Die Freude am Verzicht: 8 Ideen für die Fastenzeit

27. Februar 2020 von in

Ich hasse Fasching. Ich kann nichts dafür, schon als Kind habe ich geheult, wenn ich mich mit mehr als einem Vampirumhang verkleiden sollte. Ein Gutes hat der Fasching jedoch: den Aschermittwoch. Jedes Jahr um diese Zeit entschließe ich mich, auf ein oder zwei Sachen bewusst zu verzichten. Kleine Ausnahmen sind natürlich erlaubt, und doch sind die 40 Tage bis Ostern eine schöne Gelegenheit, sich bewusst Zeit zu nehmen, auf bestimmte Dinge zu verzichten und vielleicht sogar eine neue Routine zu entwickeln. Schließlich heißt es ja, der Mensch braucht mindestens 30 Tage, um sich an Neues zu gewöhnen. Warum auch nicht an die Freude am Verzicht?

Aus dem religiösen-historischen Hintergrund heraus entspricht die Fastenzeit der Zeit, in der man sich bewusst von den Zwängen und Gelüsten löst, die einen vom Glauben wegtreiben. Meine Motivation für das Fasten ist jedoch keine religiöse, sondern viel mehr die Freude am Verzicht als ein Loslösen vom Zuviel. Zuviel Essen, zuviel Konsum, zuviel Medien. In der heutigen Zeit leben wir im Überfluss, und es tut gut, einmal im Jahr, das eigene Konsumieren – egal, von was – auf den Prüfstand zu setzen und zu gucken, worauf kann ich auch gut verzichten?

Ich bin heute quasi bei Tag 2 des Verzichts und übe mich in ein paar Dingen. Welche? Die verrate ich euch hier und gebe euch gleich noch einen Anstoß, euch selbst dem ein oder anderen Verzicht hinzugeben.

Verzicht auf Fast Fashion

Jede Woche trudeln neue Kleidungsstücke in die Läden, im Schnitt besitzt aber jeder von uns schon 95 Kleidungsstücke, 40 Prozent davon trägt er aber nie. Also fast die Hälfte schlummert ungenutzt im Kleiderschrank, während dank Fast Fashion Retailern immer wieder neue Teile einziehen dürfen. Ich übe mich dieses Jahr im Shopping-Verzicht, denn um ehrlich zu sein, besitze ich eigentlich mehr als genug. Außerdem bin ich sowieso in der privilegierten Situation, immer wieder mit PR-Samples ausgestattet zu werden. Das allein sollte eigentlich reichen. Manchmal ist die Verführung aber eben doch da, und der Klick auf Kaufen schnell getan. Bis Ostern will ich also nichts shoppen – weder Fast Fashion noch irgendwas anderes, was reiner Konsum ist. Außnahme: Wenn ich wirklich kein Shampoo mehr zu Hause habe oder meine Wimperntusche leer ist. Und ein Teil meines liebsten Fair Fashion Labels, das im März seine Sommerkollektion launcht. Ihr seht: Verzicht ist gar nicht so einfach.

Verzicht auf (Industrie-)Zucker

Manchem fällt es leicht, mir tatsächlich eher schwer. Der Verzicht auf (Industrie-)Zucker. Ich liebe einfach Eis und Süßigkeiten. Der Verzicht auf Zucker in der Fastenzeit ist eigentlich schon eine Tradition, nach Weihnachten ist mein Zuckerspeicher mehr als voll, in den 40 Tagen Verzicht komme ich wieder auf ein Normallevel des Zuckerkonsums, indem ich nach der Fastenzeit nur noch die Hälfte des Zuckers brauche. Also verzichte ich auch dieses Jahr auf Zucker bis Ostern – und freue mich auf all die positiven Nebenwirkungen, die dieser Verzicht mit sich bringt.

Verzicht auf Alkohol

Ein Laster, das wohl viele von uns haben: das Bier zum Feierabend, das Glas Wein zum Abendessen. Ich persönlich trinke super selten Alkohol, habe auch schon über ein Jahr lang mal gar nichts getrunken. Ich vertrage Alkohol allgemein schlecht, mittlerweile vermute ich eine Histamin-Intoleranz. Insofern fällt mir dieser Verzicht nicht schwer, und trotzdem habe ich an Weihnachten ein Gläschen Wein getrunken und es am nächsten Tag bereut. Für die nächsten 40 Tage wird also wieder absolut alkoholfrei gelebt, das macht mir – im Vergleich zum Zucker – gar nichts aus.

Verzicht auf Fleisch

Ich möchte nicht missionarisch klingen, aber ich freue mich über jeden, der sich entschließt, bis Ostern einfach mal auf Fleisch zu verzichten. Ich lebe zu 90% vegan, Fleisch fehlt mir absolut gar nicht, und ich wünschte, wir alle würden Tierwohl und Ethik vor Geschmack stellen. In meinem Umfeld sind aber immer noch viele Menschen, die glauben, sie können niemals darauf verzichten. Wie leicht es tatsächlich sein kann, merkt man oft erst, wenn man es versucht. Die Fastenzeit ist dafür eine tolle Möglichkeit. Wer am Ende der 40 Tage sagt: Oh, ich habe es so sehr vermisst, das Fleisch, braucht keine Angst haben. Böse Blicke bekommt er von mir nicht, denn der Versuch zählt. Und auch weniger Fleisch ist schon ein Schritt. One step at a time.

Verzicht auf Social Media

Und da ploppt die Nachricht auf: Sie waren heute schon eine Stunde bei Instagram. Schock. Es ist doch erst 11 Uhr. Wie viel Zeit wir tatsächlich in den sozialen Medien vertrödeln, ist uns oft gar nicht bewusst. Beim letzten Blick auf meine Bildschirmzeit wurde mir dann aber doch schlecht. Also nehme ich mir vor, in den 40 Tagen einen besseren Blick auf meine Social-Media-Zeit zu haben. Ein kompletter Verzicht wird allein beruflich nicht möglich sein, aber ein bewusster Konsum und abendliche Auszeiten mit Buch statt Handy sind das Ziel.

Verzicht auf Stress

Im Januar kam ich nach den Weihnachtsferien nur schwer in den Arbeitsmodus rein, der Februar war dann vor allem eines: anstrengend. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es immer schaffe, aber schwupsdiwups bin ich im Hamsterrad namens Stress, hetze von A nach B und schwimme nur so zwischen den Terminen. Das will ich nicht – und die Fastenzeit will ich bewusst dazu nutzen, genügend Auszeiten einzubauen, mein Zeitmanagement wieder zu sortieren und einen guten Workflow auszuarbeiten. Außerdem will ich Erfolge genießen können und nicht schon an die nächste Herausforderung denken.

Verzicht auf Klima-Schaden

Ein Punkt, der natürlich das ganze Jahr gelten sollte, aber gerade in der Fastenzeit zum Umdenken und Ausprobieren anregen soll. Wie ist es, bewusst im Supermarkt nur die Dinge einzukaufen, die eine gute CO2-Bilanz haben und kein Plastik mit sich bringen? Wie ist es, die meiste Zeit mit dem Rad zu fahren, statt das Auto zu nehmen? Reicht es, wenn der Ostertrip nach Hause zur Familie führt und nicht mit dem Flieger nach Barcelona? Die 40 Tage können wir alle nutzen, unser Mindset neu zu justieren, zu gucken, wo jeder von uns einen Schritt machen kann und das Learning mit ins restliche Jahr nehmen.

Verzicht auf Missgunst und Neid

Gönnen können. Ein wichtiger Leitsatz fürs Leben. Ich bin kein neidischer Mensch, ich freue mich für jeden, der etwas tolles erlebt, bekommt oder Erfolge feiert. Für die Fastenzeit wünsche ich mir, dass wir alle auf Missgunst und Neid verzichten und mehr mit Liebe durchs Leben gehen. Wer sich für andere freut, wird schöner.

Auf was verzichtet ihr bewusst die nächsten Wochen?

 

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3 Antworten zu “Die Freude am Verzicht: 8 Ideen für die Fastenzeit”

  1. Hallo Antonia,
    ich habe mich bewusst für das Loslassen entschieden. Ängste loslassen. Frust loslassen. Den Kampf der letzten Jahre loslassen. Es klappt schon ganz gut, mir das immer wieder im Alltag in Erinnerung zu rufen und bewusster Entscheidungen zu treffen :-)
    Auch ich habe mich für Alkoholverzicht entschieden. Letztes Jahr hatte meine Absichtserklärung dazu geführt, dass ich mehr trank denn je, doch auch ich vertrage es nicht, was zu einem Alkoholverzicht für nahezu das ganze restliche Jahr geführt hat. In diesem Sinne mache ich einfach weiter.
    Ich werde die Idee mit dem Fashion Detox von Dir übernehmen, und meinen Schrank als Wundertüte betrachten – alte Bekannte daraus hervorholen, sie tragen oder weggeben wenn sie nicht mehr passen. Danke für die Inspiration :-) Liebe Grüße, Dimitra

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