Fashiongirl goes Sk8erboi: Wenn Streetwear plötzlich Mode wird

13. Mai 2016 von in

Neulich habe ich mir Vans gekauft. Das ist komisch, denn ich kaufe mir normalerweise keine Vans. Und nicht nur irgendwelche, seit einiger Zeit bereichert das Modell „Oldskool“ meinen Schuhschrank. Ich liebe meine neuen Vans, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte Vans schon immer geliebt und das sei mein 3. Paar. Ich wurde gebrainwashed. Von all den Frauen da draußen, die plötzlich angefangen haben, Vans Oldskool zu tragen. Auf Instagram und Snapchat sieht man sie in Kombination mit knöchellangen Kleidern aus flatternder Viscose von & Other Stories und Sonnenbrillen von Le Specs – weil Stilbruch. Oder auch das volle Programm: Vans Oldskools, Cap, Thrasher T-Shirt, Jeansjacke. Oder Hoodie. Je öfter ich die Modeszene in der Skater-Klamotte gesehen habe, umso besser gefiel mir das Ganze. Also habe ich mir Vans gekauft.

Die habe ich letztens auf der Vernissage meines Freundes Mixen getragen. Zum Einen, weil es kaum etwas praktischeres und bequemeres gibt, zum Anderen, weil sie cool sind. Ich sitze so da und Mixen – ein Skater – wies mich auf meine Schuhe hin. „Die trägt plötzlich jedes Instagirl“, sagte er und ich fühlte mich plötzlich überhaupt nicht mehr cool. Ich machte mir darüber meine Gedanken – schließlich stand das Thrasher Shirt auch noch auf meiner Wunschliste – ob es nicht vollkommen albern ist, die Streetwear- und Skaterklamotte auf den Laufsteg beziehungsweise Instagram zu schicken. Vetements ist sicherlich nicht unschuld daran, dass plötzlich jede Frau der Mode mit noch so vielen Chanel Taschen riesige Hoodies trägt.

Skater sein ist also Hype. Wann war aber etwas nicht Hype? Die Marke Supreme zum Beispiel schafft es seit den 90ern, begehrt zu sein. Und das nicht nur für Jungs aus der Streetwear-Szene; schließlich war auch Kate Moss Markenbotschafterin der Marke. In den letzten fünf Jahren hat sich der Trend um Sneaker, besondere Kollaborationen und Streetwearmarken mehrfach multipliziert. Angefangen mit Odd Future, der Gang von Tyler the Creator, die mit Rappen, Skaten und trashigen Grafiken einen Hype um sich selbst kreiert haben. Diesen Lifestyle haben Stars und Teenies adaptiert. Lil Wayne wurde plötzlich Skater und regelmäßig im Thrasher Magazin gefeatured. Wenn dann Jay-Z anfängt, die Marke Palace für sich zu entdecken und Rihanna sowieso schon längst jede Skater Marke abfeiert, selbst Beyonce mit aufs Boot springt – dann ist die Sache klar. Streetwear ist Trend und zwar so verbreitet, wie selten ein Trend war. Ein Teenietrend wird zum riesigen Hype – die Teile sind schließlich alle im bezahlbaren Rahmen. Vetements brachte Skater Trash nur noch auf den unbezahlbaren Catwalk.

Nun also die Frage: Darf man auf den Zug aufspringen, ohne selbst zu skaten? „Mir is‘ des Wurscht“, sagt Mixen, den ich nach einer Woche Grübelei im Skater Shop SHRN besucht habe. „Wenn’s danach ginge, dürfte ich keine Doc Martens mehr tragen, weil ich nicht in der Ska Szene bin. Heute darf man eh alles machen.“, während man früher mit bestimmten Erkennunszeichen zu einer Gruppe gehörte, kann heute bunt gemischt werden. Im Shop SHRN kaufen viele Jungs ein, die aussehen wie Skater, aber keine sind. Die den Shop mögen, ihn unterstützen wollen und die Teile gut finden. Da sagt auch keiner was.

Manchmal muss man sich locker machen und ehrlich zu sich selbst sein. Wenn dir etwas gefällt: dann trag es. Wenn jemand einen blöden Kommentar fallen lässt: dann ertrag es. Mit diesem Fazit radelte ich nach Hause – mit einem Thrasher Shirt und einem Thrasher Magazin in meiner Tasche.

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9 Antworten zu “Fashiongirl goes Sk8erboi: Wenn Streetwear plötzlich Mode wird”

  1. Hee Amelie,
    ich habe in den 90ern Trasher, Powell Peralta und noch so einiges anderes getragen und warum? Weil meine Peer Group aus Skatern bestand und es „in“ war. Damals gab es kein Instagram und Co und trotzdem haben die Mädels das alles getragen. Also Scheiss drauf was andere sagen, trag die Sachen, ich finde es cool. ;)

  2. Toller Post und super geschrieben – mir ging’s ganz ähnlich mit einem Hoodie, den ich neulich gekauft habe. Meinen letzten hatte ich vor ein paar Jahren entsorgt. Aber mir gefällts wieder und ja – ich finde das reicht um was zu tragen, du hast absolut recht!
    Liebe Grüsse
    Mirjam // http://www.miiju.ch

  3. Hallo Amelie! Toller Artikel. Ich habe mich sehr gefreut ihn zu lesen. Die Frage, ob man diese Dinge tragen „darf“ habe ich mir auch schon oft gestellt (u.a , weil ich mir ebenfalls ein Trasher Shirt kaufen wollte). Ich kenne es zwar auch, dass es mich irgendwie schon genervt hat, als jeder mit den H&M-Shirts meiner Lieblingsband rumlief, ohne die Band zu kennen. Auf der anderen Seite, ist es jedem natürlich frei gestellt und man sollte tragen, was einem gefällt. Ich denke dann immer, dass ich mich mit den Inhalten schon irgendwie identifizieren möchte. Ich würde z.B kein Bandshirt tragen, von einer Gruppe, deren Musik ich grausam finde und deren Inhalte mich abstoßen. Mit der Skaterkultur kann ich mich allerdings schon identifizieren. Ich habe Freunde die skaten, habe selbst mal etwas geskatet und finde, dass es eine tolle Sportart ist. Ich meine, ich kann ja auch Jazzliebhaberin sein und ein Jazzshirt tragen, ohne selber Jazz spielen zu können.
    Wie dem auch sei. Toller Artikel! Go for it!

  4. Natürlich dürft ihr das auch tragen,wenn ihr mit Skateboarding nichts am Hut habt.
    Jeder hat das Recht sich,so gut er kann,zum Idioten zu machen.

  5. Genauso wie band tshirts, Jordans und Supreme wird auch das Thrasher Shirt nun leider von Leuten angezogen, die niemals geskatet haben und lediglich von „Fashion Bloggern“ auf Instagram gesagt bekommen dass dies nun der Neuste Trend ist. Absolut lachhaft jedem Trend zu folgen ohne eine eigene Meinung zu haben. Was für ein geringes Selbstbewusstsein muss man haben um Kleidung anzuziehen, die von anderen Leuten momentan als „in“ propagiert werden? Wie wäre es mal, wenn ihr euren eigenen Style entwickelt, ohne zu schauen was Instagram gerade vorgibt? Individuell seid ihr damit ganz bestimmt nicht, sondern einfach nur Fashion victims über die ich mitleidig lachen kann.

  6. Das Problem ist ,dass wenn du eine Frau bist und boardest, wirst du per se nicht ernst genommen. Im Skatepark kann es zu Mobbing bzw Anmache kommen… eventuell. Ich sag hier extra Mobbing; es kommt zu einer Vermischung aus Anmache und Mobbing. Die meisten Männer sehen Frauen gar nicht gern auf nem Brett. Sie lachen und machen dich schlecht. Selbst wenn du was kannst… Dies passiert nicht immer, aber manchmal. Mir ist mal passiert, dass ich runtergemacht wurde, er wollte unbedingt mich wissen lassen, dass es da ja schon 8 jährige Skaterinnen gibt, die schon Pros sind, und dass ich es ja gleich sein lassen soll. Ich kann nen Olli, Shuvit und Kickflip. Ich weiß,dass es bessere Skater gibt als mich; aber warum zur Hölle glaubt der, dass ich mich mit Pros messe, wenn ich noch nen normalen Job habe und erst seit 3 Jahren überhaupt auf dem Brett stehe??Solche Sachen passieren ständig, Männer glauben, wir Frauen können keine Hobbies haben. Und wenn wir welche haben, wären wir Nachahmerinnen, neidisch auf andere Frauen oder wir messen uns mit anderen Frauen, oder so was in die Richtung..dass mir das Spaß macht glaubt der gar nicht…Wenn der wüsste, dass ich sonst noch zocke, wie ein krasser Nerd und ein Auto selbst reparieren kann oder gar nen Schrittmotor programmieren…Die Männer sehen dich auf der Straße und die denken du hast nur Mode und Schuhe und Make up im Sinn.. die haben ja keine Ahnung. //rantEnde

  7. und zum thema skaterklamotten..wenn sie dich auf dem brett nicht ernst nehmen, dann schon gar nicht, wenn du das thrasher shirt trägst , sogar als skaterin

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