Coffee Break: Regeln für die Liebe

11. Oktober 2015 von in

„Lass uns bloß nicht zu oft sehen“, sang Olli Schulz schon 2005, „was wir haben darf nicht gehen.“ Damals, mit 15, sang ich noch fröhlich mit. Heute macht sich bei dieser Zeile nur noch ein großes Fragezeichen in meinem Kopf breit. Was darf nicht gehen? Geht die Liebe denn, wenn man sich „zu oft“ sieht? Und was ist überhaupt „zu oft“? Wer legt das denn fest?

Ich habe das Gefühl, wir stellen uns immer mehr Regeln für die Liebe auf. Daran ist nicht Olli Schulz Schuld, sondern ganz alleine wir selbst. Und das Beste: Dann beklagen wir uns über jene Regeln und jammern, obwohl wir uns die Verbote und Vorgaben selbst gemacht haben. Wir legen fest, wie oft man sich melden sollte, wie oft man sich sieht, was man wann sagt und wie. Was ein gemeinsames WhatsApp-Bild nach zweieinhalb Monaten bedeutet. Und wie weit man sein sollte, bis man den Anderen seinen Eltern vorstellt.

Unsere Lust auf Regeln kommt glaube ich daher, weil wir panische Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Wenn wir uns an Vorgaben halten, so glauben wir, kann weniger schief gehen. Wir haben Angst davor Fehler zu machen, dabei ist doch genau das das Leben: Fehler machen und daraus lernen. Wir aber wollen die Fehler wie Lücken im Lebenslauf am liebsten überspringen und statt hinterher schon im Vorhinein schlauer sein. Das führt auch dazu, dass man in Gefühlsdingen immer mehr mit dem Kopf entscheidet, wie ich hier schon einmal aufgeschrieben habe. Wir wollen alles kontrollieren, aber wenn es eines auf der Welt gibt, das man nicht kontrollieren kann, dann sind das Gefühle. Und das ist verdammt gut so!

In der Liebe ist erst einmal alles möglich oder zumindest einen Versuch wert. Anstatt uns mit Regeln selbst zu beschneiden, wäre es doch viel spannender auszuprobieren, was für uns funktionieren kann und was nicht. Auf die Gefahr hin, dass man auf die Nase fällt. Und nochmal. Und nochmal. Die Einzigen, die uns Grenzen setzen sind wir selbst. Denn: Erst einmal gibt es kein Modell, das nicht funktionieren kann. Gefährlich wird es nur, sobald wir uns denken „Das darf ich nicht“ oder „Das kann ich nicht“. Dabei ist  alles, was zählt, dass es dir und dem Anderem gut damit geht. Sonst nichts.

Es gibt Paare, die getrennt sind, aber immer noch zusammen in einer Wohnung wohnen – und das, obwohl niemand ernsthaft glaubt, das so etwas funktionieren kann. Es gibt Menschen, die behaupten ihr Ex-Freund ist heute ihr bester Freund – und das obwohl doch alle sagen, dass eine Freundschaft Illusion ist, wenn man einmal zusammen war. Es gibt Fernbeziehungen, die über Kontinente entfernt klappen – und das obwohl jeder denkt, dass die Erfolgschancen von Fernbeziehungen ähnlich groß sind, wie eine bezahlbare Wohnung in München finden. Also beinahe unmöglich. Und ja, es gibt sogar Menschen, die nach dem ersten Date ein gemeinsames WhatsApp-Foto haben. Das ist bei all unseren netten Regeln heute schon fast Provokation.

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2 Antworten zu “Coffee Break: Regeln für die Liebe”

  1. Danke danke danke!
    Das nächste mal ausführlicher, leider fehlt mir gerade
    die Zeit, deswegen schlicht dreimal Danke für’s Mutmachen
    und Sorgen nehmen.

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