Kolumne: Die Überlebenschancen der Monogamie
Mama, Papa, Kind. Seit ich denken kann, wurde mir und allen anderen erklärt, dass die klassische Familienkonstellation die Erstrebenswerte ist, dass wir uns einen Partner suchen und glücklich bis ans Lebensende sein sollen. Unseren Eltern, unseren Lehrern und Erziehern war nur zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass wir die Generation Y sein werden. Die Generation, die sich nicht entscheiden kann, die sich über den Job definiert, Beziehungen ablehnt, sich für Feminismus einsetzt und sich ganz nach dem Credo von Julia Engelmann und Peter Lustig „Und jetzt: Abschalten“ bewusste Auszeiten setzen muss, weil diese nicht mehr auf natürlichem Wege eintreten. Und man sie eben nicht mehr von Löwenzahn angekündigt bekommt.
Wenn ich eingespielte Paare um mich herum beobachte, frage ich mich, ob sie nicht manchmal das Bedürfnis haben, ihren Partner zu wechseln. Kurzzeitig. „Natürlich“, sagen sie dann „habe ich manchmal Lust auf etwas Neues und Aufregendes, aber das geht vorbei und ist völlig normal“. Daraufhin stelle ich mir innerlich die Frage, ob es wirklich normal sei und was überhaupt normal ist. Diese Frage stelle ich selten laut. Ein Tipp: Hinterfrage nicht vor Paaren Monogamie. Neben der Tatsache, dass ich mich bei der Frage, ob Monogamie überhaupt noch in unserer heutigen Gesellschaft funktioniert, wie ein Hippie fühle, greife ich mit meiner Frage ziemlich oft – völlig ungewollt – Menschen an. Sie fühlen sich in ihrer Lebensweise kritisiert, sie reagieren gekränkt, überrascht, schockiert. Es bestätigt sich, dass das Thema Polygamie ein Tabuthema ist.
Bis vor fünfzig Jahren verteilten sich die Rollen so, dass Männer das Geld rein gebracht haben und Frauen den Haushalt geschmissen haben und die Kinder erzogen. Eigentlich ein gutes System, wenn es von beiden Seiten eine bewusste Entscheidung gewesen wäre. Durch die Emanzipation und das daraus resultierende Verblassen des Geschlechts im klassischen Sinne, wurde die Rollenverteilung ebenso unwichtiger. Das Teamgefühl ist zwar in Familien immer noch vorhanden, aber die Abhängigkeit voneinander ist weg. Frauen machen Karriere, Männer können kochen. Das Einzige was bleibt, ist die Liebe. Und so stark sie auch sein mag, Liebe allein reicht vielleicht nicht, um ein glückliches, monogames Leben bis ans Ende unserer Tage zu führen.
Polygamie macht man nicht und wenn man es doch macht, ist man eines der schwarzen Schafe, das eine „offene Beziehung“ führt und von den meisten skeptisch beäugt und mit einem „Das wär nix für mich“ abgetan wird. Ich gehörte selbst zu der Gattung. Mittlerweile stellen sich mir allerdings die Fragen: Ist eine gegenseitige Abhängigkeit wichtig für ein glückliches „…bis, dass der Tod uns scheidet?“, ohne zu bescheißen? Entscheiden wir uns für Monogamie in der Partnerschaft, weil man das eben so macht, oder weil wir tatsächlich monogam leben wollen? Ich glaube Ersteres. In einer Zeit, in der wir freier, unabhängiger und ja, auch egoistischer werden, passt es nicht mehr, dass wir uns an dem doch recht traditionellen Glauben orientieren, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was es neben Mama, Papa, Kind noch so gibt und mittlerweile möglich ist. Aber jetzt erst mal Abschalten.
28 Antworten zu “Kolumne: Die Überlebenschancen der Monogamie”
So gute und überlegte Worte. Jedes Paar muss seinen eigenen Weg finden, aber die Versteifung auf Treue und „bis in alle Ewigkeit“ lässt manchmal blind werden für andere Möglichkeiten, Erweiterungen, Chancen für die vielleicht eingeschlafene Liebe oder Beziehung. Danke dafür!
Liebst,
Ragni x
Welche Art von Polygamie wäre denn deiner Meinung nach ‚beziehungsfähig‘?
Liebe Michelle, meiner Meinung nach gibt es nicht beziehungsfähig oder nicht. Ich merke nur, dass es neben dem klassischen Beziehungsbild kaum Modelle gibt, die eine Alternative darstellen könnten – vielleicht weil wir festgefahren sind und/oder Angst haben. Ich würde mich über mehr Offenheit diesbezüglich freuen, da gibt es kein Richtig oder Falsch!
Hmmm…guter rtikel, zu diesem schwierigen Thema…ich finde es bei anderen absolut bewundernswert und auch sehr mutig. Ich selbst kann aber eliedr null so leben, ich bin viel zu schnell eifersüchtig und stelle dann die ganze Beziehung in Frage. Ich glaube, es ist nict nur die Frage: wie macht man das eben, sondern, was für ein Bild haben wir in unseren Köpfen von Beziehungen. Diese sind ja nicht schon immer da gewesen, sondern haben sich durch Erziehung, Erleben und auc mediale Einflüsse festgesetzt. Würde man ohne diese Einflüsse aufwachsen, vielleicht wäre es dann ganz normal polygam zu leben? Wir haben in unseren Köpfen eben ein stark europäisch geprägtes Bild der romatischen Liebe und ich finde es toll, wenn das hinterfragt wird. Aber vielleicht ist es auch normal eifersüchtig zu sein von Zeit zu Zeit? Ich für meinen Teil empfinde es als spannenden Denkanstoß und wäre nicht beleidigt, falls Du mich darauf ansprechenwürdest. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, das jeder meiner Freunde wieder monogam leben wollte, der sich so richtig richtig verliebt hat…
Liebe Nadine, erst einmal vielen Dank für deine Antwort (trotz Tippfehler Haha)! Es freut mich, dass du den Artikel als Denkanstoß siehst, denn genau das soll er sein. Er soll keine Entscheidung – als Monogamie oder Polygamie – kritisieren, er soll einfach nur zum Nachdenken anregen. Wenn ich das geschafft habe, bin ich glücklich.
Ein sehr schöner Text! Ich mache mir auch regelmäßig darüber Gedanken, denn die Vorstellung einer „abgeschlossenen“ Sexualität ist für mich irgendwie absurd – wann soll das denn eintreten?
Ich denke, das Wichtige ist, dass man offen bleibt für unterschiedliche Liebes- und Lebensmodelle. Wenn man sich dann bewusst für Monogamie entscheidet, ist das genau so richtig wie eine bewusste Entscheidung für Polygamie.
Oder die Offenheit dafür, sich irgendwann wieder umentscheiden zu können – so wie es eben am besten zu einem passt.
Oh je, ich hätte es mal nochmal nach Tippfehlern durchgehen sollen, vor dem senden…sorry dafür!
Einerseits klar, wenn für beide Polygamie in Frage kommt, warum nicht? Aber wenn nicht, dann gibt es durchaus auch andere Möglichkeiten eine Beziehung spannend zu erhalten. Denn wenn die Liebe einrostet ist nicht zwangsläufig eine nette Abwechslung mit jemand anderen die Lösung. Irgendwie finde ich die Vorstellung „faul“. Es ist viel schwieriger mit seinem langjährigen Partner spannende Momente zu erleben als sich einfach in ein kurzes Abenteuer zu stürzen. Aber es ist eben möglich, nur ist es mehr Arbeit, dafür hat es andere Vorteile (tiefes Vertrauen ist manchmal auch ganz schön nice).
Ich finde weder Polygamie noch Monogamie gut oder schlecht, emanzipiert oder unemanzipiert. Wichtig ist nur, dass man als Individuum und als Paar einen persönlichen Weg findet der beide glücklich macht.
Liebe Svenja,
ich stimme dir da zu. Es ist harte Arbeit, eine Beziehung über Jahre hinweg noch spannend zu erhalten, aber eben nicht unmöglich – und auch nicht der erste Weg, jemand dritten in diese Beziehung zu lassen. Aber das muss jedes Paar und Individuum für sich entscheiden. Aber wie du sagst, es ist möglich, auch in einer langjährigen Beziehung Spannung zu haben, es ist nur Arbeit – bringt aber tiefes Vertrauen im besten Falle und auch eine Weiterentwicklung der Liebe. Liebe Grüße, Antonia
Die Frage ist ganz einfach nur, ob es möglich sein MUSS. Dass eine monogame Beziehung möglich ist und spannend sein kann, steht dabei völlig außer Frage. Es geht darum, wieso unser aller Ziel ist, ein monogames Mama, Papa, Kind Leben zu führen, wo wir doch mittlerweile so viele Möglichkeiten haben. Wenn trotzdem
jemand so eine bewusste Entscheidung trifft, ist dagegen nichts einzuwenden. Die Tatsache, dass Polygamie damit abgetan wird, es würde „einfach nur jemand drittes mit in die Beziehung eingebunden“, damit frischer Wind rein kommt, ist in meinen Augen ein Problem.
Aber der Grundtenor bleibt selbstverständlich sowieso: Jeder, wie er Lust hat!
Monogamie als das einzig Richtige finde ich auch falsch. Da muss jeder für sich das Richtige herausfinden. Denn möglich ist beides, wie so vieles möglich in der Liebe ist. Ich wollte Polygamie auch gar nicht damit abtun, sondern eben nur sagen, dass eine monogame Beziehung eben auch Arbeit bedeutet. Und das ist die Krux an der heutigen Zeit: Wir haben so viele Möglichkeiten, dass wir den Wert des einzelnen manchmal gar nicht mehr erkennen und zu schnell denken, jemand anderer ist besser, schöner whatever bzw. uns gar nicht erst festlegen wollen. Eine Entscheidung für jemanden zu treffen, fällt uns schwer. Statt an einer langjährigen Beziehung zu arbeiten, wird dann das Neue, Glänzende genommen, weil an dem anderen der Lack ab ist. Da kann ich eigentlich nur Nike weiter unten zustimmen. Aber klar, Polygamie ist auch ein Lebensmodell, das vielen Beziehungen vielleicht auch helfen würde, nur muss man eben dafür auch gemacht sein – geprägt sind wir alle wahrscheinlich erstmal auf Monogamie, zumindest hier im europäischen Raum. Auf jeden Fall eine interessante Diskussion:)
Im europäischen Raum: ja, wobei nicht mal da, wenn ich darüber nachdenke. In einigen Ländern ist es allerdings gar nicht der Fall, und in Zeiten der Globalisierung für mich deshalb sehr verwunderlich! Und ja: Riesen Diskussionspotenzial :)
Liebe Svenja, ich sehe das sehr ähnlich wie du – ich finde auch dass es nichts mit Emanzipation zu tun hat, wenn man sich für oder gegen Monogamie entscheidet! Ich glaube nur, dass einigen ein bisschen mehr Weltoffenheit gut tun würde und ich glaube, dass einige Beziehungen gerettet wären, wenn sie aus ihrem klassischen Muster ausbrechen würden. Aber auf keinen Fall alle.
Eine Überlegung, die man in Paarbeziehung wohl immer unweigerlich irgendwann anstellt.
Einer der besten Filme, die ich zu diesem Thema gesehen habe: Take this waltz.
Dort gibt es einen schönen Dialog zwischen einer Gruppe Frauen (Mitte 30).
„Ich mag neue Dinge. Sie glänzen so schön.“
„Neue Dinge werden auch irgendwann alt.“
Trifft es meiner Meinung nach auf den Punkt. Egal, welche „glänzende“ Sache man auch neben der Beziehung findet, sie verliert irgendwann ihren Glanz und wirft trotzdem Schatten auf das eigentliche Konstrukt.
Liebe Nike, der Film wurde mir jetzt schon mehrmals empfohlen – werde ich mir auf jeden Fall bald anschauen! Das Problem ist glaube ich, dass ein neues Beziehungsmodell relativ oft als schlecht abgetan wird oder als „es sich einfach machen“. Und ich denke nur, dass wir überall umdenken und Neues ausprobieren. In unserer Ernährung, im Job, eben allem. Ich finde es befremdlich, dass wir beim Thema Beziehung ein noch so starres Modell haben. Wenn jemand eine monogame Beziehung im klassischen Stil führt, möchte ich das in keiner Weise schlecht machen. Ich finde es nur als generelles Gesamtkonstrukt merkwürdig, dass da so wenig passiert, wenn du verstehst, was ich meine!
Absolut nachvollziehbar.
Und ich möchte mir da auch keine Wertung erlauben.
Was immer für zwei (oder auch mehr) Menschen funktioniert, sollen sie durchführen.
Glücklich wird am Ende doch jeder nur nach seinen eigenen Regeln.
Ganz genau :)
In offenen Beziehungskonzepten erlebe ich persönlich (neben der wohltuenden Freiheit, alles zu haben und nichts zu müssen) gelegentlich eine Art Leistungsdruck. Dann und wann fühle ich mich zu fremden Frauen, die potentiell mit meinem Herren eine nähere Bindung eingehen könnten, in einer Art Konkurrenz. Selbstverständlich ist dies ein sehr egoistischer Gedanke, da mein Gegenüber dem gleichen spannungsverhältnis ausgesetzt ist. Momentan aber halte ich diese Art, amouröse Beziehungen zu führen, für die richtige in meinem unsteten Klischee-Generation-y-Alltag
„Offene Beziehungen“ kann man doch nicht gleichstellen oder vergleichen mit Monogamie – das eine ist eine Form der Gemeinschaft, das andere maximal eine Phase die man durchlebt oder ein Phänomen wie „Friends with Benefits“ (schön in der Theorie, in der Praxis oft nicht von Dauer), weil man sich noch nicht bereit fühlt für was festes oder seine Freiheit genießen will. Klar gibt es beide und jeder muss für sich entscheiden, was ihm in der Phase seines Lebens gerade gut tut, trotzdem ist ein Vergleich schwierig. Bei dem einen „committen“ sich zwei Menschen, Beziehungen sind harte Arbeit bei der zwei Individuen Kompromisse schließen müssen und am Leben zusammen arbeiten wollen, „offene Beziehung“ dagegen ist ne win-win Situation für beide, ein Zustand ohne Verpflichtungen, ohne Rücksichtnahme und Verantwortung, gut maximal für einen selbst. Perfekt also für Generation Y ;-)
Franzi von http://www.beeminent.wordpress.com
Liebe Franzi, ich habe doch aber nie eine offene Beziehung mit Monogamie verglichen! Ich glaube aber dennoch, es gibt weitaus mehr Gründe, polygam zu leben, als „maximal eine Phase“, „nicht von Dauer“, „weil man sich noch nicht bereit fühlt“, oder „Freiheit genießen“. Genau darum geht’s! Offene Beziehungen sind mit Sicherheit mindestens genauso viel Arbeit, sie sind nur ein völlig anderes Lebensmodell.
Also als ein Tabuthema würde ich Polygamie nicht mehr bezeichnen.
Es wird doch alle naselang darüber diskutiert. – Jedenfalls in den Medien.
Und je nach dem in welchen Kreisen man sich bewegt, ist polygames Verhalten, ob nun polyamor oder offene Beziehung mittlerweile salonfähiger als die Monogamie. Vielleicht sind wir einfach ein bisschen zu viel dabei, uns definieren zu wollen.
Es gab mal eine interessante Einsplus-Sendung von Klub Konkret zu diesem Thema, in der es unter anderem um die unterschiedlichen Herausforderungen von verschiedenen Beziehungskonzepten ging (Langweile, Eifersucht,…).
Ich fände es auch sehr wünschenswert, dass mehr unterschiedliche Beziehungskonzepte in unserer Gesellschaft gelebt werden. Ich glaube auch, dass nur wenige Monogomie hinterfragen, sondern eher in engen Mustern festgefahren sind. Vor allem Offenheit ist also wichtig. Dazu finde ich deinen Beitrag sehr gelungen!
Vielen Dank, du scheinst den Artikel komplett richtig verstanden zu haben :)
Warum für alles ein (Medien)-label? Muss sich alles in unserem Leben als potentieller hashtag eignen? Macht doch einfach was ihr wollt, liebt euch, versucht keinem wehzutun und macht was ihr wollt…xx
Ein anderer Gedankengang: Wenn die Paare, die du darauf ansprichst, sich davon gekränkt fühlen… vielleicht hast du den falschen Ton oder die falsche Argumentationsweise?
Ich persönlich kann mir nämlich gerade nicht vorstellen, warum ich mich angegriffen fühlen sollte, wenn jemand meinen Freund und mich fragt, ob es in einer monogamen Beziehung nicht mal langweilig ist und ob wir uns wirklich (wirklich wirklich!) treu sind.
Aber: Mich nervt auch, wenn mir Freunde oder Bekannte absprechen, eine interessante Beziehung zu führen. Hatte ich erst neulich, dass ich mich gefühlt habe, als wär ich im Sexualkundeunterricht der 9. Klasse gelandet. Weil meine Gesprächspartner (die sich gerade hauptsächlich auf ONS beschränken) schlicht davon ausgegangen sind, dass ich nach so langer Beziehung erst mal „Shades of Grey“ lesen muss, um auf neue Ideen zu kommen.
Und das stört mich dann doch. Bzw. sehe ich es eigentlich andersherum als du. Dass man sich fast rechtfertigen muss, wenn man sich in jungen Jahren schon bindet, noch mit dem ersten Freund zusammen ist oder schlichtweg kein Interesse an unverbindlichen Beziehungen hat.
Weil heute doch alle offen und ungezwungen und lässig sind.
Sich dann aber die Augen ausheulen, weil der ONS nicht bei einem am Bett sitzt, wenn man krank ist, schwere Familienschicksale mit einem teilt oder einen runterholt, wenn man einen beschissenen Tag auf der Arbeit hatte.
Generell kommt es doch einfach darauf an, was man möchte. Wie man selbst mit sich klar kommt. Welche Beziehungen man zu anderen pflegen möchte. Und dass die eigenen Ansprüche nicht für jeden gelten müssen.
Ein guter Artikel zu einem wichtigen, aktuellen Thema, danke dafür. Trotzdem muss ich hier nach einer Begriffsklärung fragen: Meinst du wirklich Polygamie, also die „Vielehe“ oder sprichst du von Polyamorie = Viel-Liebe?
Was ich momentan beobachte, ist tatsächlich ein Wandel und Hinterfragen der sagen wir mal konventionellen Paarbeziehung. Immer mehr Menschen in meinem Umfeld versuchen polyamore Beziehungen zu leben und gängige Schemata aufzubrechen. Ich finde das ist sehr wichtig, denn durch die Auseinandersetzung mit der „Kernbeziehung“ im tradtionellen Sinne werden wohl in einem weiteren Schritt auch unweigerlich Geschlechterrollen, Familienmodelle usw hinterfragt und neu definiert. Was damit aber oftmals einher geht ist, dass Paare, die eine traditionell monogame Beziehung leben als spiessig oder so bezeichnet werden, was so meiner Meinung nach auch wieder unfair ist.
Schlussendlich denke ich, dass dieser Prozess des Hinterfragens und Reflektierens sehr, sehr wichtig ist. Jedes Paar, jede Familie muss aber am Ende selbst definieren wie die Form der Beziehung und des Zusammenlebens aussehen soll ohne diese anderen aufzudoktrinieren. Ich denke generell geht es eigentlich um eine Grundsätzliche Offenheit,Toleranz und Wertefreiheit auch in diesem Lebensbereich und man kann das alles auf den guten alten Spruch „Leben und leben lassen“ zurückführen.
Ein interessanter Artikel über Polyamorie, der zu der Diskussion hier und zu Deinem Artikel passt, Amelie :)
http://derstandard.at/1363708610313/Polyamorie-Mehr-als-einen-Menschen-lieben
Es ist sicher schwierig darüber sachlich zu sprechen. Liebe ist etwas so persönliches, die jeder unterschiedlich empfindet und die kaum oder gar nicht definierbar ist. Ich zum Beispiel habe in meinem Mann meinen besten Freund und Liebhaber und noch viele Aspekte mehr. Wir sind eine Familie, auch ohne Kind(er), und wir sind einander verbunden. Ich bin sehr glücklich und setze mich zum Glück nicht ständig der Frage aus „Ginge es NOCH glücklicher?“. Emotionales Glück ist irgendwie nicht messbar, finde ich. Wenn man glücklich ist, ist man glücklich. Die ganze „harte Arbeit“, die Langzeitbeziehungen (insbesondere der Ehe) ständig zugeschrieben wird… ich Frage mich oft, was die Leute damit meinen. Meine Ehe ist keine „harte Arbeit“, das wäre ja auch ziemlich furchtbar. Es ist doch vollkommen normal sich miteinander auseinanderzusetzen und Zeit zu investieren. Aber das ist doch schön, und nicht hart und anstrengend!
Deshalb kann ich deine Frage, deine Gedanken, so gut verstehen. Ich kenne so viele Leute (mit und ohne Beziehung) die wirklich nicht glücklich sind mit ihrem Beziehungskonzept – real oder anvisiert. Da denke ich auch oft, dass es doch ganz viele verschiedene Modelle für die Liebe gibt und das man nicht verpflichtet ist sich einmal festzulegen und dann für immer dabei zu bleiben.
Es ist aber sicher nicht leicht, da die Strukturen in unserer Gesellschaft schon klar auf eine Zweierbeziehung zugeschnitten sind…
Augen und Herz offen halten und wenn man Freiheit und Gleichberechtigung sagt, es auch meinen.
Wird schon ;)