaum in eine Kolumne passt.
          <3

          • Gut, dass du merkst, dass das Thema groß ist… Schade dass du da die Kolumne schon geschrieben hattest… Sorry, aber die Entschuldigung „wir leben halt im Kapitalismus“ ist echt schwach. Deswegen ist es ok, dass Frauen ausgebeutet werden, andere sich nicht repräsentiert fühlen (die über L-Frauen) und die Umwelt vor die Hunde geht (wegen Einsatz von Chemikalien in der Klamottenproduktion)? Also echt. Meiner Meinung nach gehen Feminismus und Antikapitalismus Hand in Hand. Gegen Feminismus-T-Shirts hab ich nichts, aber wie wärs wenn sie öko und fair trade wären und vielleicht sogar noch was von dem Erlös für feministische Organisationen gespendet würde? Dann wäre die Aufschrift auf dem Shirt auch mit Inhalt gefüllt!

          • Liebe Vera,
            ich weiß nicht, wo du rausliest, dass Ausbeutung in Ordnung ist oder die Nachhaltigkeit egal ist.
            Sicherlich: Feminismus und Antikapitalismus sollten im Idealfall Hand in Hand gehen – das wäre die perfekte Lösung. Nur wie es immer so ist: Das eine geht selten Hand in Hand, sondern eben in Mini-Schritten. Ich bin absolut gegen Ausbeutung und versuche Nachhaltigkeit zu leben, gleichzeitig ist es eben nicht so einfach, alles zu 100 Prozent richtig zu machen – und auch du wirst sicherlich im Kampf für Feminismus an deine Grenzen stoßen.
            Deswegen ist es aber – um bei den Mini-Schritten zu bleiben – wichtig, dass Feminismus der breiten Masse zugänglich gemacht wird. Sodass wir mehr darüber reden können und weitere Schritte gehen können.
            Eine absolute Abwehrhaltung gegen Mini-Schritten mit dem Schrei „Das ist aber nicht genug“ ist meiner Meinung nach eher kontraproduktiv.
            Aber ja: Tshirts, die fair trade wären, und mit einem Erlös für feministische Organisationen, wären fabelhaft.
            Liebe Grüße!

          • Hey, natürlich ist nicht alles auf einmal zu erreichen und auch niemand perfekt feministisch oder antikapitalistisch oder nachhaltig oder sontswas. (Ich auch nicht, da hast du recht!) Das wollte ich auch nicht sagen. Was ich sagen will, ist dass H&M und Co. eben nicht nur nicht perfekt, sondern zum größten Teil ziemlich scheiße sind, weil sie eben nur auf Profit aus sind und andere darunter leiden. Und ich finde man sollte sich Gedanken darüber machen, wie das T-Shirt mit dem feministischen Aufdruck hergestellt wurde und ob nicht vielleicht Frauen darunter gelitten haben, was ja schon paradox ist.
            Und ein Mini-Schritt wäre zum Beispiel Feminismus-T-Shirts da nicht zu kaufen, am Besten überhaupt nichts da zu kaufen!

          • Liebe Vera,

            da stimme ich dir zu. Die ideale Sache wäre bei H&M gar nicht zu kaufen – weder Feminismus-Tshirt noch sonst etwas. Aber gleichzeitig erreicht der Feminismus hier erstmals Leute, die bislang sich gar nicht so weit Gedanken gemacht haben. Es ist ein zweischneidiges Schwert – aber ich bin natürlich bei dir!
            Viele Grüße!

  2. Das Thema kommt im Mainstream an und wie das so ist, finden dass viele Feminist*innen der erste Stunde nicht nur gut, weil dabei weniger durchdacht wird, die Beweggründe mehr „ist hip“ als „dafür stehe ich ein“ sind. Wir befinden uns gerade in einer Zeit des Umbruchs, Minderheiten, die in der Vergangenheit schon für ihre Rechte kämpfen mussten oder welche, die jetzt endlich den Mut finden, machen auf sich aufmerksam und versuchen so die Gesellschaft Schritt für Schritt zum besseren zu ändern. Und ich freue mich sehr darüber, dass dies passiert. Dass tausende auf die Straße gehen, dass Dicke auf Instagram ihren Körper in schöner Unterwäsche in die Kamera halten, dass Zusammenhalt statt Konkurrenz gepredigt wird. Endlich wird es in den jüngeren Generationen mal politischer! Und deshalb freue ich mich auch, wenn meine Freundin, die sich eigentlich noch nie für Politik oder Minderheiten interessiert hat und weiß, schlank und hübsch ist, sich ein Girlpower Tshirt kauft. Es sind kleine Schritte, aber es ändert sich was und gleichzeitig ist es aber wichtig die Dinge auch zu hinterfragen und Kontra zu geben, wenn der Mainstream Feminismus Behinderte, Dicke oder andere ausschließt.. nur so findet nämlich eine weitere Entwicklung statt! Angekommen sind wir nämlich noch nicht. Und damit irgendwann jede Frau stolz und ohne Vorurteilen ausgesetzt zu sein leben zu können, benötigt es genau die, die jetzt meckern und vermeintlich kleinlich darauf hinweisen, dass eben im jetztigen Mainstream-Feminismus noch nicht alle eingeschlossen sind.

    • Liebe Ana,
      Absolut – ich stimme dir zu. Und möchte das ganze auch nicht klein reden. Es ist auch wichtig, dass wir diese Diskussion führen – dass eben in den Mainstream-Feminismus nicht alle eingeschlossen sind. Das finde ich auch doof, gleichzeitig deswegen aber den Mainstream-Feminismus erstmal einen richtigen Schritt. Ausgeschlossen werden sollte in einer Gesellschaft niemand – weder Dicke, Kranke, Behinderte etc. und dafür sollte man auch kämpfen bzw auf diese Problematik aufmerksam machen, wie es beispielsweise Giulia Becker tat.
      Aber wie du sagst: endlich wird unsere Generation wieder politischer – und das an sich finde ich gut. Dass es überall noch viele viele Ecken und Kanten gibt, für die wir kämpfen müssen, steht außer Frage.
      Falls es so rübergekommen ist, dass ich das Meckern nicht richtig finde, das sollte es nicht. Ich bin nur gegen eine Haltung, die nur zu 100 Prozent Korrektheit einfordert. Weil die wird es nicht geben sofort – jeder Schritt ist wichtig. Genauso aber auch jede Stimme.
      Liebe Grüße!

  3. An erster Stelle finde ich es gut, dass überhaupt was passiert. Aber wie es eben so ist, diese Welt sieht zu gerne schwarz oder weiß, nichts dazwischen. Gerade im Internet. Ich erinnere mich gerade sehr stark an den wundervollen Blog DariaDaria und den Artikel, warum sie nicht mehr schreiben möchte, wenn sie was gutes tut, usw, und auch weshalb sie die Kommentarfunktion ausgeschaltet hat.
    Furchtbar!
    Was ist denn gerade los auf der Welt bzw. im Netz?!
    Ich finde es so großartig, dass Menschen versuchen, die Welt und das Leben positiv zu beeinflussen und JEDESMAL gibt es jemanden oder eine ganze Gruppe, die meckert. Nie passt etwas, nie ist es gut genug.
    Du ernährst dich vegetarisch? – Aber was ist mit den Milchkühen?
    Du ernährst dich vegan? – Warum kaufst du dir eine Ledertasche?
    Du willst Fair Fashion unterstützen? – Aber deine Hose ist doch von H&M!
    Ich check das nicht!
    Zu 100%, das kann kaum einer. Egal bei welchem Thema. Das ist in der heutigen Zeit so auch nicht möglich, schon gar nicht für alle und sofort. Deswegen ist es super, wenn es einen Fortschirtt gibt.
    Und als ich von der T-Shirt Debatte von KDG/Thisisjanewayne mitbekommen habe:
    Ernsthaft?
    Es ist eine Modekollektion, die ganz normal in einem Laden verkauft wird.
    Und ja, es gibt Menschen, die tragen eine XXXL und würden das Shirt gerne tragen. Es gibt auch Frauen mit Schuhgröße 43, die fast nie Schuhe finden.
    Aber das, was plötzlich verlangt wird, ist in dem Sinne doch gar nicht möglich.
    Tut doch nicht so, als sei es anders, denke ich dann. Und denkt mal bitte nach.
    Da muss sich schon jemand hinsetzen und ein Shirt designen und dieses Shirt dann auf Nachfrage produzieren lassen oder selber schneidern. In jeder Größe, oder noch besser: Nach Maß. Denn Größen sind doch eigentlich auch nicht feministisch. Somit hat sich das Problem gelöst.

    Ich frage mich, wer in dieser Welt eigentlich noch Applaus bekommt. Und es würde mich nicht wundern, wenn es viele kluge Köpfe dort draußen gibt, die aus diesem Grund gar nicht erst anfangen. Deren Mut sie verlässt. Weil man, wenn man etwas gutes tun will, sofort danach beurteilt wird, ob es zu 100% wird. Und statt die 80% zu feiern, wird DIREKT nach dem gesucht, was alles kaputtmacht.
    Ich finde es so so schade.
    Irgendwann wird kaum einer mehr Bock haben auf all das.
    Und das hat man dann davon.

    • Liebe Isa!
      Absolut! Das ist eben das Problem. So wichtig ich es finde auf Missstände aufmerksam zu machen, umso wichtiger ist es eben, auch erste Gehversuche nicht sofort kaputt zu machen. Es passiert etwas und das ist erstmal gut. So sehr es eben auch Verbesserungsbedarf benötigt.
      Ich sehe es ähnlich: Der Druck, es zu 100 Prozent richtig zu machen, erzeugt am Ende, dass niemand etwas tut, weil er es eben nicht schafft, allen gerecht zu werden. Dabei sind die Versuche, jede Diskussion etc so wichtig. Danke für deinen Kommentar! Liebe Grüße!

  4. Schwierig, finde ich. Protest ja, aber man hätte das vielleicht etwas anders ausdrücken können, so klingt es etwas pampig nach: Kann halt nicht jede schlank sein, schön für dich, wenn du so und so aussiehst…Was im Kern stimmt und Frauenpower endet sicher nicht bei Kleidergröße L. Oh Gott, ich weiß gar nicht, wie ich es formulieren soll, damit es nicht abwertend klingt (was es auch nicht sein soll!).
    Zu dem generellen Mainstream-Thema würde ich sagen: Ja gut, dass viele Frauen durch die Mode-Industrie zu laufender Werbung für diese Aussagen werden (und Männer!). Es bleibt aber glaube ich oft dabei, dass man diese Worte liest oder trägt. Was die Trägerin daraus im Alltag macht, finde ich viel wichtiger als Hashtags und Statement-Shirts. Und da sieht man dann oft mal #girlpower, aber in der Mädelsrunde wird dann doch wieder gelästert, wie wer rumläuft und wer schon wieder was mit wem hatte. Ist mir zu wenig. Aber du hast so Recht, das heißt nicht, dass man die Sachen nicht tragen und zeigen soll. Mode ist ein Ausdruck der Persönlichkeit und eben das Erste, was man an einer Person sieht. Und wenn es zum Nachdenken anregt, hat es ja schon was geholfen!
    Grüße :)

    • Da stimme ich michelle zu! Irgend ein Shirt zu tragen ist ne einfache Sache- wie man sich im wahren Leben dann tatsächlich verhält ist allerdings ne ganz andere Nummer.

      Mir geht das alles ein wenig auf den Keks, einfach weil es so viel leere Hülle ist, bzw. sich für mich so anfühlt. Es ist so einfach, irgend welche coolen Sprüche irgendwo drauf zu schreiben. Aber wenn es dann tatsächlich dann mal darum ginge, irgendwas anders zu machen (wie in deinem Beispiel jetzt mal nen Shirt vielleicht auch mal nen paar Nummern größer zu produzieren und das ganze Ding damit inklusiver zu gestalten), dann kann man sowas ja scheinbar doch nicht erwarten, weil es sich nicht rechnen würde.
      Ist es dann im Endeffekt nicht doch nur Mode und recht inhaltsleer, wenn ich zwar girlgang irgendwo drauf schreibe, aber nur gewisse Girls in meine Gang dürfen?
      Und ist es tatsächlich so, dass man Shirts in Größe XL nicht in genauso großen Stückzahlen verkaufen kann wie in Größe M? Es gibt tatsächlich viele Frauen, sehr viele Frauen, die da rein passen.

      Vielleicht kann man die Problematik aber auch wirklich erst verstehen wenn man im h&m in keine Hose passt; ich für meinen Teil fühle meinen Körper von der Gesellschaft als völlig ungewollt und ausgeschlossen. Inklusiver, intersektionaler feminismus würde hier weiterhelfen aber nicht, dass ein paar Blogger Girlgang auf Shirts schreiben und diese an die Norm verkaufen. Das ist dann halt das reguläre Mode Business und es ist auch völlig ok so etwas zu machen und auch zu konsumieren, aber es hat halt auch einfach wenig mit aktivem feminismus zu tun und sollte als solcher auch nicht deklariert werden.

      Von dir, liebe Antonia, würde ich mir viel lieber mehr Artikel zum Thema an sich wünschen. Eigentlich finde Ich deine Art zu schreiben ei nämlich immer äußerst durchdacht und intelligent!

      • Liebe Johanna,
        vielen Dank für deinen Kommentar! Ich finde, die Diskussion sehr wichtig – und ich schwanke auch zwischen „Ja zu Mainstream“ und natürlich „Ja zu Giulias Einwurf“.

        Ich persönlich hätte mindestens eine XL erwartet, aber das erwarte ich auch bspw. bei Zara (da gibt es das auch nur sehr selten) – einfach, weil meines Glaubens sehr sehr viele Frauen auch große Größen tragen. Dass ein Unternehmen kapitalistisch denkt, ist wahrscheinlich der Grund, aber wie du sagst, nicht zwingend ein Argument. Ich für mich finde es wie gesagt sehr wichtig, dass Menschen auf die Problematik aufmerksam machen, gleichzeitig bin ich eben auch dafür, dass man den Feminismus – mit Verfehlungen – auch in den Mainstream ankommen lassen sollte – als ersten Schritt. Als Entstaubung und „Verhipung“ des Ganzen, um eine Diskussion in der breiten Masse zu erreichen. Denn wie viele Frauen arbeiten für so viel weniger Geld als Männer – und sind sich dem Ganzen nicht bewusst, bzw. sehen es nicht als Ungerechtigkeit. Das Schärfen der Sinne für Ungerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft, das ist der wichtige Anstoß.

        Ein inklusiver, intersektionaler Feminismus muss und sollte dann die Folge sein. Sicherlich schwankt die Mode-Feminismus-Schiene zwischen Business und aktivem Feminismus und bedient sich einer Welle, aber ich sehe daran eben nicht nur schlechtes.

        Es ist ein absolut schwieriges Thema – ich kann beide Seiten total verstehen – und vielleicht noch wichtiger: Finde ich beide Seiten auch wichtig und müssen gehört werden.

        Danke dir, das freut mich sehr. Künftig will ich noch mehr zum Thema schreiben, ich fuchse mich auch grad mehr rein, aber Gleichberechtigung für alle, eine Inklusion aller Menschen ist definitiv ein Ziel, welches wir auf amazed weiter ausführen wollen.

        Liebe Grüße!

        • „Da rein fuchsen“- das trifft es! Es ist und bleibt ein schwieriges, anstrengendes Thema das viel Denkvolumen und Diskussionen in Anspruch nimmt. Solange wir dazu jedoch bereit sind Und krass tiefe Gespräche mit Anderen über die Ungleichheiten dieser Welt hat und (jetzt kommts) darüber diskutiert, wie man diese aufbrechen könnte, machen wir Schritte in die richtige Richtung. Eine klitze kleine Lösung ist dann vielleicht doch das nächste mal das Shirt in 3 Größen größer zu produzieren. Das erwarte ich nicht von h&m, aber von den janes vielleicht schon ein bisschen (oder hoffe es zumindest).

          • Liebe Johanna,

            absolut. Es ist ein super schwieriges, anstrengendes und vor allem nicht konkret lineares Thema. Und wie du sagst, womöglich – und dann entschuldige ich mich auf jeden Fall hier an dieser Stelle – ist es für eine solche Diskussion auch wichtig, alle Stimmen zu hören – wenn man selbst eben in die „kapitalistische Kleidergröße“ passt.

            Diskussionen, wie wir sie führen, aber auch im Freundes- und Bekanntenkreis sind extrem wichtig, um sich und die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu reflektieren.

            Danke dir! Ich bin quasi noch am reinfuchsen – und die Gedanken von eurer Seite sind definitiv goldwert <3

    • Liebe Michelle,
      vielen Dank für deinen Kommentar!
      Ich stimme dir auf jeden Fall zu – wie sehr das Tragen eines „coolen T-Shirts“ in Taten umgesetzt wird, ist definitiv fragwürdig. Hier muss noch mehr passieren – und auch immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden.
      Ich persönlich finde aber den ersten Schritt, Feminismus an eine breite Masse zu tragen und hoffentlich zu Diskussionen anregen, den richtigen Weg. Denn ohne diese „Verhipsterung“ von Feminismus würden wir vielleicht nur in unserer Filterblase drüber reden und uns austauschen, so erreicht es hoffentlich zumindest ein paar der Mainstream-Masse.
      Insofern stimme ich dir da zu. :)
      Liebe Grüße!
      Antonia

  5. Gut fände ich, wenn ihr (grundsätzlich), aber vor allem bei diesem Artikel, mal anfangen würdet zu gendern („Mann und Frau können feminist sein“- Not). Sehr missverständlich finde ich auch deine Formulierung „feministisch ist nicht nur reiner Männerhass (…)“. Feminismus hat mit Männerhass überhaupt nichts zu tun und genau solchen Aussagen schaden seinem Ruf. Ich finde, wenn ihr jetzt schon öfter solche „Hintergrundartikel“ (wie auch schon neulich zu Nachhaltigkeit) bringt sollten diese ein bisschen mehr tatsächliche Inhalte und zumindest ein wenig Rechercheleistung mitbringen. Eine platte Referenz zu Alice schwarzer finde ich total oberflächlich. Wieso nehmt ihr das Thema nicht zum Beispiel zum Anlass mal über Third Wave feminism zu berichten? Euren einfach so runter geschriebenen Stream of counsciousness finde ich persönlich weder interessant und erhellend. Sorry für die klaren Worte aber ist mir auch schon bei eurem super generischen Nachhaltigkeitsartikel aufgefallen, wo ihr außer der occasional Referenz zu Rana Plaza auch wirklich nie Inhalte reinbringt obwohl ihr das Thema ständig ansprecht.

    • Liebe Caro,

      es handelt sich hier tatsächlich mehr um einen Gedanken-Auswuchs (aka Kolumne) als einen fundiert recherchierten Artikel, der alle Seiten journalistisch beleuchtet. Sieh es als Kommentar, nicht als Faktenartikel.
      Ich bediene mich bewusst der Plattitüden gegenüber Alice Schwarzer und dem Thema Männerhass, weil eben Feminismus natürlich nichts mit Männerhass sowie nicht nur etwas mit Alice Schwarzer zu tun hat. Aber innerhalb der Gesellschaft – abseits unserer Filterblase – Feminismus genau noch das oftmals ist. Und das gilt es zu ändern.
      Möglicherweise ist es missverständlich formuliert, deswegen habe ich hier nachgebessert.

      Der Nachhaltigkeitsartikel sollte reiner Anreiz zum leichten Verändern der eigenen Taten sein, sieh es als leichte Kost. Aber ich schreibe gerne fundiert recherchierte Artikel – auch zum Thema Nachhaltigkeit oder Feminismus (bereits geplant!). Aber in Kolumnen lassen wir einfach unsere Gedanken sprechen.

      Zum Thema Gendern hast du natürlich Recht, wurde nachgeholt. Mein Fehler!

      Danke trotzdem für die klaren Worte, nur durch Kritik können wir uns auch entwickeln.
      Liebe Grüße!

  6. Jetzt muss ich mal in die Runde fragen, aber was um Himmels willen haben Größen mit Feminismus zu tun?
    Das würde im Umkehrschluss ja bedeuten, dass es in den Männerabteilungen IMMER Zelte gäbe und man dort -mehr als bei Frauen- die dickeren Männer von Anfang an einkalkuliert.

    Und wenn schon – was ist eigentlich das Problem?

    Was hat denn Feminismus überhaupt mit Größen zu tun?

    Wenn schon, dann könnte man sich hier allenfalls aufgrund seines Gewichts diskrimiert fühlen, aber doch nicht aufgrund seines Geschlechts.
    Denn – gibt es die diskutierten Shirts für Männer und wenn ja, dann bis 3xXXL?

    Und klar ist es Kapitalismus – wenn ich -zum gleichen Preis- die doppelte Menge Stoff verbrauche, um ein XXL anstatt einer XS herzustellen, stelle ich als Fabrikant NATÜRLICH nichts davon her oder nur sehr wenig Stückzahlen.

    Und wenn wir schon bei Diskriminierung sind – die XS Trägerinnen dürften dann schreien, dass sie viel weniger für ihr Geld bekommen bzw. zuviel bezahlen.
    Darauf läuft es doch irgendwann hinaus. Warum nicht längst schon?

    Und ja – Feminismus-Themen und vor allem Shirts und so’n Kram werden so derartig inflationär auf den Markt geschmissen, dass bald keiner mehr auf eine eventuelle Botschaft schaut, sondern dass das einfach irgendwann eine Art Label / Logo wird, wie Adidas (naja, in kleiner ;)). Mainstream eben.

    Es ist in meinen Augen nur eine Modebewegung, mit der man – hallo Zeitgeist- schnell Geld verdienen kann, doch die leider rein gar nichts ändert. Bildet man sich höchstens ein.

    Je mehr man von Dingen sieht, desto eher ist man sie leid und sie nerven nur noch; mich zum Beispiel jetzt schon.

    Liebe Grüsse
    Ava

  7. Ich habe so keinen Bock mehr auf dieses bescheuerte Getue, da ich mir immer mehr u. A. folgende Frage stellen muss
    Wie kann man sich als Feministin bezeichnen und gleichzeitig ein T-Shirt für gottverdammte 700 Euro oder Kleidung aus Kinderarbeit promoten? und so weiter und so fort.
    Ja, lasst euch alle „GRL PWR“ tätowieren, und zerreisst euch gleichzeitig die Mäuler über andere Frauen.
    Was sind das denn für Argumente, „Jaaa, lasst uns alle für den Feminismus kämpfen in Form von T-Shirts auf denen irgendein Schrott steht, aber nur so weit es der böse Kapitalismus zulässt, weil daran verdienen wir Blogger ja unser Geld.“
    Keine Ahnung, wer diese Giulia Becker ist, aber ich feiere sie hart.

  8. Spannender Artikel – wie man hier lesen kann, gibt es da definitiv Diskussionsbedarf. Von meiner Seite drei Punkte: Kleidergrößen haben definitiv etwas mit Feminismus zu tun. Einfach weil Frauen mit großen Größen ebenso viel Recht darauf haben, sich hip zu kleiden und sich schön zu fühlen. Die gehypte Schlankheit mit dazugehörigen Kleidergrößen steht dem definitiv entgegen. 2. Auf vielen Blogs wird (außer vielleicht in seltensten Aufnahmen) eine Frau mit der Durchschnittsgröße 42, die als Stylevorbild/Inspiration vorgestellt wird. Das ist nicht nur schade und spielt dem Magazinfrauenbild in die Tasche – ich finde es auch für Blogs, die für Frauenpower stehen wollen, nicht richtig. 3. Feminismus hatte noch nie was mit Männerhass zu tun. Das ist ein Argument, dass GEGEN Feministinnen ins Feld geführt wurde und leider bis heute auch von Frauen aufgegriffen wird.
    So, freue mich auf mehr spannende Themen von Dir, Antonia!

    • Liebe Katharina,
      Absolut spannendes Thema und ziemlich viel Diskussionsbedarf! Das finde ich extrem spannend und zeigt, dass diese kleine Kolumne eigentlich gar nicht ausreichend war für das Thema.

      Ich stimme dir absolut zu, auch zum Thema Männerhass. Das meinte ich auch genauso – die Konnotation mit Feminismus war eben sehr lange sehr negativ, vor allem auch von Seiten der Frauen. Das löst sich mittlerweile ja glücklicherweise auf – ich schätze, das ist falsch rübergekommen!
      Liebe Grüße!

  9. […] Okay, wo fang ich jetzt an? Dieser Spot ist wrong on so many levels. Es ist nicht das erste Mal, dass Pepsi versucht, zum Symbol für einen jungen Zeitgeist zu werden – das hat schon in den 80ern nicht geklappt, als sie versuchten, den Begriff der „Pepsi Generation“ zu etablieren (mit Michael Jackson, sehenswert!). Heute reiht sich die Pepsiwerbung in eine heitere Runde mehr oder weniger gescheiterter Versuche großer Konzerne ein, mithilfe von „angesagten“ politischen Statements mehr Produkte zu verkaufen. Kürzlich stand beispielsweise H&M dafür in der Kritik und auch auf amazed wurde das Problem letzte Woche erst thematisiert. […]

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Absenden des Kommentars bestätigst Du, dass Du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen hast.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner