Welcome back, Benetton – über Klassiker und soziales Engagement

23. Oktober 2015 von in ,

„Gibt’s die überhaupt noch?“ war die verbreitetste Reaktion, wenn ich in den letzten Tagen ankündigte, einen kleinen Abstecher nach Italien einzulegen, um mal einen Blick auf das Benetton-Headquarter und alles, was dort so zusammengeschmiedet wird, zu werfen. Tatsächlich ist es in den vergangenen Jahren eher ruhig geworden um die Klassiker-Marke in Sachen Pullis, doch ein Unternehmen wie dieses ist noch lange nicht weg vom Fenster, wenn die Werbetrommel mal ein, zwei Jahre weniger gerührt wird. Tatsächlich wurde im unternehmenseigenen Forschungszentrum Fabrica viel eher getüftelt und entwickelt, um das Hauptanliegen Benettons zum diesjährigen 50. Jubiläum auf eine neue Stufe zu heben: soziales Engagement.

Das klingt im Modebereich zugegebenermaßen ganz schön abgedroschen. Wenn man aber einen Blick zurück in die letzten Jahrzehnte wirft, stellt man fest, dass Benetton mit seinen Kampagnen weit vorne mit dabei war, wenn es darum ging, die Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, bei denen man selbst und vor allem die Modebranche gerne wegschaut. Gleichstellung von Menschen jeder Ethnie, Umweltverschmutzung, die Massenarbeitslosigkeit der jungen Menschen in Südeuropa oder Religionen, die aufeinander prallen – die Kampagnen aus den letzten Jahrzehnten enthalten nicht nur bunte Pullis, wie man sie spontan im Kopf hat, sondern nehmen klare politische Haltungen ein. 2011 gipfelte alles in der weltweiten „Unhate“-Kampagne, in der sich nicht nur Angela Merkel und Nicolas Sarkozy abknutschen, sondern auch der Papst und ein Imam – ein Bild, dem nach nicht weniger als ein paar Minuten der Riegel vorgeschoben wurde, was heute aber noch groß in der Benetton-Fabrica hängt – das angegliederte Forschungszentrum mit einer riesigen Fotografie- und Design-Bibliothek in einer guggenheimartigen Anlage, in dem Studenten aus ganz Norditalien und darüber hinaus zusammenkommen, um im Rahmen eines Jahrestipendiums an realen Projekten für Benetton und andere Unternehmen zu arbeiten.

Nachdem Benetton in den letzten Jahrzehnten gerne und provokant auf Missstände aufmerksam gemacht hat, ist es nach fünf Jahrzehnten Unternehmensgeschichte nun Zeit, auch aktiv etwas zu tun. Mit dem „Women Empowerment Program“ verpflichtet sich die Benetton Group dem fünften der 17 UNO-Ziele: Die Gleichstellung der Geschlechter durch die Gleichberechtigung der Frauen und Mädchen zu erreichen, und das bis 2030. Zwei Millionen Euro werden in den nächsten Jahren von Benetton investiert, um Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu verbessern, Mikrokredite zu gewähren oder Schulungen in Bezug auf Geschlechterfragen durchzuführen.

Die bisherigen fünf Jahrzehnte des Unternehmens wurden in diesem Zusammenhang rekapituliert und die Highlights und Klassiker der letzten Jahrzehnte hervorgeholt. Daraus entstanden mit der Collection of Us vier Capsule-Kollektionen, die sich auf die 70er, 80er, 90er und 2000er beziehen. Die fünf Models der Kampagne decken fünf Generationen ab und verkörpern den Geist eines Jahrzehnts mit allem, was die Frauen darin erzielt haben. Mit der Konzentration auf die Frauen und dem, was sich in den letzten Jahrzehnten schon für sie getan hat, wird der Bogen zum Women Empowerment Program gespannt, das sich der Zukunft widmen soll.

Tatsächlich hatte ich während des Tages bei Benetton nicht das Gefühl, leeren Marketingüberlegungen ausgesetzt zu sein. Zum ersten Mal auf einem Modeevent wurden auch beim Smalltalk mit den Benetton-Mitarbeitern und den internationalen Journalisten Themen wie die Flüchtlingskrise oder die Lage in Griechenland angesprochen und ernsthaft diskutiert, was ich in dem Maße auf einer Modeveranstaltung selten erlebt habe. Natürlich ist Benetton kein Fair Fashion Betrieb, sondern ein großes Unternehmen, das auch in Asien fertigt. Umso mehr ist es wichtig, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden und etwas zu tun.

Zum Schluss zurück zur Mode: Auch hier hatte ich Benetton wie so mancher nicht mehr richtig auf dem Schirm. Ein Blick in den Onlineshop bringt aber gleich einen Haufen Lieblingsteile – inklusive einem der schönsten Camelcoats überhaupt. Da bleibt nicht mehr viel zu sagen als: Vielen Dank für die Erinnerung – Benetton wird ab sofort wieder aufgenommen in meinen Modehorizont!

benetton

Camel Coat / Bluse / bunter Pulli / grauer Pulli / beiger Pulli / schwarzer Mantel

 

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9 Antworten zu “Welcome back, Benetton – über Klassiker und soziales Engagement”

  1. Klingt nicht so, als würde ihr hinter Benetton stehen. Wieso also das ganze? Marke Sponsored Post von der schlechteren Sorte. Überzeugt mich als Leser null und schmälert eure Glaubwürdigkeit leider immens

    Julia

    • Wieso klingt es für dich nicht so? Der Fair Fashion Hinweis war an viele unserer Leser gerichtet, die darauf besonders achten. Trotzdem ist Benetton für mich eine Marke, die ich schon mein Leben lang positiv im Kopf habe, die für gute Strickwaren, solide Pullis und mutige Kampagnen steht, und die für mich und viele andere eben etwas in Vergessenheit geraten ist. Aus diesem Grund war das Event für uns interessant, um zu sehen, wo die Marke steht und was sich tut – und es tut sich mit dem neuen Programm mehr, als ich dachte.
      Der Post ist übrigens nicht gesponsert, sonst würdest du natürlich eine Kennzeichnung finden. Es ist wirklich immer wieder schade, solche Kommentare bezüglich unserer Glaubwürdigkeit lesen zu müssen, wenn man sich mit etwas anderem als Tagesoutfits oder Essen beschäftigt. Aber ob du es glauben magst oder nicht, für uns sind Blicke hinter die Kulissen von Labels und Unternehmen ebenfalls interessant und sinnvoller Content für amazed!

      • Vielleicht liegt es daran, dass der Artikel in einem ziemlich gelangweilten Ton daherkommt und einige Skepsis mitschwingt.
        Wieso greifst du den Fair Fashion-Hinweis auf? Julia hat doch gar nicht kritisiert, dass du das erwähnst. Allerdings schreibt ihr bei anderen Labels normalerweise nicht, dass sie keine faire Mode produzieren, sondern hebt es eher bei denjenigen hervor, die es tun.
        Dein Kommentar wirkt zudem beleidigt und wenig professionell. Als Blogbetreiber steht ihr nunmal in einer Öffentlichkeit, die nicht nur aus Fans besteht. Da solltet ihr auch mit Kritik geschickter umgehen können.

        • Da hast du recht – ich freue mich über jede Meinung und natürlich ist Kritik auch wichtig. Das einzige, wo ich empfindlich reagiere ist einfach, wenn Bloggern grundsätzlich unterstellt wird, dass hinter Posts wie diesen Geld steckt, man das verheimlicht und sowieso nur unauthentische und gekaufte Meinungen auf dem Blog zeigt. Gerade weil wir so darauf achten, nur Themen zu posten, die wir gut finden, finde ich das immer wieder schade. Und es untergräbt eben auch die normale Arbeit, wenn aller Content, der mit Marken zu tun hat, direkt als Schleichwerbung abgestempelt wird. Vielleicht hätte ich einen enthusiastischeren Tonfall anschlagen können, dass sich der Text gelangweilt liest ist mir persönlich aber gar nicht aufgefallen und war auch nicht meine Absicht.

  2. Als Italienerin habe ich mein ganzes Leben in den klassischen Benetton-Pullovern verbracht (okay, nur den Winter über). Auch wenn die Marke jetzt nicht die coolsten Kollektionen der Modewelt kreiert, bin ich den Wollpullis auch nach 25 Jahren treu geblieben. Sie haben sich seit den 70ern nicht verändert, und wo sonst bekommt man Pullis jeder Farbe und Form aus 100% Wolle für 30€? Ein für mich unschlagbares Argument, ich sehe überhaupt nicht ein, bei COS für gleiche Qualität das dreifache zu zahlen! Danke also für diesen Artikel über eine Marke, die wie kaum eine andere für mich zu den großen Erfolgsfirmen der Norditalienischen Textilbranche gehört!

  3. Hauptanliegen soziales Engagement?
    Das passt leider gar nicht zu dem, was über faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit bei Benetton generell bekannt ist. Hier hat Benetton z.B. die schlechtest mögliche Bewertung erhalten: http://rankabrand.de/premium-marken/Benetton
    und wurde von Clean Clothes ebenfalls als „kümmert sich nicht“ eingestuft, z.B. hier zu lesen: http://www.stern.de/wirtschaft/news/modeindustrie-in-der-kritik-diese-marken-engagieren-sich-fuer-faire-arbeitsbedingungen-3734790.html
    Die Liste lässt sich über die vergangenen Jahre so fortführen. Da können auch bunte Werbeplakatte nicht drüber hinwegtäuschen.

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