Kein Kinderwunsch: 6 Frauen erzählen & 15 Gründe für ein erfülltes kinderfreies Leben

20. April 2022 von in

Foto: @wearechildfree_

Keinen Kinderwunsch haben, das ist etwas, was sich nicht jede cis Frau laut auszusprechen traut. Dabei kenne ich unglaublich viele Menschen, die ihn nicht verspüren, den tief sitzenden Wunsch nach Babies und einer Familie. Von allein Seiten wird einem insbesondere als cis Frau eingeredet, es sei natürlich und menschlich, schwanger werden zu wollen. Doch bei vielen ist es schlichtweg nicht der Fall. Viele Frauen verspüren sogar eine starke Abneigung gegenüber der Idee, schwanger zu werden und zu gebären. Darüber muss mehr gesprochen werden. Wir wollen, dass sich mehr Menschen öffentlich trauen, zu ihren Bedürfnissen zu stehen, was die eigene Lebensgestaltung angeht. Denn auch unserer Umfrage auf Instagram nach zu urteilen, hat die Mehrheit angegeben, sich ein kinderloses Leben gut vorstellen zu können. Weniger als die Hälfte stimmte dagegen.

Es ist toll, Kinder zu haben. Es ist aber auch toll, keine Kinder zu haben.

Denn es gibt ziemlich viele gute Gründe dafür, ein erfülltes kinderfreies Leben führen zu wollen. Wir haben euch deshalb nach euren Erfahrungen gefragt, die ihr nach der Entscheidung gemacht habt, keine Kinder auf die Welt zu bringen. Und extrem spannende Antworten erhalten.

Kein Kinderwunsch: 6 Frauen erzählen & 15 Gründe für ein erfülltes kinderfreies Leben

Sina

Ich habe mich vor einigen Jahren bewusst gegen Kinder entschieden und angefangen, sehr bewusst und mittlerweile auch öffentlich über diese Entscheidung zu sprechen. Meiner Entscheidung voraus ging ein jahrelanger Entscheidungsprozess, der alles andere als leicht für mich war. Ich habe festgestellt, dass es in unserer Gesellschaft momentan (noch!) unüblich ist, sich als Frau offen für ein Leben ohne Kinder zu entscheiden, darüber zu sprechen und diese Entscheidung selbstbestimmt zu vertreten. Meine Gründe dafür, kinderfrei zu leben, sind vielfältig. Ich möchte vor allem all die kleinen und großen Freiheiten, die ich aktuell in meinem Leben habe, nicht aufgeben. Mein Leben hat mir schon immer sehr gut gefallen, so wie es ist, also wieso hätte ich daran etwas ändern sollen? Ich habe außerdem schon immer sehr gern gearbeitet, berufliche Erfüllung ist für mich wichtig und ich sehe aktuell – für meinen Geschmack – keine ausreichend guten Modelle der Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Ein weiterer Punkt ist für mich auf jeden Fall das Klima und der Zustand unserer Welt.

Ich habe mich in den letzten Jahren sehr sehr viel mit dem Thema „kinderfreies Leben“ und Entscheidung in der K-Frage beschäftigt.
Ich schreibe darüber seit diesem Jahr auch auf meinem Blog, auf meinem Instagram Kanal @sinascheithauer und habe auch schon für ein Online Magazin einen Blogbeitrag zu dem Thema veröffentlicht. Als Coachin begleite ich mittlerweile andere kinderfreie und nicht entschlossene Frauen in der Kinder-Frage. Mir ist so sehr daran gelegen, dieses wichtige Thema aus der gefühlten „Tabu“-Ecke rauszuholen.

Ich bin mit so vielen kinderfreien und nicht entschiedenen Frauen im Gespräch gewesen und mir fällt auf: Es braucht noch so viel mehr Aufklärung und Vernetzung in dem Bereich. Bisher sind kinderfreie Communitys eher eine Nische und viele Frauen, die sich mit der Frage „Kinder ja oder nein“ beschäftigen, wissen nicht einmal, dass es sie gibt. Daher freue ich mich total, dass ihr das jetzt auch bei euch zum Thema macht, denn nur über diese Vernetzung kann das Thema öffentlicher werden.

 

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Carry

Ich bin seit fünf Jahren in meiner fabelhaften Beziehung, seit einem Jahr verheiratet. Mein Mann 39 und ich 30. Kinder waren für uns nie ein großes Thema. Ich war noch nie eine von den Frauen, die gesagt hat: Eines Tages möchte ich Kinder! Das war bei meinem Mann ähnlich. Als wir zusammen gekommen sind, hieß es nur: Ja, wir reden dann noch einmal, wenns soweit ist. Vorstellen mit ihm, ja. Auch nur mit ihm. Aber dann wirklich umsetzen, nein. Wir sind uns genug. Vielleicht schadet es sogar unserer Beziehung. Wir lieben unsere Jobs, wir wollen gemeinsam so viel erleben und erreichen und uns später eher um unsere Eltern kümmern und andere, die Hilfe benötigen. Vielleicht wäre ein Pflegekind irgendwann ein Kompromiss, falls es doch einen Wandel gibt? Aber umwelttechnisch, Überbevölkerung, Weltschmerz, geldtechnisch. Super mutig, wenn andere einfach das Kind zeugen, vor allem auch in meinem Alter gerade alle dabei sind. „Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt.“. Korrekt, bei mir wird es den wohl auch nie geben. Die Angst im Alter allein zu sein stelle ich mir manchmal, aber 1. wir leben in Berlin, 2. wenn wir kein Kind haben, haben wir genug Zeit uns ehrenamtlich oder anderweitig einzubringen 3. unsere Familien sind groß, eine Supertante bin ich jetzt schon, das wird sich also nicht ändern.

Miriam

Ich wollte einfach nie Kinder. Schwanger werden war für mich schon immer eine Horrorvorstellung. Für das Protokoll: ich hasse keine Kinder. Sie sind mir eher egal. Ich finde sie nicht speziell spannend oder interessant. Ich bin ein typischer “aha ein Kind”-, aber “ooooooohhh ein Hund”-Mensch! Als ich nach Schweden gezogen bin, fand ich Kinderkriegen nicht mehr so horrorhaftig. Inzwischen bin ich mir sicher, dass die Rollenbilder und das typische Familienleben in Deutschland unbewusst ihren Teil beigetragen haben. Skandinavien ist nicht perfekt aber doch massiv weiter und gleichberechtigter.

Auch waren es in der Retrospektive meistens deutsche Männer, die mir erzählt haben, wie toll Kinder seien und wie erfüllend. Ich habe das so nie von deutschen Frauen gehört. Ehrlich gesagt kenne ich keine einzige deutsche Frau, die mir jemals gesagt hat: “du musst Kinder kriegen, das ist die Erfüllung schlechthin”. Ich fand auch weder mich selber oder die potentiellen Väter so grandios toll, dass man da unbedingt Gene hätte weitergeben müssen. Ich fand auch ehrlich gesagt keinen Mann so toll, dass ich unbedingt mit dem ein Kind hätte haben müssen. Und mal eben nach Schweden ziehen wäre mit Kind auch nicht möglich gewesen.

Zusätzlich war auch meine Mutter kein gutes Beispiel. Die hatte Karriere und ein erfülltes Leben und dann wurde sie Mutter – somit in Bayern der Achtzigerjahre ungewollt Hausfrau.

In Gesprächen mit vielen Leuten und beim Lesen vieler Artikel ist mir auch aufgefallen, dass es in meinem Leben immer kinderlose Frauen gab und dass das immer okay war für das Umfeld. Das hatte den Vorteil, dass Kinder für mich kein zwingendes Muss waren, sondern tatsächlich immer eine Option. Je älter ich werde desto abstruser finde ich die Gesellschaft, die einerseits verhindert, dass junge Frauen sich sterilisieren “weil sie es bereuen könnten”, aber niemals darüber redet ob Eltern das Kinderkriegen bereuen. Warum es alleinerziehenden so schwer gemacht wird, aber Abtreibung eben auch.

Es ist ein wahnsinnig schwieriges Thema, politisch und persönlich. Es sollte viel offener diskutiert werden und die Möglichkeiten für beides sollten verbessert werden.

 

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Evelyn

Ich bin jetzt 36 und habe mich bewusst und unbewusst zugleich für ein eigenes kinderloses Leben entschieden. Dies ist aber eher so gekommen, als dass ich es ganz bewusst gewählt hätte. Lange Beziehungen (11 Jahre und 7 Jahre) habe ich hinter mir, habe mir Kinder vorstellen können, aber sie waren nie ein Muss. Bis ich einen Mann vor einem Jahr kennengelernt habe, in den ich mich verliebt habe, der selbst zwei Kinder hat (4 und 6 Jahre alt) und sich kurz vor unserem Zusammenkommen einer Vasektomie unterzogen hat. Sozusagen mir die Entscheidung abgenommen hat. Jetzt, wo ich die Kinder kenne, kann ich auch zu 100% sagen, dass nicht er mir die Entscheidung abgenommen hat, sondern ich nie wirklich der Überzeugung war, selbst Kinder kriegen zu wollen. Nun habe ich Kinder in meinem Leben, aber selbst nicht die volle Verantwortung. Und ich muss sagen, dass dies wohl so für mich die perfekte Lebenssituation darstellt.

Die Vorteile sind klar: ich „kann“ und „muss“ nicht. Ich kann alleine in Urlaub, ich kann alleine aufs Klo!

Hinzu kommt, dass ich nicht die beste Gesundheit habe und viel Erholung und Zeit für mich brauche. Ich habe schlichtweg eingesehen, dass ich es bevorzuge, nicht die größte Verantwortung tragen zu müssen. Und trotzdem sind Kinder da, ich trage indirekt Verantwortung. Das ist nicht immer einfach, akzeptiert zu werden. Ich fühle mich oft außen vor und hilflos, wenn ich beispielsweise trösten möchte, aber die Mama gefragt ist, die ich ja nicht bin und auch nicht sein möchte.

 

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Joanna

Die bewusste Entscheidung für ein kinderfreies Leben war bei mir keine Abwägung von Vor- und Nachteilen, sondern ein mir bewusst machen, welche Identität sich für mich richtig anfühlt. Und das ist keine Mutteridentität, sondern eine Identität geprägt durch das Leben so, wie ich es seit 34 Jahren führe. Dass das keine Änderung benötigt, dass das für mich nicht nur ausreichend, sondern genau das richtige ist.

Ich habe nicht das Gefühl, mich gegen Kinder zu entscheiden, sondern schlichtweg, mich nicht für sie zu entscheiden. Es gibt einfach keinen Bedarf. Mir fehlt nichts.

Genauso wie viele Menschen sich nie die Frage stellen „brauche ich eigentlich ein Wohnmobil für ein erfülltes Leben?“ oder „brauche ich eine Auswanderung nach Australien für ein erfülltes Leben“ (für manch andere gleichzeitig durchaus Entscheidungen, die das eigene Leben sicherlich sehr positiv prägen können!), stellt sich mir nicht die Frage „brauche ich ein Kind für ein erfülltes Leben?“. Ich behalte mein Gleichgewicht so bei, wie es sich ausgewogen anfühlt. Und das ist für mich ohne Kind und mit viel Freiheit, Flexibilität und auch Raum für viele andere Ebenen von sozialer Verbindung, genau das richtige Gleichgewicht. Die Energie, Ressourcen, Bedürfnisse, Wünsche, die ich habe, zu denen passt die Vorstellung nicht, einen kleinen Menschen in mein Leben zu lassen, und – seien wir ehrlich – mein Leben einnehmen zu lassen. Denn natürlich würde das mein Gleichgewicht, meinen Lebensentwurf, komplett umkrempeln. Es würde sich wie eine Selbstaufgabe anfühlen. Selbstaufgabe für eine neue Art der Identität, die ich anderen nicht schlecht reden will, aber sie ist nicht meine, ich identifiziere mich mit diesem Lebensentwurf einfach nicht.

Weitere Erfahrungen von euch zum Leben ohne Kinderwunsch und kurze und knappe Gründe für ein kinderloses Leben:

Ich sehe uns einfach nicht als Eltern und ich begehre es nicht, die Mutterrolle einzunehmen.

Ich will mein Leben nicht komplett umstellen und mag Kinder auch eher nur ab und zu.

Ich habe schlichtweg keinen eigenen Kinderwunsch, obwohl ich Kinder sehr sehr mag!

Ich habe zu lange gebraucht, um meine eigene Kindheit aufzuarbeiten.

Freiheit! Reisen! Luxus gönnen! Und keinen Bock auf Verantwortung.

Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Weltsituation.

Es würde mich überfordern. Ich bin sensibel und kann Stress und laute Geräusche gar nicht gut abhaben.

Angst vor Schwangerschaft und Geburt. Das sieht alles einfach nur furchtbar aus.

Ich wollte einfach noch nie Kinder. Für mich fühlt sich ein Leben ohne Kinder natürlicher und passender an.

Überbevölkerung, Ressourcenknappheit, Klimawandel.

Ich kann generell nichts mit Kindern anfangen und der Wunsch war nie da. Auch wenn mir alle seit über 30 Jahren erzählen: „Das ändert sich noch!“.

Ich habe kein Gefühl zum Muttersein.

In eine derart überfüllte Welt kann ich keine leiblichen Kinder setzen.

Ich habe andere Prioritäten als Mutter zu sein.

Es gab nie einen Grund oder Anlass dazu, mich FÜR ein Leben mit Kind zu entscheiden.

Daniela

Ich bin jetzt 37 und an meinem kinderlosen Lebensstil hat sich nichts geändert. Und es wird sich auch nichts ändern. Ganz im Gegenteil. Ich bin zunehmend wütend, wenn mich jemand darauf anspricht, ob wir Kinder haben, Kinder wollen oder nicht. Mein Partner, mit dem ich seit sechs Jahren zusammen bin, denkt ebenso. Ich empfinde es als extrem übergriffig, da diese Frage nicht nur von Verwandten, Freunden oder Kollegen kommen, sondern auch von Wildfremden, mit denen man mal ins Gespräch kommt. Zumal sich die meisten dazu hinreißen lassen, das zu bewerten und dir ihre Meinung zu sagen. Noch schlimmer finde ich diese Frage, da ich Freunde und Verwandte habe, die sich Kinder von ganzem Herzen wünschen, bei denen es aber nicht klappt. Für die sind diese Fragen ein Spießrutenlauf, die die Wunden immer tiefer reißen. Es geht niemanden etwas an, außer das Paar selbst wie es sein Leben gestalten möchte.

Die Frage nach den Kindern kommt nie ohne eine Wertung oder einem Ratschlag. In den meisten Fällen wird mir als erwachsenem Menschen die Intelligenz abgesprochen, dass ich weiß, was ich wirklich will. Sätze wie „das kommt schon noch“, oder „denkst du nicht, dass du das bereuen wirst“, sind zwar bestimmt nicht so gemeint, führen aber immer dazu, dass ich mich wie ein Kind fühle, dem man sagt, dass es nicht reif genug ist zu wissen, was gut für es ist.

Ich bin 37 Jahre alt. Darf wählen gehen, heiraten, wen ich möchte oder mich von Kopf bis Fuß tätowieren lassen, ohne dass mir hier jemand reinreden würde. Aber bei der Reproduktion hört sich gefühlt alles auf.

Vor drei Jahren habe ich den Entschluss gefasst, mich sterilisieren zu lassen. Ein Kampf. Denn sobald es um deinen Uterus geht, meint jeder, dir sagen zu dürfen, was du darfst oder was nicht. Mein Gynäkologe hat auf mich eingeredet, dass ich das bereuen würde. Er hätte Frauen die mit 40 noch schwanger würden und dann froh wären ein Kind zu haben. Hätte allerdings mein Partner eine Vasektomie gewollt, hätte er diese sofort und ohne große Nachfrage bekommen.

Aber ich wollte die Sterilisation selbst, für mich, als meine persönliche Entscheidung. Aber es wurde von Ärzten und vom Umfeld abgetan und ignoriert.

Als Frau keine Kinder zu wollen, das darf nicht sein. Zumindest habe ich immer das Gefühl. Nun ist es soweit und ich habe in vier Wochen meinen OP-Termin. Das ging nach einem direkten Anruf in der Klinik jetzt überraschend schnell. Ich freue mich riesig darauf und habe nur etwas Bammel vor dem Eingriff selbst, da es meine erste Operation überhaupt sein wird. Doch noch immer habe ich Angst, man könnte mir bei der Voruntersuchung dort sagen, dass sie es trotzdem nicht machen und nicht einverstanden sind. Oder dass doch wieder jemand auf die Idee kommt „ich bräuchte noch Zeit mir das zu überlegen“.

Eine Frau, die keine Kinder möchte und ernsthaft einen Eingriff in Betracht zieht, um dies auf Dauer zu verhindern, hat sich das in den meisten Fällen besser überlegt als so manche Frau die schwanger wird.

Wir können uns durchaus für Familien freuen, die Nachwuchs bekommen, wenn sie sich diesen von Herzen wünschen. Wir sind auch gute Tanten und Onkel und haben durchaus unseren Spaß mit den Kleinen. Das heißt aber nicht, dass wir dieses Leben möchten oder mit unseren Lebensentwurf und Taten kritisieren wollen! Das ist unser Lebensstil und den sollte jeder für sich ohne Wertung finden dürfen. Ich würde niemals Kinder haben wollen, kann aber verstehen wenn andere das möchten. Warum kann es umgekehrt nicht genauso einfach sein?

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4 Antworten zu “Kein Kinderwunsch: 6 Frauen erzählen & 15 Gründe für ein erfülltes kinderfreies Leben”

  1. Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag!
    Eine Anmerkung fiel mir beim Lesen noch ein: Carry hat die Angst vor der Einsamkeit im Alter als einen Aspekt angeführt (den sie für sich gar nicht so sieht), der zur Entscheidung beträgt, Kinder zu bekommen und eine weitere Überlegung, die diese Angst entschärft, kam mir in letzter Zeit immer wieder: Niemand garantiert mir, dass die Kinder, die ich vielleicht hätte haben können, Interesse daran haben, Zeit mit mir zu verbringen. Erst am vergangenen Wochenende sah ich in der Stadt, in der ich lebe, wieder so viele junge Menschen in Begleitung ihrer Eltern entnervte Gesichter ziehen. Und das sind schon diejenigen, die überhaupt ein Interesse am Besuch ihrer Eltern haben! Freilich ist es nicht zwingend, dass die Beziehung zwischen Kindern und Eltern total problematisch ist. Es ist jedoch auch genauso wenig zwingend, dass ich mir dadurch, dass ich Kinder bekomme, die ewige, bedingungslose Liebe von eigenständigen Menschen sichere.

    • Liebe Britta, das sehe ich leider ähnlich wie du. Ich sage leider, da es nunmal so ist, dass eine Eltern-Kind-Beziehung nicht automatisch bedeutet, dass sie so fest und innig ist, sodass man sich automatisch im Alter „absichert“. Ich kann die Angst vor der Einsamkeit dennoch verstehen, da sie bei der Entscheidung für ein kinderloses Leben realer wird.

  2. Ich kommentiere sonst nie, aber danke für diesen wertvollen Beitrag! Ich erkenne mich in fast allen Argumenten wieder. Einen Kinderwunsch hatte ich nie – ganz im Gegenteil, und die Ablehnung für dieses Lebensmodell wird nun mit 30 nur immer grösser. Ich erfahre so viele übergriffige Kommentare mittlerweile, dass es mich richtig wütend macht. Klar, ich bin schon lange mit meinem Partner zusammen und heiraten schliesst sich für mich nicht aus. Da liegt dieses Modell traditionell nahe. Obschon mein Partner meine Meinung kennt und sich auch ein Leben ohne Kinder vorstellen kann, wird das Thema schon eher vermieden. Womöglich dachte er vor Jahren, dass das noch ändert (ab 30 – muss ja, wie die Gesellschaft vorgibt). So wäre für ihn eine Abtreibung bei ungewollter Schwangerschaft undenkbar, für mich keine Frage. So kann ich nur hoffen, dass ich nie in diese Krisensituation kommen werde.
    Ich wünschte mir oft mehr Verständnis und Akzeptanz aus meinem Umfeld, denn es ist mein Körper, mein Leben. ‘Leider’, auch wenn ich mich an deren Kindern erfreue, sind so gut wie alle Freunde und Arbeitskollegen inzwischen in Familienleben angekommen oder in der Planung. Da fühle ich mich durchaus inmer öfters fehl am Platz und Freundschaften veränderten sich teils stark, was ich extrem bedaure. Nur noch Spielplatz-Treffen, bei denen man keine 5min Zeit für ‘andere’ Gespräche hat? Da vergeht mir die Lust nach einer Weile, muss ich (zu meiner Schande?) leider gestehen. Unsere Welten sind zu verschieden. Vielleicht habe ich auch deshalb mit 30 einen zweiten Master begonnen, denn dort finde ich das Umfeld, das ich mir ersehne.
    Danke fürs Mut machen – wir sind trotz allem nicht alleine <3

  3. Ich finde mich in den Erzählungen komplett wieder. Ich bin jetzt 30 und hatte noch nie einen Kinderwunsch und bin mir auch ziemlich sicher, dass er nicht mehr kommen wird. Ich habe keine Lust darauf schwanger zu sein, ich habe keine Lust darauf die ersten zwei Jahre kaum Schlaf zu bekommen und mich nur mit Babyzeug zu beschäftigen. Ich möchte meine Autonomie auf keinen Fall aufgeben und das ist mit einem eigenen Kind zwangsläufig der Fall. Ich habe auch einfach null das Bedürfnis, mich selbst zu reproduzieren oder mit meinem Partner einen neuen Menschen zu erschaffen. Ich habe eher im gesellschaftlichen Bereich das Bedürfnis mich einzubringen (Beruf, Ehrenamt). Ich liebe Kinder und habe auch immer mega Spaß mit ihnen, gern übernehme ich das Babysitting oder mache Ausflüge mit ihnen. Aber das reicht mir und ich fühle mich in der Rolle als Bezugsperson wohl. Ich liebe meinen jetzigen Partner, habe ihm aber schon gesagt, dass sein Kinderwunsch mit mir nicht in Erfüllung gehen wird. Das hört sich vielleicht rigoros an, aber am Ende wäre es auch ich als Frau, die die körperliche Schwerstarbeit vollbringen müsste.

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