Money Talk: 6 Tipps für deine Gehaltsverhandlungen

5. September 2018 von in

Collage: Ibrahim Rifath, Icons 8 Team, Thought Catalog

Euer Wunsch war uns Befehl. Als wir im Sommer bei Instagram nach Themenwünschen fragten, tauchte überraschenderweise immer mehr das Thema Geld auf. Wie lege ich mein Geld richtig an? Wie verhandle ich in Gesprächen? Und was macht ihr zum Thema Altersvorsorge? Tatsache – alles Themen, die mit dem Erwachsenwerden einhergehen und im Privaten bei uns als Selbstständige längst ein Thema sind. Man wird ja auch nicht jünger, und das merkt man eben nicht nur an den kleinen Falten im Gesicht, sondern auch an dem immer größeren Fixkosten und Wünschen. Ich finde sowieso, wir sollten viel öfter über Geld reden. Denn nur wer redet, lernt und kann sich austauschen. Wie soll ich ein Jahresgehalt angeben, wenn ich kaum weiß, was normal und richtig ist in meiner Branche. Wie kann ich einschätzen, was ich jobtechnisch wert bin, wenn die Preise meiner Fantasie und keinem Austausch entspringen. Also reden wir ab sofort ein bisschen mit euch über Geld, Businessfragen und allerlei Drumherum, was das Thema so mit sich bringt.

Nachdem wir vergangene Woche schon inoffiziell mit diesem Text in die Reihe gestartet sind, wollen wir bei einem ganz wichtigen Thema anfangen: Gehaltsverhandlungen. Noch immer verdienen Frauen sehr viel weniger als Männer, und das liegt nicht zuletzt daran, dass wir Mädels schlicht weg falsch verhandeln. Gesellschaftlich wurde uns eben beigebracht, nicht groß zu fordern, sondern lieber lieb und brav zu sein. Im Gehaltsgespräch oder beim Kunden wird’s schwierig, wenn man Sorge hat, jetzt doch irgendwie zu viel zu fordern. Um euch (und uns) zu motivieren, öfter für sich einzustehen, auch in Sachen Geld, haben wir mit Marina Friess gesprochen. Die 34-Jährige ist seit 13 Jahren selbstständig und Gründerin von Feminess, einem Erfolgsportal für Frauen. Hier coacht sie seit 2012 gemeinsam mit anderen Experten und Trainern Frauen in Sachen Strategie und Persönlichkeit.

Marina, wie kommt es, dass wir Frauen oftmals noch immer weniger verdienen als Männer?
Das liegt oft am Selbstwert. Das merke ich auch immer wieder in meiner Branche. Die meisten Frauen, die wie ich in der Weiterbildungsbranche tätig sind, nehmen sehr viel weniger Honorar als Männer. Oft treiben uns Frauen so Gedanken um wie „Ich muss noch mehr lernen und Erfahrung sammeln, bevor ich einen höheren Preis verlangen kann“. Zudem sind viele von uns so erzogen worden, dass wir Frauen nicht fordern, sondern lieber für Harmonie sorgen wollen. In Gehaltsverhandlungen ist das aber kritisch, wenn der männliche Kollege voller Selbstbewusstsein sein Gehalt einfordert. Auch kommunizieren viele Frauen nicht deutlich, welchen Wert sie haben. Sobald es um das Thema Geld geht, kommen wir ins Stottern.

Warum ist das Thema Geld denn so ein großes Ding?
Das Thema Geld ist bei uns in Deutschland verpönt. In den USA gilt Geld als etwas Gutes, im Gegenteil, dort wird sogar Geld offen gezeigt. Man verkauft sich dort ganz anders als hierzulande. Verkauf ist in Deutschland eher ungern gesehen, dabei dürfen wir nicht vergessen: Verkauf – auch der meiner Person – gehört im Job einfach dazu.

Wie reagieren denn die Leute, wenn du quasi dich und deine Leistung „verkaufst“?
Die Reaktionen sind in der Regel positiv. Ich glaube aber auch, wenn man zu 100 Prozent hinter dem steht, was man macht, ist der „Verkauf“ immer authentisch. Merkt mein Gegenüber, dass ich unsicher bin, bekommt mein „Verkauf“ ein Geschmäckle. Sicher, manche Tagessätze sind saftig, aber kann ich meine Leistung klar erklären und für den Preis argumentieren, versteht das mein Gegenüber. Und dann müssen wir natürlich sagen: Es ist auch immer eine Sache der Perspektive. In anderen Branchen ist mein Preis vielleicht sehr wenig.

Welche Tipps hast du denn für Frauen wie Männer beim Thema Gehaltsverhandlung?

1. Beschäftige dich mit dir selbst
Für eine gute Verhandlung muss ich mich selbst gut kennen. Also sollte man sich hinsetzen und aufschreiben: Wo komme ich her, was kann ich alles, was sind meine Stärken und meine Schwächen? Wo kann man für die Firma oder im Job den entscheidenen Unterschied machen? Je besser man sich kennt und weiß, was man wert ist, umso besser kann man das auch nach außen kommunizieren. Oft vergessen wir alle, was wir bereits geleistet und geschafft haben. Da lohnt sich der Blick zurück.

2. Verkaufe dich richtig
Es lohnt sich, in das Thema Verkaufen einzutauchen. Sei es über Bücher oder Coachings. Wer das Verkaufen trainiert (wenn es einem nicht schon in die Wiege gelegt wurde), verliert so die Scheu davor. Man lernt Techniken, kann sich einen Leitfaden für Gespräche zurechtlegen. Das allein gibt schon Sicherheit. Oftmals machen wir bestimmte Dinge nicht, weil wir gar nicht wissen, wie wir es machen sollen. Da hilft es, sich einfach mit dem unbekannten Terrain auseinanderzusetzen.

3. Atme dich entspannt
Bei Stresssituationen neigen wir dazu, zu leicht und flach zu atmen. Unsere Stimme beginnt sich zu überschlagen, wir klingen unsicherer, weil wir nicht genug Luft zu atmen bekommen. Atemtechniken gegen Stress können hier helfen, den Atem zu kontrollieren. Gerade bei Gesprächen ist es wichtig, tief einzuatmen, um eine starke Stimme zu repräsentieren.

4. Achte auf die Körperhaltung
Sitze ich gerade und ist meine Körperhaltung ausdrucksstark, ist auch meine Stimme kraftvoll. Körper und Atmung bestimmen unsere Stimme und das, was aus uns raus kommt. Dazu muss man wissen, nur sieben Prozent machen den Inhalt innerhalb einer Kommunikation aus. Der Rest ist Körperhaltung und Stimme – stimmt das schon, hat man schon fast gewonnen.

5. Begib dich in die richtige Stimmung
Ich nenne es gerne Zustandsmanagement betreiben. Vor wichtigen Terminen sollten wir uns in eine gute Stimmung bringen, das kann beispielsweise der Lieblingssong sein, der einen in einen guten Zustand befördert. Ist mein Zustand gut, perfome ich auch besser. Alle guten Redner betreiben vor der Bühne Zustandsmanagement – und sind damit erfolgreich.

6. Selbstwert steigern
Selbstbewusstsein und Selbstwert sind wahnsinnig wichtige Säulen. Affirmation kann hier helfen, also Glaubenssätze, die man sich immer wieder vorsagt. Ebenfalls kann das Erreichen kleinerer wie größerer Ziele ein guter Selbstwert-Booster sein. Am besten man setzt sich diese Ziele und arbeitet sie kontinuierlich ab. Erreicht man sie Schritt für Schritt, steigt das Selbstbewusstsein automatisch. Mein erster Kongress war 2013, ein Jahr nachdem ich Feminess gegründet hatte. Von Anfang an hatte ich mir das Ziel gesteckt, einen Kongress mit 500 Frauen zu organisieren. Der Weg dahin war anstrengend, aber er hat sich gelohnt. Denn als ich dann vor 450 Frauen stand, hat mein Selbstwert einen Riesensprung gemacht. Ich hatte tatsächlich das geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Was ich sagen will: Was im Großen geht, geht auch im Kleinen.

Das ist natürlich nichts, was von heute auf morgen geht, Selbstwert-Steigern ist ein Prozess und ein Weg, den man gehen darf. Der auch Spaß machen darf, den man aber kontinuierlich gehen sollte. Und: Wenn du dich veränderst, verändert sich auch dein Umfeld. Man darf nicht warten, dass etwas von außen passiert.

Kurzum: Wenn man weiß, was man wert ist, fällt es einem auch leichter, diesen Wert einzufordern.

Danke Marina!

Habt ihr noch Tipps für eine gute Gehaltverhandlung? Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Und welche Themen im Bereich Finanzen und Business interessieren euch noch?

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11 Antworten zu “Money Talk: 6 Tipps für deine Gehaltsverhandlungen”

  1. Hallo, finde ich ein top Thema. In den Branchen wo man (oft und viel) verhandeln muss, denke ich haben Frauen Nachholbedarf. Hier müsste man öfters unverfroren sein (aber natürlich immer noch irgendwie angemessen), denn was ich von meinen Freunden, alle Ende 20, mitbekommen habe konnten alle stets mehr raus handeln. Darauf waren sie dann auch stolz. Habe mir auch das neu erschienene Buch „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“ von Madame Moneypenny gekauft, denn nicht nur Geld bekommen sondern auch anlegen ist wichtig! Zum Thema Geld anlegen würde ich daher gerne mehr hören.

  2. Hmm, dachte gerade, ich hab schon etwas geschrieben, komisch, doch nee, die Dame über mir heisst einfach nur auch Ava ;)

    Mein zusätzlicher Tipp zur Gehaltsverhandlung:

    Nicht im Nachhinein verhandeln.
    Wenn man neu in eine Firma einsteigt, fällt es leichter, am Anfang hoch zu pokern, statt später nachzuverhandeln.
    Gehaltserhöhungen zB nach der Probezeit, bereits vorher fest (schriftlich) vereinbaren. Sonst passiert nämlich nach der Probezeit was? Genau! Nichts ;)

    Fakten aufzeigen, warum man meint, mehr zu verdienen, als das, was man angeboten bekommt.

    Und wenn es trotz aller Versuche nicht klappt?
    Begründungen einfordern, weswegen es nicht geklappt hat mit der erhofften Steigerung.
    Festlegen, bis wann man wieder miteinander spricht und was genau passieren muss, dass man dann eine reelle Chance auf mehr hat. Bitte nur messbare Ziele vereinbaren.

    Liebe Grüsse
    Ava

  3. Super wichtiges Thema, danke dafür.
    Auch ein guter Punkt bei Festanstellung: wenn jemand dir sagt, dass sie momentan leider nicht mehr zahlen können: weniger Arbeitszeit einfordern.

  4. Ich finde das Thema wahnsinnig spannend, aber wie befreit man sich von diesen Gedanken à la „Ich möchte den Job unbedingt, notfalls halt erst mal für weniger Gehalt!“?
    So ist es bei mir zumindest meistens, dass ich Angst habe, dass man mich dann gar nicht erst einstellt, weil die Forderung vielleicht zu hoch sein könnte.

    • Danke!

      Und zur Frage: Ich glaube, das ist der typische Denkfehler bei uns Frauen. Denn wenn ich gut bin für den Job und diesen auch unbedingt will, strahle ich das auch aus – dementsprechend sind die Erfolgschancen schon mal sehr gut. Und nicht nur du sollst was vom Arbeitgeber haben wollen (Traumjob), sondern auch der Arbeitgeber von dir – und das sollte ihm deine Forderung wert sein. Man darf sich – auch für seinen Traumjob – nicht unter Wert verkaufen, nachverhandeln kann man immer. Aber meine Schwester bspw. ist Personalerin und sagt: Ganz oft pokern die Frauen viel viel zu niedrig, obwohl sie als Personalerin noch Verhandlungsspielraum nach oben hätte. Hier heißt es also: Mut zeigen und sagen: Ich bin gut, ich will den Job, und ich weiß, was ich Wert bin.
      Im Umkehrschluss: Willst du wirklich wo arbeiten, wo man dich für dein Engagement und Können zu niedrig bezahlt?
      (Mal ganz abgesehen davon, dass es sicher Variablen gibt auf beiden Seiten). Liebe Grüße!

  5. Super Input.
    Zwei Dinge würden mich noch brennend interessieren:
    Zum Einen fand ich bei meinem eigenen Jobeinstieg das Thema Gehaltsverhandlung super schwer – wie viel ist in der Branche überhaupt normal und was kann ich fordern und wo finde ich Vergleiche, wenn ich mit google nicht weiter komme?
    Zum Anderen wenn es dann weiter geht in eine Gehaltsverhandlung im bestehenden Arbeitsverhältnis. Hier gehen die Antworten, die ich erhalte auch weit auseinander. Wie viel % Erhöhung kann man guten Gewissens verlangen?
    Gerne her mit weiteren Tipps und Tricks.

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