True Role Models, oder: Die Geschichte des Hosenanzugs

Hellblauer Blazer – Hellblaue Hose

Würdet ihr mich fragen, welches Kleidungsstück mein liebstes wäre, würde ich wahrscheinlich antworten: der Anzug. Zwar trage ich ihn nicht täglich, doch so ein Anzug macht mich glücklicher als jedes andere banale Kleidungsstück. Ein Anzug ist bequem, ihn gibt es in tausenden Varianten und er passt zu vielen Anlässen. Als Hochzeitsgast denke ich nur sekundär an ein Kleid, wenn ich über eine passende Garderobe nachdenke. Als erstes kommt mir immer der Anzug in den Sinn. Vielleicht auch unterbewusst deshalb, da er vieles symbolisiert: Emanzipation, verschiedene Formen von Weiblichkeit und Geschlecht.

Die True Role Models Kampagne der Marke comma setzt sich genau damit auseinander. Die Anzüge in strahlenden Farben lösen nicht nur meine Outfitfrage für das nächste feierliche Event. Der pinke Anzug mit schmalerem Bein sowie der hellblaue Anzug mit Wide-Leg-Trousers sind alles, was ich mir von einem guten Anzug wünsche. Ich trage beide Modelle in der Größe 38 und sie sitzen perfekt. Ich kann mir bildlich vorstellen, den hellblauen Zweiteiler bald auszuführen, zum Beispiel als Hochzeitsgast von einer guten Freundin im Spätsommer auf dem Brandenburger Land.

Zur True Role Models Kampagne

Pinker Blazer – Pinke Hose

Ein gut sitzender Anzug steht aber nicht nur für ein stimmiges Outfit. Anzüge stehen für eine neue Weiblichkeit. Diese Weiblichkeit ist nicht mehr von Stereotypen der Femininität geprägt, sondern von Freiheit, Selbstbestimmung, Weiterentwicklung. Von der Freiheit, man selbst zu sein, unabhängig vom Konzept „Frausein“. Die True Role Models Kampagne von comma lädt dazu ein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und dafür steht der Anzug sehr treffend. Denn obwohl ihn heute jeder Mensch unabhängig von seinem Geschlecht tragen kann, so sah das ein paar Jahrzehnte früher noch ganz anders aus. 

Pinker Blazer – Pinke Hose

Marlene Dietrich, Kathrine Hepburn oder Greta Garbo kommen wahrscheinlich nicht nur mir in den Sinn, wenn ich an die Geschichte des Hosenanzugs denke. Doch sie zählten zu den Frauen in den 1920er- und 30er-Jahren, die in den elitären und gehobenen Kreisen damit begannen, Hosenanzüge zu tragen. Damit sorgten sie für Kontroversen. Sie wurden gefeiert und verpönt. Zu dieser Zeit waren alleine schon Hosen als Alternative zu Rock und Kleid eine umstrittene Debatte. Ein ganzer Hosenanzug, bestehend aus Beinkleid und Blazer jedoch war bis in die späten Fünfzigerjahre ein rebellischer Akt, für den Frauen früher sogar verhaftet werden konnten. Bis es in den Sechzigerjahren ganz langsam en vogue war, sich mit dem Hosenanzug in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber nur ganz langsam.

Hellblauer Blazer – Hellblaue Hose

1966 trug Yves Saint Laurent mit dem Entwurf des „Le Smoking“ zur modischen Emanzipation der Frau bei. Der Damensmoking sorgte jedoch nach wie vor für viel Aufsehen, weshalb auch das damalige It-Girl Nan Kempner aufgrund des Tragens jenes Anzuges an der Tür eines Restaurants abgewiesen wurde, da sie kein Kleid trug. Zur ähnlichen Zeit beklagte sich ein Kolumnist des Magazins „Life“ darüber, dass der Damensmoking zur Zerstörung der Gendernormen beitrug. Ein paar Jahre später etablierte sich der Hosenanzug immer mehr und wurde von Superstars wie Diane Keaton, gefolgt von Julia Roberts, Madonna und allen anderen getragen. 

Heute fühlt es sich deutlich natürlicher an als damals, als Frau einen Anzug tragen zu können. Doch bis heute ist ein Anzug kein selbstverständliches Kleidungsstück. Er ist ein Statement. Da er ursprünglich eigentlich nicht für die Frau bestimmt war. Ein Anzug symbolisiert Macht und Reichtum – und diese beiden Attribute waren nur für ein Geschlecht und Gender bestimmt: dem des cis Mannes.

Wer heute einen Anzug trägt, hat vielleicht nicht die Intention, ein Statement zu setzen. Doch es schwingt bis heute mit: die erkämpfte Autonomie der feministischen Bewegung, die wir bis heute führen. Und nebenbei sehen wir auch noch ziemlich gut gekleidet aus. 

– in Zusammenarbeit mit comma –

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