Kolumne: Muss man weg?

16. Juni 2013 von in

„München ist die Stadt, in der man es sich gemütlich macht, sich sein Leben aufbaut. Berlin ist die Stadt derer, die sich nicht festlegen wollen.“ Diese nicht ganz unzutreffende Differenzierung kam am Dienstag aus dem Munde der schönen Kiki, mit der ich mal wieder über das eine Thema sprach: Warum bin ich eigentlich nicht in Berlin, Timbuktu, einfach woanders als in der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin?

Bis ich zehn war, habe ich ziemlich zentral in München gewohnt. Dann sind wir an den Stadtrand gezogen und je älter ich wurde, desto intensiver wollte ich ausziehen von zu Hause, mitten rein in die Stadt und so zentral wie möglich wohnen. Gesagt, getan, und mit 18 saß ich in meiner ersten WG in der Innenstadt. In den nächsten Jahren und im Laufe verschiedener Wohnungen  lernte ich die Stadt nochmal komplett neu, eigentlich überhaupt erst richtig kennen. Meine Kindheits- und Jugendwelt und meine heutige Welt haben zwar beide in München stattgefunden, haben aber kaum etwas gemeinsam.

Mein heutiges Leben besteht zum Großteil aus neuen Menschen, Orten, Umgebungen und Erfahrungen als zu Schulzeiten, und doch habe ich meine Familie und alles, was meine Heimat ausmacht, in meiner Stadt. Ich bin glücklich damit, fühle mich pudelwohl und bin ziemlich überzeugt davon, dass mir meine Heimat die Kraft gibt, die ich brauche. Und gleichzeitig ist diese Heimat eine so große Stadt mit so vielen Facetten und Möglichkeiten, dass ich nicht müde werde von ihr, bis jetzt.

Natürlich habe ich aber trotzdem oft darüber nachgedacht, wegzugehen. Natürlich vor allem nach Berlin, wo nicht nur mode- und partymäßig mehr los ist als in München. Natürlich bin ich oft genervt vom weit verbreiteten kleinen Horizont und großen Geldbeutel der Münchner. Natürlich hängt mir das München-Dorf manchmal zum Hals raus. Und doch: Kaum bin ich länger als zwei Wochen weg, geht mir die Kraft aus und sie kommt erst wieder, wenn ich Isar und Frauenkirche sichte.

Ich bewundere jeden, der Auslandssemester macht, der hunderte Kilometer von zu Hause wegzieht, der das Kosmopolitendasein ausreizt, wie es uns heute möglich ist. Wenn ich länger als ein paar Monate die Stadtgrenzen Münchens nicht verlassen habe, drohe ich auch einzugehen und auszutrocknen, so wichtig ist mir das Reisen und unterwegs sein. Und doch gibt es für mich keine schlimmere Vorstellung, als von einem Auslandspraktikum zum nächsten Auslandssemester zu tingeln, in Wohnheimen in der spanischen oder amerikanischen Provinz immer neue flüchtige Bekanntschaften zu machen und nie irgendwo anzukommen.

So richtig angekommen ist man vermutlich nie. Trotzdem bin ich ein Nest-Mensch, eine schöne Wohnung ist essentiell für meine Stimmung und Kreativität und die Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe, mag ich so gern, dass ich ihnen mein ganzes Herz öffne. Ich liebe es, Wohnung, Job, die wichtigsten Menschen und die Familie in der Stadt zu haben, in der ich lebe. Ich möchte keine Fernbeziehung und keine Erasmus-Parties, ich möchte das Nest in meiner Heimat und von dort aus Ausflüge machen, ob lang oder kurz.

Ob das für immer so bleibt, will ich auf keinen Fall festlegen. Vielleicht verschlägt es mich doch irgendwann noch in die Ferne. Und gleichzeitig kann ich andere Leute nur zu gut verstehen, die weit weg von ihrer Heimat leben möchten. Dass man aber immer wieder schief angeschaut wird, wenn man in derselben Stadt wohnt, in der man aufgewachsen ist („immernoch?!“), müsste nicht sein. München ist nicht Hintertupfing, und selbst wenn es so wäre, zeugt es nicht automatisch von Beschränktheit, wenn man seinen Standort lieber ins gar so individuelle Berlin, rucksacktragend nach Südamerika oder jede Woche woanders hinverlegt.

Wichtig ist, dass jeder sein Glück findet. Nur, weil man in der heutigen Zeit die Möglichkeit hat, jeden Tag an einem anderen Fleck auf der Erde zu verbringen, will ich mich nicht dazu gezwungen fühlen. Ob Weltenbummler oder Wahlberliner ein Problem damit haben, sich festzulegen und ob München die Stadt ist, in der dieses Festlegen einem leichter fällt, kann ich nicht umfassend beurteilen. Für mich trifft es auf jeden Fall zu – vielleicht nicht für immer, aber bisher fühlt sich das Festlegen wahnsinnig gut an.

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29 Antworten zu “Kolumne: Muss man weg?”

  1. recht hast du! vorm abi habe ich auch immer gedacht: ganz schnell raus aus dem kaff hier. im endeffekt war ich nie woanders, außer ein halbes jahr in holland, und nun bin ich auch ganz froh damit. ich wollte immer in eine großstadt, aber inzwischen habe ich einfach eingesehen, dass in ein landei bin. ein wochenende in düsseldorf oder köln und schon wirds mir zu viel – da will ich zurück in meine kleine stadt, bei der man überall jemandem über den weg läuft, den man kennt.

  2. du sprichst mir wahrhaftig aus der seele:) ich, geboren und aufgewachsen in dortmund, möchte hier nicht weg. erst vergangenes wochenende ließ ich mir mitleidige blicke eines wahlberliners (gebürtig aus göttingen) gefallen, der so gar nicht verstehen konnte, was einen in seiner geburtsstadt hält. „ach, elektro ist also auch schon in dortmund angekommen?“ jaja, die provinz^^

    sowieso ist „horizont“ etwas, das im kopf stattfindet. die reiselustigsten menschen können wahnsinnig verbohrt sein (aber hey, sie haben die ganze welt gesehen), während heimatversessene die ganze welt in sich tragen können (japp, es klingt pathetisch). im übrigen auch eine frage der menschen, mit denen man sich umgibt.

    • Toller Beitrag!

      Ich war auch nie einer der „Fernweh-Menschen“…
      Ich fühle mich dort wohl wo die Menschen sind, die ich liebe, wo mich jedes Gänseblümchen mit Namen grüßt. Ich brauche meine Familie, meine Freunde und die gewohnte Umgebung in meiner Nähe.
      Trotzdem reise ich viel, aber eben nur im Urlaub und jedesmal bin ich froh wieder daheim anzukommen. Meine Stadt ist perfekt, nicht zu groß, nicht zu klein (ca. 100.000 Einwohner) und ich habe 2 Kinder die hier wohlbehütet aufwachsen können!

      Habe allerdings auch die Erfahrung gemacht dass ich dadurch uninteressant bin für manche achso erfahrenen Weltenbummler und ehemalige Abi- Freunde… Aber so what? Ist mir schnuppe, dafür bin ich glücklich!

  3. ich finde deinen text großartig und ich kann mich wunderbar in dich hinein versetzten. ich glaube es geht vielen so, denn man weiß nie, wohin einen das leben noch verschlagen wird. aber macht nicht ganau das alles so spannend? wenn man nicht genau weiß, was kommt? und ich denke, dass mit dieser ungewissheit, egal ob man nun seit der kindheit in der selben stadt lebt oder eben nicht, jedem irgendwann einmal begegnet.
    süße grüße
    hannah
    <3
    http://hannahmythoughtsandme.blogspot.de/

  4. Allerdings! Vor allem nach meinem üblen Sch(r)ottlandjahr grade kann ich da nur zustimmen! München ist einfach super und da kann für mich im Moment nichts andres langfristig mithalten.

  5. Ich komm zwar nicht direkt aus München, aber aus der Nähe und wollte immer unbedingt nach München ziehen. Während des Studiums war mir das aber zu teuer. Weil Fernbeziehungen nerven, bin ich jetzt nach Hamburg gezogen, was ich wunderbar finde. Und jetzt – geht es vielleicht im Herbst wieder zurück nach München, weil wir dort beide studieren könnten. Und ich denk mir nur „Meh … München …“
    Dabei hab ich nichts gegen die Stadt. Es ist nur – zu nach an daheim. Was eigentlich doof ist, denn irgendwie vermiss ich daheim dann doch. Komischkomisch.

  6. Ich komme zwar nicht aus München, doch sprichst du mir aus ganzer Seele.
    Ich wohne nun seit einigen Jahren und Berlin und werde im nächsten Jahr – endlich – in meine Heimatstadt zurückkehren. Einige meiner Freunde und Bekannten sind von dort weggegangen und froh darüber, nur ich hatte (und habe) immer Heimweh. Umso glücklicher macht es mich, dass ich nun die Möglichkeit habe, zurückzugehen – mit meinem Verlobten. :)
    Ich musste mich oft rechtfertigen und es ist schön, einmal eine andere Meinung zu lesen.

  7. Gut gesagt. Ich gehör zur Studium in Berlin, Backpacking in Südamerika, Fernbeziehung& Erasmus-Party- Fraktion und sehne mich (vor allem je älter ich werde) immer mehr nach dem was du hier beschreibst: eine tolle Wohnung die nicht nur aus schnell zusammengekauften Ikea-Möbeln besteht, jemanden kennenlernen mit dem man sich etwas aufbauen kann und nicht nach einem halben Jahr zwischen Fernbeziehung oder Trennung entscheiden muss weil einer zurück- oder weiterzieht. Gleichzeitig wird es immer schwerer sich mit einem Ort langfristig zufrieden zu geben weil einem irgendwann doch etwas fehlt, was man an einem anderen Ort hatte (Sonne& Meer, Multikulturalität&Millionenstadt oder Familiennähe etc.)- die Vorstellung irgendwo anzukommen und zu bleiben macht einen fast unzufrieden.

  8. Hey,
    schöner Text, kann ich aber alles nicht nachvollziehen. Ich finde, es geht nicht darum nach Berlin ziehen zu müssen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es sehr befreiend sein kann irgendwo anders hinzuziehen, sich selbst heraus zu fordern, ob man es auch ohne den sicheren Hafen Familie/Freunde schafft, der einem das ganze Leben immer so gemütlich macht. Ich möchte nicht lange irgendwo bleiben, dafür gibt es zu viele schöne Städte, die ich kennenlernen will und nicht nur mal 2 Tage auf einem Städtetrip sehen. Daheim zu bleiben sei natürlich jedem gegönnt, aber es ist gemütlich, einfach und ohne Abenteuer, daher kann ich jeden nur allzu gut verstehen, der ausbrechen möchte.
    Liebe Grüße

    • Aber kann Abenteuer nicht auch anders sein, als von Stadt zu Stadt zu ziehen?
      Ich bin ähnlich wie Milena. Ich bin zwar von der oberbayerischen Kleinstadt nach München gezogen, gleichzeitig – wie viele meiner Freunde übrigens auch – nicht nach Südamerika getingelt oder nach Hamburg gezogen. Und ich bewundere jeden, der den Mut hatte – aus welchen Gründen auch immer.
      Klar, meine Familie ist nicht weit weg, ausbrechen musste ich nie, aber gleichzeitig bedeutet das nicht, dass ich mich immer auf den sicheren Hafen verlasse. Genauso wie sich die Abenteuerlust trotzdem äußern kann. Indem man andere Länder bereist, Sprachen lernt, kleine Abenteuer in sein Leben lässt und trotzdem schätzt, was einem in der Heimat wichtig ist. Natürlich ist es ein anderes, allein nach Chile zu gehen, dort neue Leute kennenzulernen und sich ein Leben aufzubauen. Aber den Drang auszubrechen hatte ich beispielsweise nie. Gleichzeitig finde ich aber, dass man es sich eben nicht nur „gemütlich“ macht, wenn man „daheim“ bleibt.
      Und vielleicht ist es in unserer heutigen schnelllebigen Zeit gerade mutig, sich zu binden. An eine Stadt, an ein Leben mit einem bestimmten Menschen, frühzeitig zusammenwohnen, Zukunft planen und trotzdem Abenteuer erleben. Ich beispielsweise habe einen sehr unsteten, sogar unsicheren Job in der Kreativbranche. Und auch das ist ein Abenteuer. Anders als ein Rucksacktrip durch Südamerika, aber auch den will ich irgendwann als Urlaub machen. Liebe Grüße!

      • Klar kann man Abenteuer auch in der Heimat erleben, wie du sagst, beispielweise durch den Job. Es ist aber meiner Meinung nach trotzdem was anderes irgendwo neu und alleine anzufangen. Ich konnte mich daheim immer auf meine Familie verlassen (was ich jetzt natürlich auch noch kann, aber die können nicht mal eben schnell rüber fahren) und hatte das Gefühl dadurch bin ich nie wirklich erwachsen geworden, bzw. konnte mich nie in dem Maße lösen, wie ich es wollte. Aber das ist eine indivuelle Sache. Ich bin pro wegziehen, da mich eben diese Bindung gestört hat, die sich natürlicherweise ergibt. Ich kannte irgendwann jedes Café, jeden Club in der Heimat und es hat mich ehrlich gesagt irgendwann gelangweilt.
        Ich finde es schön, dass ihr euch mit solchen Themen befasst und es ist auch schön mal andere Meinungen dazu zu hören!
        Ich wünsche euch noch einen sonnigen, schönen Sonntag!:)

        • Anna, ja, das kann ich gut verstehen. Für mich hat quasi der Schritt von der oberbayerischen Kleinstadt nach München erstmal gereicht. Und ich bin zu einer Zeit umgezogen, in der ich quasi neu und allein wo angefangen habe. Wäre ich in der Kleinstadt geblieben, wäre es mir wie dir gegangen: Mir hat es da bereits auch gereicht, nach 20 Jahren. Und ich hatte auch irgendwann den Drang meine Situation zu verändern. Aber eben im Kleinen – also nur 70 Kilometer weiter weg :)Aber vielleicht ist das auch was anderes, wenn man eben wie Milena in einer Großstadt aufgewachsen ist. :)
          Schönen Sonntag dir – und danke, dass dir unsere Kolumnen gefallen!

  9. Ich war auch immer fest davon überzeugt, dass ich nach dem Abi nach Berlin ziehen werde. Das ist jetzt auch schon einige Jahre her und ich bin immer mehr davon verblüfft, wie sehr ich in München und der Umgebung verwurzelt bin. Ich hätte mittlerweile auch gar nicht mehr den Mut, alles aufzugeben und ich muss ehrlich gestehen, nach einer Woche fehlt mir allein schon der Dialekt und das berühmt berüchtigte Granteln einfach zu sehr.

  10. Total gut :) Bin auch in München geblieben und seitdem ständig am hadern, ob das jetzt gut ist oder nicht, ob mir jetzt da voll die Erfahrungen verloren gehn oder ob ich feige bin oder nicht loslassen kann. Ob ich einen Riesenfehler mache oder einfach in einer schönen Stadt geboren bin. Oder obs woanders nicht vielleicht schöner wär.
    Letztendlich stimme ich dir zu; man lernt die Stadt aus tausend neuen Blickwinkeln noch viel besser kennen und lieben und eigentlich ist der Wohnort auch nur so lässig wie man selber drauf ist. Meine Schulfreunde sehe ich auch so nur in den Semesterferien und bei guten Freunde freue ich mich ständig dass ich sie so oft sehen kann wie ich will.
    Das einzige was mich stört ist die viel beklagte Mietsituation in München. Weiß ja nicht wie du das gemacht hast mit ner Wohnung in der Innenstadt mit 18, ich persöhnlich werd den mittleren Ring in der Hinsicht wärend meines Studentenlebens wohl nicht von innen sehn. :)

  11. Hey!
    Interessantes Thema, das ihr hier aufgreift. Mal was Anderes!

    Ich wohne nunmehr seit 6 Jahren in Wien, komme aber ursprünglich aus einem 500-Seelen-Dorf, das etwa eine Stunde entfernt ist. In dieser Zeit habe ich auch ein Auslandssemester in Barcelona gemacht, weil ich schon als Teenager unbedingt mal länger weg von daheim sein wollte. Mein Studium wollte ich eigentlich auch nicht in Wien machen, weil ich den Eindruck hatte, dass alle meiner Klasse dorthin wollten und ich wollte unbedingt was Neues kennenlernen und weit weg von daheim sein.

    Was ich an mir beobachten konnte: Daheim plagt mich öfter mal das Fernweh. Ich würde gerne neue Städte erkunden, neue Eindrücke sammeln und mal rauskommen. Aber nicht nur rauskommen im Sinne von Urlaub, weil das irgendwie anders ist als längere Zeit wo zu wohnen. Aber sobald ich in der Fremde bin, empfinde ich auch wieder Heimweh, sehne mich nach meiner bekannten Umgebung, nach meinen Freunden und meiner Familie. Es ist wirklich paradox. Vielleicht liegts nur daran, dass ich manchmal das Gefühl habe, was zu verpassen oder auch daran, dass ich momentan nur Fernweh habe, weil mich die Arbeit an meiner Diplomarbeit so nervt, dass ich am liebsten Reißaus nehmen würde.

    Ich weiß zwar nach meinem Auslandsaufenthalt, dass ich es schaffen könnte, selbstständig was aufzubauen, Unikurse in einem fremden Land zu besuchen usw. Diese Herausforderung habe ich mit Bravour gemeistert. Aber ich fand es enorm schwierig, gute Freunde zu finden, die auch danach noch auf einen schauen und sich um die Freundschaft kümmern. Wenn man wohin kommt, wo die Leute von Anfang an wissen, dass man nur ein halbes Jahr bleibt, ist es oft so, dass sie sich einem kaum öffnen und eine wahre Freundschaft gar nicht entstehen kann. Als Erasmusstudent gesellt man sich eben hauptsächlich unter Erasmusstudenten, weil die Einheimischen gar kein wirkliches Interesse zeigen, mit einem in Kontakt zu treten – wahrscheinlich, weil sie ohnehin schon einen festen Freundeskreis haben. Das kann man ihnen gar nicht verübeln.

    Dafür bin ich umso glücklicher, wenn ich an mein Zuhause denke, wo meine Freunde und meine Familie immer für mich da sind. Ich finde, Heimat gibt einem ein so wohliges Gefühl. Klar kommt es vor, dass man manchmal ein wenig ausbrechen möchte, weil der Alltagstrott einen einholt. Aber oft hilft es schon, mal ein paar Tage wegzufahren und man weiß, was man am Daheim hat!

  12. Toller Post!! Total schön geschrieben und ich stimme dir total zu…
    Ich bin zwar grade zum Studium in einer anderen Stadt, aber ich komme sehr gerne nach hause und brauche es einfach, ab und zu wieder meine so vertraute Kindheitsatmosphäre um mich zu haben. Natürlich bietet München mehr als irgendein Kuhkaff und ich muss sagen, dass auch nicht unbedingt eine Stadt für mich Heimat ausmacht, sondern meine Familie und meine Freunde… aber man kann ja auch schlecht alle in die eigene Traumstadt umsiedeln :D
    Man muss für sich entscheiden, was einem wichtig ist und wie du so schön geschrieben hast, ist es einfach am wichtigsten, dass man mit seinem Leben glücklich ist…

    http://www.coco-colo.blogspot.de/

  13. Ich muss ganz ehrlich sagen: Meine „Weltenbummler-Zeit“ hat mich persönlich unglaublich reich gemacht. Diese Erfahrungen sind mit nichts zu vergleichen, haben meinen Charakter unglaublich reifen lassen und mich damit zu einem anderen Menschen gemacht.

    Meine Welt wäre unglaublich klein geblieben ohne die 6 Monate in Spanien und das Jahr in Südamerika. Und auch der Umzug nach München fürs Studium hat mir erst einmal eine kleine neue Welt eröffnet.

    Trotzdem fühle ich mich hier in München so unglaublich zu Hause. Und momentan kann auch ich mir nicht vorstellen, meinen kleinen Mikrokosmos zu verlassen um irgendwo neu anzufangen. Das waren unglaublich gute Erfahrungen, aber es ist nicht zu leugnen, dass das nunmal einfach auch anstrengend ist…

  14. Ich find man muss nie weit wegziehen, wenn es für die Zukunftspläne nicht wichtig ist. Wenn man im Heimatort (egal wie groß oder klein der ist), alles machen kann und es auch will find ich das auch eine Leistung, die nicht zu verachten ist.

    Was ich eigentlich viel wichtiger finde als die ganze ‚andere Stadt/Land‘ – Erfahrung ist das einfache Ausziehen bei den Eltern. Und wenn das nur eine Straße weiter ist, nichts ist in meinen Augen wichtiger als der Auszug aus dem Hotel Mama. Ich merk das selber, wenn ich zu Hause bin verfall ich gern in Muster aus meiner Schulzeit und dafür bin ich einfach zu alt. Sich um eine eigene Wohnung kümmern, oder zumindest mehr Eigenverantwortung haben in einer WG, sind Dinge die einen so viel weiter bringen. Und dafür muss man ja nicht ans andere Ende der Welt ziehen, wenn man nicht will^^

    • Ja, da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Von zu Hause auszuziehen ist auf jeden Fall extrem wichtig. Wo man sich dann sein Leben aufbaut, muss eben jeder für sich entscheiden – ob in der Nähe der Eltern oder ganz weit weg kann, aber muss keinen großen Unterschied der Selbständigkeit machen.

  15. Ich weiß nicht, ob man weg muss.
    Als ich vor zehn Jahren das Bedürfnis hatte, Köln einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, verließ mich der Mut, weil es kaum freie Stellen in dem von mir erlernten Beruf gab.
    Manchmal vermisse ich es schon, die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, nicht einmal für längere Zeit verlassen zu haben.

    Ein anderer Aspekt erscheint mir aber wichtig.
    Städte wie München leben und entwickeln sich weiter, weil Menschen dorthin ziehen und (anfangs) den Blick Außenstehender mitbringen, scheinbar Unumstößliches in Frage stellen und manchmal auch niederreißen.

  16. Viele interessante Kommentare, soweit erkennbar meist von jungen Mädchen/Frauen. Wie sehen das eigentlich Jungs? Gibt es da Unterschiede? Spielt da vielleicht der Karrieregedanke eine Rolle? Dass man dafür in einem oder mehreren Ländern Praktika oder Studiensemester absolvieren muss. Jungs, wie geht/ging es euch dabei? Wie wichtig ist euch Heimat, Vertrautheit, Geborgenheit, Familie? Würde mich mal interessieren.

  17. Bin etwas spät dran, tut mir leid, aber ich wollte auch noch kurz was dazu sagen…. Für mich sind all diese „muss man“ ausziehen/reisen/high heels tragen – Fragen etwas müßig. Niemand muss irgendwas toll finden, nur weil andere es toll finden, Menschen haben eben unterschiedliche Interessen, Vorstellungen vom Leben, Lebensumstände. Ich bin auch gebürtige Münchnerin, und hab – abgesehen von meinen Auslandsaufenthalten – immer ganz nah bei München gewohnt. Ich hab da ca. 1 bis 2 richtige Freunde, und ne kleine Anzahl an „Bekanntschaften“, und hab mich die letzten Jahre da so einsam gefühlt, dass ich letztlich depressiv wurde. Ich komm schon ganz gern nach München zurück, und vermisse meine Eltern, freue mich die paar Freunde zu sehen, aber auf die Dauer wurde ich da einfach nie glücklich. Dafür ziehts mich immer wieder weg von München. Ich mag die Erfahrungen meiner Auslandsaufenthalte auch wirklich keinesfalls missen, fühle mich dadurch unglaublich bereichert, und ich bin auch – wie es schon gesagt wurde- der Meinung, dass man in diesem Rahmen Erfahrungen sammeln kann, die man sonst eben nicht sammeln kann. Reisen und in einem anderen Kulturkreis (im engeren oder weiteren Sinne) länger leben ist mMn wirklich nicht vergleichbar. Aber ich bin eben auch der Meinung, dass nicht jeder Mensch das Bedürfnis danach haben muss, oder gar verpflichtet dazu sein kann, das selbst auszuprobieren. Es gibt genügend verschiedene Arten von Herausforderungen, und es kann und soll nicht jeder alle durchprobieren müssen. Was ich nur gar nicht mag, ist wenn dieses CV-Karriereargument aufkommt, dass angeblich Auslandsaufenthalte vorrangig aus Karrieregründen gemacht werden. Mein aktuelles Auslandsstudium machen auch ein paar meiner Kommilitonen vorrangig aus Karrieregründen – und diese sind gerade nicht der – Klischee – Weltenbummlertyp, sondern eher ein bisschen das Gegenteil…. Zur Oberflächlichkeit: naja, ich bin da ja so ein bisschen ein gebranntes Kind, aber einige meiner Auslandsfreunde wissen auch 5 Jahren nach dem gemeinsamen Aufenthalt noch mehr über mein Leben, als meine Münchner Schönwetterfreunde. Ich denke, man kann immer und überall intensive Freundschaften schließen, oder eben nicht, und wenn Auslandsaufenthalte einerseits zeitlich begrenzt sind, hat man andererseits in der Ferne oft ein größeres Bedürfnis, sich eine Art „Ersatzfamilie“ aufzubauen, vor allem, wenn man noch etwas jünger ist…

  18. Liebe Milena,

    Deinen Text und Deine Perspektive finde ich sehr interessant, sehr erfrischend und irgendwie auch beruhigend. Ich habe es anders gemacht und bin nach einigen Jahren in Düsseldorf, Hamburg und München nach Berlin gezogen, um dort – wie könnte es anders sein – frei zu sein. Nach inzwischen vier Jahren ist es mein Leben und irgendwie meine Heimat. Trotzdem ist es nicht immer leicht, fern von der Familie zu sein. Und so sehr ich es mag, es ist hart, dass sich niemand niemals festlegen möchte. Ich glaube, alles ist gut, wenn es sich richtig anfühlt.
    In diesem Sinne, Grüße aus Berlin! <3

  19. Hi Milena, schöner Text. Hast du Ideen, was man im Sommer in München machen kann? Kulturell gesehen – außer den gängigen Ausstellungen und Konzerten. Gibt es irgendwelche spannenden „Untergrund“-Lesungen oder irgendwas? Und kennst du interessante (kulturell aktive) Menschen, die man ggf. für ein Magazin interviewen könnte? Lg, Eli

  20. Liebe Milena

    Durch deinen Blog freue ich mich umso mehr, dass ich bald in München wohnen werde (ich komme extra aus der Schweiz dafür) und alle deine tollen München-Tipps entdecken kann!

    Liebste Grüsse
    Michelle

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