Safety First: Natürliche Verhütung im Selbstversuch

26. Januar 2017 von in

Let’s Talk about Verhütung! Nach zahlreichen Gesprächen über Pros und Cons, Erfahrungen und Zweifeln, Verantwortungsübertragung, neuen und alten Meinungen ist es definitiv an der Zeit, das Thema des Safer Sex auch auf amazed anzusprechen. Und weil es darüber so wahnsinnig viel zu sagen gibt, wird ab sofort eine neue Kategorie daraus: Safety First – und den Anfang mache ich heute mit dem Thema NFP, natürliche Verhütung, Temperaturmethode und Persona, und die völlige Loslösung von Hormonen.

Den Hormonen habe ich in Sachen Verhütung nämlich schon lange abgeschworen. Nachdem ich die Pille meine ganze Jugend über genommen hatte, haute es mich Anfang Zwanzig mit einer Pillen-Folgeerscheinung so dermaßen um, sodass für mich allein gesundheitlich auch Ring, Pflaster und sonstige Hormonpräparate nicht mehr zur Debatte stehen. Aber auch die Begleiterscheinungen des Pille-Absetzens waren für mich so grandios, dass ich nie wieder auf Hormone zurückgreifen würde: Ich fühlte mich ohne Pille tatsächlich wie neu geboren, jegliche Gefühls-, Geruchs- und damit auch Sexualsinne waren plötzlich wie wiederbelebt und ich habe heute ein viel innigeres Verhältnis zu meinem Körper, den man mit jeder Zyklusphase anders wahrnehmen (und sich damit auch so einiges erklären) kann. Nachdem ich die letzten fünf Jahre mit der Kupferkette verhütete, beschloss ich letztes Jahr, auch davon eine Pause einzulegen und mich dem Thema NFP zu widmen – Verhütung ganz ohne Hormone oder tiefere Eingriffe, ohne Entzündungsrisiko und Schmerzen, sondern ganz einfach mit dem Kennenlernen seines Körpers und seinen Zyklusphasen.

„Meine Freundin xy ist damit schwanger geworden“, höre ich seitdem ständig, und obwohl ich die Sicherheit als relativ hoch empfinde, besteht hier natürlich ein Risiko, schwanger zu werden – je schludriger man alles handhabt und je weniger Puffertage man einrechnet, desto höher wird es. Meine Erfahrungen mit natürlicher Verhütung sind bisher allerdings wahnsinnig gut, und weil ich selbst bis vor ein paar Monaten noch nichts darüber wusste, hier eine kleine Einführung. Ich habe NFP und Persona in Kombination gemacht, weil mir nur das sicher genug vorkam, also erzähle ich euch zu beidem etwas.

NFP

Natürliche Familienplanung hört sich nicht gerade vielversprechend an, wenn man auf keinen Fall schwanger werden möchte. Tatsächlich ist natürliche Verhütung im Allgemeinen nur dann empfehlenswert, wenn eine Schwangerschaft grundsätzlich kein Weltuntergang wäre – trotzdem kann man das Ganze auch umdrehen und nicht nur die fruchtbaren, sondern auch die unfruchtbaren Tage herausfinden.

Dazu braucht man nicht mehr als ein Thermometer mit zwei Kommastellen, das es für rund 10 Euro in der Apotheke gibt, sowie am besten eine kostenlose Zykluskalender-App wie Lily, die eine Temperaturkurve anzeigen kann. Um diese Kurve geht es nämlich, denn die natürliche Basaltemperatur steigt nach dem Eisprung an und bleibt bis zum Einsetzen der Periode höher als davor, wodurch man ziemlich leicht seinen Zyklus im Blick haben kann. Die Basaltemperatur misst man direkt nach dem Aufwachen, am besten zur immer in etwa gleichen Zeit, und trägt sie in die App ein – that’s it. Schon beim zweiten Zyklus kann man ein Muster erkennen und weiß ab sofort, wann der Eisprung war. Ist dieser vorbei, ist man bis zu den ersten Tagen der Periode nicht mehr fruchtbar. Wie viele Tage das bei einem selbst sind, kann man mit ein paar Regeln herausfinden, die hier erklärt werden.

Nachteile: Das Ganze ist nur dann wirklich aussagekräftig, wenn man in etwa zur selben Zeit misst und keinen Alkohol getrunken hat. Der lässt die Temperatur nämlich unverhältnismäßig in die Höhe schnellen, genauso wie ein Schnupfen, der auch mal Fieber mit sich bringen kann. Bei einem stressigen und unregelmäßigen Alltag kann es hier also leicht zu Schwankungen kommen, was die reine Temperaturmessmethode zu keiner 100% sicheren Verhütungsmethode macht. Geht man auf Nummer sicher und rechnet lieber ein paar Puffertage mit ein, belaufen sich die unfruchtbaren Tage außerdem nur auf etwa zwei von vier Wochen – die restliche Zeit ist zusätzliche Verhütung mit Kondomen angesagt!

Vorteile: Durch die tägliche Messung lernt man seinen Körper und Zyklus ziemlich gut kennen. Auch Stress oder andere Ungleichmäßigkeiten lassen sich durch Temperaturschwankungen erkennen und Alarmglocken zur Stressreduktion früher läuten als sonst. Durch die wenigen Hilfsmittel ist NFP außerdem die günstigste Verhütungsmethode – wenn man von Kondomen absieht, die man in der fruchtbaren Phase braucht. Im Gegenteil zu Kupferspiralen und Co. muss man sich hierfür nichts einsetzen lassen und hat die völlige Kontrolle, auch kann sich nichts entzünden oder die Fruchtbarkeit angreifen, denn NFP kommt ganz ohne Fremdkörper aus.

Mehr Infos: MyNFP

Persona

Ebenfalls hormonfrei misst Persona nicht die Temperatur, sondern die Hormone im Urin, die sich zum Eisprung verändern. Bereitet der Körper den Eisprung vor, steigt der Östrogenspiegel an. Dieser wird vom Persona-Teststäbchen gemessen und somit der Eisprung erkannt. Die Teststäbchen für drei Monate kosten rund 37 Euro, der Persona-Monitor einmalig 87 Euro. Er erinnert einen an sieben Tagen im Monat ans Messen, speichert die Testergebnisse und sagt einem jeden Tag, ob ein grüner unfruchtbarer oder ein roter fruchtbarer Tag ist.

Nachteile: Persona spricht selbst nur von einer 96-prozentigen Sicherheit, denn die grünen Tage sind nichts als Hoch- und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Fällt der Eisprung beispielsweise nicht ins 7-tägige Testfenster, vermutet Persona, wann er stattfindet – auch wenn er gar nicht oder doch viel später stattfindet. Messungen außerhalb des Testfensters sind nicht möglich. Auch ist Persona nicht so günstig wie reines NFP, da man immer wieder Teststäbchen nachkaufen muss.

Vorteile: Hormonmessungen sind unabhängig von äußeren Einflüssen wie Alkohol, hier kann man sich also immer einem unbeeinträchtigten Ergebnis sicher sein. In Kombination mit der Temperaturmessmethode weiß man also sehr sicher, wann und ob der Eisprung stattfand, und wann man unfruchtbar ist.

Mehr Infos: Persona

Für mich persönlich ist die Kombination von NFP und Persona eine gute Möglichkeit der Verhütung – allerdings gilt das nur für diejenigen, die bei einer Schwangerschaft nicht hyperventilierend umkippen würden. Auch ist das Ganze nur den Monogamen unter uns ans Herz zu legen, denn Geschlechtskrankheiten existieren, liebe Leute, auch wenn man das nicht wahrhaben will, und mit mehreren Geschlechtspartnern sollten sowieso nur Kondome infrage kommen. Für mich ist das Ganze momentan ein Experiment, um meinen Körper mal ganz ohne Fremdkörper auskommen zu lassen, trotzdem sind die dauerhaften Kupfer-Lösungen wie Gynefix oder der Kupferball Alternativen, die ich auch wieder in Betracht ziehe. Dazu erzähle ich euch demnächst mehr!

Habt ihr denn schon Erfahrungen mit NFP oder Persona gemacht? Bitte her damit!

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