Buchtipp: „Die Spionin“ von Paulo Coelho

16. Dezember 2016 von in

Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in Zukunft jemand an mich erinnern wird,aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Frau,die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat. 

Unabhängig sein, den eigenen Weg gehen und Feminismus leben. Selbstverständlichkeiten, die wir in unserer heutigen Zeit, leben. Das funktioniert mal besser, mal weniger gut. Schließlich gibt es in unserer westlichen Welt auch immer noch Pay Gap, Ungleichgewicht zwischen Männer und Frauen sowie jede Menge Arbeit in Sachen Feminismus. Dass Frauen sich so emanzipieren können, wie es heute der Fall ist, verdanken wir allerdings vielen mutigen Frauen aus dem 19. wie 20. Jahrhundert. Die sich gegen jede Konvention stellten, um ihr selbstbestimmtes Leben zu führen. Die ausbrachen aus Rollenvorstellungen sowie moralischen Verpflichtungen und ihren ganz eigenen Weg gingen.Viele von ihnen bezahlten diesen Weg mit dem Tod.

Paulo Coehlo, einer meiner liebsten Schriftsteller, hat sich in seinem neuen Buch „Die Spionin“ einer solchen Vorreiterin gewidmet. Schnörkelos, in einfachen Worten, und doch immer wieder poetisch erzählt er die Geschichte von Mata Hari. Geboren als Margarethe Zelle erlebt sie als Jugendliche Unterdrückung von Männern, sie muss sich unterordnen, bis ihr jenes Leben nicht mehr erträglich erscheint. Arm, ohne jegliche Unterstützung macht sie sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg auf den Weg nach Paris. Dort avanciert sie schnell zur Tänzerin Mata Hari. Skandalös zu jener Zeit, dennoch populär. Die mächtigsten Männer Europas suchen sie auf, wollen einen Tanz Mata Haris sehen. Ihr Leben scheint frei und so ganz anders als alles, was sie vorher kannte.

Doch dann verliebt sich Mata Hari und gerät in einen Strudel aus Korruption, Spionage und Kampf. Sie verliert sich zwischen Provokation, Freiheit und Klatsch. Mit Kriegsbeginn wird sie verhaftet und als vermeintliche Doppelagentin H21 wegen Hochverrats angeklagt. Eine Woche bleibt ihr bis zur Hinrichtung.

„Die Gefangene zog (…) ihre dünnen schwarzen Seidenstrümpfe an und schlüpfte in ihre mit Seidenschleifen geschmückten hochhakigen Schuhe. (…) Sorgfältig kämmte sie ihr zerzaustes schwarzes Haar (…) und setzte sich einen Filzhut auf, den sie unter dem Kinn mit einer Seidenschleife festband (…). Nachdem sie noch ein Paar Lederhandschuhe (…) übergestreift hatte, wandte sie sich mit gleichgültigem Blick den Männern zu und sagte mit fester Stimme: „Ich bin bereit.“

Diese Woche im Gefängnis nutzt Paulo Coelho imaginär und lässt Mata Hari in einem Brief an ihren Anwalt nochmal ihr Leben erzählen. Sie blickt zurück auf alle Geschehnisse, und ist sich sicher: „Verurteilt wurde ich nicht wegen Verbrechen, die ich tatsächlich begangen habe- und deren größtes es war, in einer von Männern beherrschten Welteine emanzipierte, unabhängige Frau zu sein. Ich wurde wegen Spionage verurteilt, wo doch all das, was ich geliefert habe, nicht als Klatsch (…) war.“

Eine unkonventionelle Frau, die mutig und frei, ihren eigenen Weg ging, sich immer wieder über die Moralvorstellungen der Männer hinwegsetzte und das ganz bewusst. So lebte Mata Hari ihr Leben. Paulo Coehlo führt uns an eine Frau heran, die wir namentlich zwar kennen, aber im Kern bisher wahrscheinlich nicht so nah erfasst haben. Der Autor hatte Zugriff auf interne Geheimakten, die erst 2017 öffentlich gemacht werden sollen. Bis dahin bleibt uns das literarische Bild Mata Haris, das sehr nah auf wahren Begebenheiten beruhend ein Bild zeichnet, welches beeindruckend, spannend und gefühlvoll ist. Die mutig war und uns Frauen zeigte, dass es lohnt, sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben – egal, wie steinig, hart und unangesehen dieser Weg sein mag. Die ein Vorbild war, ohne es zu wissen, da sie nur das tat, was sie wollte. Deren einziges Verbrechen es war, eine unabhängige Frau zu sein.

Das Buch „Die Spionin“ von Paulo Coelho ist vor Kurzem im Diogenes Verlag erschienen und hier erhältlich. Neben des Romans beinhaltet das Buch auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen Mata Haris sowie historische Dokumente. Für alle etwas, die wie ich Paulo Coelho mögen und einmal eine andere Geschichte von ihm lesen wollen.Viel Spaß beim Entdecken einer spannenden Frau!

– in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag –

 

 

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