Filmtipps: 12 wirklich gute Filme und Serien von RegisseurInnen of Color

5. Juni 2020 von in

Die letzte Woche war erschütternd, aber wichtig. Die Rassismus-Debatte ist in Deutschland so im Gespräch wie vielleicht noch nie zuvor. Auch ich erkenne bis heute eigene Privilegien im Weißsein und versuche weiterhin, rassistische Strukturen sowohl in der Gesellschaft, als auch in mir selbst zu erkennen und zu bekämpfen. Die Popkultur – gerade in Form von Filmen und Serien – hat mir bereits in Bezug auf Feminismus geholfen, mehr zu verstehen und zu erkennen. Die Popkultur ist nicht nur ein Spiegel der Gesellschaft, sie kann diese auch nachhaltig verändern.

Was wäre also, wenn ich anfange, bewusst gute Filme und Serien von Schwarzen RegisseurInnen und RegisseurInnen of Color zu sehen? Was wäre, wenn ich mir die Geschichten ansehe von Menschen, die anderes erlebt haben, als ich es habe? Als weiße Frau erlebe ich Sexismus jeden Tag, doch die Geschichten und Strukturen des Rassismus muss ich mir aneignen und lernen, sie zu erkennen.

Dabei können mir RegisseurInnen of Color helfen, die verdammt (!) gute Filme und Serien gemacht haben, die nicht nur unterhalten, sondern auch lehren. Ganz nebenher. Nur durchs Zuhören und Zusehen. Denn man lernt automatisch von Menschen, die Dinge erlebt haben, welche man selbst nie erleben wird. Deshalb ist es so wichtig, auch die Popkultur, die man konsumiert – Filme und Serien, Musik, Literatur und Kunst – so divers wie möglich zu gestalten, um einen umfassenderen Blick auf die Welt und ihre Geschichten zu bekommen.

Diesen Blick wollen wir heute mit euch gemeinsam schulen.

Entertain & Educate: 12 wirklich gute Filme und Serien von RegisseurInnen of Color

Get Out

Regie: Jordan Peele

Genre: Mystery-Horror

Ist sehenswert, weil: Der komödiantische Mystery-Horror-Film Get Out macht Gebrauch von vielen Genres und Elementen. Er spielt mit seiner zunehmend skurriler werdenden Geschichte auf den Alltagsrassismus in der Gesellschaft an. Peele nutzt das Horror-Genre, um seinen weißen ZuschauerInnen zu versinnbildlichen, wie sich das Leben von BPoCs im weißen Patriarchat anfühlt. Der Film handelt von Code-Switching, also die Anpassung von Kultur und Sprache, die von Weißen erschaffen wurde.

Queen & Slim

Regie: Melina Matsoukas

Gut zu wissen: Melina Matsoukas ist primär Musikvideoregisseurin und wagte mit Queen & Slim ihr Spielfilmdebüt. Zuvor produzierte sie die Musikvideos von namenhaften Künstlerinnen wie Solange Knowles, Beyoncé, Eve, Kylie Minogue, Lady Gaga, Rihanna, und vielen mehr.

Musik komponiert von: Devonte Hynes (Alias Blood Orange)

Genre: Roadtrip Drama

Ist sehenswert, weil: Man erkennt am Film Queen & Slim, dass Matsoukas sich auf Musikvideos spezialisiert hat. Der Film lebt von der Musik, den Bildern und dem Styling. Das Drama lehnt an der Geschichte von Bonny & Clyde an. Das Paar begibt sich auf einen Roadtrip, nachdem sie bei einer Auseinandersetzung aufgrund von Notwehr einen weißen Polizisten erschossen. Sie wissen, dass sie niemals gegen die Justiz recht bekommen würden und wählen die Flucht, bei der sie nur verlieren können.

She’s Gotta Have It (1986* & 2017)

Regie: Spike Lee

Gut zu wissen: Der Filmregisseur setzt sich seit vielen Jahren gegen Rassismus ein und behandelt die Benachteiligung von Schwarzen in der Gesellschaft in fast allen seinen Filmen auf meist humorvolle und zugängliche Art und Weise. Er war außerdem Begründer des New Black Cinemas aus den Achtzigerjahren. Diese Genrebezeichnung meint Filme, die BPoCs aus einer eigenen Perspektive darstellt, die nichts mit dem Mainstream-Klischees, Rassismus und Vorurteilen zu tun hat. *Leider ist in der Version She’s Gotta Have It von 1986 eine verharmlosende Vergewaltigungsszene zu sehen, für die sich Lee im Nachhinein entschuldigt hat. Das beweist nur, wie wenig Relevanz das Thema schon damals in der Gesellschaft hatte.

Genre: Liebesdrama / Love Triangle

Ist sehenswert, weil: Das Filmdebüt des berühmten und erfolgreichen Spike Lees von 1986 ist mit einer Ausnahme*, die ich bereits angesprochen habe, sehr gut gealtert. Es handelt von einer sexuell unabhängigen Künstlerin aus Brooklyn, die drei Liebhaber hat und sich nicht entscheiden möchte. Der Film gehört zu den wichtigsten Independent-Filmen der Achtzigerjahre und wurde 2017 als Serie auf Netflix neu aufgelegt – ebenso unter der Regie von Spike Lee.

Never Have I Ever

Regie: Mindy Kaling

Gut zu wissen: Mindy Kaling ist eine amerikanische Schauspielerin, Comedian und Regisseurin. In der berühmten Sitcom The Office spielte sie nicht nur acht Jahre die Rolle Kelly Kapoor, sie war Co-Produzentin und schrieb am Drehbuch der Mockumentary mit. Sie produzierte anschließend die erfolgreiche Serie The Mindy Project, bei der sie außerdem die Regie und die Hauptrolle übernahm.

Genre: Netflix-Serie / Coming-Of-Age-Dramedy

Ist sehenswert, weil: Kaling verarbeitet teilweise ihre eigene Kindheitsgeschichte in der Netflix-Serie. Sie handelt von einem jungen Mädchen, das in ihrem letzten Highschool-Jahr mit dem Verlust ihres Vaters kämpft und sich dagegen wehrt, sich mit ihren Gefühlen zu konfrontieren, und somit das Trauma zu verarbeiten.

Do The Right Thing

Regie: Spike Lee

Genre: Tragikkomödie

Ist sehenswert, weil: Der zweite Film von Spike Lee von 1989 handelt von einem Viertel in Brooklyn, in dem hauptsächlich Schwarze unter prekären Umständen leben. Viele Menschen sind ungewollt arbeitslos und einigen Konflikten ausgesetzt, die oftmals rassistischer Herkunft sind.

13th

Regie: Ava DuVernay

Gut zu wissen: Die Drehbuchautorin und Regisseurin Ava DuVernay erhielt 2012 mit ihrem Film Middle Of Nowhere als erste Schwarze Frau den Directing Award des Sundance Film Festivals. Mit ihren weiteren Werken wie 13th, Selma oder When They See Us erhielt sie viele Nominierungen – fast alle als erste Schwarze Frau in der Geschichte der Preisträger in den jeweiligen Kategorien.

Genre: Netflix-Dokumentation

Ist sehenswert, weil: Die Dokumentation beschäftigt sich mit der Geschichte des Rassismus in den USA anhand des Gefängnissystems. Dort leben überproportional viele Schwarze Menschen in Gefangenschaft, die dort vor allem wegen kleiner Delikte und als Wiederholungstäter landeten.

Moonlight

Regie: Barry Jenkins

Gut zu wissen: Barry Jenkins gewann mit Moonlight 2017 einen Oscar für den besten Film. Moonlight war sein erster Langspielfilm. Für den Film adaptierte er ein Theaterstück namens „In Moonlight, Black Boys Look Blue“ des Autors Tarell Alvin McCraney. Beide Männer stammen aus dem selben Viertel in Miami, in dem auch der Film spielt, und haben im Film biografische Elemente vereint. So waren beispielsweise die Mütter beider Männer drogensüchtig.

Genre: Drama

Ist sehenswert, weil: Der zurückhaltende Protagonist wächst in einem Viertel in Amerika auf, in dem eine hohe Kriminalitätsrate herrscht. Seine Mutter ist cracksüchtig und auch er wird zu einem harten Drogendealer heranwachsen. Doch er hält ein Geheimnis tief in seinem Herzen: Er ist schwul und ein Anruf seiner Jugendliebe wird sein Leben verändern.

Selma

Regie: Ava DuVernay

Genre: Geschichtsdrama

Ist sehenswert, weil: Der Film Selma erzählt den Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung in Amerika aus dem Jahr 1965, die zum Wahlrecht in den Südstaaten für die Schwarze Bevölkerung in der Gesellschaft führte. Die wichtige Geschichte sollten alle kennen.

BlacKkKlansman

Regie: Spike Lee

Genre: Dramedy

Ist sehenswert, weil: Der Kriminalfilm basiert auf den Büchern des Polizisten Ron Stallworth, der in den Siebzigerjahren verdeckt gegen den Ku-Klux-Klan ermittelte. Ron Stallworth war 1972 der erste Schwarze Beamte des Colorado Springs Police Departments.

When They See Us

Regie: Ava DuVernay

Genre: Netflix-Serie / Drama

Ist sehenswert, weil: Die Kurzserie When They See Us basiert auf der wahren Geschichte einer Vergewaltigung und die damit zusammenhängende Verurteilung von fünf unschuldigen Jugendlichen. Sie ist nur ein Beispiel von vielen Schwarzen Menschen, die von der Polizei ungerecht behandelt werden.

Dear White People

Regie: Justin Simien

Genre: Netflix-Serie / Film / Highschool-Komödie

Ist sehenswert, weil: Der Drehbuchautor und Regisseur Justin Simien erschuf vor der Netflix-Serie den gleichnamigen Film Der White People. Die Handlungen sind ähnlich. Innerhalb der Serie ist Dear White People eine Highschool-Radioshow, in der die Protagonistin die weißen SchülerInnen über Rassismus aufklärt. Mittlerweile gibt es vier Staffeln.

Rafiki

Regie: Wanuri Kahiu

Genre: Liebesdrama

Ist sehenswert, weil: Rafiki ist ein Film aus dem Jahr 2018, der eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen in Nairobi erzählt. Entgegen der Widerstände ihrer Freunde und ihrer Familie trafen sich die zwei jungen Frauen, die sich ineinander verliebten.

Gut zu wissen: Aufgrund der Gesetzeslage zur Homosexualität in Kenia wurde das Ausstrahlen des Films Rafiki zunächst verboten. Kahiu kämpfte dafür, dass ihr Werk viele Jahre später endlich veröffentlicht werden durfte. Rafiki war der erste kenianische Film, der auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde.

 

 

 

 

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