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Chick Flicks: Brown Girls, Moonlight & Brown People doing normal stuff
Moonlight: (c) A24/DCM
Brown Girls: (c) Megan Lee Miller / browngirlswebseries.com
Direkt nach Trumps Amtseinführung hielt der großartige Comedian Aziz Ansari in „Saturday Night Live“ einen Monolog über Rassismus und sagte: „Maybe what needs to happen is when they do the news report, they should do a second report about some other brown people that are just up to normal stuff — just to calm those people down.“ FUCK. YES.
Die Unterrepräsentation von People of Color in den Medien – zumindest in einer von Stereotypen befreiten Form – ist immer noch skandalös. Es werden uns kaum Medienbilder an die Hand gegeben, die eine authentische Alltagsrealität von Menschen zeigen, die nicht weiß und hetero sind. Queere People of Color sind doppelt unsichtbar. Solche Narrative sichtbarer zu machen und sie von denen erzählen zu lassen, die wissen, wie es sich anfühlt – das ist ein riesiges Defizit im MainstreamFilmbusiness – und sollte auch auf der To-Do-List des Feminismus stehen. In diesem Sinne: Willkommen bei den Chick Flicks! Mit dem Black History Month im Augenwinkel möchte ich euch diesmal gleich zwei Neuerscheinungen vorstellen, die von und für queere People of Color produziert wurden – und das in bemerkenswerter Qualität.
BROWN GIRLS
Am 15. Februar erscheint die neue Webserie Brown Girls, die jetzt schon gerne in einem Atemzug mit „Girls“ und „Broad City“ genannt wird. Das liegt meiner Meinung nach einfach daran, dass das die bisher einzigen erfolgreichen Serien sind, die ein authentisches Bild von jungen Frauen in der Großstadt zeichnen. Aber Brown Girls steht für sich alleine und ist eine Meisterleistung der Intersektionalität: Gezeigt wird der tägliche Struggle von jungen, queeren Women of Color in der amerikanischen Großstadt. Es geht um Liebe, Sex, Freundschaft, Familie, Spaß – aber vor allem um Zusammenhalt. Im Zentrum stehen die Freundinnen Patricia und Leila. Patricia ist Afroamerikanerin und kann sich irgendwie in keinem Bereich ihres Lebens so richtig entscheiden: Zwischen Dating-Apps, Nebenjobs und Kellerparties sucht sie ihren Platz im Leben. Leila hat südasiatische Wurzeln, entdeckt gerade ihre Queerness und jongliert ständig zwischen Welten. Dabei entstehen immer wieder extrem lustige, aber auch sehr rührende Momente. Produziert wurde die Serie Brown Girls von Regisseurin Sam Bailey und Drehbuchautorin Fatimah Asghar, die viel aus ihrer eigenen Realität in Chicago in die Geschichte einfließen ließen.
Brown Girls (2017) — Trailer from Open TV (beta) on Vimeo.
MOONLIGHT
Als Regisseur Barry Jenkins das biografische Theaterstück „In Moonlight Black Boys Look Blue“ von Tarell Alvin McCraney in die Finger bekam, war das der Beginn einer sehr persönlichen Filmidee. Beide Männer stammen aus Liberty City, einem Vorort von Miami, beide hatten drogensüchtige Mütter, gingen in dieselben Schulen. Es sollte ein kleiner Indie-Film werden – jetzt ist „Moonlight“ für 8 Oscars nominiert. In drei Teilen erzählt der Film die Geschichte von Chiron, der schon „faggot“ genannt wird, bevor er weiß, was das Wort bedeutet. Er lernt früh, dass Individualität in seiner Welt keinen Platz hat. Auf seiner Suche nach Identität verfolgen wir ihn durch seine verwirrende Kindheit, in der er allein mit seiner drogensüchtigen Mutter fertig werden muss und im Vorstadt-Gangster Juan eine Vaterfigur findet, über seine von Mobbing und Gewalt geprägte Teenagerzeit bis ins Erwachsenenalter hinein – wo man ihn kaum wieder erkennt, als er plötzlich zum muskelbepackten Gangster mit Grillz geworden ist. Männlichkeit als Performance: Chiron versteckt seinen sensiblen Charakter unter Muskeln und Goldketten. All das gerät plötzlich ins Wanken, als sich Kevin nach 10 Jahren wieder bei Chiron meldet, mit dem er als Teenager seine einzige homosexuelle Erfahrung hatte und sich die beiden wiedersehen. Was bedeutet es, als junger, homosexueller Schwarzer in Armut und in täglicher Konfrontation mit Drogen und Kriminalität seine Identität zu suchen? Das wurde vielleicht nie zuvor auf einer großen Leinwand so gut inszeniert und spürbar gemacht. „Moonlight“ ist ein Kinogedicht. Und hier schließt sich der Kreis: Ich durfte in Berlin bei der Deutschlandpremiere dabei sein, die auf den Tag von Trumps Amtseinführung fiel. Noch während der Film lief, verschwand die Unterseits zu LGBTQ-Rechten von der Webseite des Weißen Hauses. „Moonlight“ kommt am 9. März in die deutschen Kinos.