Wardrobe Essentials: Die weiße Bluse

21. Juli 2013 von in ,

Brauche ich ein kleines Schwarzes im Kleiderschrank? Eine weiße Bluse? Und vielleicht auch ein Paar High-Heels? Geht es nach  der Meinung der einschlägigen Frauenmagazine, lautet die Antwort definitiv: ja! Wer gewisse Sachen nicht im Kleiderschrank hängen hat, gilt  als modisch völlig unausgestattet. Doch was steckt hinter den seit Generationen weitergegebenen Tipps der Kleiderschrank-Basics? Braucht frau sie wirklich alle? In Wardrobe-Essentials gehen wir den Dingen auf den Grund. Nehmen quasi die Basics, die jede Frau im Kleiderschrank haben sollte, unter die Lupe!

Diesmal geht’s um die weiße Bluse.

Meine erste weiße Bluse trug ich mit sechs Jahren in der Schule. Riesen-Rüschen-Kragen, weite Ärmel, so richtig 90er-Style. Mit dem Rauswachsen aus der Bluse verlor ich auch die Lust an weißen Rüschen und zugeknöpften Oberteilen. Aber gut: Wer mit zwölf, 13 Jahren zum Skater-Girl mutiert, hat so ziemlich viel im Kopf – nur nicht weiße Blusen. Bis ich eines Tages bei einer guten Freundin saß und wir ihren (eher schicken) Kleiderschrank durchstöberten. Da hingen neben wahnsinnig vielen Kleidern auch wahnsinnig viele Blusen. Alle weiß. Langarm-Bluse, Kurz-Arm-Bluse, mit Rüschen, ohne Kragen, mit Kragen.

Voller Entsetzen fragte mein 14-jähriges Ich: „Wozu brauchst du SO viele weiße Blusen? Ich habe keine einzige.“ Die Antwort: „Naja, es gibt doch immer wichtige Ereignisse, wo man schick sein muss. Sei es in der Taufe, in der Kirche, bei Feiern, Weihnachten und so weiter.“ Ich nickte. Grübelte, ob dem so ist – und wusste gleichzeitig: Weiße Blusen sind doch nichts für mich.

Es kam Weihnachten, es kamen Kirchen-Besuche und es kamen wichtige Feste: Und ich trug nie eine weiße Bluse. Trotzdem war ich – glaube ich – immer passend angezogen. Womöglich nie so erwachsen, wie andere Teenies in Hosenanzug oder Kostüm, dafür authentisch. Mal im Kleid, mal mit Jäckchen, mal mit Blazer. Selbst bei meiner Abiturfeier trug ich – im Gegensatz zu vielen anderen – keine weiße Bluse (und keine Hochsteckfrisur – aber das ist ein anderes Thema).

Dann kam die Zeit der Vorstellungsgespräche – und wieder sah ich mich in der Klemme. Auf die Frage, was ich anziehen sollte, kam von Freunden meist ein „Natürlich eine weiße Bluse sowie einen Hosenanzug“. Mit Bauchgrummeln, aber weitaus mehr Selbstbewusstsein, welches ich je in einer weißen Bluse gehabt hätte, marschierte ich also relativ normal zu den Vorstellungsgesprächen. Und auch hier kann ich sagen: Trotz unkonventioneller Bewerber-Kleidung (Ich hatte nicht nur  Gespräche in der Medienbranche) habe ich trotzdem die Jobs bekommen. Also auch ein Ammenmärchen – zumindest in normalen Branchen (Banken & Co. schließe ich mal aus).

Und fast, als ich dachte, ich komme mein Leben lang ohne weiße Blusen aus, hatte ich einen Kellnerjob im Edel-Restaurant. Hier waren helle Blusen Pflicht – und irgendwie gewöhnte ich mich an sie – als Arbeitskleidung. Nach einem Jahr intensiven Kellnern hing ich die weiße Bluse wieder an den Nagel –  und verschmähte sie anschließend bis heute.

Das Erlebnis bei meiner Freundin und die vielen gesellschaftlichen „Man braucht eine weiße Bluse“-Vorschriften haben sich trotzdem eingebrannt. Immer wieder habe ich das Gefühl, ich brauche zumindest eine schicke Bluse im Kleiderschrank, weil man eben eine haben sollte. Fakt ist: Ich habe jetzt eine sehr moderne weiße Bluse hier hängen. Und trotzdem: Anziehen tue ich sie nur selten. Dafür liebe ich meine schwarze und graue Bluse.

Optisch gesehen mag ich weiße Blusen, sie verleihen einem eine gewisse Seriösität. Man wirkt erwachsen, edel und – mit der richtigen Bluse – auch lässig-chic. Nur das Problem ist: Es funktioniert irgendwie nicht an mir. Ich komme mir verkleidet vor. Unseriös, weil unauthentisch. Und so kann die weiße Bluse noch so modern sein, dicke Freunde werden wir nicht mehr.

Zur Frage, ob man eine weiße Bluse braucht, müsste ich jetzt eigentlich sagen: nein. Aber ich bin bis heute der Meinung, es schadet nicht. Und so bleibt auch meine weiße Bluse im Kleiderschrank. Falls wir doch noch Freunde werden.

Und jetzt ihr! Weiße Blusen – Traum oder Albtraum?

Alle unsere Wardrobe-Essentials auf einen Blick.

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18 Antworten zu “Wardrobe Essentials: Die weiße Bluse”

  1. mein absoluter favorit: (weiße) männerhemden!
    weil lockerer, oversized und relaxter – mit aufgekrempelten ärmeln zu jeans und co ein absoluter liebling!

  2. Ich trage auch total ungern weiße Blusen. Ich finde sie einfach irgendwie unbequem…
    Aber die auf dem Bild oben finde ich super. So eine würde sogar ich mal tragen :)
    Weißt du, wo man so eine Bluse findet?

  3. ich habe keine weiße Bluse im Schrank hängen… habe aber schon oft daran gedacht mir eine zu kaufen…
    oder doch, ich habe sogar eine :D
    Aber ohne Ärmel… zählt für mich jetzt einfach mal nicht.
    Aber ich finde dein Exemplar sehr schön, nicht zu elegant und starr…
    Also zieh sie doch mal ab und zu an… aber ich versteh dich schon… wenn man sich nicht wohl fühlt oder verkleidet vorkommt, macht das auch keinen Sinn…

    http://coco-colo.blogspot.de/

  4. Bei weissen Oberteilen, egal ob Bluse oder Shirt, sieht man einfach fast immer den BH durch und das sieht meiner Meinung nach irgendwie billig aus.

    • Liebe Hanibla,
      bei dieser Bluse sieht man nichts durch – insfern wäre sie schon auch für seriösere Termine geeignet. Gleichzeitig stört mich das nicht so. Aber das ist eh Geschmackssache! Liebe Grüße!

  5. Ich hab ein paar von den mehr oder weniger klassischen im Schrank, und sogar mal ne Weile auch privat und „freiwillig“ getragen. Mittlerweile trag ich sie in meiner Freizeit allerdings nicht mehr, dafür mag ich die weiten Versionen, wie die auf deinem Bild sehr gerne, und hab inzwischen auch so einige davon. Allerdings bin ich schon ganz froh, auch die klassischen zu haben, für all das in deinem Artikel angesprochene – „Anlässe“, Vorstellungsgespräche, Praktika, Prüfungen… Ich denke, ich musste da nie zwingend eine weiße Bluse anziehen, aber es ist einfach praktisch, ein Kleidungsstück zu haben, auf das man so einfach zurückgreifen kann, das passt, ohne dass man groß nachdenken und „kombinieren“ muss. Gerade weil ich mir vor der mündlichen Examensprüfung keine Gedanken über mein Outfit machen will. Und – ich weiß, viele sehen das anders – ich streife mir auch gern fürs Vorstellungsgespräch oder Arbeiten den formellen Einheitslook über, es kommt ja letztlich nicht darauf an, was man an hat, sondern auf die Leistung, und ich fühle mich da in meiner Persönlichkeit auch nicht irgendwie beeinträchtigt. Bei Anlässen ziehe ich mir zwar lieber ein Outfit an, dessen Zusammenstellung mir auch Freude gemacht hat, aber gerade bei Hochzeiten/Taufen etc bei unsicherem Wetter, hab ich oft neben meinem Kleid noch ein Stoffhose – weiße Bluse Outfit im Auto liegen, falls es doch viel zu kalt für das Kleid sein sollte… Ich weiß nicht, wenn ich dann (hoffentlich bald…) mal mehr als nur für Praktika arbeite, ändert sich das vielleicht auch, und vielleicht möchte ich dann auch im Arbeitslook – soweit in meinem Bereich möglich – noch irgendwie überlegt angezogen sein, mal schauen… Auf die Back-up Bluse möchte ich trotzdem nicht verzichten…

    • Liebe Cato,
      vielen Dank für deinen tollen, langen Kommentar.
      Dieses „Überstreifen des Business-Looks“ kenne ich von vielen Freunden. Und wie gesagt, als ich damals kellnerte, liebte ich es auch, eine Art sichere Uniform zu haben, mit der ich ohne Probleme sofort gut angezogen bin und arbeiten kann. Ansonsten war ich aber eben nie der „Arbeitslook“-Fan. Aber: Ich kenne so viele, die es lieben, sich für die Arbeit besonders formell, eine Stoffhose, eine Bluse, ein Kostüm, anzuziehen. Ich glaube, das ist einfach Geschmackssache – und ich falle da natürlich ein bisschen raus. Gleichzeitig bin ich auch in einer Branche, in der es eigentlich (fast) immer egal ist, was ich anziehe. Aber natürlich habe ich beispielsweise auch das kleine Schwarze daheim für besondere Presse-Empfänge etc. Und: Mir ist es auch schon passiert, dass ich kurzfristig was kaufen musste, weil ein bestimmter Dress-Code gefordert war.
      Insofern hast du schon recht, es ist einfacher, wenn man sowas wie eine Bluse hat, die immer geht. Deswegen habe ich ja auch die eine weiße Bluse – für alle Fälle!
      Liebe Grüße!

  6. Also, ich als Unternehmensberaterin (und gleichzeitig casual-Liebhaberin und Blusen-Feindin) stand am Anfang des Berufslebens vor einer kleinen Krise: Bluse oder nicht Bluse? Wenn nicht, was dann?! Alle meine Kollegen gehen jeden Tag in Anzug, Hemd oder Bluse, Manschettenkknöpfen, Perlenketten etc. ins Büro… Aber für mich ist das einfach nichts. Fühle mich einfach nicht wie ich, irgendwie.

    Meine Lösung: weiße oder schwarze, ganz schlichte Tshirts unter Blazer und zum Bleistiftrock :)

    Ich muss dazusagen, dass mein Hass auf Blusen sich lustigerweise fast nur auf die enge, geknöpfte Variante mit Kragen beschränkt. In meiner Freizeit trage ich gerne vorzugsweise eine luftige Zara Bluse o.Ä. In diesem Sinne, ich bestell mal die Coole Version von Topshop in schwarz und weiß B-)

    Dani

  7. hm, für alle Fälle hab ich auch eine weiße Bluse im Kleiderschrank, ich zieh sie nur total selten an. Da kommt meine schwarze Bluse häufiger zum Einsatz, wenn’s schicker werden soll.
    Aber wenn man ein schickes Oberteil mit Blazer kombiniert, funktioniert das auch in meiner Branche (Politik).

    Obwohl… neulich hab ich die weiße Bluse rausgeholt, aber als dünner Jacken-Ersatz in der Sommerhitze, offen über einem Shirt.

  8. Blusen: Ja, Hemden: Ja bitte, Weiß: Nein. Ich mag generell einfach keine weißen Kleidungsstücke. Bei Weiß muss ich mich ständig um Flecken und Unterwäsche sorgen, und dazu steht es mir einfach nicht. Mit meinem weißen Teint wirke ich da nur noch blasser.

  9. Früher waren Blusen das Hasskleidungsstück Nummer 1 in meinem Kleiderschrank, weil ich den klassischen figurnahen Schnitt einfach wahnsinnig unbequem finde.
    Jetzt mag ich zwar weiße Blusen in der etwas lässigeren Variante, allerdings habe ich noch immer kein perfektes Exemplar gefunden. Entweder gefällt mir der Schnitt nicht, das Material oder sie ist zu durchsichtig.
    Sollte ich jedoch mal DIE weiße Bluse finden, würde ich sie aber glaube ich sehr häufig tragen – vor allem in lässigen Kombinationen mit Jeans und Shorts finde ich weiße Blusen einfach perfekt.

  10. Hast du es schonmal mit einem sehr hellen Blau probiert? Die finde ich persönlich auch sehr schön, nicht so hart wie die weiße Bluse und sieht auch gut zu Jeans und Co. aus.
    Liebe Grüße :)

  11. Lange Zeit war die weiße Rüschenbluse die ich damals zu meiner Konfirmation trug die einzige bluse die ich je getragen hab. Bis ich meinen Verlobten kennenlernte, ein doch recht konservativen Bayern, der mich alsbald dazu brachte, dass ich regelmäßig weiße Trachtenblusen anzog. Die Blusen sind teils doch recht altmodisch mit puffärmeln, spitzenkragen etc und manchmal etwas peinlich, aber ich weiß wie viel ihm dran liegt, und dann trag ich halt die Blusen die er mir rauslegt, und tu es gerne für ihn…
    Gruß Annika

  12. WAS??? Also bei aller Liebe, das würd mir dann doch zu weit gehen. Meinem Freund mal den Gefallen zutun was besonderes anzuziehen ist ja okay, aber bevor ich mir vorschreiben lassen würde, was ich anzuziehen habe würd ich den Kerl in den Wind schießen. Ich stell mir grad vor morgens eine Bluse vorzufinden die ich gar nicht ausstehen kann?! Würd mir im Traum nicht einfallen mir sowas vorschreiben zulassen.
    Lea Sophie

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