Dear Diary & Editors Letter: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei

19. August 2019 von in

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Wer hätte gedacht, dass gerade dieser Spruch einer der wichtigsten Weisheiten aus meiner Kindheit sein würde? Da werfe ich als dahergelaufene Achtjährige mit fragwürdigen Kalendersprüchen wie diesen um mich, der eigentlich ganz insgeheim eine wichtige Lektion fürs Leben ist. Nämlich dass „der Anfang“ einen guten Freund hat, der ihn stets Hand in Hand begleitet. Er heißt „das Ende“. „Das Ende“ ist eine Art Krampus, der den Nikolaus begleitet und den alle doof finden. Ein ungemütlicher Zeitgenosse ist er, der sich an ganz besonders großer Unbeliebtheit erfreut und den man selten gerne in sein Leben lassen möchte. Auch ich persönlich bin kein Fan von dem bescheuerten Ende, das sich als Anhängsel des netten Anfangs ruhig mal ein eigenes Hobby suchen könnte, statt immer dem Anfang alles kaputt zu machen. Oder so. Dabei geht es ja nicht nur um die großen Themen, also den Tod oder Trennungen, sondern auch im Kleinen macht sich das Ende bemerkbar und winkt fröhlich mit dem Zaunpfahl, der uns an ihn – an die Endlichkeit der Welt – erinnern soll. Na schönen Dank auch.

„Auch ich persönlich bin kein Fan von dem bescheuerten Ende, das sich als Anhängsel des netten Anfangs ruhig mal ein eigenes Hobby suchen könnte, statt immer dem Anfang alles kaputt zu machen.“

Der Wink mit dem Zaunpfahl führt dazu, dass ein Peter-Meier im Alter von 45 meint, er müsse jetzt nochmal ein Motorrad kaufen, seine Familie stehen lassen und mit gemeinsam mit seinen Kollegen vom Stammtisch statt den wöchentlichen drei Weißbier plötzlich MDMA oder Pilze nehmen und „nochmal so richtig Leben“. Man nennt diese Phase auch Midlifecrisis und jene Episode im Leben ist ja eigentlich nichts anderes als die Angst vor dem blöden Ende, das einen andauernd daran erinnert, dass alles aufhört. Das zeigt sich in Alterserscheinungen wie grauem Haar, Falten, einem Bandscheibenvorfall, der Menopause bei Frauen, aber auch im Kleinen werden wir manchmal an das Ende erinnert, das einem zwar nicht gleich in Panik und Verzweiflung ausbrechen lässt wie in der Midlifecrisis, das uns aber in eine Melancholie jagt. Eine ruhige Stimmung, die zwischen der Trauer vor einem Ende und Freude vor etwas Neuem balanciert.

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Zum Beispiel nach einem langen Sommerurlaub, der sich wie eine niemals enden wollende Parallelwelt angefühlt hat. Der Verpflichtungen, Stress und Sorgen aus dem Kopf fegte wie ein Frühjahrsputz im August. Ein paar Wochen später wird man wieder daheim empfangen mit vierzehn Grad, Regen, einem überfüllten Email-Programm und mit halb verwelkten Pflanzen. Prost Mahlzeit, schönen Urlaub zusammen!

Abschied tut manchmal weh, auch wenn es nur ein kleiner Abschied vom Sommer ist, der gefühlt jedes Jahr noch schneller vergeht. Aber was man nicht vergessen darf, ist, dass neben dem Ende auch immer der Anfang steht, denn die zwei sind beste Freunde und lassen sich gegenseitig nicht im Stich. Der Anfang einer neuen Saison, eines neuen alten Alltags, das Wiedersehen guter Freunde und das Gefühl, sein Leben wieder zurück zu haben. Und auch wir sind zurück, mit neuen Texten, Ideen und Kopfgewusel. Happy Anfang!

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