Face Reading: Was weiß unser Gesicht, was wir (noch) nicht wissen?

29. November 2023 von in

Letzten Sommer ließ ich mein Gesicht lesen. Und zwar im Rahmen eines Face Readings mit Stefanie Kling. Ich entdeckte Stefanie über Instagram, ganz zufällig, und stöberte minutenlang auf ihrem Instagram-Account umher, bis ich in meine längst erschöpfte Google-Suchleiste „Face-Reading“ eintippte und mich stundenlang mit dem Thema befasste. Und dann wollte ich es wissen: Was sagt mein Gesicht über mein Leben, über meinen Charakter und über meine Talente aus? Getrieben von der dann doch etwas zurückhaltenden Neugier vereinbarte ich ein 15-minütiges Probe-Reading. Das war toll, reichte mir aber nicht. Gleich darauf vereinbarte ich ein ausführliches Reading, an das ich bis heute noch oft zurückdenke.

Mein Interesse brachte mich zu diesem besagten Online-Termin mit Stefanie. Ich fand es schon immer faszinierend, Menschen zu lesen, mehr über die vielsagende Körpersprache oder die Mimik zu lernen, um Situationen besser einschätzen oder mein Gegenüber richtig deuten zu können – besonders im beruflichen Kontext. Doch mit all dem hatte dieses Face Reading rein gar nichts zu tun. Denn ich spreche hier nicht von den gängigen Analysen, wenn jemand zur Seite schaut, während Lügen den Mund verlassen, oder dem nervösen Wippen bei Unsicherheiten. Stefanie Kling liest Menschen wirklich.

Beim Gesichtlesen geht es um viel mehr, als man zunächst denkt. Einige denken hier gleich an Hokuspokus, wer sich jedoch darauf einlassen möchte, kann sich vorher zuverlässig über das Gesichtlesen und dessen Wahrhaftigkeit informieren. Doch am besten bringt man einfach eine gute Portion Neugierde und ein offenes Herz mit, wenn man sich für ein Reading entscheidet. Ich bin mir sicher, dass die wenigsten eine solche Stunde enttäuscht verlassen werden. 

Auch mich machte das alles ziemlich neugierig: Bin ich wirklich so „leicht“ zu lesen? Mit dieser und (vielen!) weiteren Fragen ging ich in den virtuellen Raum, den mir Stefanie für ein Reading zur Verfügung stellte. 

So lief mein „Golden Path“-Reading ab: 

Im Vorfeld sollte ich Stefanie ein frontales Foto von meinem Gesicht und ein Foto von meinem Seitenprofil zuschicken. Ich konnte mir für den großen Termin einen Überbegriff auswählen, nach dem sich das Reading ausrichten sollte. Ich entschied mich für „Golden Path“: Was sind meine Talente? Was ist eigentlich mein Purpose im Leben?

Mein Reading ging 60 Minuten. Und ich war dermaßen bereit für diese 3600 Sekunden, denn ich wollte mich vollends darauf einlassen, ganz ohne unrealistische Erwartungen. Kaum hatte unsere Stunde jedoch begonnen, verkrampfte sich mein Gesicht, weil ich ironischerweise krampfhaft versuchte, es zu entspannen, damit Stefanie das meiste aus dieser Stunde herausholen konnte. Oder eher andersherum. Doch als sie anfing, mit ihren Worten zu zaubern, entspannte sich alles in mir, weil ich sofort merkte: Das wird hier sehr interessant. Spätestens da konnte ich also mein Gesicht nicht mehr kontrollieren und ließ locker (auch keiner meiner Kernkompetenzen, wie sich im Reading herausstellte). Sie hat es geschafft, all das, was sie mir sagen möchte, in einer solch verständlichen Weise verbal aufzuzeichnen und zu benennen, dass ich nur nickend und fast schon peinlich strahlend in die Kamera schielte. Dabei riss Stefanie die Themen an, die mir ohnehin schon bewusst waren, die ich aber nie so deutlich betiteln konnte, wie sie es nur anhand meiner Gesichtsmerkmale tat. Sie sprach über meine Talente, aber auch über meine Bestimmungen im Leben. Vieles von dem, was sie sagte, schlummerte bereits in meinem Kopf. Es aber so klar genannt zu bekommen, aktivierte sofort meinen Tatendrang und gab mir eine kleine Bestätigung, in dem, was ich mir für meine Zukunft ausmalte. Außerdem ergaben sich auch einige Erklärungen für gewissen Verhaltensweisen: Sei es die Ruhelosigkeit, die mich immer wieder zu einem Umzug verleitet (hier geht es zu dem Artikel), oder die innere Unruhe, wenn ich meine Kreativität nicht ausleben kann.

Stefanie las also mein Gesicht und ließ mich im Anschluss sehr erstaunt und auch etwas beseelt in den Tag hinein. Das Gespräch mit ihr war tiefsinnig, ohne dabei bedrückend oder traurig zu sein. Ganz im Gegenteil. Doch ein Face Reading ist keine Therapie und auch nicht dafür da, vermeintliche Probleme zu lösen, aber ich hatte das Gefühl, dass das Reading dafür sorgte, mehr Klarheit in das eigene Leben und den eigenen Lebensweg zu bringen. Von den Leitsätzen, die Stefanie mir mitgab, profitiere ich noch heute. 

Aber genug von meinen persönlichen Erfahrungen. Ein Jahr später habe ich Stefanie für ein kurzes Interview angefragt. Zum einen, weil ich gern über diese wundervolle Erfahrung berichten wollte, aber vor allem auch, weil mir das Reading seither nicht mehr aus dem Kopf ging. Für amazed wollte ich von Stefanie wissen, wie sie zum Face Reading gekommen ist, auf welche Gesichtsmerkmale wir im Alltag achten sollten, wie Botox und Filler das Ergebnis eines Readings beeinflussen, und was Sommersprossen über unseren Lebensweg aussagen.

Wie bist du zum Face Reading gekommen?

Total zufällig. Ich wusste damals gar nicht, dass es Face Reading in dieser Form überhaupt gibt. Ich hatte aber immer schon ein intrinsisches Interesse an Menschen – warum sie so sind, wie sie sind – und war damals seit einiger Zeit bereits auf der Suche nach mir selbst und wie ich mich entsprechend meiner Talente und Wünsche verwirklichen kann. Auf dieser Suche stolperte ich dann über Face Reading. Ich buchte rein aus Neugier einen Kurs zum Chinesischen Gesichtlesen, der zeitnah in meiner Stadt stattfand. Und von da an ging die Reise los. Viele Kurse bei verschiedenen Lehrern folgten und die ersten Freunde kamen auf mich zu und baten mich ihr Gesicht zu lesen. Zugegebenermaßen hatte ich nicht geplant, Face Reader zu werden oder Menschen dahin gehend zu beraten, die Aha-Momentein den Gesichtern meiner Gegenüber und ihre Freude gesehen zu werden, lösten in mir aber ein starkes Gefühl von Purpose aus. 

Wie bereitest du dich auf ein Face Reading vor?

Meine Readings finden meistens online statt, da meine Kund:innen von überall herkommen. Ich lasse mir deshalb vorab ein Bild des Gesichtes zusenden, fange an zu lesen und mache mir Notize. Welche Persönlichkeit hat dieser Mensch, wo erkenne ich Widersprüche, Herausforderungen, Talente oder besondere Potenziale? Im Videocall mache ich mir dann noch ein Bild von der Mimik, Gestik und Stimme, bevor es dann mit dem Reading losgeht.

Wie oft begegnest du Skeptiker:innen zu dem Thema – und wie oft hast du sie vom Gegenteil überzeugt? Und von welchem Vorurteil wird Face Reading oft getragen?

Skeptiker gibt es immer und überall. Meistens stößt das Thema aber auch bei ihnen auf Neugierde, denn das Gesicht ist etwas, dass uns allen ja sehr nahe liegt, schließlich sind wir alle Gesichtleser:innen. Wir wissen, dass es sich im Gesicht widerspiegelt, wenn wir krank sind, uns ungesund ernähren, stark fokussieren oder gewisse Emotionen ausleben. Und dass sich das beispielsweise über Schwellungen, Glanz, Schatten, Falten oder die Ausprägung von Gesichtsmerkmalen zeigt. Viele dieser Themen sind von der Wissenschaft bestätigt. Es gibt im Face Reading aber auch Techniken und Herangehensweisen, die sich ideelleren Themen widmen, wie beispielsweise den Talenten und der Lebensaufgabe eines Menschen. Ehrlich gesagt, ist es mir nicht wichtig, ob Leute das „Whoo-hoo“ finden oder dem mit Skepsis gegenüberstehen. Deshalb versuche ich auch selten jemanden vom Gegenteil zu überzeugen. Ich investiere meine Energie lieber in die Menschen, denen ich damit eine Hilfe sein kann.

Gehst du automatisch Gesicht-lesend durch die Welt? Hat dir das schonmal im Umgang mit neuen Menschen geholfen?

Ja und nein. Ich kann natürlich nicht abschalten, dass mir besondere Merkmale ins Auge stechen. Ich bin mir aber bewusst, dass dies nur einzelne Facetten des Ganzen sind. Um den Menschen in seiner Tiefe zu lesen, muss man sich Zeit nehmen. Trotzdem hilft es mir, mich schneller mit jemandem zu verbinden und in ihn/sie hineinzuversetzen, weil ich sehe, welche Themen für diesen Menschen wichtig sind, was er auslebt und was nicht, aber auch wo er Stärken, Schwierigkeiten oder Unsicherheiten hat. Im beruflichen Umfeld ist das enorm hilfreich in Bezug auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit, aber auch in der Partnerschaft kann es helfen, Unverständnis und Differenzen aufzulösen. Generell hat Face Reading meine Offenheit gegenüber der Individualität jedes Einzelnen noch verstärkt und meine Fähigkeit geschult, jeden so anzunehmen, wie er ist.

Wenn du nur einen Tipp hättest, auf welches Merkmal wir im Gesicht von anderen Menschen achten sollten, welcher wäre es?

Ganz klar: Auge und Mund! Auge und Mund sind die wichtigsten Merkmale im Gesicht, weil sie sich am schnellsten verändern können. Das liegt daran, dass um Auge und Mund die meisten Muskeln liegen und über diese Bereiche unsere Emotionen in Mimik transformiert werden. Aber auch das Strahlen der Augen als Tor zu unserer Innenwelt ist ein essenzieller Hinweis auf die mentale Verfassung eines Menschen. Egal also, was Falten, Unreinheiten, Narben oder andere Merkmale erzählen mögen, Auge und Mund haben immer das letzte Wort. Sie geben uns Auskunft über die aktuelle Gefühlslage und Lebensweise eines Menschen und sie sind der Ort, an dem wir uns mit unserem Gegenüber verbinden. Oder hast du schon mal jemanden sagen hören: „Wow, ich habe mich sofort in die tolle Stirn von ihm/ihr verliebt.“

Inwieweit kann man Gesichter lesen, wenn an dem Gesicht etwas verändert wurde? Botox, Nasen-Op, Filler etc.?

Diese Frage bekomme ich sehr häufig gestellt und ist heute relevanter denn je. In der Tat löscht man mit Botox und Co. sozusagen Informationen aus dem Gesicht. Je nachdem, was verändert wurde, kann man das als geschulte:r Gesichtsleser:in entsprechend erkennen. Dann muss man entweder rücklings lesen, also wie war es vorher und was wollte der Mensch mit der Veränderung ausdrücken oder man lässt diese Informationen einfach weg. Das Gesicht ist eine so große Informationsquelle, dass sich die gleichen Themen an verschiedenen Stellen im Gesicht zeigen. Und es gibt immer Merkmale, an denen wir kaum Veränderungen vornehmen, wie beispielsweise die Ohren, das Kinn oder auch Muttermale. Den Einfluss von Schönheitsidealen finde ich allerdings sehr spannend als Spiegelbild der Gesellschaft, im Besonderen welche Attribute wir als schön empfinden und was diese im Face Reading bedeuten. 

Welches Feedback bekommst du nach deinen Readings am häufigsten?

Meistens sind die Kund:innen erst einmal baff, denn man erhält eine große Bandbreite an Informationen. Das muss erst mal verarbeitet und integriert werden. Häufig erhalte ich im Nachgang –eine Woche später, manchmal ein Jahr später– dann Nachricht darüber, wie die Menschen die Informationen in ihr Leben integriert haben oder welche Themen besonders relevant für sie waren bzw. wie sich der Fokus im Laufe der Zeit geshiftet hat.

Besonders hilfreich empfinden meine Kund:innen die sogenannten Lernsätze. Das sind Prinzipen basierend auf deinem Gesicht, die dir helfen dein Potenzial gewinnend und balanciert zu leben. Ich habe auch schon gesehen, dass manche sie als Reminder ausgedruckt und aufgehängt haben. Am schönsten finde ich es, wenn sich der Mensch, den ich lese, gesehen fühlt und erkennt, welcher Lebensweg für sie/ihn stimmig ist.

Und jetzt noch ein Tipp für alle: Du hast mir in meinem Face Reading gesagt, dass (meine) Sommersprossen die Sterne des Himmels bedeuten. Menschen mit Sommersprossen sollen raus in die Welt, denn sie sind Reisende. Hast du das aus dem Zusammenspiel vieler meiner Merkmale ermitteln oder wäre das etwas, was auf alle Sommersprossen-Gesichter zutrifft?

Generell trifft das auf alle Menschen mit Sommersprossen zu. Sommersprossen sind ein Ausdruck von Umtriebigkeit und Feuer-Energie. Wie jemand das dann authentisch in seinem Leben verwirklichen kann, lässt sich in der Kombination mit anderen Merkmalen entschlüsseln. Manchmal sind beispielsweise mentale Reisen für den einen oder anderen, passender als mit dem Camper um den Globus zu fahren. Manche Leute wiederum blühen auf, wenn sie sich mit Menschen und Kulturen verschiedenster Art austauschen oder beschäftigen können. Das geht natürlich auch ohne physische Reise. Als Träger von Sommersprossen solltest du aber auf jeden Fall diese Offenheit, Buntheit und Neugierde, die in dir steckt, ausleben.

Was ist mein Fazit?

Ich bin heute noch ziemlich begeistert von dem Reading und denke gern daran zurück. Man bekommt das komplette Reading auch als Video zurückgeschickt und erst vor einigen Tagen schaute ich mir das Gespräch von mir und Stefanie erneut an. Und ich muss sagen: Ich grinse und nicke beim Ansehen die ganze Zeit, auch 1,5 Jahre später. Natürlich kann eine Gesichtsleserin nicht in die Zukunft sehen, darum geht es hierbei auch gar nicht. Aber was man in unserem Gesicht, den kleinen Details, den Formen, den Augen und anderen Merkmalen lesen kann, sagt sehr viel über unseren Lebensweg, unsere Richtung, unsere Talente und unsere Stärken und Schwächen aus. All das auch nochmal benannt und eingerahmt zu bekommen, war ein nachhaltig tolles Erlebnis.  Jede*r mit einer gewissen Neugier für das Thema, wird von einem solchen Reading begeistert sein. Wer sich unsicher ist, kann entweder vorher etwas recherchieren, oder ein kurzes Probe-Reading bei Stefanie vereinbaren – und sich dann selbst überzeugen.

Sharing is caring

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Absenden des Kommentars bestätigst Du, dass Du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen hast.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner