Eine Ode an die bequeme Unterwäsche

13. November 2015 von in

Es ist Freitagabend. Es stehen mir ein feines Dinner bevor, bei dem es schätzungsweise Molekularküche geben wird. Geplant sind also Dinner, anschließend der Pizzaladen um die Ecke und eine Bar mit Freunden mit eventueller Aussicht auf einen Club. Ich greife nach dem Seidenkleid, das ich vor über einem Jahr das letzte Mal getragen habe, ich ziehe zur Feier des Abends mein einziges Paar hohe Schuhe an und tusche meine Wimpern (das ist etwas, was ich meist an den Wochenend-Abenden mache, weil ich über fünf Minuten dafür brauche und es mir in der Regel zu aufwendig ist). Ich sehe mich im Spiegel an und mag den Anblick – schließlich sehe ich mich selten in so einem eleganten Aufwasch.

Für Abende wie diese habe ich mich über die Jahre hinweg eingespielt. Ich trage die teuersten Cremes auf, die ich besitze, lackiere sogar gelegentlich meine Nägel, benutze Lippenstift und das Parfum, das ich so liebe. Ich trage es nur noch zweimal im Monat, damit es etwas Besonderes bleibt. Außerdem habe ich mir feinste Spitzenunterwäsche als Set zu gelegt. Denn selbst wenn das Outfit kein Eyecatcher ist, soll man sich sexy fühlen in seiner Unterwäsche. Viele Frauen schwören darauf, also ziehe ich den schwarzen Slip aus Spitze über und laufe drei Meter auf und ab. Ich betrachte mich im Spiegel und beschließe, dass keiner an meiner Ausstrahlung erkennen wird, ob meine Unterhose von Ganni ist oder ein ausgewaschener Baumwollschlüpper, der sich über die Jahre hinweg meinen Pobacken so dermaßen gut angepasst hat, dass „angegossen“ für den Halt und Sitz dieses Teils untertrieben wäre. Schön hingegen ist was anderes. Zum Beispiel meine Unterwäsche von Ganni.

Das ist ein bisschen wie in der Bridget Jones Szene, in der Bridget länger darüber nachdenkt, Hugh Grant mit der hautfarbenen Bauchweg-Unterhose zu bezirtzen oder mit dem eleganen Spitzen-String. Sie entscheidet sich für die hautfarbene Unterhose, denn damit es überhaupt zu Sex mit Hugh Grant kommt, braucht sie ein selbstbewusstes Auftreten und das hat sie nicht in der hübschen Lingerie, in der es womöglich zuppelt und zwickt. Die richtige Entscheidung, denn Hugh Grant landet am selben Abend noch auf ihrem Küchenboden. Ein Hoch auf die hautfarbene Baumwoll-Bauchweg-Unterhose.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ich meine feine Spitzenunterwäsche innerhalb von fünf Minuten an- und wieder ausgezogen hätte und mittlerweile habe ich für mich beschlossen, dass die schwarzen Baumwollklassiker, die absolut keinen anderen Job haben, als Unterhosen zu sein, die Besten sind und ich mich in keiner anderen Unterwäsche sexier fühle als in dieser. Vielleicht nicht deshalb, weil die leicht transparente Seide meine Hüfte betont, sondern weil sie sitzt und mich in jeglichen Posen und Situationen wohl fühlen lässt. Ich kann in ihr tanzen. Und was gibt es Besseres, als sich in seiner Haut wohl zu fühlen?

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8 Antworten zu “Eine Ode an die bequeme Unterwäsche”

  1. Bin da total bei Dir! Ich wasche meine Baumwollunterhosen so oft, damit ich nicht zu den Spitzendingern greifen muss, sondern immer schön bequem unterwegs bin. Schöner, ehrlicher Text! Die Spitzendinger sehen aber immerhin schön in der Schublade aus.

    Liebst,
    Ragni x

    maleikah.com

  2. hihi, word.
    ich sammel auch feinste spitzenunterwäsche in meiner schublade,
    aber am ende ist es fast immer schöner, sie zu bewundern, als zu tragen.
    der schwarze baumwollschlüppi lebe hoooch!

  3. Oh, ich verstehe dich in dem Punkt, dass es bequem sein soll, total (btw. toller Text!), allerdings bin ich noch immer pro Spitze – unbequem finde ich es auch nicht, aber vielleicht habe ich da einfach Glück.

  4. Ein schöner kleiner Text! Dem kann man noch hinzufügen, dass es für die Gesundheit der Scheide viel besser ist Naturmaterialien zu verwenden – vor allem, wenn man rasiert ist oder sich mindestens einmal pro Tag im Intimbereich wäscht. Keep your vajayjay healthy and safe, people <3

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