Diskussion: Sind wir bereit für Jane Bond?
Bond. James Bond. Wenn ich an den Namen denke, fällt mir ein geschüttelter Drink ein, ein paar Catch Phrases, eine Mission und Sex. Eine gute Kombination. Seit 1962 beweist der Mann in seinen Filmen, dass er ein Mann ist. Er ist der Frauenschwarm, er ist unfehlbar, wohlhabend, schlagfertig, gutaussehend und seelenlos – ein Klassiker. Doch schon die Neubesetzung nach Sean Connery, Roger Moore und Pierce Brosnan war mit Daniel Craig ein kleiner Schock für die James Bond Gemeinde. Zwar waren auch seine Anzüge maßgeschneidert, aber Bond machte in seinem ersten Teil „Casino Royal“ erhebliche Fehler. Zwar handelt es sich dabei um die Vorgeschichte von James Bond und diese ist die Erklärung dafür, weshalb Sean Connery und Co. so sind, wie sie sind – aber dennoch: James Bond verliebt sich und hat dadurch eine Schwäche. Ein Skandal.
Daniel Craig hat seinen Job nie sonderlich gemocht, wie er in mehreren Interviews erklärte, und lehnte das Angebot eines weiteren Bonds dankend ab. Nun also wieder so #nextbond, und die ganze Welt diskutiert auf Twitter über den Nachfolger. Einige fanden einen Kandidaten als James Bond besonders interessant: Gillian Anderson. Also vielmehr eine Nachfolgerin und Kandidatin – Jane Bond. Mit diesem Aufruf hatten vermutlich wenige gerechnet. Kurz zuvor diskutierte ich noch über die Frage: Sind wir bereit für einen weiblichen Bond?
Die Wahl auf Bond ist ein Spiegel für unsere Gesellschaft und hat somit zum ersten Mal mehr Gewicht, als nur das des Aussehens. Daniel Craig brach das Konzept des sexistischen, unverwundbaren und perfekten Mannes, mit seiner latent schlechten Laune, seinen blonden Haaren, seinen Emotionen und Fehlentscheidungen, gehörig auf. Was bitter nötig war. Viele haben Blut geleckt, andere sind schockiert. Soll James Bond wieder der charmante Brite werden oder kann die Filmreihe auch anders?
Ich, die die alten James Bond Filme im Sean Connery Sinne platt und veraltet findet, bin für jegliche Neuheit bei der Besetzung. Natürlich bin ich für eine Frau. Und das nicht nur, weil ich selbst eine bin. Eine Frau wäre vor allem in der momentanen Situation, in der das Thema „Frau“ so hitzig diskutiert wird, der perfekte Zeitpunkt. Ein Statement. Die Geschichte kann spannend gestrickt werden: Die Frau, die den 007 Posten besetzt, anfangs unterschätzt wird und sich durchsetzt. Mit maßgeschneiderten Anzügen und Abendroben von Valentino. Einen Martini kann eine Frau auch trinken und Sex haben funktioniert auch. Charmant sein geht, schießen geht, Verfolgungsjagd und Auto fahren auch. Wo liegt also das Problem?
So leicht es für mich zu sagen ist, dass Gillian Anderson eine perfekte Jane Bond wäre, ist die Welt vermutlich noch nicht bereit, eine Frau an Stelle eines Mannes zu sehen. So traurig das auch ist. Das wäre ein zu extremer Schritt für einige James Bond Fans, ein Risiko. Vielleicht würde sich keiner mehr den Film ansehen, vielleicht würde ihn die Presse zerreißen. Außerdem muss James Bond doch ein Mann sein. Das ist das Argument, das vermutlich doch dazu führt, dass Jane Bond ihren Auftritt vertagen muss, denn eines ist sicher: Der weibliche Bond wird kommen. Bis dahin übernimmt voraussichtlich Jamie Bell den Job.
In sieben oder zehn Jahren findet sich mit Sicherheit eine neue Kandidatin. Eine, die Britin ist, denn eine amerikanische Hauptbesetzung? Na, das geht natürlich überhaupt nicht.
Was meint ihr: Ist die Welt bereit für einen weiblichen James Bond?
13 Antworten zu “Diskussion: Sind wir bereit für Jane Bond?”
Ich sehe es genauso wie du: Unbedingt eine Frau!!! – Wenn es nach mir geht. Wenn es nach den Kinogängern geht: Ich glaub auch nicht so richtig.
Dabei wäre es eben sooo ein wundervolles Statement. 007 – warum kann das keine Frau sein? Naja, vielleicht wäre zumindest eine signifikante Erhöhung an weiblichen Hauptdarstellerinnen in Hollywood ja mal ein Anfang – dass kann nun ja wirklich nicht zu viel verlangt sein, oder ?
Zitat: „Die Frau, die den 007 Posten besetzt, anfangs unterschätzt wird und sich durchsetzt.“ – also sry, aber meiner Meinung nach bedarf es da keinen Bond-Film, das Problem der gläsernen Decke & der „bösen“, da durchsetzungsstarken Feministin/ Frau kann doch in einem eigenständigen Film/ Franchise thematisiert werden. Ein gutes Bsp. wäre da der Film „Spy“. So argumentiert könnte jetzt auch die LGBT-Gruppe, Latinos oder Schwarze ihren eigenen Bond-Film fordern. Wäre ebenfalls ein wichtiges Signal. Man kann aber eben nicht alle zufriedenstellen.
Man könnte aber mal anfangen, irgendwen anderen als weiße Männer zufrieden zu stellen, meinst du nicht?
wenn das aber die zentrale Zielgruppe ist, die mit dem Ticketkauf auch für ein profitables Einspielergebnis sorgt…dann wollen sie eben auch eine Figur sehen, die sie kulturell vertritt & mit der sie sich identifizieren können. Man sieht ja sehr gut an dem noch unveröffentlichten weiblichen Reboot von „Ghostbusters“, wie das Zielpublikum reagiert: nonstop Shitstorm (auf YouTube etc.). Ich bin mal gespannt, ob der Film am Boxoffice Erfolg hat oder floppt. Ich befürchte letzteres. Ich glaube, danach kann man weiter sprechen.
Ich kenne genauso viele Frauen, die die neuen James Bond Filme gesehen haben, wie Männer. Frauen sehen generell genau so Filme mit männlichen Hauptdarstellen. Männer tendenziell nicht mit weiblichen. Ich kann mich mit einem James Bond als Mann also genau so wenig identifizieren, obwohl die weibliche Fangemeinde genau so vorhanden ist. Das ist einfach traurig und daran sollte dringend gearbeitet werden: Männer sollten daran gewöhnt werden, dass Frauen in Filmen eine genauso ansprechende Rolle für beide Geschlechter – abseits von „Frauenfilmen“ – haben können, wie Männer.
Abgesehen davon geht es nicht mal zwingend darum, dass Bond eine Frau ist. Es würde ja schon reichen, wenn die tausenden Nebendarsteller ein paar Frauen werden. Jetzt mal abgesehen von dem einen hübschen Bond Girl und von Moneypenny. Wieso nicht mal einen weiblichen Bösewicht? Wieso keine weibliche Unterstützung im Hintergrund? Scheißegal. Irgendwo kann man echt mal anfangen, Identifikation hin oder her.
ist es wirklich das _gesamte_ zielpublikum? oder ist nicht vielleicht doch wieder nur eine gruppe, nämlich die, die im netz praktisch überall durch besondere lautstärke auffallen, nämlich ein paar männer, die – ebenfalls wie üblich – besonders laut und sich auch nicht zu blöd sind, mit dreck zu werfen?
und wer genau ist denn „das“ zielpublikum? junge bis mittelalte weiße dudes? klar, die schreien zeter und mordio. aber das sind mit sicherheit nicht alle. und die, die sich auf den film freuen, die spammen halt nicht ellenlang foren und kommentarspalten mit ihrer verbaldiarrhoe voll.
bemerkung am rande: ich bin regelmäßige kinogängerin und bin es zunehmend leid, weißen, meist mittelalten dudes beim ballern, just-volljährige-mädels-retten und zu-schnell-fahren zuzusehen (gern auch in albernen kostümen).
„das“ zielpublikum, das einen film zu einem erfolg oder wenigstens nicht-flop macht, ist vermutlich deutlich breiter aufgestellt als 18-25-jährige heterojungchen.
So isset!
Nööö – Keine Ahnung warum, aber für mich sollte es ein James und keine Jane Bond sein :-)
Das reicht mir nicht als Argument. Um genau zu sein ist das doch der Fehler. Keine Frau – keine Ahnung warum. Da läuft doch irgendwas schief
Ich dachte, Til Schweiger hätte die Rolle sicher???!!!! Oder bin ich da falsch infomiert ;-(
Ja, nach seiner Glanzleistung im Tatort ist ihm die Rolle eigentlich sicher!
Wie weit wir in dieser Sicht noch hinterherhinken, sieht man ja schon am vorhergehenden Shitstorm um Idris Elba als Bond (omg ein Schwarzer, wo kommen wir denn da hin?!!einself). I’d watch the shit out of Jane Bond. Insbesondere mit Gillian Anderson- aber sie ist ja auch abgesehen vom Frausein „zu alt“ und „zu unbritisch“. Erinnert mich an die Anfrage an Angelina Jolie vor Jahren, ob sie nicht Bondgirl sein möchte („I don’t want to be a Bondgirl, I want to be Bond“).
Ich finde, dass die Rolle von 007 sich hervorragend mit einer Frau vereinbaren lässt. Abgesehen davon, dass Frauen alle klassischen Bondsachen genauso gut machen können, wie Männer (ballern, autofahren, Leute verführen, coole Sprüche lassen, Martinis trinken), ist es doch total unproblematisch, „007“ als Codenamen für wechselnde Agenten zu interpretieren. Es ist nur eine Nummer bzw. Position und die kann von potentiell jedem Agenten des MI6 erfüllt werden, der nur gut genug ist.
Die letzten Bondfilme mit Craig haben schon einen Riesenschritt vom aalglatten Playboy gemacht, vielleicht sind wir irgendwann auch so weit, dass wir nicht mehr mit „Nööö, keine Ahnung warum, aber für mich sollte es ein James und keine Jane Bond sein“ kommen.
Ich denke, es wäre an der Zeit, für eine Jane Bond, die nicht halbnackt wie Lara Croft über den Bildschirm hüpfen muss. Ich befürchte aber leider, dass es dazu (noch) nicht kommen wird…