Kolumne: Wie viel Kram braucht die Beautywelt?

24. März 2013 von in

Vor Kurzem wurden mir Detox-Pflaster zugeschickt, die man über Nacht an die Fußsohle kleben sollte. Sie enthielten ein Pulver aus verschiedenen Inhaltsstoffen, das dem Körper allerhand Gifte enziehen und ziemlich guttun sollte. Ich hielt die seltsamen Utensilien in den Händen und dachte mir , was wohl als nächstes kommt. Ein noch absurderes Produkt konnte ich mir zwar gerade nicht vorstellen, aber es wird kommen. Bestimmt.

Die Beauty-Industrie ist durch den Beautyblogger-Wahnsinn mehr im Gange denn je. Allein die Nagellack-Verkaufzahlen sind um 67 Prozent gestiegen. Und auch ich selbst bin ein Beispiel des Beauty-Phänomens. Noch vor zwei Jahren kaufte ich mir immer denselben Standardkram in der Drogerie, lackierte mir selten bis nie die Nägel, cremte mich nicht ein und hatte in anderen Feldern sehr viel mehr Spaß als beim Schminken. Ich konnte Jasmin überhaupt nicht verstehen, die bei mir zu Besuch war, superviel Schminkkram dabei hatte und regelmäßig Beautyvideos drehte. Für mich waren diese Videos reine Zeitverschwendung.

Zum Test schaute ich dann doch mal rein, und zwar zu xkarenina, einem freundlichen Mädchen aus Hannover, die Beautykram wie kleine Heiligtümer in ihren Händen hält und so einen unglaublichen Spaß an Schminken und Pflege hat, dass ich nach kürzester Zeit angesteckt war. Kurz darauf las ich mich in das Beautyblog-ABC ein. Auf einmal kam der Vibe bei mir an, Beauty bedeutete auf einmal Wellness, Zeit für mich, so viel Spaß wie als Kind beim Wasserfarbenmalen und nicht zu vergessen weniger trockene Haut und Haarspitzen, ein schönerer Teint und endlich Profi-Lidstriche. Es ist ein schönes Gefühl, seinem Körper mit guten Beautyprodukten einen Gefallen zu tun, wie Amelie es sagt.

Zunächst hatte ich einfach Spaß daran, mehr Produkte auszutesten und ein bisschen wegzukommen von dem Drogerie-Einheitsbrei. Doch mit der Zeit wurde mir die Perversion der Beautywelt immer mehr bewusst. Beauty-Blogger preisen Dinge an wie eine Wimperntusche extra für die unteren Wimpern, eierförmige Foundation-Schwämme, Pinselreiniger-Handschuhe oder Gesichtserfrischungssprays. Gleichzeitig bestehen Blogposts aus mit ausschließlich Rouge gefüllten Schubladen oder fast täglichen „Hauls“ mit neuen Produkten. Auf Presseveranstaltungen werde ich als 22-Jährige mit Anti-Aging überhäuft und mir wird eingebläut, dass vor allem Augencreme ab 20 unerlässlich ist und ungefähr jedes Produkt ist SO gut für die Haut, innovativ und einfach wichtig.

Es gibt ein paar Bereiche, da hamstere auch ich immer neue Produkte an, um endlich das Eine, Wahre zu finden. Zum Beispiel bei Wimperntuschen, da geht es mir wie Antonia. Oder beim Lidstrich und dem perfekten dunkellilaroten Lippenstift. Das sind persönliche Faibles, die ich auch in Ordnung finde.

Nach einem ca. halbjährigen Dasein als Beauty-Bloggerin bin ich jedoch so überladen mit Produkten und „Braucht man unbedingt“-Input von allen Seiten, dass meine anfängliche Beautylust schon wieder abgeflaut ist. Ich möchte mich nur noch mit wirklich Gutem und Ausgewähltem beschäftigen und sinnvolle Innovationen sehen statt Produkte, die kein Mensch braucht. Ich möchte keinen Hamsterbloggern dabei zusehen, wie sie ihre Sammlung täglich erweitern und jedem weismachen wollen, dass das alles unerlässlich ist. Und von machen Innovationen wie dem Detox-Pflaster möchte ich in Zukunft lieber verschont bleiben.

Natürlich habe ich es getestet, neugierig war ich ja. Abens klebte ich das Pflaster an meine Füße und als ich es am nächsten Morgen ablöste, hatte sich eine klebrige, graue Masse an meiner Fußsohle gebildet. Von einer eventuellen angenehmen Detox-Wirkung war spätestens hier nichts mehr zu spüren.

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19 Antworten zu “Kolumne: Wie viel Kram braucht die Beautywelt?”

  1. Seh ich ähnlich! Meiner Meinung nach braucht man Mascara, Eyeliner, Lipgloss (Lippenstift), ein paar schöne Lidschatten und eventuell mal noch nen Concealer. Mehr tut der Haut sowieso nichts Gutes, egal von welcher High-End Marke es auch sein mag!

  2. ich bin so froh dass mir das nie jemand vorgelebt hat und in meinem Freundeskreis auch nur „Pflegefaule“ unterwegs sind. meine Mutter hat ihr Leben lang nur Wasser und mal eine Creme an ihre Haut gelassen und sie hat mit Mitte 50 kaum Falten. So halte ich es auch „less is more“ – ich hab einen hochwertigen primer, make-up und rouge und das wars – wimperntusche, concealer, eyeliner hab ich von meinen lieblingsmarken aus dem drogeriemarkt. den restlichen schnick schnack hab ich einfach abgeschafft und es fühlt sich tausend mal besser an als das siebentausendste Creme’chen.. die Haut muss irgendwann auch mal an der Luft atmen

  3. „Ich möchte keinen Hamsterbloggern dabei zusehen, wie sie ihre Sammlung täglich erweitern und jedem weismachen wollen, dass das alles unerlässlich ist.“
    – Ich auch nicht. Danke für den wahren und guten Bericht, liebe Milena.

  4. ja das problem kenne ich auch, ich bin irgendwie immer schon echt zum einkauf animiert worden und es hat mir spaß gemacht. mittlerweile gucke ich auch grade von xKarenina die videos noch gerne aber frage micih dann einfach langsam ob es noch eine grenze gibt. ich selbst bin mittlerweile in bestimmten produkten schon großzügig mit meinem budget und bei manchem frag ich mich einfach, muss man das teuerste puder haben, muss man das und das haben. grade bei reni frag ich mich, warum sie immer das teuerste und beste haben muss und da hinterherjagt, wenn ich denke, dass sie gar keine großen probleme hat. ach keine ahnung. irgendwie hat die beautyindustrie genau das erreicht was sie wollte.

  5. krass mit den nagellacken. hätte nicht gedacht, dass die blogs so einen großen einfluss auf den allgemeinen konsum haben.
    ich selbst lese auch sehr gerne beauty blogs. wenn mich ein neues produkt aus der werbung anspricht, schaue ich gerne mal nach, ob es auch wirklich was taugt. oder wenn ich gezielt einen neuen lippenstift suche, schaue ich mir gerne verschiedene swatches an, um zu schauen, ob die farbe zu meinem typ passt.
    aber alles in maßen. ich könnte mich mit 1000 produkten in meiner schublade nicht wohlfühlen. das zeug wird doch auch total schnell schlecht. da hab ich lieber 3 lieblingsrouges und das reicht dann auch.

  6. Wenn man von Natur aus gute Haut hat dann braucht man tatsächlich kaum etwas tun, als mal ab und an ein Peeling zu machen oder schön auf Sonnenschutz zu achten. Alldiejenigen, die mit einer Problemhaut zu kämpfen haben müssen eben mehr für „Damage-Control“ machen, so wie ich. Natürlich sollte man es auch da nicht übertreiben und der Haut Zeit geben. Wenn das Badezimmerschränkchen solches Ausmaß annimmt: http://instagram.com/p/VIq40pPPZV/ würde ich mir sehr große Sorgen machen :D

    Aber ja, Beauty kann super viel Spaß machen, so eine kleine Pamper-Session um sich zu belohnen und zu entspannen oder zu sehen, was man mit ein paar Pinselstrichen hier und da noch aus seinem Gesicht zaubern kann.
    Die große Welt der Beautyblogger… da wartet wirklich an jeder Ecke die nächste große Versuchung, ein weiteres cooles Make-Up-Ding, was man haben muss. Aber dieser Versuchung muss man widerstehen. Denn eigentlich sehe ich den Sinn des Beautybloggens genau darin, dass man Produkte gut vergleichen kann, verschiedene Erfahrungen liest und eben BESSER entscheiden kann, ob man das Produkt für sich kauft oder nicht. Ich pers. kaufe dadurch viel bewusster und habe kaum noch Fehlkäufe was Beauty angeht. Mein Beauyinventar ist immernoch sehr überschaubar, bis auf die YSL-Sammlung vielleicht, aber das hat eben auch andere Gründe. Nur die Schwäche dafür, schon wieder den x-ten orangeroten Lippenstift zu kaufen, muss ich zugeben :D

    Also less is more, gar nichts ist aber auch nicht gut und Hauptsache man hat seinen Spaß dabei und lässt sich nicht zu sehr einlullen ;)

    PS: omg längster Kommentar meines Lebens haha

    • Haha Nisi, schön, dass dein längster Kommentar ever gerade hier ist!
      Ja, gerade Reviews sind echt eine super Sache, man weiß vor allem bei Bloggern, ob sie z.B. ein ähnlicher Haut/Haartyp sind wie man selbst und kann so gut einschätzen, wie ein Produkt auch bei einem selbst ankommen würde. Ich kaufe auf jeden Fall auch bewusster ein, seitdem ich Beautyblogs lese. Was mich stört ist eben diese krasse Hamsterei und unkritisches Umgehen mit Beautykram.

  7. Super Text! Ich bin da ganz bei dir. Privat benutze ich immer wieder die gleichen Sachen und sehe kaum einen Sinn darin, mir ein korallfarbenes Rouge von 10 verschiedenen Brands zu kaufen und mir dann einzubilden, dass alle ja soo unterschiedlich sind. Einmal ordentlich kaufen und dann reichts auch. Für mein Kit, das ich zum Arbeiten brauche, habe ich natürlich ein paar mehr Sachen, aber das ist dann Job und für unterschiedlichste Kunden und selbst da achte ich auch drauf, dass es nicht zu viel wird.

  8. Also ich bin doch auch immer etwas verwundert, wenn ich mir „Daily make up Routine“ Videos von so manchen Bloggerinnen ansehe… Dafür hätte ich schon gar nicht jeden Tag Zeit :-) für mich gibt es eine wichtige Beauty-Regel: weniger ist mehr…

    Ich finde es auch gar nicht schön wenn Frauen täglich so geschminkt sind als würden sie in den Club gehen. Ein tägliches Make- up sollte gepflegt und natürlich aussehen, das finden immerhin auch die meisten Männer besser!
    Ein wenig Foundation, gepflegte Augenbrauen, Rouge und Mascara, das sollte doch reichen oder?

    Ich benutze schon seit bestimmt 10 Jahren die gleiche Hautpflege (3phasen Pflege von Clinique) und bei allem anderen probiere ich aus… Meine Haare werden nur 2x die Woche gewaschen mit dem immergpeichen Shampoo und Spray Conditioner… Kurzum, ich kann nicht so ganz verstehen wofür man so viele Beauty Produkte braucht.

    Aber ich gestehe ich bin etwas Lip Gloss/Balm süchtig ;-)

  9. ganz deiner meinung. ich finde man sollte sich viel mehr und genauer mit den einzelnen produkten auseinander setzen, die man sich so alltäglich auf die haut schmiert. mir fehlt oft noch die etwas tiefergehende reflektion, infos über die marke, inhaltsstoffe und langzeitwirkung. es gibt so wunderschöne naturkosmetik ohne tierversuche, warum also immer nur chanel, dior und ander highend-marken puschen?! der beautyblogger sollte informieren und nicht zum billigen verkaufsassistenten abrutschen. jedes produkt wirkt unterschiedlich bei verschiedenen personen, also will ich rund um das produkt informiert werden und nicht wie doll xy es doch lieb hat und wie schön es doch an ihr ausschaut…

  10. Bei mir hat sich zwar mittlerweile schon einiges angesammelt (von Nagellack und Lippenstiften bekomme ich nicht genug), aber ich überlege mir das schon 5x ob ich etwas wirklich brauche (Listen sind da ganz nützlich). So habe ich 1 Mascara, 2 Foundations und 1 Puder. Mehr brauche ich nicht. Ich habe zwar meine Liebe für Rouge entdeckt, aber mehr als nötig will ich da auch nicht kaufen.

    Was Pflege betrifft, bin ich nicht allzu experimentierfreudig. Wenn eine Creme hilft, kaufe ich sie auch wieder. Wenn nicht, dann muss ich wohl oder übel mehrere testen, aber dann auch nur, wenn ein Produkt aufgebraucht ist, zB Augencreme, da habe ich noch nicht die 100%-ige gefunden.
    Lediglich zwischen Sommer- und Winterpflege wechsel ich (also insgesamt 2 Tages- und 2 Nachtcremes + Serum), weil meine Haut im Winter unerträglich wird.

    Spontankäufe gibt es bei mir nicht mehr (liegt vllt auch daran, dass ich seit Juli auf High End umgestiegen bin und da kann ich mir Spontankäufe nicht mehr leisten) und deswegen habe ich nur noch Produkte, die ich auch alle nutze (wenn auch nicht täglich).

    LG :)

  11. Sehr gelungener Bericht!
    Ich blogge nun seit rund 3 Monaten und es ist der Wahnsinn, was sich alles in meinem Badezimmer tümmelt… Nagellacke, Shampoo, etc.! Man lässt sich einfach so sehr von irgendwelchen „must-haves“ anstecken. Habe mir nun fest vorgenommen, erstmal ALLES (vorallem Shampoo, Duschgel) aufzubrauchen, bevor ich etwas Neues kaufe. Irgendwann ist es einfach zu viel des Guten!

    Ich kann es verstehen, wenn man noch auf der Suche nach dem „richtigen“ Produkt ist (z.B. bei einer Wimperntusche), aber Spontankäufe wird es bei mir in nächster Zeit nicht mehr geben!

    LG, Ni von JuNi.

  12. Ich seh das genau so! Aber mich hat diese Beautywelle nicht mitgezogen.
    Wenn was alle ist, gibt’s was neues und sonst gibt es halt von jedem nur eine einzige Variante und damit sollte man sich zufrieden geben!

  13. Ich find mich in deinem Bericht irgendwie auch :). Ich hab mich ganz lang gar nicht für beauty interessiert, minimal geschminkt usw. Dann die Beauty blogs entdeckt, und mir mal nen recht umfassenden Grundbestand zugelegt. Aber ich muss auch sagen, dass ich sehr schnell das interesse daran verloren hab, und teilweise regelrecht abgeschreckt bin. Diese Bloggerinen, die jede Woche DAS ultimative xyz Prokukt für sich finden. Oder Videos über den letzten Einkauf bei DM, es tut mir leid, aber sowas find ich schon ziemlich prätentiös (und ein wenig traurig….). Dazu das nervige Thema mit den Gratisproben.
    Ich muss natürlich sagen, dass mich Beauty einfach nicht wirklich tiefgehend interessiert. Ich hab viele Produkte, die zu mir passen, gefunden, mehr brauch ich nicht, andere dürfen das aber gern anders halten. Darüber hinaus hab ich das Gefühl, dass bei Beauty Blogs die Gefahr, dass das ganze zum reinen Konsum ausartet, nochmal größer ist, als bei anderen Blogs. Natürlich ist auch fashion etc nicht frei davon, aber beautyblogs leben ja zum großen Teil vom Testen neuer Produkte. Ich glaub, dass es in diesem Bereich auch ziemlich schwierig ist, einerseits gute Reviews zu produzieren (und die gibt es, daavon hab ich def profitiert!), und andererseits eben nicht nur den Konsum zu feiern. Ich lese noch unregelmäßig ca. 2 Beauty Blogs. Und google fleißig, wenn ich mir was neues, teureres kaufen möchte. Und dann find ich natürlich einige beauty blogs wieder sehr hilfreich….

  14. Ich muss dir da voll und ganz zustimmen, liebe Milena.
    Gestern bin ich durch Zufall auf zwei Beauty-Vloggerinnen gestoßen, die gemeinsam Beauty-Videos drehen und habe dann ein Video gesehen, in dem jede ihr „Make Up Storage“ vorstellt. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Schminke gesehen und war irgendwie sogar entsetzt darüber. Wie in aller Welt kann man so viel Schminke besitzen??? Über 5 Mascaras sag ich noch nichts, die sammeln sich schnell mal an, wenn man ein paar Fehlgriffe hatte, aber 20 oder mehr..?! Die ganzen Produkte halten doch auch nicht ewig und man benutzt doch sowieso nur einen ganz geringen Teil davon. Das Geld hätte man viel sinnvoller investieren können oder die Produkte, mit denen man nicht so gut klar kommt, einfach an Freunde verschenken können.
    Beauty-Blogs finde ich dann gut, wenn sie informativ sind, gute und brauchbare Reviews schreiben und vor allem, wenn man sich nicht dazu genötigt fühlt, sich ständig was neues kaufen zu müssen, um die Looks nachschminken zu können.
    Viel interessanter ist es doch, wenn ein Beautyblogger auch nur eine kleine Sammlung hat und damit abwechslungsreiche Looks schminken kann, anstatt die x-te neue High End Mascara in den Himmel zu loben.

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