Filmtipp: Sleepless in New York
When you get rejected in love you still continue to love this person.
In fact you love them even harder! Helen Fisher, Anthropologin
Es sind vier Tage vergangen, vier lange Tage, als die New Yorkerin Alley Scott das erste Mal mit jemand Fremdem über ihre Trennung spricht. Unter Tränen erzählt sie ihre Geschichte mitten in der Nacht. Denn schlafen kann sie nicht. Alley Scott hat Liebeskummer.
Wie fühlt es sich an, wenn wir von dem Menschen verlassen werden, den wir am meisten lieben? Wie lässt man los und wie kommt man drüber hinweg? Der Schweizer Regisseur Christian Frei ist diesen Fragen in einem Dokumentarfilm nachgegangen. Hat Menschen gesucht und gefunden, die gerade frisch verlassen wurden. Unter dem Motto „Love is a beautiful thing – until it ends“ ist der Film „Sleepless in New York“ entstanden. Eine beklemmend schöne Dokumentation über die Liebe, über die ich glücklicherweise ganz Liebeskummerfrei zufällig gestern Abend bei Arte stolperte und euch unbedingt empfehlen wollte.
Neben der jungen Amerikanerin Alley Scott porträtiert der Regisseur auch noch zwei weitere Menschen: den New Yorker Freelancer Michael Hariton sowie die Burlesque-Tänzerin Rosey La Rouge. Beide wurden ebenfalls verlassen und kämpfen nun Tag für Tag gegen den Liebeskummer. Ebenfalls zu Wort kommt die Anthropologin Helen Fisher. Sie untersucht seit Jahren das Phänomen Liebeskummer. „Es ist eines der stärksten Gefühle der Menschheit. Manchmal glaube ich, wir haben es hier ein wenig übertrieben“, lacht die Wissenschaftlerin in der Dokumentation. Liebeskummer entspricht laut Fisher einem Gefühl auf Drogen. Im Gehirn sind bei Liebeskummer die selben Bereiche aktiv wie bei großer Verliebtheit. Das erklärt den großen Schmerz, der ausgelöst wird, wenn man verlassen wird. Man ist laut Fisher schlagartig auf Entzug. Die große Liebe, das große Glück wird plötzlich zur Hölle. Der Mensch fühlt sich allein, verloren und kraftlos.
Why am I passing by her house almost every night?
Sometimes I even park on her street. Why do I do this? Michael Hariton
Christian Frei fängt dieses Verlorensein seiner Protagonisten ein. Wenn Michael Hariton allein in seinem New Yorker Apartement sitzt, fast wie in einer Zelle einsam isst und anschließend Liebeskummerratgeber-Seiten im Internet durchstöbert. Wenn Alley Scott schlaflos sich hin und her wälzt, wenn Rosey La Rouge von ihren Social-Networks-Stalking-Erfahrungen spricht. Der Liebeskummer hat sie alle fest im Griff. Rationalität weicht der Vernunft. Natürlich wissen alle drei, dass kein Kontakt das Beste ist, dass derjenige sich nicht melden wird oder dass das Leben irgendwie weitergehen wird. Und trotzdem fallen sie immer wieder tief.
What in the world did we do before Facebook?
I look at his profile probably twice a day.
In the first week it was a million times a day. Rosey La Rouge
Aber es gibt auch Lichtblicke. Wenn die Freunde einen auffangen. Wenn das neue Leben langsam anfängt, wieder Spaß zu machen. Wenn der Liebeskummer Schritt für Schritt leichter wird. Gefeit sind wir alle nicht vor Liebeskummer. Auch ein Grund, warum Christian Frei nicht nur seine drei Protagonisten filmte, sondern auch Menschen in der U-Bahn. Jene, die er über Flyer in New York fand. Inmitten der Massen erzählen sie in einem Satz ihre Liebesgeschichte.
Jedoch – und das ist das Spannende am Liebeskummer – erläutert Helen Fisher, dass der Schmerz nicht nur schrecklich ist. Oftmals hat Liebeskummer auch etwas kathartisches, etwas lösendes. Energie wird freigesetzt, der Mensch reflektiert sich, setzt neue Ausrichtungen und Ziele. „Nach großem Liebeskummer ist schon oft Großes entstanden“, sagt Fisher in der Dokumentation. Und tatsächlich: Wer verlassen wird, wird oft vor vollendete Tatsachen gestellt. Daraus resultierend heißt es: das Leben neu ordnen. Unfreiwillig. Zumindest zu Beginn. Nach und nach finden sich auch die drei Protagonisten von „Sleepless in New York“ in ihrem neuen Leben zurecht. Entdecken die schönen Seiten. Denn das Gute ist: Liebeskummer geht vorbei.
Für alle also, die bei dem Winterwetter am heutigen Sonntag lieber daheim bleiben, ist „Sleepless in New York“ meine Filmempfehlung. Noch sieben Tage lang kann der Dokumentarfilm in der Arte Mediathek angesehen werden. Hier geht’s zum Film. Anschließend noch meine Frage, weil ich gute Dokumentarfilme liebe: Welche Dokumentarfilme könnt ihr empfehlen?
Photocredits: Christian Frei Filmproductions GmbH
2 Antworten zu “Filmtipp: Sleepless in New York”
Danke für den genialen Tipp – hat definitiv meinen Sonntag bereichert.
Meine Empfehlung: The True Cost.
<3
Vielen lieben Dank für diesen super tipp.
Liebe Grüße Lisa
http://hellobeautifulstyle.blogspot.de/