NFP: Eine Anleitung zur hormonfreien Verhütung und natürlichen Familienplanung mit Anne Schmuck

14. März 2022 von in

Den Zyklus kennenlernen und verstehen, wissen, wann der Eisprung stattfindet, und Verhüten, ohne Hormone zu nehmen oder andere Fremdkörper in der Gebärmutter zu haben: Ein Wunsch, den sehr viele von uns haben, von dem man sich aber oft schon im nächsten Augenblick ziemlich überfordert fühlt. Schließlich Verhütung kein lustiges Spiel, bei dem es immer ein Zurück gibt, sondern ein Thema, bei dem wir alle auf Nummer sicher gehen wollen – und die Kontrolle über die Entscheidung, schwanger zu werden, wirklich selbst in der Hand haben möchten. Ich selbst hatte von natürlicher Verhütung, der Temperaturmethode oder NFP lange keine Ahnung, bis ich das Ganze selbst ausprobierte. Und mittlerweile so richtig darin angekommen bin, wie ich schon hier erzählt habe. Hormonfreie Verhütung oder auch natürliche Familienplanung, die uns auch ein Stück mehr Kontrolle beim wirklichen Kinderwunsch gibt, ist allerdings tatsächlich ein umfangreiches Thema, über das es viel zu wissen gibt. Und bei dem man sich und den eigenen Körper immer noch ein Stückchen mehr kennenlernt. Um tiefer in das Thema NFP einzusteigen, habe ich heute all meine Fragen Anne Schmuck gestellt, die als zertifizierte NFP-Beraterin arbeitet – ja, diesen Job gibt’s tatsächlich!

Anne Schmuck ist zertifizierte Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP) und Zykluswissen, freiberufliche Lektorin für Frauengesundheitsthemen und Autorin der Bücher „Kenne deinen Zyklus“ und „Nebennierenschwäche“. Seit 2010 arbeitet sie mit Mädchen und Frauen, die ihren Zyklus verstehen und sicher natürlich verhüten lernen möchten. Sie berät außerdem zu Zyklusstörungen, Menstruationsbeschwerden und (unerfülltem) Kinderwunsch. In ihren Kursen, Beratungen und Workshops vermittelt sie Wissen über den weiblichen Zyklus und unterstützt Frauen darin, Symptome ihres Körpers wahrzunehmen, Zusammenhänge zu verstehen, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen und zur Expertin für ihren Körper zu werden.

Mittlerweile gibt es viele Tools zur hormonfreien Verhütung. NFP, was das Temperaturmessen mit einschließt, gilt als die klassischste Variante – was bedeutet NFP genau und was schließt es alles mit ein?

Die Abkürzung NFP steht für „Natürliche Familienplanung“ und ist streng genommen erstmal nur ein Sammelbegriff für alle Methoden, die ohne Hormone und ohne sonstige Eingriffe in den natürlichen Zyklus auskommen. Darunter fallen also alle Methoden, die in irgendeiner Form versuchen, den Zyklus in fruchtbare und unfruchtbare Phasen zu unterteilen. Neben dieser Gemeinsamkeit funktioniert aber jede dieser Methoden nach eigenen Regeln. Deswegen unterscheiden sie sich auch deutlich in ihrer konkreten Anwendung und vor allem auch in ihrer Sicherheit:

Neben sehr unsicheren Varianten wie zum Beispiel der Kalendermethode oder Ovulationstests gibt es auch natürliche Methoden, die genauso sicher sind wie die Pille.

Wenn du dich für NFP interessierst, musst du dich also erst einmal durch den Methodendschungel kämpfen und die für dich passende Methode auswählen. Weil ich als zertifizierte Beraterin ausschließlich die sicherste NFP Methode empfehle, nämlich die symptothermale Methode nach Sensiplan, beziehen sich meine Antworten auf die Fragen in diesem Interview auf diese Methode.

Wieso sind die einzelnen NFP-Methoden so verschieden sicher?

Es geht in der NFP letztlich immer darum, den Eisprung und die damit einhergehenden fruchtbaren Tage zu ermitteln. Der entscheidende Unterschied zwischen den einzelnen Methoden besteht darin, wie genau dies geschieht. Manche Methoden, wie die in vielen Apps steckenden Zykluskalender, errechnen den Eisprung zum Beispiel einfach auf Basis der Zykluslänge. Dass das auf Dauer nicht funktioniert, kann sich sicher jede Frau vorstellen, die schon einmal eine verspätete Periode erlebt hat. Unser Körper ist sehr schlau: Er kann den Eisprung jederzeit verschieben, wenn die äußeren oder inneren Umstände gerade nicht passen, wir also zu viel Stress haben, krank sind, dem Körper Nährstoffe fehlen, unentdeckte Entzündungen vorliegen oder aus noch vielen anderen Gründen. In diesen Fällen kommt der Eisprung und dann auch die nächste Periode später als gedacht und der errechnete Zeitpunkt des Eisprungs liegt komplett daneben.

Deshalb ist der entscheidende Punkt: Der Eisprung kann nicht vorhergesagt werden!

Jede Methode, die das versucht, ist per se unsicher. Auch über die Messung des Hormons LH, die Herzfrequenz, die Zusammensetzung der Atemluft oder des Speichels ist es nicht möglich, die fruchtbaren Tage wirklich exakt zu bestimmen.

Der Eisprung kann zum Glück aber sehr exakt anhand der Körperzeichen Basaltemperatur und Zervixschleim oder Gebärmutterhals erkannt werden. Eine sichere NFP-Methode beruht deshalb zwingend auf der Beobachtung von diesen Körperzeichen, die in Kombination miteinander und durch ein wissenschaftlich geprüftes Regelwerk ausgewertet werden.

Wie funktioniert NFP grob erklärt?

Hinter NFP steckt im Grunde ganz nüchterne Biologie.

Wir können nur an rund 6 Tagen im Zyklus überhaupt schwanger werden: nämlich am Tag des Eisprungs und ungefähr 5 Tage davor, weil Spermien im weiblichen Körper überleben und auf die Eizelle warten können.

Während dieser fruchtbaren Phase verändern sich bestimmte Körperzeichen sehr deutlich, vor allem die Körpertemperatur, der Zervixschleim und der Gebärmutterhals. Wenn du gelernt hast, diese Zeichen deines Körpers wahrzunehmen und mit Hilfe des Regelwerks richtig zu deuten, kannst du direkt an deinem Körper ablesen, ob du gerade fruchtbar bist oder nicht. Mit diesem Wissen kannst du sowohl sicher und zuverlässig verhüten, oder aber die fruchtbaren Tage nutzen, um gezielt schwanger zu werden.

Für Frauen in welcher Lebenssituation empfiehlst du NFP?

Allen Frauen und Mädchen, die ihren Zyklus kennenlernen möchten! Es gibt ja leider immer noch einige Vorurteile über NFP, aber die wenigsten davon treffen wirklich zu. Du musst zum Beispiel nicht jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit deine Temperatur messen und auch sonst keine besonderen Voraussetzungen erfüllen.

Im Gegenteil: Fast alle Frauen können NFP anwenden, auch wenn sie einen unregelmäßigen Zyklus haben, im Schichtdienst arbeiten oder stillen.

Ich habe schon Pilotinnen, Krankenschwestern, Hebammen oder Frauen mit PCOS in meinen Kursen gehabt, die ganz problemlos NFP anwenden konnten.

Auf der anderen Seite bringt die Entscheidung für NFP aber mit sich, dass du dich sehr intensiv mit deinem Körper und deinem Zyklus beschäftigst. Wenn du dazu nicht bereit bist, ist NFP wahrscheinlich nicht die richtige Methode für dich. Lust und Neugier darauf, sich selbst zu entdecken, sind in meinen Augen die wichtigsten Voraussetzungen, um dauerhaft glücklich mit NFP zu werden.

Was sind gute Quellen, um sich tiefer in das Thema NFP einzulesen?

Mittlerweile gibt es im Internet und in sozialen Medien zahlreiche Informationen über NFP. Das ist toll, weil die Methode dadurch mehr Aufmerksamkeit erhält und immer mehr Frauen NFP für sich entdecken. Auf der anderen Seite sind diese Informationen leider nicht immer auch fundiert und seriös. Ich erlebe in meinen Beratungen gerade in den letzten Jahren immer mehr Frauen, die ohne ausreichende Grundlage NFP anwenden. Daraus entsteht einerseits oft eine große Unsicherheit und innere Zweifel an der eigenen Anwendung, andererseits kommt es natürlich auch deutlich häufiger zu Fehlern bei der Auswertung.

Deshalb ist es wichtig, sich wirklich intensiv mit dem Regelwerk zu beschäftigen, bevor du mit NFP startest. Das geht mit dem Praxisbuch „Natürlich und sicher“ aus dem Trias Verlag oder auch in einem Einführungskurs bei einer ausgebildeten NFP-Beraterin – hier geht’s zum BeraterInnenverzeichnis!

Wie lange machst du selbst schon NFP und wie hat sich dadurch das Verhältnis zu deinem Körper verändert?

Ich habe im Herbst 2007 die Pille abgesetzt, weil ich mich damit immer unwohler gefühlt habe. Rückblickend muss ich sagen, dass mir die meisten Nebenwirkungen, die ich unter der Pille hatte, erst nach dem Absetzten bewusst wurden – ich hatte also in erster Linie einfach ein schlechtes Bauchgefühl, was die Pille angeht. Oder besser gesagt ein gutes für meinen Körper, denn die Entscheidung, sie abzusetzen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!

Mit NFP habe ich direkt nach dem Absetzen angefangen und konnte schon drei Wochen später meinen ersten Eisprung nach der Pille beobachten und auswerten. Ich erinnere mich heute noch daran, was das für ein wahnsinnig tolles und besonderes Gefühl war!

Damals wollte ich in erster Linie einfach eine sichere Alternative zur Pille finden. Erst mit der Zeit habe ich entdeckt, wie viele weitere Vorteile NFP mir geschenkt hat: Mit den Jahren habe ich ein super gutes Gefühl für meinen Körper bekommen. Ich fühle mich heute viel wohler in meiner Haut als unter der Pille.

Das Wissen um die Vorgänge in meinem Körper hat mir sehr dabei geholfen, die unterschiedlichen Zyklusphasen anzunehmen und achtsamer mit meinen Bedürfnissen umzugehen.

Darüber hinaus ist mein Zyklus für mich ein tolles Instrument, durch das ich Rückschlüsse auf meine Gesundheit ziehen kann.

Wie gehst du mit den verschiedenen Zyklusphasen in deinem Alltag um?

Ich nehme die einzelnen Phasen in meinem Zyklus inzwischen sehr bewusst wahr und versuche, ihre unterschiedlichen Qualitäten in meinen Alltag zu integrieren. Das bedeutet für mich vor allem, sehr bewusst und vorausschauend mit meinen Energiereserven umzugehen.

In der ersten Zyklusphase von der Menstruation bis zum Eisprung steigt meine Energie stark an und erreicht ihren Höhepunkt kurz vor dem Eisprung.

In dieser Zeit fällt es mir leicht, Präsentationen oder Vorträge zu halten, neue Workshops zu planen oder Aufgaben zu erledigen, für die ich viel Konzentration brauche. Ich bin körperlich fitter, leistungsfähiger und kommunikativer, und nutze diese Stärke für Aufgaben, die meine gesamte Aufmerksamkeit brauchen.

In der anschließenden zweiten Zyklusphase vom Eisprung bis zur nächsten Menstruation sinkt dieses hohe Energielevel wieder. Jetzt ist die Zeit des Rückzugs und der Reflexion: Ich habe in dieser Zeit ein untrügliches Gespür dafür, was mir wirklich gut tut, aber auch dafür, was ich gerne ändern möchte.

Ich nenne diese Phase die „no bullshit-Phase“, weil ich in dieser Zeit deutlich weniger diplomatisch bin und dafür besser für meine Bedürfnisse einstehe.

In dieser Phase tut es mir gut, weniger Termine und To Dos zu haben und mir ganz bewusst mehr Pausen zu gönnen. Ganz grundsätzlich würde ich sagen, dass mir das Bewusstsein für die hormonellen Veränderungen in meinem Zyklus sehr dabei geholfen hat, achtsamer, geduldiger und verständnisvoller mit mir selbst umzugehen.

Du bist mittlerweile zertifizierte NFP-Beraterin – wie bist du zu diesem spannenden Job und Zertifikat gekommen und was bietest du alles an?

Als ich damals mit NFP anfing, war ich sehr schnell aus vollstem Herzen überzeugt und begeistert von der Methode. Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, wie viele Unsicherheiten, Vorurteile und Hemmungen rund um NFP bestehen und wie viele Frauen zwar unzufrieden mit hormoneller Verhütung sind, aber wenig Alternativen kennen oder sich nicht an NFP herantrauen. Daraus ist bei mir der Wunsch erwachsen, die Ausbildung zur NFP-Beraterin zu machen, die ich 2011 abgeschlossen habe.

Es ist mein absoluter Traumjob, mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben, um die Methode anderen Frauen zugänglich zu machen und sie als sichere, hormonfreie Alternative vorzustellen. Dazu informiere und kläre ich über NFP auf, biete Info-Veranstaltungen und Zyklusworkshops an, berate Frauen zu ihrer individuellen Situation, und helfe ihnen dabei, die Methode wirklich sicher anwenden zu lernen.

Ich begleite und betreue „meine“ Frauen in meinen NFP Kursen sehr intensiv. Jede Frau und jedes Paar hat ihre ganz eigene Verhütungsgeschichte, und es ist immer wieder aufs Neue spannend und oft auch sehr berührend, Teil dieser Geschichte zu werden. Die Zeit nach Absetzen der Pille und während der ersten Zyklen mit NFP ist für viele Frauen eine sehr emotionale Zeit, in der sie sich intensiv mit sich selbst beschäftigen und sich oft zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihrem Zyklus auseinandersetzen. Ich finde es einfach großartig, sie dabei zu unterstützen und miterleben zu dürfen, wie das Vertrauen in ihren Körper wächst und sie mehr und mehr selbst zur Expertin für ihren Zyklus werden.

Lass uns tiefer in die NFP-Praxis einsteigen. Wenn der Zyklus nach dem Regelwerk ausgewertet werden konnte, ist der Eisprung vorbei und man ist nicht mehr fruchtbar. Dann braucht man erstmal bis zur nächsten Periode nicht mehr verhüten, die Temperatur fällt dann wieder ab. Man ist aber auch in den ersten Tagen des neuen Zyklus noch nicht fruchtbar. Wie aber weiß man genau, ab wann die fruchtbare Zeit wieder begonnen hat?

Einer der größten Vorteile der symptothermalen Methode besteht darin, dass sie die Beobachtung von zwei voneinander unabhängigen Körperzeichen kombiniert. Während die Basaltemperatur von dem Hormon Progesteron abhängig ist, das den stattgefundenen Eisprung sicher bestätigt, reagieren Zervixschleim und Gebärmutterhals auf das Hormon Östrogen. Dieses Hormon steigt in der ersten Zyklusphase an und erreicht kurz vor dem Eisprung seinen Höhepunkt. Deshalb ist es für eine sichere NFP-Anwendung unbedingt nötig, auch den Zervixschleim oder den Gebärmutterhals zu beobachten, denn diese beiden Zeichen kündigen den Eisprung und die fruchtbaren Tage zuverlässig und rechtzeitig an.

Wenn man krank ist, Alkohol getrunken hat oder besonders viel Stress hat, kann die Temperatur höher sein als normal oder schwanken. Welche Voraussetzungen braucht der eigene Lebensstil, um sicher mit NFP verhüten zu können?

Besondere Voraussetzungen braucht es nicht, denn die Methode ist flexibel genug, sich dir und deinem Leben anzupassen. Das verläuft nun mal nicht nach irgendeinem Lehrbuch! Es ist okay, auf Partys zu gehen, Alkohol zu trinken oder auszuschlafen. Solche Ereignisse heißen in der NFP Störfaktoren und müssen in der Zyklusauswertung nur entsprechend berücksichtigt werden.

Innen, außen – wie kommt man an den aussagekräftigen Zervixschleim und wann ist der richtige Tageszeitpunkt dafür?

Der Zervixschleim reagiert auf den steigenden Östrogenspiegel in der ersten Zyklusphase und verändert sich relativ unmittelbar. Schaust du zu selten nach, verpasst du unter Umständen die Anzeichen für Fruchtbarkeit. Deshalb ist es wichtig, den Zervixschleim nicht nur einmal am Tag, sondern am besten bei jedem Toilettengang zu kontrollieren. Beobachtet wird immer nur außerhalb des Körpers am Scheideneingang. Es ist nicht nötig, den Finger in die Scheide einzuführen, der Schleim kommt von ganz allein am Scheideneingang an.

Was sind die häufigsten Fehler, die man bei NFP machen kann, wo sollte man besonders aufpassen?

Die in meinen Augen größten Fehler sind, sich zu wenig über die Methode zu informieren oder sich allein auf eine Zyklus-App zu verlassen. So verlockend es auch klingen mag, die Verantwortung für die eigene Fruchtbarkeit an eine App auszusourcen: Diese Produkte sind deutlich fehleranfälliger als eine Frau, die NFP richtig gelernt hat und ihren Zyklus selbst auswertet.

Deshalb ist es vor allem wichtig, das Regelwerk selbst zu lernen und sich mit dem eigenen Zyklus zu beschäftigen. Als ersten Einstieg haben meine Kollegin Petra Schenke und ich unser Buch „Kenne deinen Zyklus“ geschrieben – es soll die wichtigsten Basics über den eigenen Zyklus vermitteln, damit Einsteigerinnen von Anfang an gut und sicher mit der Methode starten können. Außerdem finde ich wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu achten und sich bei Unsicherheiten Unterstützung zu suchen – für fast alle Schwierigkeiten gibt es eine Lösung, und genau dafür sind wir NFP-Beraterinnen ja da!

Du hast mehrere Bücher geschrieben, auch eines über die Nebennieren. Was haben sie mit dem Zyklus zu tun?

Eine ganze Menge! Die Nebennieren sind sowas wie unsere körpereigene Stresszentrale und überwachen die Ordnung in unserem Körper. Gerät diese Ordnung durch bestimmte Faktoren aus dem Gleichgewicht, schlagen sie Alarm und senden Stresshormone aus. Kurzfristig ist das unproblematisch bzw. sogar sehr sinnvoll, weil die Nebennieren so dafür sorgen, dass Energie umverteilt wird und unser Organismus auf die vorhandenen Stressoren reagieren kann. Die Stresshormone wirken quasi wie ein Schutzschild und lassen uns in akuten Stresssituationen leistungsfähiger sein.

Sind aber dauerhaft sehr viele Stressoren vorhanden, sind die Nebennieren ständig aktiv und erschöpfen dadurch nach und nach. Meist entstehen daraus mit der Zeit unterschiedliche, eher diffuse Symptome wie starke Erschöpfung, erhöhte Anfälligkeit für Infekte, depressive Verstimmungen und Zyklusstörungen. In vielen Fällen bleiben die Nebennieren als Auslöser dieser Symptome unentdeckt: Weil unser Körper ganzheitlich funktioniert und die unterschiedlichen Organe in verschiedenen Regelkreisen miteinander verbunden sind, wirken sich die beanspruchten Nebennieren auch auf andere Organe und Prozesse aus, die nun ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten. An erster Stelle sind häufig die Schilddrüse und die Sexualorgane betroffen – und damit auch unser weiblicher Zyklus: Östrogendominanz, starke PMS-Symptome, eine ausbleibende Menstruation oder ein unerfüllter Kinderwusch sind häufig die Konsequenzen.

Du beschreibst NFP als eine Methode, die auch den Partner mit einbezieht und gibst auch Kurse für Paare. Inwiefern kann sich der Partner mit einbringen und wie kann gemeinsames Betreiben von NFP die Beziehung verändern?

Verhütung geht beide Partner an, das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Auch wenn die allermeisten Verhütungsmethoden letztlich von der Frau angewendet werden, ist es ein erster Schritt, sich als Paar bewusst mit der Frage nach der passenden Methode auseinander zu setzen und sich gemeinsam über Alternativen zu informieren. Das können natürlich auch Männer aktiv in die Hand nehmen und das Gespräch mit ihrer Partnerin suchen, vor allem dann, wenn sie das Gefühl haben, dass sie sich mit hormoneller Verhütung nicht wohl fühlt oder unter Nebenwirkungen leidet.

Bei Paaren, die sich für NFP entscheiden, beobachte ich in den letzten Jahren immer häufiger, dass viele Männer es richtig spannend finden, mehr über den Zyklus ihrer Partnerin zu erfahren. Viele stellen dabei fasziniert fest, dass sie nach einiger Zeit selbst erkennen können, in welcher Zyklusphase sich ihre Liebste gerade befindet – fernab aller Regeln, quasi nur durch bestimmte Verhaltensweisen, ihrer Libido, Stimmungslage oder weil sie ihre Frau um den Eisprung herum besonders attraktiv finden. Dieses Verständnis für die hormonellen Schwankungen im Zyklusverlauf schafft oft auch eine neue Form von Nähe und bereichert so die Beziehung.

Warum gefällt dir NFP besser als andere Methoden wie z.B. Persona?

In erster Linie deswegen, weil mir eine hohe Sicherheit und eine wissenschaftlich geprüfte Methode wichtig sind. Was Verhütung angeht, bin ich ein absoluter Kopfmensch: Um mich sicher zu fühlen, brauche ich handfeste Regeln und gleichzeitig Transparenz, um nachvollziehen zu können, warum die Methode so sicher funktioniert. Die symptothermale Methode wird seit über 40 Jahren wissenschaftlich begleitet, es gibt belastbare Studien, die ihre Sicherheit belegen und ein starkes Netz von Berater:innen, die dabei helfen, sie rundum sicher anwenden zu lernen.

Außerdem habe ich durch die genaue Beobachtung meines Körpers ein sehr gutes Körpergefühl und mit der Zeit auch großes Vertrauen in meinen Körper entwickelt. Das empfinde ich bis heute als den größten Vorteil, den NFP mir geschenkt hat – und das wäre niemals möglich gewesen, wenn ich die Verantwortung für meine Fruchtbarkeit an einen Zykluscomputer oder ein Tool abgegeben hätte. Mir selbst und meiner eigenen Kompetenz vertrauen zu können, ist für mich Selbstermächtigung pur!

Vielen Dank für das Gespräch und die vielen Tipps, liebe Anne! Mehr zu Annes Kursen findet ihr hier auf Instagram und auf natürlich-verhüten.de!

Bild: Anna Shvets

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