
Kolumne: Wenn Schütteln nichts bringt
Schütteln. Das müsste doch eigentlich eine ädaquate Möglichkeit sein. Am liebsten wie in einer Waschmaschine umherschleudern. Bis er begreift, was er da gerade wegschmeisst. „Ich kann das nicht“, hat er gesagt. Dann ist er gegangen. Mit Augen, die etwas anderes sprachen. Angst, Angst vor der eigenen Courage, vor etwas Neuem, vor dem Risiko, wieder verletzt zu werden. Statt des Mutes, Großartiges weiter auszubauen.
Dabei hätte sie viel mehr Angst haben müssen. Gerade wieder berappelt. Betrogen, belogen worden. Von einem Mann, der eigentlich eine Zukunft sein sollte. Und just in jenem Moment, in dem sie noch lauthals verkündete, endlich den Kummer überwunden zu haben, endlich frei wie ein Vogel zu sein, stand er plötzlich da.
Gespräche bis in die Nacht. Lachen, Vertrautheit und Nähe. Nicht nur wenige Tage, sondern Wochen. „Ganz ehrlich, Toni, ich habe mich noch nie so gut mit einem Mann verstanden. Ich dachte, der wäre es.“
Ich konnte meine Freundin verstehen, als sie mir ihre Geschichte erzählte.
Es ist ja immer so. Dann wenn man es nicht erwartet, trifft man einen oder eine, der oder die das ganze Leben auf den Kopf stellt. Den man doch in sein Leben lässt, weil es sich so gut anfühlt, so richtig. Umso schlimmer lässt es einen auf den Boden der Realität knallen, wenn der andere plötzlich einen Rückzieher macht. Aus Gründen, die man selbst nicht verstehen kann.
„Kann ich irgendetwas tun?“ „Ihn im Geiste schütteln. Ein kleines bisschen hoffen. Aber am besten: loslassen.“ Vielleicht ist es das falsche Timing. Vielleicht erkennt er seinen Fehler mit der Zeit. Vielleicht ist er aber auch einfach nicht der Richtige. Dann hilft alles nichts. Dann heißt es Haken dran setzen und weitergehen. An etwas festhalten, was jemand anderer nicht will, hat noch nie viel gebracht – außer Kummer und viele, viele Tränen. So schwer es auch fällt.
„What’s meant to be will always find a way.“
Sollte der- oder diejenige doch die große Liebe sein, werden sich Wege finden. Egal, wie sehr man losgelassen hat. Dann trifft man nochmal aufeinander und das Timing passt. Oder derjenige steht vor der Tür. Aber – und auch das musste ich meiner Freundin sagen – wir sind leider nicht bei Walt Disney. Meistens hat es seine Gründe, warum Menschen doch nicht zueinander finden oder ihre Wege sich trennen.
Das Gute ist: Irgendwann erkennt man das auch. Dann, wenn das Herz sich distanziert hat. Man wieder klar sehen kann. Dann, wenn man sich frei fühlt. Und dann, ja dann, steht meistens plötzlich wieder jemand da.
6 Antworten zu “Kolumne: Wenn Schütteln nichts bringt”
Kann ich so unterschreiben. Ab in die Waschmaschine, oder besser: den Mixer mit manchen Menschen!
Toller Text! <3
Fühle mit. Toller Titel & Text, Antonia :)
Sehr schön geschrieben Toni;)
Mag ich sehr <3
Ein sehr kurzer aber einfühlsamer Text, den glaube ich, jeder von uns nachvollziehen kann.
Das Schlimmste an solchen Geschichten, die auch ich schon mit Freundinnen erlebt habe, ist, das man weiß, dass man selbst nicht in dieser Rolle ist.
Von außen betrachtet lässt es sich immer realistischer und echter sehen aber das Leid kann man leider- nicht abnehmen.
Deine Mona von
Fleur & Fatale
Gerade das selbe durchgemacht.
Sehr schöner Text, der einem ein bisschen Hoffnungt gibt und man mit diesen Problemen nicht ganz alleine ist <3