
Cherry Picks: Von einer neuen Normalität, einer Doku über Rechts, frischem Podcast-Nachschub und Kampagnen, die unser Herz hüpfen lassen
Happy Oktober – oder auch: Sind wir wirklich schon im letzten Quartal von 2020 angekommen? Ich kann es manchmal gar nicht glauben, WIE schnell das Jahr an mir vorbeigerast ist. Der Oktober ist also da, und ich freue mich, die letzten drei Monate dieses verrückten Jahres nochmal so richtig auszukosten. Und wenn es bedeutet, einfach nur mit meinen engen Freund*innen Zeit zu verbringen. 2020 hat mich Demut gelehrt und auch meine Privilegien einmal mehr schätzen zu wissen.
Doch wie wird 2021 aussehen? Und welche neue Normalität wird sich einstellen? Mein Must-Read der Woche ist die Freie-radikale-Ideen-Kolumne von Teresa Bücker für das SZ Magazin. „Das Streben nach der Normalität von vor Corona ist groß. Doch welche Normalität ist es eigentlich, die wiederhergestellt werden soll? Wäre jetzt nicht die ideale Zeit, um zu entscheiden, welche Dinge aus der Zeit vor der Pandemie wir zurückhaben wollen und welche nicht? Welche wollen wir vielleicht nur aus Gewohnheit zurück?“
Ich schreie ja, ja und nochmal ja. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und doch wäre es genau jetzt an der Zeit zu überlegen, wie soll unsere neue Normalität aussehen? Was darf bleiben und was kann weg?
Nutzt die letzten drei Monate und kreiert eure neue eigene Normalität. Die ganze Kolumne von Teresa Bücker lest ihr hier.
Die Dokumentation „Wie rechts ist Deutschland?“ von Journalist Thilo Mischke war das Thema diese Woche. Ausgestrahlt um 20.15 Uhr auf ProSieben – das kann man schon mal machen. Auch wenn vieles sicherlich nicht neu war, freue ich mich trotzdem, dass die Mainstream-Medien immer mutiger werden und auch kritische Themen in die Prime-Time heben. Ein Anfang ist eben ein Anfang. Während Twitter-Deutschland noch darüber streitet, ob Thilo Mischke die richtige Person für diese Doku und wie „echt“ die ganze Reportage war, empfehle ich euch, sie einfach anzusehen.
Eine gute Einordnung der Relevanz dieser Doku liefert übrigens Jetzt.de. Das Interview mit Medienwissenschaftler Christian Schicha klärt, warum eine Berichterstattung über Rechte weiterhin wichtig ist. Auf die Frage, ob Dokumentationen wie die Pro-7-Reportage Rechten nicht eher eine Bühne geben, antwortet er: „Diese Debatte halte ich für sehr problematisch. Ich bin zwar kein Anhänger der AfD und bewerte Aussagen von Politikern dieser Partei zum Teil als menschenverachtend. Trotzdem habe ich ein großes Problem damit, wenn über eine politische Kraft, die die größte Oppositionspartei in Deutschland stellt, nicht berichtet wird. Denn die AfD ist immer sehr dankbar, wenn man sagt, wir sprechen nicht mit euch. Dadurch kann sie eine Opferrolle einnehmen. Natürlich gibt es aber Grenzen. Ich halte es für keine gute Idee, einem Herrn Höcke die Möglichkeit zu geben, seine rassistischen Kommentare in Interviews loszuwerden. Es kommt vielmehr darauf an, die kruden Thesen der AfD durch gründliche Recherche und gute Argumente zu entkräften.“
Berichten, kritisch betrachten und einordnen – und das am besten zur Primetime.
Ein riesengroßes DANKE geht diese Woche an Pantone raus. Das weltweit bekannte Farbinstitut hat sich mit der skandinavischen Frauengesundheitsmarke Intimina zusammengetan hat, um sich gegen die Stigmatisierung der weiblichen Menstruation einzusetzen. Während in der Werbung immer noch gerne blaue Flüssigkeit verwendet wird, um die Saugkraft von Tampons und Binden zu unterstreichen, haut Pantone ein sattes Rot heraus. Rot wie Blut. Wie wichtig es ist, dass wir offen über die Periode sprechen, zeigen auch die Kommentare. Deswegen danke für so viel Period Positivity!
Das wichtigste und traurigste Bild hat diese Woche Chrissy Teigen gepostet. Das Model und ihr Ehemann haben ihr Kind verloren – im sechsten Monat. Statt sich zu verstecken teilt Chrissy Teigen ein Foto aus dem Kreißsaal. Mit all dem Schmerz, der Trauer und Schock. Was voyeuristisch wirken mag, ist dennoch wichtig: Denn Fehlgeburten sind bis heute ein Tabuthema. Dabei verlieren jedes Jahr Millionen von Frauen Kinder. Manchmal ganz zu Beginn der Schwangerschaft, manchmal erst sehr spät. Der Schmerz muss unendlich sein, wenn das eigene ungeborene Kind verloren wird. Das mutige Bild von Chrissy Teigen zeigt aber auch: Wir alle erleben Liebe und Glück, aber auch Trauer, Schmerz und Verlust. Es ist eben nicht immer nur alles toll in unserem Leben, auch wenn Instagram uns das gerne suggeriert – und das ist schrecklich, aber eben auch normal. Ich ziehe meinen Hut vor Chrissy Teigen und denke an alle Frauen, die eine Lücke in ihrem Herzen spüren.
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