Schöne neue Arbeitswelt?

12. März 2014 von in

40-Stunden Woche, sicheres Gehalt und 30 Tage Urlaub? Klingt verlockend und nach der Regel, mein Arbeitsalltag sieht jedoch oft anders aus. Nach acht Stunden Redaktion sitze ich noch abends am Blog, beantworte vor der Redaktionskonferenz am Morgen noch Emails und schreibe auch am Samstagabend einen Artikel. Urlaube wollen gut überlegt und geplant sein, schließlich verdient man as Freiberufler in dieser Zeit – richtig – nichts. Einen wirklichen Feierabend gibt es nur selten, Freizeit muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, Auszeiten einplanen –  und trotzdem will ich selten tauschen. Schließlich habe ich vor allem eines: Spaß. Ich liebe meinen Job, die Flexibilität, die Eigenständigkeit.

Auch kann ich zum Arzt, zum Steuerberater oder an den See, wenn andere arbeiten. Wenn die Sonne scheint, setze ich mich auf die Terrasse, mein Laptop ist flexibel, genau wie ich. Wenn Freunde sich am Freitagmittag treffen, kann ich mit in den Biergarten, arbeite dafür abends noch ein, zwei Stündchen. Mein Job passt sich meinem Leben an. Das ist ganz wunderbar.

Job plus Freunde plus Spaß plus Freizeit plus Flexibilität

Geht es nach einem Zeit-Artikel, der diese Woche erschien und in den sozialen Medien unter meinen Freunden großen Anklang fand, geht es scheinbar vielen in meiner Generation wie mir: Sie arbeiten gerne, lieben ihren selbstgewählten Job. Glücklicherweise leben wir heute in einem Land, in dem fast jeder seinen Traumjob suchen und finden kann. Trotzdem wünschen sich laut Zeit auch immer mehr junge Leute, die nicht in der Kreativbranche arbeiten, mehr Flexibilität, freie Bestimmung, immer öfter Home-Offices. Statt 60-Stunden-Woche lieber 30-Stunden. Statt großer Karriere lieber Spaß an der Arbeit. „Wir wollen arbeiten, nur anders“, heißt es in der Zeit.

Und ich stimme zu. Die starren Formen der Arbeitswelt haben ausgedient. Natürlich ist es in manchen Branchen schlichtweg nicht möglich, ganze Vormittage nicht zur Arbeit zu kommen und dafür nachts zu arbeiten. Doch ein Anfang wäre schnell gemacht, wenn Mütter ihre Kinder aus Krippe holen könnten, wenn diese schließt, Zeit mit ihren Kleinen verbringen und nach der Gute-Nacht-Geschichte nochmal an den Laptop gehen könnten.

 In unserer Welt zerfließen die Sphären aus Arbeit und Privatleben wie die Milch und der Espresso in unserem Latte macchiato. Wir lesen auch nach Feierabend Arbeits-Mails, wollen dann aber im Büro auch Facebook nutzen dürfen. – Zeit Online

Schließlich gilt noch immer: Wer heute freibestimmt arbeiten will, muss Abstriche machen. Unternehmen müssen langfristig umdenken. Weil Home-Offices noch wenig verbreitet sind, junge Frauen ab 28 in vielen Unternehmen als Risikogruppe zählen und flexible Arbeitszeiten für Mütter noch weit entfernt sind in Deutschland, bleibt für viele nur eines: Freiberufler-Dasein. Der Vorteil: all diese Annehmlichkeiten in Anspruch zu nehmen. Der Nachteil: keine Sicherheit, Existenzängste, viel Selbstdisziplin, kein Urlaubsanspruch. Nichtdestotrotz kann ich es mir derzeit nicht anders vorstellen. Ich habe tolle Arbeitgeber, flexible Zeiten und kann meinen Traumjob ausüben. Der Spaß an der Arbeit steht im Vordergrund.

Und ich wünschte, diese Freiheiten würden noch weitaus mehr Anklang finden. In den vielen Unternehmen, die händeringend nach jungen Menschen suchen. Wir, die Generation Y, setzt nicht mehr nur auf Karriere, Geld, großes Auto. Im Gegenteil: Lebensfreude, Freude bei der Arbeit, Freizeit und genügend Geld zum Überleben stehen mehr denn je im Vordergrund.

Elternzeit, Sabbaticals, flexible Arbeitszeiten, Home-Office: Wir sind anspruchsvolle Beschäftige, die alles möchten und am liebsten alles auf einmal: Beruf plus Freude plus Sinn. Karriere und Familie – und zwar für beide Partner. – Zeit Online.

Doch ist das wirklich so? Viele meiner Freunde – außerhalb der Kreativ-Branche – streben noch immer die sicheren Jobs an. Wählen das viele Geld für 60-Stunden-Wochen, stehen morgens auf und gehen abends heim. Zeit für Freizeit, Hobbys und Freunde bleibt oft nur am Wochenende. Sind sie glücklich? Nicht immer.

Ich ermutige jeden, nur das zu tun, was man gerne macht, was einem Spaß macht. Den Job ausüben, wo alles stimmt, ob freiberuflich oder angestellt. Schließlich ist Arbeit ein Großteil unseres Lebens. Mit diesen Menschen verbringen wir die meiste Zeit, mit diesem Thema beschäftigen wir uns oft acht, wenn nicht mehr Stunden am Tag. Macht der Job keinen Spaß, ist das ziemlich viel Lebenszeit, die drauf geht. Für welchen Preis? Das gute Geld? Wer wird heute noch so reich, wie ein Kayne West oder eine Paris Hilton. Richtig, nur sehr wenige. Viel mehr steht im Vordergrund: das gute Leben. Zeit mit den Liebsten. Ein Job, der Freude und – im besten Falle – Freunde bringt. Der Weg mag steinig sein, aber er lohnt sich. Traut euch!

Und jetzt ihr? Was ist bei einem Job für euch wichtig?

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24 Antworten zu “Schöne neue Arbeitswelt?”

  1. super gut geschrieben! den zeit artikel habe ich gestern auch gefunden und habe viele wahre worte darin entdecke. ich schreibe gerade an meiner abschlussarbeit und habe ein wenig angst, was „da draußen“ auf mich wartet. aber für mich ist klar – die berühmte „work-life“ balance muss gegeben sein und ich will lieben was ich tue.

  2. Du sprichst mir aus der Seele und hast deinen Artikel in tolle Worte verpackt! Ich arbeite noch vollzeit, mit festen Arbeitszeiten und einem sicheren Gehalt – aber ich strebe die Selbstständigkeit an. Meinen Blog schreibe ich in der wenigen Freizeit und eine Doppelbelastung kann man nur eine Zeit überbrücken. Ich sehe es auch so: Die meiste Zeit verbringt man mit der Arbeit und aus dem notwendigen Übel sollte man doch eine Tugend machen.
    Sende dir liebste Grüße, Bina

  3. …Ich arbeite einer der stinknormalsten Jobbranchen der Welt. Im Büro. Angestellt als Kauffrau für Bürokommunikation. So oder so ähnlich langweilig klingt das zumindestens für viele & höre somit ständig: ich sei das Büromäuschen, die Tippse, oder gerne auch irgendwem’s Sekretärin.

    (Jeder kennt ja diese Gespräche auf Stadtfesten oder sogar mal in einer Disco. Man trifft einen ehemaligen Schulkameraden/ Bekannten und der so „na, was machst du mittlererweile… ach was… im Büro?….“ und du spürst das „wieso hast du nicht mehr aus dir gemacht“ in seinem Nicken, während er wenigstens versucht interessiert zuzuhören.)

    Ich gebe zu, nicht studiert oder „mehr aus mir gemacht“ zu haben war eine Entscheidung aus der Faulheit heraus. Aber ich habe eben Glück gehabt. Ich bin eben nicht nur eine Tippse, die die Sachen anderer abheftet. Ich muss außer mir, niemanden einen Kaffee kochen. Ich bin in einem Verein angestellt, der sich den Jugendlichen und Jugendkultur widmet, als auch um die Betreuung von Kindern nach der Grundschule. Wir fördern junge Bands und veranstalten Poetry Slams. Ich kam durch meinen Beruf zum „Jugendfilmclub“, ich liebe Filmen und Fotografieren. Hier werden alle gleich behandelt, wir verstehen uns prächtig und es wird viel gelacht. Ich arbeite in einem wunderschönen Altbau habe ein rießen Büro für mich allein mit Stuck an der Decke. Ich kann mir hier mein Mittagessen kochen. Ich fange täglich erst um neun an und wohne um die Ecke, ich kann also morgens alles ganz ruhig an gehen lassen.

    Wie man sieht machen auch viele Kleinigkeiten den perfekten Job aus. Ich bin so froh, dass alles so ist, wie ich es habe.

    Und ich freue mich, dass es dir auch so geht – egal in welcher Branche :)

    • Absolut, liebe Xenia! Wie und in welcher Branche man arbeitet und wie man zu dem Job kommt, ist völlig egal – hauptsache, man ist am Ende glücklich und zufrieden. Ich finde es nur schade, dass eben so viele Unternehmen noch immer sehr unflexibel sind, und kaum auf ihre Arbeitnehmer zu gehen – ich sehe es oft im Freundeskreis, allein was Elternzeit betrifft beispielsweise. Ich freue mich auf jeden Fall, dass es dir in deinem Job so gut gefällt :) Er klingt auch wirklich toll, die vielen Kleinigkeiten machen es ja aus. Ich hoffe, das bleibt bei dir und mir noch lange so! Übrigens: Ich kenne dieses Nicken von anderen Leuten auch :) Liebe Grüße!

  4. Was für ein toller Artikel.
    Ich habe Schauspiel studiert (Oh ja, an dieser Stelle kommt immer das „berühmte Nicken“) Ja,verdammt. „Ich wusste es vorher“ – aber es kam wie eine Krankheit, ich dachte – mich trifft es nicht und jetzt, jetzt bin ich arbeitslos.
    Ich arbeite, im Verkauf momentan – meiner Ansicht die allerbeste Art „nichts“ zu tun und darauf zu warten, dass man von einem Casting zum anderen hüpft und wiiirklich meist nicht mal gegrüßt wird….
    Ich arbeite und ich möchte arbeiten, nur leider lässt mich keiner das machen was ich gelernt habe.
    Nun gut-
    Doch was nun? Ich bin an dem Punkt angekommen an dem ich weiß : Um glücklich zu werden muss ich meinen Weg ändern, muss ich Träume aufgeben und neue Ziele setzen.
    Das ist hart, besonders in einer Gesellschaft in der man in kaum einem Job mehr auf Sicherheit setzten kann.
    Ich möchte aber etwas machen, was mir einen Grund gibt morgens aufzustehen und das ist für MICH jedenfalls nicht im Verkauf – 2014 habe ich mir als Ziel gesetzt diesen Beruf zu finden!! Falls mir jemand Tipps geben möchte immer her damit :D
    Antonia, dein Artikel ist ganz wunderbar und ich wünsche mir am Ende des Jahres, dass ich genau das selbe auch von mir und meinem neuen Beruf behaupten kann!!

    • Liebe Céline,
      Vielen lieben Dank und ich drücke dir die Daumen, dass du einen ganz wunderbaren Job findest – vielleicht reichen ja schon Kleinigkeiten aus, die einen tollen Job im Gesamten ergeben. Und bewahre dir die Schauspielerei – zumindest als Leidenschaft und Hobby. Sowas ist toll – und mutig, wenn man es versucht hat.
      Liebe Grüsse!

  5. Ich finde, du sprichst hier viele wichtige und interessante Punkte. Die Arbeitswelt in Deutschland ist sowas von unflexibel und es gilt immer noch das Motto von 9-5 im Büro sein, egal ob das produktiv ist oder nicht.
    Was wir allerdings oft vergessen (und das ist was, was mich massiv an der ZEIT stört): Wir achten nur auf eine bestimmte Gruppe von Menschen. Die, die in den meisten Fällen studiert haben und eine kreative Arbeit haben. Das sind aber nicht so viele. Es gibt so viel Jobs, die einfach nur scheiße sind, die aber gemacht werden müssen und die trotzdem sehr, sehr wenig Geld bringen. Und gerade diese sollte man unterstützen. Im selben Atemzug kann man versuchen die kreativen Arbeitsberufe zu verbessern.
    Ich finde es sehr schön, dass du beispielsweise an arbeitende Mütter denkst, die öft den Kürzeren gezogen haben.
    Es ist erfrischend mal etwas über kreative Berufe zu lesen, von jemandem der auch mal über den Tellerrand schaut. Vielen Dank und eine schöne Woche dir :)

    • Liebe Anna,
      Absolut, diese 9to5-Tradition ist nicht mehr wirklich zeitgemäß.
      Einen wichtigen Punkt, den du ansprichst, sind die Jobs, die viele Menschen machen, um zu überleben und die nicht zwingend Freude bereiten können, es aber Menschen geben muss, die diese Jobs machen. Da hast du absolut recht und das habe ich auch etwas ausgeblendet. Das ist ein wichtiger Punkt. Wer beispielsweise ein Kind zu ernähren hat, kündigt nicht einfach den womöglich verhassten, aber gut bezahlten Job, um Erfüllung in einem unsicheren Job zu finden. Beispielsweise Alleinerziehende oder Großfamilien haben oftmals nicht die Wahl.
      Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Liebe Grüsse!

  6. Es kann nicht jeder Freiberufler sein und nicht jeder ist irgendwie kreativ veranlagt. Ich muss Medizin studieren, oder würde sonst Jura oder was auch immer machen, weil ich keine Talente habe, abgesehen davon, diszipliniert Sachen auswendig zu lernen. Es kann nicht jeder Spaß an seinem Job haben (ich persönlich wüsste jetzt gar nicht wo genau), den kann man auch außerhalb davon finden… Ein bisschen einseitig geschrieben dein Artikel, muss aber auch zugeben, dsss er mich traurig macht

    • Lieber Esther, es soll auch gar nicht darum gehen, dass jeder Freiberufler sein sollte. Viel mehr finde ich es eben so schade, dass Flexibilität in vielen Branchen eben nicht möglich ist- und einem das Leben erleichtert. Spaß kann und soll auch in anderen Dingen gefunden werden, aber es würde doch beispielsweise vielen Müttern in traditionellen Branchen helfen, wenn diese starren Formen aufgelöst werden würden. Und ich finde dahin sollte es sich bewegen. Denn: Passt sich mein Job meinem Leben an, macht es doch gleich viel mehr Freude zum Job zu gehen, als wenn ich alles drumherum mit Kita und Co. Organisieren muss, und es mir extrem viel Stress bereitet, obwohl ich arbeiten will.
      Mein Artikel soll eine Ergänzung sein zum Zeit-Artikel, weil ich es eben immer mehr bemerke, wie auch außerhalb der Kreativbranche immer mehr junge Leute für sich einfordern, dass der Job die Freude bringt und nicht nur Pflicht ist. Wie eine Kommentatorin schon geschrieben hat, das kann natürlich auch in vielen kleinen Dingen sein – wie tolle Kollegen, schöne Büros eh . Wichtig ist, dass man die Freude findet.
      Ich will nicht, dass dich der Artikel traurig macht, der Spaß sollte keinesfalls heißen, der Job MUSS die lebenserfüllende Aufgabe sein. Vielmehr soll er zu einem passen und eben in kleinen Dingen Freude bereiten. Und ich finde Medizin ist wirklich toll und jeder, der das macht, hat meinen höchsten Respekt! Liebe Grüsse!

  7. In der IT gibt es einige Unternehmen, die flexible Arbeitszeit zulassen und wo der Mitarbeiter nicht nach Stunden, sondern nach Erfolg bezahlt wird. „My office is where I am“ – wie man bei uns (Microsoft) sagt. Wenn die technologische Basis da ist, dann funktoniert das gut, und erlaubt auch, zB die Kinder aus dem Kindergarten zu holen, oder mal von daheim zu arbeiten, wenn sie krank sind.
    Gratuliere zu deinem Traumjob :-)

    • Das klingt wirklich toll und das wünsche ich mir langfristig für viele Unternehmen, ab einer bestimmten Größe!
      Danke – der Artikel sollte gar nicht so auf meinen Traumjob hinweisen, sondern viel mehr aussagen, dass ich mir wünsche, dass jeder für sich den richtigen Job findet und an Kleinigkeiten Spaß sieht/findet sowie dass eben sich bestimmte Sachen wandeln.
      Liebe Grüsse!

  8. Ich finden dieses „Mein-Job-erfüllt-mich-und-muss-mir-immer-Spaß-machen“ erzeugt unheimlich viel Druck. Mitlerweile wird man doch belächelt, wenn man nichts tut, wofür man sich 24/7 begeistern kann. Natürlich ist das wünschenswert, aber Arbeit ist nach wie vor Arbeit und man sollte sich nicht versteifen sein Glück darin zu finden. Grundsätzlich finde ich die Sinnigkeit auch eine ganz wichtige Komponente. Wenn ich weiß, dass das was ich tue, am Ende zu etwas Ganzem wird, was vielleicht außer mir auch noch andere in irgendeiner Form bereichert, ist das schon sehr viel Wert. Viele junge Menschen, auch ich, zerbreche mir häufig den Kopf was ich denn m Ende meines Studiums überhaupt anfangen möchte. Die Vorstellung ein Leben lang die gleiche Tätigkeit auszuüben erfüllt glaube ich viele – gerade außerhalb des Freiberufler-Daseins und der „Kreativitäts-Branche“ – mit einem sehr mulmigen Gefühl.

    • Liebe Julia,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
      ich stimme dir da natürlich zu. Es geht mir auch gar nicht darum, Druck zu erzeugen oder zu sagen, dein Job muss dich zu 100 Prozent komplett erfüllen – das ist der Idealfall. Aber ich finde es schon wichtig, dass man irgendwie Freude hat, an dem was man tut. Und sei es eben nicht die reine Tätigkeit, dann vl. dass die Kollegen toll sind, der Druck in der Arbeit nicht zu hoch ist, etc. Ich kenne viel zu viele Leute, die eben jeden Morgen mit Magengrummeln aufstehen – und das finde ich sehr schade. Schließlich macht man das an 5 Tagen der Woche :)
      Aber wie du sagst: Sinnigkeit ist auch eine wichtige Komponente. Darüber mache ich mir auch oft Gedanken, weil natürlich ein Arzt oder eine Krankenschwester eine weitaus höhere Sinnigkeit in ihrem Job haben als beispielsweise ich.
      Zum Thema „Diesen Job muss ich mein Leben lang ausüben“ – ich finde, da kann man sich wirklich von freimachen, bzw. es zumindest versuchen. Auch außerhalb der Kreativbranche. Heute ist nichts mehr sicher, keiner arbeitet mehr für 30 Jahre bei ein oder derselben Firma. Viel mehr erleben wir junge Leute Unbeständigkeit, befristete Verträge, lange Praktika. Und ich glaube auch, dass durch diese Umstrukturierung in der Arbeitswelt das Jobleben an sich, sich ändert. Wenn man heute das macht, kann man mit 30/40/50 etc. auch nochmal komplett neustarten und was anderes machen. Da glaube ich ganz fest daran – und kenne immer mehr Leute – auch außerhalb der Kreativbranche – die komplette Quereinsteiger waren. Natürlich geht das nicht in allen Branchen, ein Lehrer, ein Arzt, bleiben ein Lehrer, ein Arzt. Aber auch sie müssen nicht 40 Jahre an der selben Schule, am selben Krankenhaus arbeiten. Verstehst du, was ich meine? Ich glaube, diese Flexibilität, die heute von uns gefordert wird, ist womöglich auch manchmal eine Chance.
      Und natürlich zerbreche ich auch mir immer mal wieder den Kopf, wie es irgendwann weitergeht. Es gibt so viele Journalisten, die Printmagazine werden weniger etc. Aber ich bin optimistisch, dass es immer wieder weitergeht – und wenn ich irgendwann ein Café aufmache :)
      Ich drücke dir die Daumen, dass du den für dich richtigen Job findest und dein mulmiges Gefühl irgendwann verschwindet! Liebe Grüße!

  9. Liebe Antonia,
    was für ein toller Artikel.
    Ich selbst arbeite nun schon mehr als 12 Jahre (mit Ausbildung) im öffentlichen Dienst. Da denken viele gleich an ruhige Arbeitszeiten, geregeltes Gehalt, nur Vorteile und ein lockeres Arbeitsleben. Für manche mag es das vollkommene Glück sein, für mich aber nicht wirklich. Es ist alles andere als spaßig im öD zu arbeiten. Man soll so viel leisten wie möglich aber die Gegenleistung ist einfach nur ernüchternd. Deswegen stand ich vor 1 1/2 Jahren schon mal kurz vor dem Burn out. Inzwischen habe ich den Arbeitgeber schon 3x gewechselt – bin immer noch im öffentlichen Dienst – aber die Freude am Beruf bleibt aus. Die freie Wirtschaft ist skeptisch gegenüber Angestellten aus dem öD – können sie wirklich viel leisten? Man schiebt doch eine ruhige Kugel im öD, also nichts für die freie Wirtschaft wo es hektisch zu geht. Dass es aber anders ist wird oft nicht beachtet – man kann viel und gut arbeiten, auch wenn man aus dem öD kommt. Vorurteile eben.
    Man arbeitet stur seine 8 (oder mehr) Stunden am Tag ab und geht Abends völlig unbefriedigt nach Hause. Schon öfters schweifen meine Gedanken ab etwas ganz anderes zu tun, etwas das mir wirklich Freude bereitet, mehr kreativ zu sein (wie es ein Großteil meiner Familie ist). Selbst der Gedanke eine Familie zu gründen will wohl überlegt sein, weil es eben im Job nicht gern gesehen wird, wenn man plötzlich eine Arbeitskraft auf Zeit verliert, weil sie meint jetzt eine Familie gründen zu müssen. Und dann will sie nur in Teilzeit nach einem Jahr Pause wieder anfangen, weil sie die restliche Zeit der Familie widmen will – unvorstellbar!
    Die Unsicherheit ist groß. Deswegen bin ich noch dort, wo ich eben bin. Dein Artikel hat mir aber auf jeden Fall wieder Hoffnung gegeben und mir klar gemacht, wieder mehr an mich und meine Fähigkeiten zu glauben. Und auch daran, dass eine Familie mehr Glück und Zufriedenheit bringen kann als der ungeliebte Job.
    Liebe Grüße & noch eine schöne Woche!

    • Liebe Steffi,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Ich kann diese Unsicherheit auf jeden Fall nachvollziehen – und finde es schade, dass die freie Wirtschaft so auf den öD reagiert. Das ist ja wirklich unglaublich, dass hier so viele Vorurteile reagieren.
      Was mich aber wirklich entsetzt – und das bemerke ich auch in meinem Umfeld, dass immer mehr junge Frauen die Familienplanung rausschieben, aus Angst vor dem Arbeitgeber, weil dieser bereits signalisiert, dass das ja nicht so gern gesehen wird. Das ist so so schade.
      Ich kann dich nur ermutigen, deinem Herz zu folgen und vielleicht noch mal etwas anderes zu machen. Das Leben ist zu kurz zu warten. Und wenn es doch die Familiengründung ist, dann erscheint der Job vl. auch wieder in einem anderen Licht. Oder du probierst dich doch kreativ aus. Glaub auf jeden Fall an dich und deine Fähigkeiten und vor allem an Familie. Ich bin mir sicher, dass Familie viel aufwerten kann – und am Ende dich langfrisitg glücklich(er) macht.
      Liebe Grüße!

  10. Liebe Antonia,
    toller Artikel! Ich les‘ solche Sachen immer wahnsinnig gerne auf eurem Blog. :) Ich bin selbst in der „Kreativ Branche“ tätig, bin zu Zeit aber noch angestellt. Ich finde es auch so nervig um halb 4 nichts mehr zu tun tu haben, dann aber noch bis 6 Uhr Däumchen drehen zu müssen. Das zieht einen runter und demotiviert. Da ich aber noch relativ jung bin hab‘ ich, schlicht und ergreifend, Angst da draußen nicht bestehen zu können. Ich hoffe aber, dass ich bald da stehe, wo du stehst und mir meine Arbeitszeiten „aussuchen“ kann. :)
    Liebe Grüße
    Hannah

    • Liebe Hannah,
      vielen lieben Dank!
      Das klingt toll – und ich bin mir sicher, irgendwann traust du dich. Aber abgesehen davon: Nicht jeder muss/kann Freiberufler sein, weil es eben auch anstrengend sein kann. Aber wer an sich glaubt, kann mit Sicherheit auch draußen bestehen! Ich drücke dir die Daumen!
      Liebe Grüße!

  11. Ich studiere und arbeite nebenbei als Werkstudentin. In meiner Firma gibt es die Vertrauensarbeitszeit. Ein tolles Modell, welches sich deinem Leben gut anpassen kann. Mütter, die ihre Kinder von der Schule abholen können oder einfach mal vormittags zum Arzt kein Problem. Alles eine Frage des Vertrauens! Das Vertrauen haben wahrscheinlich nicht viele Arbeitgeber, aber genau das schafft eine hohe Arbeitsmotivation und Identifikation zum Unternehmen.

    Liebe Grüße
    Rike

  12. Liebe Antonia, dieser Artikel zeigt, dass du deinen Weg richtig gegangen bist, obwohl du auch manches Mal Zweifel hast, doch der Mut und dein Vertrauen in dich siegt, und dass du wunderbar schreibst und Menschen berührst. Besonders mich
    Deine Mama

  13. Liebe Antonia,

    danke für diesen tollen ermutigenden Artikel. Ich habe nach meinem Studium in einer PR-Agentur angefangen und anfangs noch die schlechten Arbeitsbedingungen (immenser Druck vom Chef, kaum eigene Entscheidungen, wenig Geld, 50 Stunden-Woche) mit meiner Leidenschaft kompensiert. Und Spaß gemacht hat es mir wirklich und ich konnte sehen, wie ich immer besser wurde. Aber das hat nicht lang funktioniert. Wenn man sich krank auf Arbeit schleppen muss oder eben krank von zu Hause arbeiten muss, mehr Vorwürfe als Lob zu hören bekommt, obwohl die Ergebnisse stimmen, ist das nicht lang auszuhalten. Flexibel waren sie da schon, aber nur was die Arbeit, nicht was die Freizeit angeht. Glücklicherweise habe ich den Absprung für mich geschafft (bevor Freundschaften und meine Beziehung weiter durch meine schlechte Laune und Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden konnten) und jetzt eine wirklich tolle Firma mit netten Kollegen und richtigen Flexibilitätsstrategien (Homeoffice, Verständnis für berufstätige Eltern etc.) gefunden. Nicht mehr PR, dafür IT. Hätte mir das vor ein paar Jahren jemand gesagt, hätte ich laut losgelacht. Was ich damit sagen möchte: Es lohnt sich, über den Tellerrand zu blicken und sich selbst von Zeit zu Zeit zu fragen, ob die Arbeit einen ausfüllt. :)

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