The Talk: „Ich hasse den neuen Freund meiner Freundin“

26. April 2018 von in ,

Eine unangefochtene Liebe. Sexlos zwar aber doch so viel mehr wert. Best Friends Forever heißt es, bis aus dem Kumpel ein „Wir“ wird. Wenn unzertrennliche Freunde neue Beziehungen eingehen mit Menschen, die wir nicht mögen.

„Ich hasse den neuen Freund meiner Freundin“, ploppte neulich als SMS in meinem Handy auf und da lässt sich ahnen, dass es ab jetzt stressig werden könnte. Denn was soll man da schon tun? Ich war ratlos. „Mist.“, mehr fiel mir dazu nicht ein.

Wenn gute Freunde neue Beziehungen eingehen, ist das im Regelfall schon eine Herausforderung für sich, denn ein neuer Partner kann eine bedrohliche Konkurrenz darstellen. Er ist ein neuer enger Vertrauter, der sich in das Leben einer Freundschaft in blühender Zweisamkeit dazwischen drängelt. Der alte Freund hat außerdem weniger Zeit für die Freundschaft als früher, schließlich nimmt so eine Beziehung auch Zeit in Anspruch. Gar nicht so einfach, die Situation, doch da zeigen sich alle von ihrer besten Seite und versuchen, die neue Situation so erwachsen wie möglich aus Liebe zum jeweils anderen zu meistern. Da wird sich brav verabredet, kennengelernt und im besten Fall verstehen sich alle richtig gut. Die ersten Bedenken sind aus dem Weg geräumt, jeder findet sich in seiner etwas verrückten Rolle ein und man gewinnt Am Ende selbst noch einen Kumpel dazu.

Manchmal klappt das aber einfach nicht, das mit dem erwachsenen Kennenlernen und den gemeinsamen Urlauben, Grillfesten und privaten Geburtstagsfeiern in kleinen Runden: „Muss der mit kommen?“, heißt es dann, oder: „Mir wäre es recht, wir würden uns mal wieder zu zweit sehen“, denn die Wahrheit ist verdammt schwer auszusprechen: „Ich mag deinen neuen Partner einfach nicht.“.

Die Antipathie gegenüber einer neuen Freundin oder einem neuen Freund kann unterschiedliche Gründe haben. Klassiker sind unterschiedliche Interessen, Neid oder eine steinige Vorgeschichte, die die frisch gebackene Beziehung der besten Freundin prägt: „Der war doch ein totaler Arsch zu dir“, heißt es dann und das Unverständnis ist groß. Plötzlich wird man selbst zum persönlichen Leibwächter des Freundes und hasst den neuen Partner für das Hin und Her, verflucht ihn oder bedroht ihn regelrecht. „Wenn du ihr noch einmal etwas antust“, und so weiter. Gleichzeitig will man gute Miene zum bösen Spiel machen. Schließlich ist der eigene Freund verliebt und wünscht sich ein harmonisches Zusammenspiel mit den besten Freunden. Was tut man da? Verzeiht man einfach mit und akzeptiert, dass ein geliebter Mensch mit einer vielleicht sogar böswilligen Person zusammen ist, mit der ein Sad End eigentlich nur vorprogrammiert sein kann?

Eine Zwickmühle, die sogar zum Ende einer Freundschaft führen kann. Nicht einmal habe ich es miterlebt, dass der alte Freund sich „total verändert“ habe und sich „gar nicht mehr melden“ würde aufgrund seiner neuen Beziehung. Da haben sich bereits beste Freunde auseinander gelebt, weil die neue Freundin oder der neue Freund einfach nicht gepasst hat. Manchmal ist dagegen nichts zu machen. Manchmal verändern sich Menschen und Freundschaften – genauso wie in Beziehungen. Aber manchmal kann man auch Nachsicht und Toleranz walten lassen, um eine Freundschaft zu retten.

Als ich fünfzehn war, hat meine Mama mal gesagt: „Amelie, ich kann dich zu nichts zwingen. Du musst deine Erfahrungen machen. Ich kann dir nur sagen, wovor du dich hüten solltest. Ich kann dich aber nicht steuern.“, und das gleiche gilt auch in Freundschaften. So sehr wir unsere besten Freunde lieben, durch dick und dünn gegangen sind und sie meinen auswendig zu kennen: es ist nicht unser Leben. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt.

Das einzige, was wir manchmal tun können, ist unseren Senf dazu zu geben und unsere Freunde auch noch zu lieben, wenn sie sich für Ketchup entscheiden. Auch wenn Ketchup, wie wir alle wissen, nicht mit allem funktioniert (Stichwort Weißwurst). Es ist sein Leben und seine Entscheidung.

Vielleicht hätte meine Freundin, die mir damals die SMS geschrieben hat, anders gehandelt aber das ist ja auch ganz egal, denn es geht nicht um sie. Und wer weiß, vielleicht liegt sie sogar falsch, denn Ketchup ist manchmal gar nicht so schlecht.

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