München: Aspesi, Aesop, Acne und Schwittenberg im Luitpoldblock

16. Oktober 2015 von in

München ist nicht gerade Shopping-Stadt Nummer Eins, und seit Jahren passieren in dieser Hinsicht nur kleine Schritte. Concept-Stores wie Bean, Sprout oder Jack’s Beauty Department haben sich zu den alten Qualitätsadressen wie Schwittenberg oder Pool gesellt, doch für viele Brands ist München nach wie vor nicht die interessanteste Adresse. Es fehlt an repräsentativen Steckenpferden und einer Umgebung abseits von Fußgängerzone und Hofstatt, in die Qualität passt – bis jetzt.

Denn gestern Abend wurde in einer der besten Lagen, die man sich vorstellen kann, der neue Luitpoldblock eröffnet – und damit drei große Steckenpferde, die in wenigen Monaten noch ein viertes nach sich ziehen werden: Die italienische Traditionsmarke Aspesi eröffnete unter der Leitung des erfahrenen Store-Jongleurs Andreas Murkudis, Aesop bringt einen neuen Beauty-Tempel nach München und Sandra und Christoph von Schwittenberg haben im Luitpoldblock ihr neues Zuhause gefunden. Noch verhüllt, aber in wenigen Monaten ebenfalls dabei ist der erste Acne-Store Münchens. Wir haben zur Eröffnung mit der Luitpoldblock-Besitzerin Tina Schmitz gesprochen.

Unbenannt-11Tina, erstmal zu dir – wie bist du dazu gekommen, den Luitpoldblock zu entwickeln?

Ich bin hier schon sehr lange zu Gange, weil meine Eltern Marika und Paul Buchner das Haus in den Siebzigerjahren wieder hochgebracht haben. Mein Vater ist Konditormeister und hat 1960 das Café Luitpold übernommen, es von 1962 bis 1989 geführt und es zu dem Traditionscafé schlechthin in München gemacht, das Haus drumherum aber auch weiterentwickelt. 1975 kamen dann Missoni und einige andere gute Marken ins Haus, das war für den damaligen Zeitpunkt ein totales Novum. Ich bin als Tochter miteingestiegen und bin mit dem Haus genauso verwachsen, wie meine Eltern. Mein Vater ist inzwischen gestorben, und ich empfinde es als Aufgabe, das Haus in die nächste Generation zu bringen und es zukunftsfähig zu machen.

Seit wann gibt es den Plan für den neuen Luitpoldblock?

So ein Gebäude – es ist jetzt über 200 Jahre alt – hat immer diese Phasen durchgemacht. Es war immer ein Geschäftshaus, damals teilweise auch ein Hochhaus, es war immer ein Ort, wo man sich getroffen hat. Das große Café Luitpold wurde 1880 mit 1200 Sitzplätzen eingebaut, es gab verschiedene Eigentümer und Pächter, verschiedene Nutzer im Haus und es war eigentlich immer so, dass man alle zehn bis 20 Jahre neu an die Sache herangeht und sich überlegen muss: Was ist jetzt zeitgemäß?

Was war in den vier Ladenflächen, die jetzt neu besetzt wurden?

Davor waren teilweise Bestandsmieter in den Läden, die 1975 sehr gut gepasst haben. Wir haben uns jetzt aber gemeinschaftlich entschieden, andere Wege zu gehen. Obermaier Bäder hatte beispielsweise die Fläche, auf der jetzt Schwittenberg und Aesop sind – 1975 das Badgeschäft in München, Bayern und eigentlich ganz Deutschland. Das Geschäft ist in Laufweite geblieben und in das ehemalige Hugendubel-Stammhaus gezogen. Wir haben also noch Sichtkontakt und die Leiter sind auch sehr glücklich über ihr neues Ladenkonzept und den Schritt, den sie gewagt haben. Für sie wäre der Schritt in den alten Räumlichkeiten auch nicht so groß gewesen.

Also war das Konzept, hier eine ganz neue Zielgruppe anzusprechen – welche genau?

Genau – urbaner, mehr Lifestyle, qualitativ hochwertig, Manufakturgedanke und keine Ketten. Uns waren Fragen wichtig wie wo wird produziert, wie funktioniert die Firma, gibt es jemanden, der sich extrem dafür einsetzt? Das Alter der Zielgruppe lässt sich gar nicht wirklich eingrenzen, Aspesi zum Beispiel kaufen 15-Jährige genau wie 80-Jährige, weil es einfach zeitlos ist, genau wie Woolrich auf der anderen Seite. Diese Marken werden von den unterschiedlichsten Leuten gekauft, die allerdings dieselbe Lebenshaltung mitbringen: Der Pelzmantel wird nach innen getragen. Ich möchte Luxus haben, ihn aber nicht zur Schau stellen. Und ich glaube darunter vereinen sich alle Geschäfte, die jetzt neu ins Haus gekommen sind, und auch die bestehenden.

Die vier Neueröffnungen bringen aber trotzdem eine neue Zielgruppe in den Luitpoldblock. Eben habe ich zwei alte Damen beobachtet, die sehr skeptisch durchgelaufen sind und sagten „für uns ist das nichts“!

Bei Aspesi würden die beiden alten Damen bestimmt etwas finden, würden sich aber im ersten Moment nicht trauen, reinzugehen – allein schon wegen des Betonbodens und der rohen Wand. Aber ich denke, dass diese Hemmschwelle nachlassen wird und sich auch diese Leute hineintrauen. Es ist wichtig, in diese Richtung zu gehen und damit auch eine höhere Frequenz an Leuten zu bekommen, denen das Produkt an sich, Qualität und Understatement am Herzen liegen.

Wir finden die Auswahl der Läden dafür mehr als passend – warst du dafür verantwortlich?

Mein Mann und ich sind seit vielen, vielen Jahren sehr eng mit Andreas Murkudis befreundet. Er hat ja auch in der ehemaligen Druckerei des Tagesspiegels in der Potsdamer Straße in Berlin einen wahnsinnig tollen Laden und wir saßen immer wieder zusammen und haben überlegt: Was könnten wir hier machen? Er mag den Ort auch so gerne, und 2006 hatten wir dann ein gemeinsames Projekt im Rahmen einer Zwischennutzung, in der er sechs Monate lang einen Andreas Murkudis Temporary Shop in der Brienner Straße hatte. Ein wunderschöner Laden, wie immer von Christian Haas gestaltet, aber bis die Münchner das mitbekommen hatten, waren die sechs Monate schon wieder vorbei. Da hatten wir eigentlich schon den Plan, gemeinsam in München etwas zu machen. Als nun klar wurde, dass erst Obermaier Bäder und dann auch Bang&Olufsen und Frankonia mehr oder weniger gleichzeitig rausgehen werden, mussten wir diese Chance nutzen und die Flächen mit Geschäften besetzen, die sich untereinander kennen und einen ähnlichen Geist und Lifestyle vertreten.

Wie kam Schwittenberg dazu?

Das war ganz nett, die beiden haben von sich aus gesucht, weil sie in ihrem alten Gebäude in der Hildegardstraße irgendwann rausgemusst hätten, das Parkhaus wird über kurz oder lang abgerissen. Eigentlich hatten sie sich für den Laden interessiert, in dem jetzt Obermaier Bäder sind. Das habe ich erfahren und direkt Kontakt aufgenommen. Jetzt passt es wie die Faust aufs Auge – uns gefällt Schwittenberg so gut, weil die beiden sich so extrem für ihren Laden einsetzen, wirklich handverlesene Produkte anbieten, genau das zeigen, was ihnen gefällt und ihr Herzblut in ihren Laden stecken. Sie passen perfekt in das Brienner-Areal, in dem alle Mieter eine persönliche Bindung zu ihrem Laden haben und sich dafür einsetzen.

Vielen Dank für das Gespräch und herzlichen Glückwunsch zum neuen Luitpoldblock!

Im Rahmen der Eröffnung des Aspesi-Stores gibt es bis Sonntag im angrenzenten Kunstauktionshaus Karl&Faber eine wunderbare Ausstellung zu sehen: Aus dem Privatbesitz von Alberto Aspesi wurden alte Kampagnenfotos aus den Jahren 1988 bis 2014 zusammengestellt, fotografiert von Peter Lindbergh, Paolo Roversi und Robert Frank. Darauf ist Linda Evangelista schon 1988 in einem Hemd von Aspesi zu sehen, das noch heute genau so verkauft wird – das nennen wir zeitlose und nachhaltige Mode. Ein absoluter Ausstellungstipp für alle, die Modefotografie lieben – hier geht’s zum Facebook-Event mit allen Infos!

Luitpoldblock, Brienner Straße 11, 80333 München

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8 Antworten zu “München: Aspesi, Aesop, Acne und Schwittenberg im Luitpoldblock”

  1. […] Milena hat sich mit Tina Schmitz unterhalten, Inhaberin des Luitpoldblocks in München – der neuen und ersten Shoppingadresse in unserer Lieblingsstadt! Über die Eröffnung vom Acne Studios Store werden wir euch natürlich zeitlich informieren. […]

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