Bist du gerne Frau?

13. Juni 2016 von in

Ich mag keine Mexikaner. Ich würde am liebsten eine Mauer um alle Mexikaner bauen. Also, nicht die Mexikaner, die Trump meint. Ich meine diesen Tomaten-Korn-Tabasco Shot, den jetzt alle trinken. Diesen Tomatensaft für Nichtflieger. Wir haben ihn trotzdem getrunken, zu dritt, die ganze Nacht durch. Diese zwei Frauen und ich. Diese zwei richtig coolen Frauen. Lederjacke, Jukebox, Stinkefinger. Wir hätten uns fast mit dem Barkeeper geprügelt, als er mit irgendwelchen Frauensprüchen und dann mit noch mehr Mexikanern kam. Und dann, draußen, ich weiß nicht warum, fragte ich sie, ob sie denn gerne Frauen wären. Kurze Pause. Dann beide so HELL NO!

Irgendwas ist da kurz in mir gestorben. Ich hab das nicht verstanden. Meine Mutter hatte früher mal gesagt, sie würde nie ein Mann sein wollen. Ab da dachte ich, unsere Welt wäre in Ordnung. Du wirst geboren, du kleiner Tropfen Mensch fällst auf eine Farbpalette irgendwo zwischen Frau und Mann, irgendwo zwischen hetero und homo. Und dann ist alles gut. Nudelsalat und Parkplatz im Schatten. Dachte ich.

Ist es aber nicht. Ich habe noch ein paar Frauen gefragt, ob sie gerne Frauen sind. Viele haben verneint. Warum?!, fragte ich. Immerhin sind wir nicht irgendwo, wo Mädchen-Babies im Wald ausgesetzt werden. Oder wo du schon vor deiner Geburt mit deinem Cousin verheiratet wirst. Oder wo Vergewaltigung normal ist. Wo Lesben verbrannt werden. Die Antwort der Frauen war: Zu schwach, zu hilflos, die Sache mit den Kindern und den Jobs, die Periode, die Pille. Irgendwie, einfach… generell die Gesamtsituation.

Wenn ich genau drüber nachdenke, hat mir meine Mutter damals auch keinen richtigen Grund geben können außer, „dass man da ja immer so ein Ding zwischen den Beinen baumeln hat“. Dieses Ding empfinde ich nicht einmal als störend, außer beim Sport. Selbst in diesem Lied „Weil ich ein Mädchen bin“ – geht’s eigentlich nur darum, dass sie ständig angesprochen und eingeladen wird, und dann fadet der Song in die Neunziger aus.

Mich schockiert das. Noch mehr als Mexikaner. Was ist da falsch? Klar, an der Gleichberechtigung muss gearbeitet werden, aber ich glaube, wir kriegen das irgendwann hin. Abseits davon: Seid ihr gerne Frau? Was muss passieren, dass ihr es seid? Was findet ihr unbezahlbar gut am Frausein? Was ist scheiße?

#makefraugreatagain

Photocredit: Camila Cordeiro/ Unsplash

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34 Antworten zu “Bist du gerne Frau?”

  1. Frausein ist toll aus so vielen Gründen. In uns kann neues Leben entstehen! Hallo? Da wächst dann ein Mensch im Mensch. Das ist so abgefahren, dass dieser Grund allein schon ausreicht.
    Und die Tatsache, dass wir uns schminken dürfen ohne verurteilt zu werden, dass wir launisch sein dürfen mit Begründung. Dank hormonellem Haushalt gleicht kein Tag dem anderen. Wir sind sensibel und empfänglich für die Gefühle anderer und unsere eigenen.
    Wir sind das schönere Geschlecht, viel verletzlicher (körperlich) aber meist viel stärker (mental).
    Ich bediene zwar alle Klischees, aber darum ging es ja auch oder?
    Ich liebe es eine Frau zu sein und muss nicht tauschen, könnte aber auch einige Gründe aufzählen warum es toll wäre ein Mann zu sein.
    Außerdem glaube ich, dass wir uns auf der Schwelle befinden, wo sich jeder selber seinen Gender aussuchen kann. Außerdem fühle ich mich Gleichberechtigt behandelt, es gäbe für mich also keinen Grund das Frausein nicht zu lieben :)

    • Kristina! Schön, nein, großartig, dass du dich wohl fühlst, wie es ist. Freut mich so. Ich finde nur diesen „Geschlechterwettstreit“ eher kontraproduktiv. Männer sind doch auch schön und mental stark, irgendwie, oder? Ich versuche, Sozialwissenschaftler, der ich bin, diese Klischees nicht weiter zu befeuern (außer mit Ironie, welche wiederum für mich Feuerlöschercharakter hat). Habe versucht, sie in diesem Text außen vor zu lassen, daran muss ich vielleicht noch arbeiten ;) Liebe Grüße

      • Es ist für mich etwas schwierig in Worte zu fassen, aber ich versuche es mal…
        Du fragst ob es schön ist Frau zu sein. Die Frage beinhaltet für mich aber dann automatisch, dass du nach dem stereotypischen Bild der Frau fragst. Denn für mich ist es eigentlich so, dass ich mich zuerst an tausend anderen Dingen identifiziere und dann kommt irgendwann erst die Identifikation mit dem Frausein. Nicht weil ich nicht gerne Frau bin, sondern weil mich das nur zu einem kleinen Teil ausmacht. Ich glaube eben, dass das Geschlecht nicht so eine große Rolle spielt. Die körperlichen Gegebenheiten sind halt vorgegeben, aber die mag ich.
        Männer sind auch schön, keine Frage :D aber für mich auf eine andere Art. Da jetzt in die Tiefe zu gehen wäre glaube für die Meisten sehr uninteressant…
        Verstehst du mich ungefähr?

        • Meine Frage war, ob Frauen gerne Frauen sind. Das beinhaltete noch nicht viel mehr Grundlagen als dass mir ein paar Frauen gesagt haben, dass sie es nicht sind. Ziel des Textes war, herauszufinden, was sie dazu bringt, so zu denken. Keine Klischees, keine Rollenbilder, keine Absichten. Eh super, dass du okay damit bist, wie du bist!

  2. Ich war an sich immer gerne „Mädchen/Frauen“. Als Kind/Jugendliche bewegte ich mich zwischen „tomboy“ und „sweet girl“ – und fand beide Rollen gut. Ich fühlte mich immer gleichberechtigt.

    Heute hingegen hat sich das ein wenig geändert.

    Es gibt oft Situationen, in denen man sich als Frau unwohl, schwach oder diskriminiert fühlt…
    …in denen wir zu oft auf unseren Körper reduziert werden und auch andere Frauen auf ihr Aussehen reduzieren
    …wir entweder zu dick oder zu dünn sind, aber nicht „genau richtig“
    …wir uns entscheiden müssen zwischen Karriere oder Vorzeige-Mama-sein
    …wir uns wie selbstverständlich mit Hormonen vollstopfen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken
    …wir entweder zu lieb oder zu zickig sind
    …wir Angst vor den ersten grauen Haaren und Falten haben, weil wir mit ihnen unsere Attraktivität einbüßen
    …wir gegen unseren Willen angefasst werden und uns auch noch schuldig fühlen…

    Männer haben es auch nicht leicht und unterliegen ebenso Rollenklischees, die schädigend sind. Dennoch denke ich immer öfters, dass ein Leben als Mann um einiges einfacher wäre.

    • Ich kann Sabrina voll und ganz zustimmen. Eigentlich bin ich gerne Frau. Doch spüre auch ich, je älter ich werde immer mehr, dass unsere Gesellschaft eben doch (noch) zum Großteil auf den Vorteil für Männer ausgelegt ist, und das macht mich traurig.

    • Sabrina, danke für deine ehrliche Antwort. Deine Punkte klingen für mich jedoch weniger nach „Was eine Frau ist“, sondern mehr nach „Was eine Frau tut“. Und das Tolle dabei ist doch, dass man Handlungen immer schnell ändern kann, oder? Ich denke, wenn Frauen selbst vermehrt anfangen, ihr Frauenbild eher von sich selbst ausgehen zu lassen, anstatt irgendwelcher Erwartungen „der Gesellschaft“, dann bist du plötzlich „genau richtig“, wie du bist. Du bist du auch im Alter schön, dann bist du keine Zicke, sofern du es nicht willst. Dann bist du deine eigene Vorzeigemama – vielleicht sogar mit Karriere. Ich halte es da (auch wenn das ein glitschiger Pfad ist) mit Ronja von Rönne und den Obamas… und den Beatles: Du willst etwas? Mach es! Du kannst alles erreichen, alles sein. With a little help…

  3. ich bin gerne Frau! Ich finde, in der heutigen Zeit und hier in Deutschland dürfen und können wir Frauen auch stark sein, gleichzeitig ist es auch mal schön, von einem Mann in den Arm genommen zu werden. Als Frau fühle ich unglaublich viel und viel durcheinander, aber das ist schön. Natürlich ist das mit der Periode sch*** und im stehen pinkeln hätte auch was, aber was soll’s.
    Ich hatte heute mit meinen Arbeitskollegen noch ein ähnliches Thema, als mein Kollege fragte, warum ich mich schminken würde bzw. für wen – einfach für mich, weil es mir gefällt und ich mich schöner fühle, für mich. Dann viel der Punkt, dass Männer oft viel pragmatischer sind, Hauptsache etwas funktioniert, (fast) egal wie es aussieht. Uns Frauen sei dagegen das Aussehen von Gegenständen oft viel wichtiger und ja, das trifft auch oft auf mich zu, aber das mag ich eben. Ich mag es auch, beim feiern mal etwas ausgegeben zu bekommen, revanchiere mich aber auch gerne und hole die nächste Runde. Ich mag es, „schwach“ sein zu können, wenn ich mich so fühle und viel öfter stark zu sein und dies auch zeigen zu können.

    • Kati, Merci für die Antwort! So schön, wie viele Frauen doch happy sind, wie alles ist. Ich bin beruhigt. Die Dinge sind ja auch immer in Wandel, deshalb wird sich die Sache mit dem Pragmatismus (bei der ich derzeit noch zustimme) vielleicht auch irgendwann ändern. Ich finde ja Gefühle wie auch Pragmatismus höchst unterschätzt. Cheers!

  4. Ich bin gerne Frau! Trotz der Nachteile im Job, der Ungleichheit in der Gesellschaft, die ich immer noch stark spüre und den vielen Ansprüchen, denen wir gerecht werden müssen. Aber – und das ist ganz wichtig – das müssen Männer auch! Das merke ich gerade stark bei meinem Freund, es sind nur andere Ansprüche die gestellt werden. Ja und ich liebe es High Heels zu tragen, mich sexy anzuziehen und damit die Männer um den Verstand zu bringen, mich zu schminken, zu shoppen oder einfach etwas zum reparieren bringen zu dürfen. Genauso finde ich es aber auch wichtig, dass jede Frau für ihre Überzeugungen und Träume einsteht. Wir sind auch stark – halt einfach auf eine ganz andere Art und Weise.

    • Doro, das klingt jetzt komisch, aber ein bisschen tut das schon gut, zu hören, dass nicht nur Frauen gewissen Idealen entsprechen müssen. Danke dir. Ich finde trotzdem, wer gleiche Rechte fordert, sollte auch ein paar Pflichten eingehen. Und dazu gehört auch irgendwann mal, etwas reparieren zu können ;) Das hat ja auch mit Unabhängigkeit zu tun. Wart’s mal ab, dauert nicht mehr lang, bis die Männer anfangen, sich zu schminken.

      • Nils, bis hierher fand ich Artikel und Kommentare und alles noch so schön und nachvollziehbar, aber jetzt hier hakt’s doch für mich. Männer und Frauen werden immer wieder beide in fiese Rollenbilder von „Sexiness“ bis zu „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ gedrängt. Deswegen ist Feminismus aka Gleichberechtigung ja auch für alle so eine gute Sache. Denn die Rollen bedingen einander ja und stärken sich gegenseitig. Alles schick. Aber „wer gleiche Rechte fordert, sollte auch ein paar Pflichten eingehen“ finde ich einfach ziemlich uncool. Und noch schlimmer finde ich das Reparatur-Beispiel. Ganz davon abgesehen, dass Frauen durchaus in der Lage sind, den Akkubohrer zu schwingen und Männer auch selbst die Idee aufgeben müssen, in Reparaturdingen Maßstab zu sein (Hallo, Wechselwirkung!), müssen sich Frauen Gleichberechtigung nicht „verdienen“. Sie haben schlichtweg ein Recht darauf. Ansonsten klingt dein Rechten und Pflichten-Kommentar gerade nach: Wir Männer haben für unsere Rechte was ganz Tolles geleistet und sind den Ladys da gerade einen Schritt voraus, aber lernt mal eure Klospülung zu reparieren und pflichtbewusster zu sein, dann bekommt ihr auch ein Stück vom Gleichberechtigungskuchen. Wahrscheinlich (hoffentlich), denkst du jetzt: Ey, so hab ich das doch gar nicht gemeint. Und Geschlechterkampf ist das letzte, was wir brauchen. Gut so. Aber was mir ganz wichtig ist: Gleichberechtigung ist bedingungslos, Frauen gehen doch schon ordentlich viele Pflichten ein und – hoppla, kurz vom Thema abgekommen – ja, ich bin gerne eine Frau. Weil ich ganz gerne ich bin. Dann ist das Geschlecht ja eh meist wurscht.

        P.S. Guter Emoji-Artikel!

        • Na gottseidank hakt auch mal etwas! Hehe, Hi Rebecca. Zur Klärung: Ich darf dich darauf aufmerksam machen, dass das Reparaturbeispiel nicht von mir war und ich auch nirgendwo geschrieben habe, dass Frauen keinen Akkubohrer bedienen könnensollen. Im Gegenteil: Ich selber finde, dass jeder Mensch, der ein wenig ernst genommen werden möchte, auch mal in der Lage sein sollte, einen Schraubenzieher zu bedienen. Genauso wie schonmal einen Knopf angenäht zu haben. Das Geschlecht darf hier keine Ausrede mehr sein. Als Frau könne man ja einfach nicht so grafisch denken, um die Schraube zu drehen. Oder als Mann sei man halt einfach so feinmotorisch, dass man nähen könne. Bullshit. Geht schon irgendwie. Genau, und es ist doch besser, wenn mich es beruhigt, dass Frauen sich wohl in ihren Körpern fühlen können, als wenn es mich beunruhigt, oder? Das Thema ist ja entstanden, weil mir mehrere Frauen gesagt haben, dass es eben nicht so ist bei ihnen. „Verdienen“ ist auch ein Wort, das ich nie benutzt habe. Und ich habe schon oft drüber geschrieben. Am Ende des Tages geht es ja auch nicht darum, dass Frauen das so handhaben müssen – sondern dass ich es persönlich besser finde, wenn mir keine Frau sagt, dass sie etwas nicht reparieren/verstehen kann, weil sie ja eine Frau ist. Die Freiheit, es trotzdem zu sagen, steht jedem zu.

          P.S. Sind wir damit jetzt cool?

  5. Ich bin gerne eine Frau! Ja, wir haben das „Problem mit den Kindern“, es herrscht noch nicht genug Gleichberechtigung, wir sind das schwache Geschlecht, müssen uns mit Dingen wie Gemütsschwankungen und Pille auseinandersetzen, wir haben es nicht immer leicht. Wahrscheinlich deutlich seltener leicht als Männer. Ja und? Ich denke mir immer, natürlich ist es scheiße, seine Tage zu haben und sich mit der Pille oder irgendeiner anderen Verhütungsmethode rumschlagen zu müssen, aber das macht uns doch gerade aus. Darin sehe ich uns als das stärkere Geschlecht. Nicht ohne Grund müssen wir die Kinder kriegen und nicht unsere Männer. Wenn ich es mir so überlege, mag das Mannsein vlt. auf den ersten Blick Vorteile bringen, aber dann finde ich das Mannsein so richtig langweilig. Im Vergleich zu unserem Leben. Verstehst du was ich meine? Bei uns gibt es Achterbahnfahrten, bei uns ist immer irgendwas los. Ich weiß nicht, ob ich das jemals gegen ein „Ich-muss-mir-keine-Gedanken-machen-wie-meine-Haare-sitzen-oder-welches-Tshirt-ich-heute-trage“ eintauschen wollen würde.
    Liebe Grüße, Anja

    • Danke Anja, ich seh‘ das ähnlich. Und die Gefühlsachterbahn ist jetzt auch nichts, was nur Frauen empfinden, würde ich mal behaupten. Die Jungs lassen das vielleicht noch nicht so raus.

  6. Wow, okay so als Frau muss ich gestehen, dass ich darüber noch nie besonders oft nachgedacht habe. Klar, ich beneide die Männer beim Pinkeln im Stehen (aber theoretisch geht das als Frau ja auch haha) aber ansonsten… bin ich eigentlich schon gerne Frau. Die Sache mit den Kindern, der Pille, der Periode… klar, da kann man sich drüber aufregen, aber hey: Is halt so. Und ganz ehrlich: ob ich die Pille nehme oder ne Spirale oder einfach nur ein Thermometer – das ist doch immer noch mir überlassen. Ob ich Kinder kriegen will oder nicht auch. Deswegen leben wir ja hier in so ’ner freien Welt. Und was das Schwachsein angeht: Nils, fühlst du dich immer sicher, wenn du nachts allein besoffen heimtigerst? Ich tu es nicht, klar, aber nicht nur, weil ich ne Frau bin, ich glaub als Mann würde ich mich vielleicht auch unwohl fühlen. Aber vielleicht lieg ich da auch falsch. Ich jedenfalls find Frausein klasse, obwohl ich durchaus der Meinung bin, dass da in Richtung Gleichberechtigung noch viel getan werden muss. Aber das ist ja generell schon wieder eine ganz andere Baustelle.. Und eigentlich: So unähnlich sind wir uns doch gar nicht – also bis auf das Ding zwischen den Beinen ;)

    • Kathi, das beruhigt mich sehr. Schön zu hören. Und nein, ich fühle mich überhaupt nicht sicher(er). Wenn jemand jemanden verprügeln oder vergewaltigen will, dann wird er das auch tun. So denke ich immer. Wir haben mit den Mädels auch darüber gesprochen und kamen irgendwann darauf, dass es ja sogar noch diese Hürde gibt, Frauen zu schlagen. Dass Männer an sich da in Theorie gefährlicher Leben könnten. Aber who knows. Irgendwann kommt diese Sicherheits-Diskussion eh auf Zivilcourage – und die funktioniert eben nur, wenn jeder bereit ist, sich eine einzufangen.

  7. Wenn ich über mich selbst nachdenke, mir meine Eigenheiten bewusst mache, kommt da ehrlich gesagt erst sehr spät der Punkt „Ich bin eine Frau“. Das ich in diese Schublade wohl falle ist eben einfach so. Erst in der sozialen Interaktion, wenn ich merke, das und das läuft gerade so und so ab, weil ich hier mit weiblichem Körper stehe, taucht die Frage nach dem Frau-sein deutlicher auf. Wie werde ich behandelt? (und behandele, klar, auch das ist tief drin). Aber letztendlich geht es dann nicht um die Frage, ob es mir gefällt, das zu sein, was ich bin, sondern ob es mir gefällt, wie gesellschaftlich mit Geschlecht umgegangen wird.
    Nocheinmal aus einer anderen Perspektive: man kann sich natürlich auch konkretere Frage stellen, etwa: Hätte ich lieber gerne einen Penis? Wie wäre mein Leben mit anderer Hormonzusammensetzung? Wieviel zählt für mich die körperliche Möglichkeit, ein Kind gebären zu können? Nunja, aber wo soll das hinführen… Da kann man eine hundslange +/- Tabelle anlegen, möglicherweise alle Stereotype der Welt zusammekratzen, und am Ende käme eben doch raus: Ja, das fände ich cooler, aber nein, das würde ich nicht vermissen wollen, ja nein ja nein.
    Also bleibt mir nur: Ich bin ich. Hoffentlich gerne.

    • Du siehst, die Idee dieser Geschichte ist schlussendlich auch ein bisschen dieses „Sei happy mit dem was du hast und lass uns die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, dass das möglich ist“. Dann wäre Ende gut, alles gut. Ist es halt leider noch nicht.

  8. Fehlt in diesem Text nicht der Gedanke, ob Männer denn gerne Männer sind? Du schreibst wohl mit der Annahme, dass das der Fall ist – und ich muss zugeben, dass ich generell auch denke, dass Männer sich als Mann wohler zu fühlen scheinen als Frauen als Frau. (Und selbst wenn bei einer Umfrage mehr Männer sagen würden, dass sie sich mit ihrem Geschlecht wohl fühlen, könnte das dann nicht auch ein wenig sozial auferlegt sein, dass Männer eben „männlich“ zu sein haben?)
    Könnte es nicht auch einfach der Fall sein, dass das Gras auf der anderen Seite grüner ist?
    Ich bin auf jeden Fall gerne Frau, auch wenn ich mich öfter bei dem Gedanken ertappe, dass das Leben als Mann manchmal einfacher erscheint – aber wer weiß! Es hat doch jeder seine Schwierigkeiten im Leben, ob nun mit mehr Estrogen oder mehr Testosteron.

    • Der fehlt in diesem Text nicht, nein. Aber vielleicht kommt er in einem anderen eigenen Text bald, gute Idee! Bezüglich der Umfrage würde ich schätzen, dass die große Mehrheit angibt, dass sie nicht dauerhaft Geschlecht wechseln will. Da passt das Gras-grüner-Argument nicht ganz rein. Einen Tag oder eine Woche würde ich mir das Frausein aber sehr gerne mal ansehen. Ich glaube, das würde jeder gern.

  9. Bis zu dem Tag, als mal (ein Mann) zu mir sagte, du bist für mich eine richtige Frau, habe ich nie groß darüber nachgedacht, ob mir das passt oder nicht. Ich habe nicht genau herausfinden können, was dieser Mann konkret damit meinte, aber er meinte es zumindest gut mit mir.

    Ich mag, dass Frauen eher introvertiert sein/bleiben können, ohne gleich „keinen abzukriegen“.
    Von Männern wird irgendwie immer Action in der Anwerbephase erwartet. Das tut mir fast ein wenig leid, denn mein introvertierter Kumpel hat es damit wirklich schwer (und er ist nicht Quasimodo).

    Männer müssen (so wohl der vermeintliche Gesellschaftsdruck) mehr veranstalten/die Macher sein, um wahrgenommen zu werden. Vielleicht habe ich daher in meinem Berufsleben auch (zu)viele Blender getroffen (das nervt!).
    Als Frau (in einem Männerjob) hatte ich nie das Gefühl, dass man meine Kompetenz in Frage stellt oder ich weniger verdient hätte.
    Insofern muss ich dafür schon mal kein Mann sein.
    Aber wenn ich mal sage, was mir nicht passt, Änderungsvorschläge mache und sogar dabei sachlich bleibe, bin ich dennoch zickig und habe meine Tage.
    Der Mann, der das gleiche tut, ist dann tough. Das ist ein wenig ärgerlich.

    Ich weiss auch nicht, ob es einfacher ist als Frau die Männer zu verstehen oder als Mann die Frauen.
    Das, was mich am Frausein manchmal nervt, ist dieses gefühlte Ausgeliefertsein für die eigene durchgeknallte Hormonwelt.
    Aber spannender als die totale Nulllinie ist das allemal, obwohl Männer ja auch mehr oder weniger ihre Tage kriegen, wenn auch nicht so offensichtlich.
    Mir fiel auf, dass Männer mit Testosteronmangel mehr zum Grübeln neigen, aber da braucht es wenigstens nur eine Droge und nicht drei.

    Ja, als Kind wollte ich lieber ein Junge sein (mein Vater hat ein seltsames Frauenbild und ich wollte bloss meine Ruhe vor seinen dummen Sprüchen).

    Heute mag ich nicht mehr tauschen.
    Lediglich das Älterwerden finde ich für Frauen komplizierter, denn seien wir ehrlich – so richtig trendy ist das noch nicht – z.B. auch als ältere Frau einen viel jüngeren Mann zu haben.
    Da würden sich nicht nur Frauen, sondern eben auch Männer umdrehen.
    Und die Gesellschaft, die die Falten der Frauen negativ bewertet, besteht nun mal aus beiden Geschlechtern und die grauhaarige nur teils in Würde gealterte Frau wird einfach nicht mehr wahrgenommen und wird meist dann doch unsichtbar.
    Der Mann nimmt sich in der Regel dann ne Jüngere, aber auf diese Idee kommt die gleichaltrige Frau (noch?) nicht. Leider, weil auch die Abnehmer nicht gerade Schlange stehen.
    Und weil die meisten Frauen dann vielleicht doch nicht dauerhaft bereit sind, für den Jüngeren so tief in die Tasche zu greifen, so wie der Sugardaddy das umgekehrt tut.

    Bin gespannt auf die Welt in 5o Jahren ;)

  10. Nils, was ich nicht verstehe – warum hast du so große Angst davor, dass Frauen nicht gerne Frauen sind?? Das ist schon fast etwas seltsam, wie du nach jedem Kommentar „Ich bin gerne Frau“ sagst „das freut mich, jetzt bin ich beruhigt“.
    Was beunruhigt dich denn daran, dass ich es scheiße finde, die Periode jeden Monat haben zu müssen, mich um die Verhütung kümmern zu müssen, Kinder austragen zu müssen, wenn ich welche will und nicht einfach eine Frau schwängern und keine körperlichen Konsequenzen aus dem Ganzen tragen müssen? Nur so als Beispiel.
    Also ich finde Frau-Sein manchmal echt beschissen! Sorry, dass ich dich jetzt wieder beunruhigen muss :D
    lg
    Esra

    http://nachgesternistvormorgen.de/

    • Hi Esra, das beruhigt mich jetzt, dass du das fragst. Scheint ja für dich kein gesellschaftlicher, sondern eher körperlicher Issue zu sein – und das auch nicht in dem Maße, dass du gerne in einem anderen Körper stecken würdest. Beachten Sie einfach obiges Schreiben als gegenstandslos und fahren Sie weiter auf Los. Herzliche Grüße.

  11. Ich bin gerne eine Frau. Vor allem weil ich gerne der Welt zeige, dass Frauen viele Facetten haben. Sätze wie „Sowas macht eine Frau nicht.“ oder „Das ist total unweiblich.“ machen mich echt aggressiv. Wer bestimmt denn was sich als Frau gehört oder nicht? In erster Linie bin ich ein Mensch, das Geschlecht kommt danach.

  12. Der Post ist zwar nicht so aktuell, aber ich will trotzdem mal was dazu schreiben. Bis vor einer Weile habe ich da so gar nicht drüber nachgedacht und war voll mit Job und Familie beschäftigt. Jetzt sind meine Kiddies fast aus dem Haus und ich nehme irgendwie meine Umwelt anders war. Und dann kommt noch mein Alter (46) wo ich auch über manche Sachen nachdenke, wo ich vorher keinen Gedanken verschwendet habe. Ich denke oft daran, dass das Leben als Mann einfacher ist. Mal ehrlich, die Natur hat es den Frauen reichlich schwer gemacht. Jeden Monat 5 – 8 Tage die Menstruation. Gott sei Dank bei mir nicht schmerzhaft, aber ich kenne sehr viele Frauen, für die sind jeden Monat 2 Tage die Hölle. Ohne Hammerschmerzmittel geht da nichts. Und trotzdem müssen sie funktionieren. Gehen arbeiten, schreiben Prüfungen oder Klausuren oder müssen sich um die Kinder kümmern, obwohl sie am liebsten weinend und zusammengekrümmt im Bett liegen würden. Durch die Hormonschwankunken haben viele diese PMS-Schwankungen. Fressattacken, schlechte Haut, Wasseransammlungen im Gewebe, empfindliche Brüste, Durchfall, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen usw.. Das kann echt sehr lästig werden. Und das jeden Monat!
    Die zwei Schwangerschaften waren bei mir okay, aber während und nach den Geburten hätte ich den lieben Gott erwürgen können. Warum hatte mein Mann nur den Spaß am Sex und bekommt dann Kinder „geschenkt“ und ich muss das ganze ausbaden. Ich war echt sauer.
    Dann die beruflichen Nachteile. Mein Mann hat, wie viele Männer, mehr verdient als ich. Also bin ich daheim geblieben. Meine Karriere ist dahin. Jetzt arbeite ich zwar, aber mein Brutto- bzw. Nettolohn ist ein Witz.
    Ja und weil das alles nicht reicht, kommen jetzt die Wechseljahre. Freundinnen von mir sind mittendrin. Ätzend. Sie bekomme massive Hitzewallungen, haben Schlafstörungen und manch eine so unschöne Sachen wie Scheidentrockenheit, Libidoverlust und Menstruationsprobleme (unregelmäßig oder nicht aufhörende Blutung über Wochen etc.).
    Und wenn man dann noch liest, wie in vielen Teilen der Erde die Frauen erniedrigt werden und schlechter wie Hunde behandelt werden (Frauenbeschneidung in über 40 Ländern auf der Welt! Mehr als 170 Millionen Frauen und Kinder sind betroffen; Zwangsprostitution; Zwang zur Verschleierung wie im Iran und Afghanistan; Kinderehen und Zwangheirat, wo Frauen regelrecht verkauft werden; Vergewaltigungen im Krieg, besonders schlimm im Kongo usw. usw.) dann finde ich diese Welt einfach zum Schreien ungerecht. Ja, ich gestehe, ich wäre lieber ein Mann. Trotzdem bin ich jeden Tag dankbar, denn ich haben einen tollen Partner, zwei traumhafte Kinder, bin gesund und wohne in Deutschland.

  13. Hallo,

    ich habe gestern lange mit meinem Freund über das Thema diskutiert. Wir konnten in unserer sehr langen Diskussion keine echten weiblichen Stärken finden ausser gefühlt von ihm „irgendetwas in der Ausstrahlung was er nicht hat und bei Freuen sieht“ .

    Ich habe in letzter Zeit stark das Gefühl das es so eine Art Grundvorstellung der Welt in den Köpfen der Menschen gibt, die so umfassend und selbstverständlich ist das sie niemand mehr wahrnimmt. In dieser Vorstellung kommt mir vor, ist der Mensch eher männlich, denn das was den Menschen vom Tier unterscheidet sind alles Eigenschaften die bei Männern stärker ausgeprägt sind. Vorausgesetzt man ist der Meinung die augenscheinlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind NICHT REIN ANERZOGEN und sie sind echt verschieden. Das was Frauen auszeichnet sind, wie mir erscheint, leider alles bei genauerem Hinsehen keine echten Vorteile, sonder alles Dinge bei denne es unklar ist ob sie eher einschränken oder zu mehr Freiheit verhelfen also nicht so starke Vorteile wie die der Männer. Babys, Hormonschwankungen,schminken und High heels, und das ärgste Komplimente und“eingeladen werden“ (solange jung und schön) ??? was ist toll daran beurteilt zu werden, mit komplimenten oder andererseits „Luft werden“ ab 40. Beurteilt wird man immer von demjenigem der eine überlegene autoritäre Position einnimmt, ansonsten wäre derjeige gar nicht in der Position zu urteilen. Gerade Kinder bekommen, das können Tiere auch, und eigentlich haben die Frauen doch alleine rein körperlich im Vergleich zu Männenr eher Einschränkungen, Schmerzen und Mühen. Der Mann gibt rein Information ab, und ist danach viel freier. Menschen im Vergleich zu Tieren haben so viel Freiheiten erlangt was Veränderung Gestaltung Wissen betrifft, durch Ego, Technik, logisches Denken, Zielstrebigkeit und Zielorietiertheit. Empathisch und Gefühlvoll hingegen sind Hunde doch auch, das ist jedes Wesen welches nicht gerade durch einen starken Neonkortex etwas zu rational ist (rationalität hemmt ja nachgewiesen tatsächlich, kein Mensch kann sich so je geschmeidig wie eine Katze bewegen ). Mir kommt vor Männer haben unbewusst aus alledem so ein großes selbstvertrauen, eine geistige Freiheit, sie spüren all das und empfinden sich als frei in ihrer Menschlichkeit, als tatsächlich die Menschen AN SICH. Frauen hingegen kommen mir wie die geistig schwächere Spezies vor, dem Mann unterlegen, und mir kommt vor, das ist der springende Punkt, das sie sich deswegen dann selbst dadurch definieren wie die Männer sie sehen (wollen). Also die Grenzen ihres ichs erleben als vom Mann vorgegeben, weil er als das „menschlichere“ überlgene Wesen erscheint. So eine Art gesitige Abhängigkeit. Die dazu führt das Frauen oft eher wie ein Ojekt als ein Subjekt fühlen. Ich kann das leider noch nicht in einfache Worte fassen. Sie empfinden/definieren sich in Bezug dazu was sie FÜR Männer sind oder so. Weil der Mann die erste wahrheit darstellt und diese somit männlich ist und sie sich als weiblich als nicht männlich und somit nicht als übergeordnete erste Wahrheit spüren. Das ist, wenn das so ist, eine schreckliche Zwickmühle und führt zu Ambivalenz innerer Zwiegespaltenheit und Verwirrung, Irrationalität.
    Mich beschäftigt das gerade alles sehr stark. Ich hoffe ich finde noch weibliche Stärken die mir das Gefühl geben es ist wertvoll eine Frau zu sein und nicht nur „Modell Nummer 2“

    lg

    ambra

  14. Ich bin gerne Mädchen/Frau! Mir mangelt zwar an Selbstbewusstsein, aber nicht nur Jungen können das hinkriegen ;) Und ich bin auch stolz darauf, dass ich zu dem Geschlecht gehöre, der jetzt so allgemein mehr Schmerz ertragen muss. (Geburt, usw) Schmerz zu ertragen und dann bereit zu sein, nochmal diesen Schmerz durchzugehen, um ein Kind zu kriegen, empfinde ich schon als Stärke! Außerdem würde sich meistens
    ein Baby für die Mutter entscheiden, wenn es sich für ein Elternteil entscheiden muss, und das muss auch ein richtig tolles Gefühl sein! Also allgemein finde ich Mädchen/Frau sein besser, es gibt natürlich noch viele andere Gründe :)

  15. Als Frau sein gibt es auch viele Vorteile, zumindest eine : wenn ich Kinder haben möchte, brauche ich nur 1 Stunde oder 10 Minuten Zeit mit einem Mann zu sein, dann kriege ich mein Kind ganz alleine nur mein Kind. Das konnte ein Mann nie schaffen!
    Nur wegen diesem Grund, liebe ich als eine Frau zu sein. Alles anderes ist eben egal, Frauen Männer können gleich glücklich sein, wenn die es WOLLEN! ☺️ 🥰 💓

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