The Talk: Wie alles endet oder beginnt

23. Juni 2016 von in

Wir könnten uns irgendwann hassen. Kein Wort mehr miteinander reden. Wir könnten Gläser an die Wände werfen und dann aufeinander. Wir könnten heulen, schreien und Türen knallen. Wir könnten zusammen sitzen und doch alleine sein. Wir könnten schweigen, weil es keine Worte mehr gibt. Wir könnten die Wut die Liebe verdrängen lassen. Wir könnten uns belügen und betrügen. Und bis aufs Äußerste verletzen. Unsere Träume könnten platzen. Und unsere Herzen brechen. Wir könnten am Ende voller Groll auf uns zurückblicken. Unverständnis, Mitleid oder kein Gefühl mehr haben. Da wo Liebe war nur noch Leere sehen. Wir könnten am Ende am Boden liegen und aufeinander drauf treten. Ein letztes Mal. Wir könnten unser absoluter Albtraum werden.

Wir könnten uns aber auch einfach ganz schrecklich verlieben. Eine verdammt gute Zeit haben. Viel Lachen. Wir könnten den besten Sex der Welt haben, oder auch mal schlechten, weil wir so betrunken sind von der Partynacht. Wir könnten im selben Raum sein, getrennt voneinander und trotzdem wissen, dass wir zueinander gehören. Wir könnten stundenlang Händchen halten und das Ganze immer noch super finden. Wir könnten gemeinsam an den See fahren, in die Berge, auf eine Hütte, ans andere Ende der Welt. Wir könnten uns zoffen und dann wieder vertragen. Wir könnten uns alles erzählen, und kleine Geheimnisse voreinander haben. Wir könnten uns nach Jahren immer noch ansehen und wissen: „Du bist das, was ich gesucht habe.“ Wir könnten einander ein Zuhause sein. Die Liebe des Lebens. Wir könnten was ganz großes sein.

„Maybe there’s something you’re afraid to say, or someone you’re afraid to love, or somewhere you’re afraid to go. It’s gonna hurt. It’s gonna hurt because it matters.“  – John Green.

Herausfinden tut man das alles nur, indem man es wagt. Wer ans Ende denkt, bevor etwas begonnen hat, macht sich das Leben schwer. Irgendwie und irgendwann endet immer alles. Spätestens unser Leben mit dem Tod. Und trotzdem leben wir nicht mit der Gefahr im Auge, dass wir eines Tages sterben. Wir machen das Beste draus. Warum nicht auch in der Liebe? Riskieren, sich reinstürzen, ohne zu wissen, wohin das Ganze führt oder wie das Ganze endet. Zusammenziehen nach 3 Monaten? Why not – wenn es sich richtig anfühlt. Heiraten, Kinder kriegen – den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Einfach machen, wenn es sich richtig anfühlt. Zweifel wie „Was, wenn ich verletzt werde“ ausblenden. Die Gefahr besteht immer. Die Vergangenheit wegschieben, neuer Mensch, neues Glück. Und wer sich nicht hineinwagt in das Abenteuer Liebe, bleibt am Beckenrand stehen, während der Rest ne Poolparty feiert. Im Schwimmbad der Gefühle.

Wenn wir uns verlieben, ist es doch erstmal egal, wie alles endet. Viel spannender ist es doch, wie alles beginnt. Und was folgt.

Photocredit: Nolan Isaac/ Unsplash.com

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17 Antworten zu “The Talk: Wie alles endet oder beginnt”

  1. Liebe Antonia, ich verstehe total, was du sagen willst – und genau das Thema hattest du ja schon bei mehreren Texten. Das „Problem“, wenn man es so nennen will, habe ich hiermit: Manche Menschen können es einfach nicht. Und zwar alle Sozialisierungs-/ Gesellschafts-/ Erziehungs-Verquerungen außen vor gelassen.
    Es gibt Menschen, die müssen Dinge langsam angehen lassen. Die überlegen lieber vierzehn Mal. Genauso unmöglich wie es für Menschen, die spontan, wagemutig und recht unmittelbar am Herzen ihre Entscheidungen treffen, unmöglich ist, sich alles zum x-ten Male durch den Kopf gehen zu lassen, ist es das umgekehrt für die Menschen, die einfach viel Zeit zum Nachdenken, zum Abwägen brauchen.
    Ich gehöre definitiv zu der Sorte Entscheidungsfreude. Nach vier Monaten zusammengezogen, fix ein Kind gezeugt, alles gemacht, weil es sich richtig angefühlt hat – und es sich auch immer noch tut.
    Gar nicht selten bin ich aber auf Menschen gestoßen, die das aber einfach nicht schaffen. Die bekommen beim Lesen dieses Texts vielleicht graue Haare, sind aber ansonsten sicher auch ganz zufrieden mit ihrem Leben.

    • Liebe Elli,
      ich weiß genau was du meinst. Witzigerweise gehöre ich zwar auch zur Sorte Entscheidungsfreudig, gleichzeitig bin ich jemand der Dinge in der Liebe beispielsweise super langsam angeht. Ich date gerne jemanden ewig, bis ich sage, okay, wir sind zusammen. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich denjenigen nicht aus „Spaß“ date. Versteht man, was ich meine?

      Natürlich spricht nichts dagegen, Dinge zu überdenken, zu überlegen. Aber gerade in der Liebe ist das ja nichts rationales, was man mit Überlegungen entscheidet, sondern mit dem Herz.
      Und das hadern, nicht wagen, verstehe ich heutzutage dann oftmals nicht – denke aber, gerade das Thema Entscheidungen treffen – ist ein Problem unserer Generation. Und mich und mein Umfeld beschäftigt das sehr. Durch die Vielfalt der Möglichkeiten, fällt es vielen schwer, Entscheidungen zu treffen. Dabei kann ja nichts passieren, keine Entscheidung ist irreversibel – außer die eines Kindes.

      Vielleicht ist der Text (und die anderen) ein Appell öfter auf das Herz zu hören. Ruhig etwas mal zu wagen, er soll ein Anstoß sein, keine Verurteilung. Wenn jemand gerne abwägt, überlegt, ist das völlig in Ordnung, denn das tue ich auch. Und derjenige muss dann auch keine grauen Haare beim Lesen des Textes bekommen.
      Danke für deinen Kommentar,
      liebe Grüße,
      Antonia

      • Ich hab’s auch gar nicht als Verurteilung verstanden von deiner Seite! Vielleicht haben früher die eher eingefahrenen Strukturen genau den Menschen Halt gegeben, die einfach nicht so dicht an sich selbst dran sind, an ihrem Herzen oder Bauchgefühl. Jetzt regiert die Qual der Wahl… auf ein frohes Entscheidungen treffen!

        • Liebe Elli,
          spannender Ansatz und Punkt. Vermutlich bin ich wirklich nah an meinem Herz/Bauchgefühl dran, aber das ist nicht jeder – und in solchen Zeiten ist das dann natürlich schwierig. Danke dir!

  2. Liebe Antonia,
    ein sehr schöner Text. Gerade von dir lese ich gerne, weil du deine Texte sehr nachvollziehbar für den Leser aufbaust. Und ich stimme Dir zu, es liegt im Zeitgeist, dass Entscheidungen eher nicht getroffen werden. Was aber, wenn man bedenkt wie die Generationen vor uns Entscheidungen leben mussten, auch sein Gutes hat. Es heißt nämlich auch, dass Entwicklung stattfindet. Dass man sich als Mensch nicht einfach verhalten muss, sondern hinterfragen kann. Schade ist, wenn über das eigene Verhalten nicht reflektiert wird. Ich denke oft: „Aber es liegt doch auf der Hand, was hier und jetzt richtig ist“ und erwarte dann, dass der andere das auch so sieht, weil es doch objektiv richtig erscheint. Aber man muss den Menschen die Freiheit lassen, ihre Erfahrungen zu dem Zeitpunkt zu machen, der für sie der richtige ist. Und wenn sie die Erfahrung nicht machen möchten, dann ist das auch ok.
    Was ich mir oft wünsche ist, dass mehr Menschen ihr Leben, wie du es so schön formulierst „irgendwie und irgendwann endet immer alles. Spätestens unser Leben mit dem Tod“ aus der Vogel-Perspektive betrachten könnten. Das würde bedeuten, dass auf der einen Seite mehr Ernsthaftigkeit gegenüber dem Leben und auf der anderen Seite Humor mit den eigenen Entscheidungen entstehen könnte.
    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Maria

    • Liebe Maria,
      vielen Dank für deinen Kommentar. :)
      Aus der Perspektive habe ich das noch gar nicht betrachtet, und da hast du absolut Recht. Einmal, dass es eine riesengroße Freiheit ist, Entscheidungen treffen zu könnne. Und zum zweiten, der viel interessantere Punkt – und da muss ich mich wirklich an die Nase packen – dass man Menschen eben die Freiheit lassen muss, wann sie ihre Entscheidung treffen wollen. Nur weil beispielsweise ich eine treffe und erwarte, dass der andere es doch auch offensichtlich sehen muss, stecke ich eben nicht in dem anderen drin. Ein sehr guter Punkt. Das lasse ich mal auf mich wirken – vielleicht kann ich daraus was neues schreiben.

      Das mit der Vogel-Perspektive sehe ich ähnlich. So kann man mit Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit an Entscheidungen rangehen. Nichts ist sicher, außer unser Tod. Und das kann der Antrieb sein, einfach mal zu machen. :)
      Liebe Grüße,
      Antonia

  3. Schöner treffender Text.

    Ich glaube, es geht gar nicht immer darum, keine Entscheidungen treffen zu können, sondern schlichtweg sich der Verantwortung nicht gewachsen zu fühlen, die damit verbunden ist.

    So z.B. dein Date, was du lange triffst. Entschieden hast du dich im Grunde nach dem zweiten/dritten Mal ;)
    Aber dazu zu stehen – mit zu verantworten, was dann passiert, wenn man sich dafür entschieden hat, das ist vielleicht auch nicht ganz ohne.
    Denn so leicht kommt man dann nicht mehr aus der Nummer raus, wenn man ein Mensch ist, der ungern Versprechen bricht ;)

    Lieber Gruss Ava

    • Liebe Ava,
      ganz vergessen darauf zu antworten.

      Da hast du Recht, ich beispielsweise würde von mir behaupten, dass ich spätestens nach dem 3. Date weiß, wohin das Ganze für mich persönlich führen kann. Das Commitment machen – ist dann nochmal eine andere Sache. Gleichzeitig denke ich mir oft: Was kann passieren? Eben, nichts. Aber trotzdem lässt man sich ein bisschen Zeit. Eine innere Entscheidung treffe ich quasi sehr schnell.

      Liebe Grüße!

  4. Liebe Antonia,
    dies ist ein wirklich wunderschöner Text.
    Ich habe zum Beispiel das Glück meinen (Ex-)Freund nicht ganz verloren zu haben, da wir irgendwie in nur kürzester Zeit zu Freunden wurden und immer noch stundenlang über belanglose oder aber auch ernste Themen sprechen können. Wir schätzen uns immer noch sehr. Und ich bin froh darüber das wir zusammen waren – das ich den Schritt gewagt hatte ihn anzuschreiben und er den Schritt gewagt hatte mich zu küssen…
    Ein paar meiner Freunde wollten mich auch schon verkuppeln…aber irgendwie bin ich dafür nicht der Typ. Es wollte mich sogar schon jemand verkuppeln, den nun ja, den ich ganz gerne mag. Am liebsten hätte ich gesagt „Ich möchte nicht, dass DU mich verkuppelst, denn ich MAG DICH!“. Aber dazu hatte ich nicht den Mut und denke den werde ich auch nie haben. Ich weiß, dass ich eh nicht sein Typ Frau bin. Aber was heißt schon Typ Frau? Vielleicht verurteilt man die Menschen zu schnell oder jetzt in diesem Fall diesen Typen den man mag, da man weiß was für eine Art Frauen er sonst datet oder welche Bilder er mit ‚gefällt mir‘ anklickt. Aber vielleicht ist das auch nur Selbstschutz vor einer Entäuschung? Oder nur eine Phase die wieder vergeht? (Man kann sich ja VIELES einreden ;)) Vielleicht sollte man generell was die Liebe angeht mutiger werden?! Aber die Frage die daraus resultiert ist die: Gehöre ICH zu den Mutigen?
    Ich mag deine Texte sehr gerne liebe Antonia, mach weiter so!
    Lieben Gruß

    • Liebe May,
      vielen vielen Dank für deinen Kommentar!

      Ich bin absolut dafür in der Liebe mutiger zu sein. Ganz nach dem Motto „Speak your heart“. Wirf die Sache mit dem Stolz oder der Angst über den Haufen, wenn du wirklich fühlst. Wenn derjenige es nicht versteht, ist er nicht der Richtige. Aber du bist für dich und deine Gefühle eingestanden. Das ist nicht leicht, gerade wenn man doch die ganzen „Man soll sich nicht so oft melden, etc.“-Sachen gesellschaftlich betrachtet, aber ich bin für mehr machen, statt abwarten :)

      Liebe Grüße!

  5. Dein Text geht unter die Haut. Ich lese mich so sehr darin! Selten solche Texte gefunden!

    Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Ich definiere nichts. Mich fragen Menschen, was fühlst du wenn du an XY denkst. Das Einzige was ich dann sage ist, dass es sich gut anfühlt. Mein Credo ist es nichts zu definieren, solange es sich gut anfühlt. Dem Ding keinen Namen zu geben, weil das nichts bringt. Mit einem Namen, mit einer Definition drängen wir uns nur Pflichten auf, Verhaltensweisen, die die Gesellschaft lehrt, die uns das Träumen und die Gefühle einsperrt. Solange wir aber nur den Träumen nachjagen, Hand in Hand, den anderen führen oder geführt werden, wie uns danach ist, ist es doch egal was es für einen Namen trägt. Verliebt sein, lieben oder nicht? Wenn man Bonnie & Clyde – Momente hat, braucht man für das Gefühl keine Definition!

    • Liebe Noirin & Lyra!

      Vielen vielen Dank für den Kommentar.
      Ein schöner Ansatz – der mich, die immer eine Definition braucht, das Ganze aus einem neuen Blickwinkel sehen lässt. Irgendwie hat das auch was romantisches – solange es für beide in Ordnung ist :)

      Liebe Grüße!

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