Seit dem Mord am US-Amerikaner George Floyd durch Polizisten in Minneapolis ist nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland eine Rassismusdebatte entbrannt, die es so noch nicht gegeben hat. Und während sich beinahe alle einig sind, dass Rassismus etwas Schlechtes ist, das wir bekämpfen sollten, kommen doch sehr viele an Verständnisgrenzen – besonders, wenn es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen rassistischen Denken geht, das uns nun mal anerzogen worden ist. Eine Frage, die dabei immer aufploppt, ist die nach angeblichem „Rassismus gegen Weiße“ oder „umgekehrter Rassismus“. Schließlich werden auch Deutsche als Kartoffel oder Almans bezeichnet, es gibt Vorurteile gegen sie. Es ist aber wichtig, zu verstehen, dass diese Art der Beleidigung zwar eine Beleidigung ist, aber eben kein Rassismus. Wieso? Das kann man auf verschiedene Arten erklären.
Aminata Touré: „Keine Summe aller historischen und politischen Entscheidungen“
In einem Interview mit der Zeit erklärt die Politikerin und Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Aminata Touré, sehr einleuchtend, wieso man weiße deutsche Menschen nicht rassistisch diskriminieren kann: Die politische Macht war immer auf ihrer Seite.
Huffpost: „Black prejudice does not affect the rights of white people“
„Because remember, in a society where white is seen as the default race, all history is white history.“
Bildungsstätte Anne Frank: Systematische Diskriminierung, weiße Norm und Machtgefälle
Dieser informative Instagram-Post der Bildungsstätte Anne Frank fasst knapp, aber deutlich all die Ebenen zusammen, die eine systematische Diskriminierung ausmachen – und von denen Weiße nicht betroffen sind.
Aamer Rahman: „I would need a time machine“
Der australische Stand-up-Comedian und Aktivist Aaamer Rahman erklärte bereits 2013 bei einem Auftritt: Umgekehrten Rassismus könnte es nur geben, wenn es Zeitreisen gäbe. Denn nur, wenn er in der Zeit zurückreisen, Weiße versklaven und über Jahrhunderte unterdrücken würde, hätte eine Beleidigung gegen sie dieselbe Bedeutung wie heute eine gegen Schwarze Personen.
Alice Hasters: Rassismus ist ein System
In einem Artikel beim Tagesspiegel aus dem Jahr 2019 erläutert Alice Hasters – Autorin von „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen (aber wissen sollten)“ – sehr geduldig, wieso Rassismus gegen Weiße nicht existiert. Sie schreibt: „Viele Menschen gehen davon aus, dass grundsätzlich jede Person von Rassismus betroffen sein könnte. Diese Menschen sehen Rassismus als rein individuelle Haltung. Wie ein einzelner Mensch die Welt für sich ordnet, hat erst einmal wenig Konsequenzen. Doch Rassismus ist ein System, das mit der Absicht entstanden ist, eine bestimmte Weltordnung herzustellen.“
„Racism requires both prejudice and power“
Während es durchaus Vorurteile gegenüber weißen Deutschen gibt (Handtücher auf Malle, Kehrwoche und Birkenstocks), haben weiße Personen nahezu überall auf der Welt einen Machtüberschuss. Das macht dieser Post klar: „Your race is in power“.
Trevor Noah: „There are levels of suffering“
Talkshow-Host Trevor Noah lässt ab und zu zwischen den einzelnen Sequenzen der Daily Show Fragen aus dem Publikum zu. Im obigen Video fragt einer der Gäste, wieso Reparationszahlungen sich in den USA nur an Schwarze Personen richten sollten, obwohl auch weiße Menschen unter bestimmten Benachteiligungen leiden. Seine Antwort ist sehr präzise und nachvollziehbar: „You make it seem like all injustices have the same weighting, and they don’t.“
„White Privilege doesn’t mean your life hasn’t been hard, it means your skin tone isn’t one of the things making it harder!“
Dieser Guide der Illustratorin Courtney Ahn ist in den letzten Wochen zurecht einmal quer durch Instagram gegeistert. Er macht kurz und knapp klar, wieso es keinen Rassismus gegen Weiße gibt.
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18 Antworten zu “Warum es keinen Rassismus gegen Weiße gibt – auf 8 Arten erklärt”
danke!
Doch, es gibt Rassismus gegen Weiße. Nicht weil, sonder trotzdem diese Weiß sind. Antisemitismus, Antislawismus und Antiirischer-Rassismus sind Beispiele bei denen Rassismus auch Weiße trifft. Die rassistischen Vourteile dieser Jahrhunderten alten Rassismen finden sich noch heute in vielen Gesellschaften westeuropäischer Nationen.
Die Überschrift ist „Warum es keinen Rassismus gegen Weiße gibt“, jedoch hat der Artikel kein einziges Argument aufgelistet der diese Aussage begründet. Die Argumente die hier geschrieben sind, beziehen sich auch komplett andere Sachen. Sogar der Post von Aminata Touré, den ihr hier in diesem Artikel benutzt, sagt dass es Rassismus gegen Weiße gibt. Ich weiß nicht warum man nicht politisch unvoreingenommen an das Thema heran gehen kann und wirklich faktisch korrekte Aussagen tätigt. Ihr schadet mit solchen Sachen nur dem öffentlichen Ansehen eurer eignen politischen Ideologie, weil jeder eigenständig politisch denkender Mensch merk das, dass einfach nur falsch ist . Ich hätte ja nicht gesagt wenn man als Artikel-Überschrift „Warum es keinen systematischen Rassismus gegen Weiße gibt“ oder sowas in der Art. Einfach nur traurig.
Rassismus ist ein Wort für eine bestimmte Diskriminierungsform. Diskriminierung ist nicht das selbe wie eine Ansammlung von Vorurteilen. Erst in Kombi mit einem Machtgefälle wird aus Vorurteilen eine Diskriminierung. Weiße Menschen haben gesellschaftlich eine privilegierte Position, sie finden sich am bevorteilten Ende dieses Machtgefälles wieder. Deswegen können sie aufgrund ihrer Hautfarbe zwar durchaus von Vorurteilen betroffen sein, aber nicht von Diskriminierung. Dafür haben sie gesamtgesellschaftlich einen zu großen Machtvorteil – strukturell, institutionell und individuell. Ich hoffe, damit kann ich den Punkt noch ein bisschen klarer machen.
Ich übeinstimme damit, dass ein Machtgefälle neben Vorurteilen notwendige Bedingung dafür ist, von Rassismus sprechen zu können, nur gibt es dieses Machtgefälle nun auch immer häufiger auch zu Lasten von mE lediglich vermeintlich Privilegierten. ZB überlegen Eltern ohne Migrationshintergrund in Neukölln sich sehr genau, ob sie ihre Kinder in die örtliche Grundschule dort schicken und das hat nicht nur etwas mit Angst vor geringerem Wert des Schulabschlusses zu tun. Dort sind -häufig sozial schwächere- Schüler und Schülerinnen ohne Migrationshintergrund klar in der Minderheit. Die Macht liegt da deutlich auf der Seite von Menschen mit Migrationshintergrund. Wenn dann Beleidigungen stattfinden (Alman, Kartoffel) etc., wenn der blonde Kartoffel- Typ dann generell der Prügelknabe der Klasse wird (und sowas passiert definitiv,) wie sieht es dann damit aus? Das ist dann kein Rassismus, weil Vorfahren dieses grundsätzlich „vorbelasteten“ Teutonen zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen -, vorher Menschenhandel und vor 100 Jahren Völkermord in Afrika betrieben haben?(was in der Tat sehr schlimm ist, mich aber als gleichsam obligatorisches Ausschlusskriterium für die Anwendbarkeit des Rassismusbegriffs auf diskriminierende Behandlung generell „Hautfarbenprivilegierter“ durch Minderheiten nicht überzeugt).
Die vorgenannten historischen Gegebenheiten ändern nichts an den für die blonde Kartoffel in der Neuköllner Schule erlebten, m.E. klar rassistischen Diskriminierung, die aber aus Ihrer Sicht kein Rassismus sein kann.
Die systematische Diskriminierung von Minderheits-Kartoffeln zB in der Schule ist durchaus kein Einzelfall(besonders, wenn sich die sozial schwachen Eltern um ihren Sprössling so gar nicht kümmern, dann wirds richtig bitter, weil es dann keinerlei „Macht“ der Kartoffel gibt, die Schule kümmert sich nicht darum, weil zu befürchten ist, dass weitere „Biodeutsche“ diese Schule meiden und so verfährt man nach dem Motto, es nicht sein kann, was nicht sein darf und schaut einfach weg). Es gibt viele andere Beispiele, man kann auch „Macht“ erzeugen durch Präsenz; Biodeutsche sind häufig alleine unterwegs, versuchen Sie mal, in die Notaufnahme ins Urban KHS zu kommen, wenn dort ein Mitglied einer großen arabischen Familie eingeliefert wird. 50 andere Mitglieder verhindern dann die Aufnahme anderer Patienten um eine rasche Behandlung ihres Familienmitglieds zu gewährleisten. Ärzte werden -auch rassistisch- bedroht, Patienten, die sich beschweren, werden als Nazi beschimpft. Die Polizei macht nichts, der Wachschutz ohnehin nicht. Wie war das mit den Machtverhältnissen? Die Machtverhältnisse sind nicht durchgängig so, wie Sie das pauschal voraussetzen. Gehen Sie mal in ein Freibad in Neukölln als „Kartoffel“ oder fragen Sie mal beim H-Block-mäßig gestylten Mitmenschen höflich an in der Herrmannstrasse, ob dieser Sie zuparkende Fahrer eines schwarzen 500er Mercedes Ihnen vlt freundlicherweise die Wegfahrt ermöglichen würde; good luck, sag ich da nur. Das ist Alltag in Berlin, im Ruhrgebiet sieht es nicht anders aus und man meidet einfach diese Situationen, man beugt sich sozusagen der Macht der anderen. Die Machtverhältnisse sind nicht so gestrickt, wie Sie das mE zu wenig differenziert voraussetzen. Ihre Rollenverteilung von Täter und Opfer ist stereotyp und infolge offenkundig defizitärer Analyse sozialer Gegebenheiten leider insgesamt unzulässige Verallgemeinerung. Die Dinge sind komplizierter. Man sollte den Rassismusbegriff öffnen für Lebenssachverhalte, die ersichtlich ebenso darunter fallen. Dadurch kann man Akzeptanz für dieses Thema auch bei Menschen generieren, die dem bislang ablehnend gegegenüberstehen, weil auch diese die Rassismusdebatte für deutlich zu eindimensional halten. Rassismus ist schlecht und es gilt, dieses zu benennen und zu ächten, und zwar nicht selektiv bezogen auf eine Mehrheitsbevölkerungsgruppe, die lediglich bei typisierender, mE unzulässig pauschaler Betrachtungsweise als Privilegierte und Profiteure von ehemals bestehenden Machtverhältnissen angeblich allein als Täter von rassistischer Diskriminierung in Betracht kommen. Umgekehrt ist Rassismus auch möglich und sollte auch so genannt werden, wenn die Machtverhältnisse diese Sichtweise erforderlich macht.
ich stimme dir völlig zu.
Es ist nicht zutreffend, dass sog. Rassismus nur an Hautfarbe, historischen Schicksalen, ethnischer Herkunft etc. fixiert werden kann.
Es gibt fast überall ein Machtgefälle, das Minderheiten spüren lässt, dass sie in der Minderheit und damit unterlegen sind. Und damit beginnt es.
Nicht nur – wie Du schreibst – im Schwimmbad in Neukölln oder in der Notaufnahme ist, sondern sogar, das wage ich zu sagen, auch als Nichtbesoffener auf dem Oktoberfest.
Machtgefälle gibt es immer, nur darf sich dieses Machgefälle nicht manifestieren, egal auf welche Art und Weise. Mobbing, Sklavenhaltung, Ausgrenzung, Unterdrückung, Gewalt, Bloßstellen, ja auch Witze und Lustigmachen ist keinesfalls in Ordnung und zu verurteilen.
Damit ist „Rassismus“ im eigentlichen Wortsinn nur eine kleine Untermenge dieses Effekts.
Also dass immer wieder behauptet wird es gäbe keinen Rassismus gegen Weiße ist schlichtweg inkorrekt. Rein logisch betrachtet kann jeder Mensch Vorurteile gegen Menschen anderer Hautfarbe aus welchen Gründen auch immer entwickeln, davon sind nicht nur Weiße „betroffen“. Ein Freund von mir wurde während seiner Schulzeit dafür verprügelt, weil er einer der wenigen Deutschen in seiner Klasse war, und kein Ausländer, klingt vielleicht erstmal nach rechter Hetze, ist aber die Wahrheit, zumal ich selbst jede Form von Rechtsextremismus ablehne. Andererseits kommt es in Südafrika nach dem Ende der Apartheid zu einer staatlich geförderten Enteignung von weißen Farmern bzw. Einstellquoten für weiße Arbeitnehmer in Unternehmen, wobei Dunkelhäutige klar bevorzugt werden. Also wenn das keine gezielte Diskriminierung ist weiß ich auch nicht, klar die Weißen während der Apardheit waren auch nicht besser, aber muss man das denn nachahmen? Ist ja nicht so dass man stattdessen einen Sozialstaat aufbauen könnte und versuchen könnte benachteiligten Bevölkerungsschichten Zugang zur Bildung zu ermöglichen…
Wichtig ist, auch bei diesen Fällen die strukturelle Ebene mitzudenken: Rassismus entsteht, wenn sich Vorurteile und Macht vermischen. Sowohl in einer deutschen Schule als auch im gesellschaftlichen System in Südafrika liegt die gesellschaftliche Macht bei Weißen. Und die Nachteile, die Menschen of Color aufgrund von Rassismus erfahren, finden nicht nur auf einer individuellen Ebene (wie die Beleidigung deines deutschen Freundes in der Schule) statt, sondern auch auf einer strukturellen: Nicht-weiße Menschen haben im System zum Beispiel Nachteile bei der Wohnungs- und Jobsuche – weil sie nicht weiß sind. Weiße Menschen haben zwar manchmal Nachteile, aber niemals aufgrund von Rassismus. Ich hoffe, das erklärt es etwas detaillierter.
Ja, evtl erklärt es das etwas. Aber ich finde, dass wie „A“ schon sagte, es in dem Bezug auf eine Reinigung von weißen Farmern ganz klar deutlich wird, dass die Macht in diesem Gebiet ganz klar NICHT bei der dort weißen Minderheit liegt. Das ist Fakt. Fakt ist zwar auch dass prozentual definitiv die Machtverteilung auf der ganzen Welt eher in weiße Häde fällt und diese in der westlichen Welt auch ganz klar bevorzugt werden. Dennoch ist es, wie gesagt, eben auch Fakt, dass das nicht überall so ist. Es ist schrecklich das so etwas wie der Sklaven Handel und das rassen Denken entstanden ist. Dennoch gibt dies keinem Recht dazu, sich in diesen Teilen Afrikas den weißen zu entledigen oder sonstige Dinge zu tun. Das IST laut deiner eigenen Definition von Rassismus, rassistisch. Dort sind schwarze in der Mehrheit, und selbst wenn die Big-Bosse dort ebenfalls weiß sind, die lokalen Menschen, die so etwas durchführen, sind es demnach definitv nicht. Daher sehe ich diese Menschen in einer höheren Macht Position als die dort gejagdte Minderheit. Was es eben rassistisch macht, Vorallem da es eh schon schlimm genug ist diese Menschen umzurbingen! Auf Grund ihrer Hautfarbe! Das ist definitv nicht einfach nur diskreminierung…. Ähnliches gilt auch für die Story mit der Schule. Wenn dort ein Kind auf Grund seiner Herkunft verprügelt wird, ist das definitv diskreminierung. Aber bei der Geschichte trifft eben auch deine Rassismus Definition zu. Wenn die Mehrheit dort eben nicht die gleiche Herkunft hat, wie das verprügelt Kind und dadurch eben in einer größeren Macht Position steht. Ist es per deiner Definition eben auch rassistisch. Ich bin mir zwar sicher dass dort auch genug Lehrer zu gegen waren die dann eingegriffen haben, aber dennoch waren diese Kinder nunmal in der Mehrheit und hätten somit mehr Macht über diesen einen Jungen. Das kann man nicht leugnen. Dennoch muss ich dir zu mindest in dem Punkt zustimmen, dass hierzulande weiße oder eben „deutsche“ definitv mehr Privilegien haben. Dennoch heißt das nicht, dass diese nicht doch auch Diskreminierung oder wie in „A“’s Geschichte auch Rassismus gegenüber treten können. Vielleicht nicht so häufig, aber das gibt es ohne Zweifel auch.
Ich wünsche dir noch einen sehr schönen Abend und bleib gesund. ☺️
Diese Argumente finde ich zwar extrem hilfreich in der Debatte, habe allerdings zwei Punkte, die für mich dagegen sprechen.
In der NS-Zeit gab es „Rassismus“ gegen Weiße/Juden mit Vorurteilen und den bekannten verbrecherischen Folgen. Ich verstehe das Argument, dass man hier gegen einer Religionsgemeinschaft vorgegangen ist, aber man hat auch hier die „Rasse“ willkürlich gesetzt – genauso wie bei Weißen und POC. Der Aspekt der „Rasse“ wird hier für mich besonders deutlich an den Beispielen der unsinnigen „Rassenlehre“ bzw. „Rassenhygiene“, die auch von „Halbjude“ usw. spricht – was hat die Religion meiner Mutter mit der eigenen zu tun? Als zweiten Punkt möchte ich anführen, dass – wie Leni anführt und wenn ich sie richtig verstehe – in Europa auch für mich kein „Rassismus gegen Weiße“ existieren kann, eben weil wir hier in der „Machtposition“ sind. Aber heißt das auch, dass es weltweit keinen „Rassismus gegen Weiße“ geben kann? Ist es struktureller Rassismus, wenn in Deutschland ein Wohnungssuchender mit ausländischem Namen z. B. Wu (mit übereinstimmenden „Werten“ bei Einkommen, Familienstand etc.) gegenüber z. B. Müller benachteiligt wird, aber bei umgekehrter Situation in Asien nicht? Der große Unterschied besteht darin, dass wir in der westlichen Welt dazu bereit sind, Fehler der Vergangenheit/Gegenwart anzusprechen und nicht totzuschweigen – was in dieser Debatte besonders wichtig ist. Ich weiß nur zu gut von asiatischen Freunden/Bekannten, dass sie es – vor allem in Corona-Zeiten – ungern hören, dass z.B. dunkelhäutige Menschen in Asien unter Rassismus zu leiden haben. Das mache ich ihnen nicht zum Vorwurf, weil ich erstens weiß, dass ihre Kultur nicht auf „Konfrontation“ ausgelegt ist – auch wenn vor allem die in relativer Freiheit in Europa Aufgewachsenen nicht zimperlich sind, ihre Meinung kundzutun – und zweitens, weil jedem die eigenen Problem wichtiger erscheinen als die der anderen. Ich gestehe, dass ich in meinem Leben bisher extrem privilegiert war, weil ich mich noch aus keinem Grund diskriminiert oder ausgegrenzt gefühlt habe – vielleicht sehe ich die Welt aber auch zu naiv? – und dass ich mir nicht anmaße, mich „emotional“ in die Gefühlswelt von Betroffenen einleben zu können. Dennoch muss vor allem in derartig „aufgeladenen“ Debatten eine rationale Debattenkultur zwischen (vermeintlichen) Tätern und Opfern herrschen, weil es nicht hilfreich sein kann, dass nur Betroffene das Recht haben, die „Situation“ zu deuten. Deswegen gibt es unabhängige Gerichte, die verhindern sollen, dass es zu Lynchjustiz kommt oder die Vorgabe, dass ein Arzt keinen Verwandten operieren sollte, weil ihm dann die nötige Distanz fehlen würde.
„Sowohl in einer deutschen Schule als auch im gesellschaftlichen System in Südafrika liegt die gesellschaftliche Macht bei Weißen“
Das ist eine Annahme, um nicht zu sagen eine steile These, die in dieser Allgemeinheit nicht zutrifft:
Was ist “ eine deutsche Schule?
Für ein Elite-Gmnasium trifft das natürlich zu, für eine 08/15 Schule in Neukölln durchaus nicht unbedingt, selbst wenn dort weit überwiegend weisse Lehrkräfte sind, die aber nicht eingreifen, wenn Diskriminierung „andersherum“ läuft, jedenfalls tut das die Schulleitung nicht.
In Südafrika liegt die gesellschaftliche Macht bei Weißen?
Das ist mittlerweile nicht mehr so; es gibt dort weiterhin einflussreiche Weisse, keine Frage, Superreiche wie Elon Musk, weiße Minenbesitzer etc, auch eine weisse Mittelschicht; aber die gesellschaftliche, politische Macht haben die POC, ganz klar und das ist ja auch gut so. Es gibt dort sozial schwache Weiße, die jahrelang mit Familie in Zeltlagern leben, die zero Chance haben, irgendeinen Job zu bekommen, sei er auch noch so mies, eben weil sie weiß sind; sie kommen da auch nicht weg, weil Null Kohle da ist, auszuwandern, die vegetieren dort vor sich hin; dieses Phänomen gewinnt dort sukzessive an Relevanz. Natürlich leben dort auch viele POC nach wie vor in townships, aber das hat häufig auch Gründe, zB weil sie schon ewig von Transferleistungen leben und sich daran gewöhnt haben ( das ist jetzt kein Rassismus meinerseits! POC aus anderen Ländern kommen oft schnell aus den townships raus und kommen wirtschaftlich gut auf die Beine, weil es in ihren Herkunftsländern keine Transferleistungen gab und sie Eigeninitiative gewohnt sind).
All das ändert nichts daran, dass Rassismus zumeist natürlich so stattfindet, wie die Moderatorin es beschreibt und wie es allgemein bekannt ist, aber wir sollten hier schon bei den Fakten bleiben. Der gute Zweck heiligt nicht die Mittel.
Es gibt genau so Rassismus gegen weiße! Größtenteils Grenzen sich Menschen die teil der black community sind selbst aus und tragen somit zu Rassen Trennung bei ohne es überhaupt zu merken. Wenn jeder heutzutage seinen Kindern beibringen würde das das Rassismus in beide Richtungen geht dann würde es diese Diskussionen nicht geben aber stattdessen versuchen sich einige aus der black community Aufmerksamkeit zu verschaffen in dem sie mit Hass auf weiße reagieren. Ihr wollt was ändern ? Dann bringt euren Kindern bei das Rassismus nicht nur in eine Richtung geht und das man sich selbst nicht ausgrenzen sollte denn durch sowas entstehen Gruppierungen erst! Und das sage ich als lightskin mit schwarzer Mutter!
Ich will dir diese Sichtweise nicht absprechen, aber finde es wichtig, dass es gesellschaftlich anerkannt wird, dass es einen Unterschied gibt zwischen Rassismus und Vorurteilen. Eine bloße Beleidigung aufgrund von Vorurteilen gegen Deutsche ist meiner Meinung nach nicht das selbe wie eine rassistische Beleidigung gegen eine Schwarze Person, weil im letzteren Fall ein Machtgefälle mit reinspielt: Menschen of color sind aufgrund ihrer Hautfarbe strukturell benachteiligt, Weiße nicht. Und das ändert sehr viel. Ich finde es wichtig, für beide Fälle nicht ein- und dasselbe Wort zu benutzen, weil sie sehr unterschiedliche Folgen mit sich ziehen können.
Hey, ich finde die Diskussion interresant. Ich möchte niemandem angreifen, der Rassismus gegen POC ist natürlich schrecklich und mit Abstand der häufigste und häftigste. Ich stimme dennoch zu dass es Rasismus gegen weiße GIBT, weil Rasismus kein Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe hat. Ich bin ein „Mischling“( habe mehrere Herkunftsländer in meiner Blutbahn, was ich cool finde), dennoch bin ich eine gebürtige Polin,,,,ja, ich komme aus dem Land dessen Hauptstadt auf englisch WARsaw (KRIEGgesehen) heißt….muss ich da noch weiter erklären? Mache ich sowieso. In dem zweiten Weltkrieg wurden Juden, Polen, Gipsys und andere „nicht Deutsche“ versklavt, gequält und ermordet. Selbst nach dem Krieg mussten die Eltern meiner Oma hier in Deutschland zwangsarbeiten. Ich erlebte auch Rasismus an eigener Haut. Als ich in einem fremden Land Urlaub machte (wo Polinen als H**en gelten, natürlich sind da nicht alle der Meinung, aber anscheinend ein paar doch…) erwähnte ich nicht dass ich aus Polen komme, sie dachten ich sei eine Deutsche. Die Jungs waren voll korrekt. Als ich aber dann beichtete das ich Polin bin…kaum verging eine Minute um und ich wurde sexuell belästigt (Hintern grabschen…ich war 15). Mir wurden auch von einer Mitarbeiterin (als sie erfuhr das ich als Polen komme) schreckliche rassistische Dinge erzählt wie „Alle Ausländer sollten wie Juden im zweiten Weltkrieg vergasst werden, ich zitiere Afd“…ich könnte weitere Beispiele von Rassismus an weißen ausflisten…der ist vielleict nicht so extem wie der gegen POC (schließlich werden POC manchmal wegen ihrer Hautfarbe von Polizisten angegriffen, ermordet), vorallem weil man mir nicht direkt ansieht dass ich aus Polen komme (man hört es aber), klar, es ist wiederlich das Menschen wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, POC haben es schon schwerer als ich, und ich denke ich hatte auch viel Pech im Leben…doch zu behaupten dass es keinen Rasismus gegen weiße gibt ist Schwachsinn!….und Rasismus obendrein! Wie ich zuvor geschrieben habe, Rasismus kennt keine Hautfarbe, Geschlecht…. Ich will den Rasismus gegenüber POC gar nicht marginalisieren, bzw. kleinlicher erscheinen lassen…ich finde es lädiglich absurd zu behaupten dass es nur Rasismus gegen POC gibt.
Ich würde dennoch gerne Eure Argumente lesen. Man kann immer was lernen…ich verstehe schon was hinter dem Gedanken steht zu sagen „es gäbe keinen Rasismus gegen weiße“, doch wie gesagt, ich habe bis jetzt keinen ausreichenden und vernünftigen Argument erfahren der es auch wirklich belegen würde.
Man könnte es z.B. trennen in dem man sagt „das ist rassismus gegen schwarze“, „das ist Rasissmus gegen weiße“ usw. wenn man es UNBEDINGT bennenen, bzw. voneinander trennen möchte.
Bleibt gesund!
[…] Amazedmeg: Warum es keinen Rassismus gegen Weiße gibt. https://www.amazedmag.de/rassismus-gegen-weisse-erklaerung/ […]
Dass es Rassismus gegen jeden geben kann, sollte überhaupt nicht in Abrede gestellt werden. Es zeigt sich, dass die Autoren hier offenbar nicht wissen, was Rassismus ist und was Vorurteile sind, wie sie entstehen und das die Abgrenzung dabei nicht immer einfach ist. Ein Rassist hat ein rassistisches Weltbild. Er teilt die Menschen in Rassen ein und schreibt diesen Rassen unterschiedliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu. Dabei erfolgt eine Auf- beziehungsweise Abwertung einzelner Rassen. Vorurteile hat fast jeder Mensch und die können auch unabhängig vom Rassismus existieren. Ein Mensch, der Vorurteile hat, muss zwangsläufig kein Rassist sein. Vorurteile können auch positiv sein, Rassismus sollte es niemals sein. Die Anspielungen auf die Geschichte und die Machtverhältnisse in einer Gesellschaft kann ich zwar verstehen, sie sind aber für den Rassismus nicht notwendig. Auch eine Minderheit kann gegenüber einer Mehrheit ein rassistisches Weltbild haben. Selbst die Nazis waren am Anfang nur eine Minderheit, hatten aber schon ein rassistisches Weltbild entwickelt. Ihre später erlangte Macht diente nur zur grausamen Umsetzung ihrer Ziele. Des Weiteren ist die Annahme falsch, dass sich heutige und ehemalige Opfer von Rassismus nicht zu Rassisten von morgen entwickeln können, so wie es hier beschrieben wird. Ein Schwarzer ist nicht immun gegen Rassismus, nur weil er schwarz ist. Jeder Mensch kann ein rassistisches Weltbild entwickeln und andere Menschen herabwürdigen. Und wer behauptet, dass alle Weißen rassistisch sind, der hat zum Beispiel auch ein rassistisches Weltbild. Die Weißen gibt es gar nicht und Aussehen ist nicht automatisch an Verhaltensweisen geknüpft. Dagegen wird der Begriff Rassismus heutzutage inflationär gebraucht. So hat die Frage nach der Herkunft eines Menschen nicht automatisch etwas mit Rassismus zu tun. Dies hängt immer noch individuell vom Fragenden ab. Vielleicht ist es Rassismus, möglicherweise auch nur Neugier oder ernsthaftes Interesse. Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass Machtverhältnisse in jeder Situation sowie in jedem Land unterschiedlich sein können und dies nicht verallgemeinert werden sollte. Ich wünschte mir daher mehr Intelligenz und Empathie und weniger klischeehaftes Wellenreiten in der Argumentation.
Auch weiße Menschen werden Opfer von Rassismus – zugegeben, meistens trotz und nicht wegen ihrer Hautfarbe, aber es kommt vor, und das gar nicht mal so selten. Ebenso können Schwarze rassistische Täter sein, sogar gegen andere Schwarze. Rassismus ist eine anthropologische Konstante – kein „weißes Privileg“. Darüber sollte offen gesprochen werden – aber ohne dabei selbst in identitäre Muster zu verfallen, wie es aktuell die „woken“ Pseudo-Antirassisten tun.
«Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden.» (Johannes Zerger, Was ist Rassismus?, Göttingen 1997, S.81).
„Rassismus” bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt. (Begriffsdefinition der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz)
Zu behaupten, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gibt, bedeutet, eine rassistische These zu unterstützen.