Filmtipp: Exit Marrakech

23. Oktober 2013 von in ,

Nach den ganzen Disney-Filmen (Arielle! Dornröschen! Cinderella! Dumbo!) war Jenseits der Stille 1996 mein erster richtiger „Erwachsenenfilm“, den ich sah. Das Erstlingswerk von Caroline Link – eine berührende Geschichte über ein Kind, das mit gehörlosen Eltern aufwächst – hat mich damals begeistert, mein Interesse geweckt und mich in eine absolut fremde Welt entführt. Die Nachfolgefilme von Caroline Link fand ich okay, aber umgehauen haben sie mich nicht. Dann kam Im Winter ein Jahr, und ich war wieder geflasht. Die Schauspieler Karoline Herfurth und Josef Bierbichler waren herausragend. Und ich glaube, es gibt nur ganz ganz wenige deutsche Filme, die mich so berührt und nachhaltig beeindruckt haben. Jetzt hat die Münchner Regisseurin einen neuen Film gedreht – Exit Marrakech. Für ein Interview mit ihr musste ich den Film sehen – und ich kann sagen: Ja, Caroline Links Film hat mich wieder gepackt.

Es geht um den 17-jährigen Ben (Samuel Schneider, sehr sympathisch!), der in den Sommerferien zu seinem Vater, einem gefeierten Regisseur (Ulrich Tukur), nach Marokko reist. Dieser veranstaltet gerade ein Theaterfestival in Nordafrika. Gemeinsam wollen Vater und Sohn die Ferien verbringen. Doch statt das Land zu erkunden, interessiert sich der Vater kaum für seinen Sohn und Marrakech. Für Ben ist das zu wenig. Er will das Land sehen, die Menschen und die Kultur kennenlernen. Und so macht er sich alleine auf – mit der einheimischen Karima, einer Prostituierten. Sie reisen in die Einöde, treffen auf fremde Menschen, kommen in ungewohnte Situationen. Bens Vater bekommt es derweil mit der Angst zu tun – und beginnt seinen Sohn zu suchen.

In erster Linie ist der Film wohl ein Familendrama, zeitweise etwas melodramatisch. Aber – und das bewundere ich an den Filmen von Caroline Link – wieder sehr nah am Menschen, seinen Ängsten, Gefühlen. Die Sorge der Eltern, die Lust der Jugend auf Unbekanntes, die Neugierde von Ben, die Nüchternheit eines Erwachsenen und am Ende hoffentlich dann doch das große Abenteuer Leben: Caroline Links Filme drehen sich immer um menschliche Beziehungen. Und sie erinnern, wie Familie eben auch sein kann. Neben dem klassischen Heile-Welt-Bild. Vorsichtig, behutsam nähert sich Caroline Link auch den komplizierten Konstellationen. Wie wenn Mutter und Tochter nicht mehr miteinander reden können. Oder wenn der Vater eben zuviel vom Leben seines Sohnes verpasst hat. Damit trifft die Regisseurin mitten ins Schwarze. Exit Marrakech erzählt somit eine sehr menschliche Geschichte. In all ihren Facetten, die jeder irgendwie kennt.

Gleichzeitig ist der Film eine Hommage an ein Land – in seiner Farbenvielfalt, seiner Kultur, seiner Gastfreundlichkeit und seinem Anders-Sein zu Europa. Die Großaufnahmen von Marokko, unterlegt mit Musik, diese Weite, diese Farben: Dank der tollen Kameraführung lässt der Film einen eintauchen in ein fremdes Land. Man fühlt, schmeckt und riecht Marokko.
Auch wenn mich der Film nicht so berührt hat wie Im Winter ein Jahr, hat er Lust gemacht auf fremde Kulturen, auf Neues und auf das (Er-)Leben von Reisen, Ländern und Familie.

Als Bens Vater zu seinem Sohn sagt: „Die Fantasie ist manchmal besser als die Realität“, schüttelt Ben den Kopf. Und Ben hat absolut recht: Das (Er-)Leben ist immer besser, als Dinge nur zu lesen, zu sehen oder nur zu hören. Manchmal ist ein guter Film aber auch ganz schön. Insofern: angucken!

Ab morgen läuft der Film in allen deutschen Kinos!

Photocredit: Studiocanal

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6 Antworten zu “Filmtipp: Exit Marrakech”

  1. Gibts ja nicht!! Jenseits der Stille war auch meiner „erster Erwachsenenfilm“. Ich weiß noch wie ich die darauffolgenden Jahre in jedes Freundschaftsbuch diesen Film als Lieblingsfilm eingetragen habe und ganz stolz darauf war, dass ich so einen Film „für Große“ aufschrieb! Werde mir den Film auf jeden Fall ansehen. Deine Filmtipps waren bisher immer ein Volltreffer!

  2. im winter ein jahr ist so wunderwunderbar! ich liebe diesen Film!!! es ist so selten dass ein deutscher film so ist. nichts raues, pseudocooles,keine schlehte comedy, kein Till Schweiger, kein Schweighöfer, keine riemann! und auch keine nicolette krebitz, jasmin tabatabei und keiner der anderen junkies ihrer Clique…
    Und ich werde mir Exit Marrakech auf jeden fall ansehen! danke!

  3. Das ist ja jetzt abgefahren, dass du hier diesen Film vorstellst! : )
    War gestern auf der Premiere in Berlin – Samuel ist seit Kindergartenzeiten ein guter Freund von mir…

    Ein wirklich fantastischer Film!

  4. such an amazing film
    even if i didn’t understand the german language i’ve understand the movie story very well as a moroccan I liked touched filmmaker to depict reality as it is in morocco and this role is not carried out by moroccan directors except Nabil Ayouch

    – best regards

  5. Ein wirklich guter Film! Bin gestern bei Amazon Prime zufällig drüber gestolpert und auch wenn die Handlung nicht ganz so tiefgründig war, wie bei anderen deutschen Filmen, so hat er mich doch wirklich berührt und grade die Landschaftsaufnahmen waren wirklich einfach phänomenal!

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