Verliebt, verlobt – und jetzt verheiratet

13. Juni 2023 von in ,

Fotos: Paula Schlessinger 

„Na, wie fühlt es sich an, verheiratet zu sein?“ Diese Frage bekam ich in den letzten drei Wochen bestimmt ein Dutzend Mal gestellt. Und ich hatte keine Antwort. Normal? Gut. Nicht sonderlich anders? Alles keine Antworten, die das Gegenüber glücklich stimmten, gleichzeitig ehrliche Antworten. Denn ja, ich bin seit gut drei Wochen verheiratet, geändert hat sich aber eigentlich nichts. Oder etwa doch?

Es war ein Mittwoch im März, als wir verplant im KVR in München entschieden: Gut, wir heiraten im Mai in München. Wie verplant ich an die ganze Hochzeitsplanung herangegangen war, hatte ich euch ja hier schon geschildert. Und so war es ein großes Glück, dass wir so kurzfristig im Heiratsmonat Mai noch einen Termin in unserem Wunschstandesamt bekamen. Ich betonte nochmal, dass ich meinen Namen behalten wollen würde, und schon waren wir wieder raus aus dem Amt. 150 Euro ärmer und mit einem Termin im Gepäck. Und dann? Dann passierte wieder mal erstmal nichts. Wir hatten ja gefühlt noch ewig Zeit. Einzig auf die Suche nach einem Kleid machte ich mich dann doch irgendwann.

Ich wollte kein Kleid, das zwar megamäßig aussieht, an mir aber wie eine Verkleidung sitzt.

Meine Vorstellung: easy, cool und vor allem passend zu mir. Ich wollte kein Kleid, das zwar megamäßig aussieht, an mir aber wie eine Verkleidung sitzt. Dass dieses Unterfangen schwierig werden würde, bemerkte ich dann im ersten Brautkleiderladen, den ich besuchte. Die Kleider und Outfits waren alle schon sehr nach meinem Geschmack, nur an mir sah das meiste verkleidet aus. Am Ende ging ich mit dem Fazit „Das bin alles nicht ich“ aus dem Laden raus. Ich hatte mir eine Menge Geld gespart, aber eben immer noch kein Kleid.

Beim zweiten Laden fühlte ich mich schon besser, gleichzeitig waren mir die Kleider immer noch einen Tick zu pompös für eine standesamtliche Hochzeit. Es sollte ja doch eher entspannt sein, eine große Feier gibt es vielleicht irgendwann. Am Ende verließ ich auch diesen Laden ohne Entscheidung, und scrollte am nächsten Tag wie wild die Onlineshops durch. Ich brauche doch nur ein weißes Kleid.

Die gute Nachricht: Im Sommer gibt es einen Haufen weißer Sommerkleider in den Onlineshops. Die schlechte Nachricht: Es sind eben Sommerkleider. Ich bestellte günstige wie teure Kleider, doch keines fühlte sich dann Standesamt-tauglich an. Eine Misere. Und ehrlicherweise, Ende April bekam ich dann doch irgendwann eine leichte Panik. Ich wagte eines Nachts noch einen Versuch, stolperte über ein Designerkleid der britischen Designerin Roksanda und bestellte es – in der Hoffnung, endlich was gefunden zu haben. Zwei Tage später kam es an – und es war perfekt. Cool, elegant und trotzdem lässig. Und vor allem zu 100 Prozent ich.

Und kaum hatte ich verstanden, wie nahe Bräute einem Nervenzusammenbruch sind, lichtete sich die Wetter-App

Mir fielen tausende Steine vom Herzen. Ich hatte ein Kleid. Die Schuhe und Tasche waren kein Problem, dafür das wunderbare Mai-Wetter in diesem Jahr. Denn es regnete, regnete und regnete. Und kaum hatte ich verstanden, wie nahe Bräute, die eine wirklich große Outdoor-Hochzeit geplant haben, einem Nervenzusammenbruch sind, lichtete sich die Wetter-App. Erstmals war in der Woche unserer Hochzeit kein Regen angesagt. Ich kaufte trotzdem noch weiße Boots zu meinen Heels, denn ich traute dem Wetter keinen Millimeter mehr.

Das Restaurant war dann irgendwann auch reserviert – natürlich für jede Wetteroption. Fehlte nur noch eine Fotografin. Ich fragte zahlreiche Fotografinnen an, kippte manchmal aus den Schuhen, wenn ich die Preise für zwei Stunden Standesamt gesagt bekam, merkte aber auch: Heiraten ist eben ein knallhartes Business. Und fand am Ende eine wundervolle, spontane Fotografin, die genauso Lust wie wir auf lässige und coole Fotos ohne Kitsch hatte. Eine Woche vor der Trauung, wohlgemerkt.

Fünf Tage vor der Hochzeit entschied ich mich noch spontan für einen Blumenstrauß, und dann war ich mit den Planungen durch. Und ehrlicherweise auch fix und alle. Ich weiß nicht, wem das Spaß macht, ich finde Eventplanungen dieser Art wirklich nur stressig.

Dass unser Hochzeitstag Ende Mai tatsächlich der schlechteste Tag der Woche – wettertechnisch – werden sollte, tat meiner Freude dann keinen Abbruch mehr. Hauptsache trocken. Überhaupt, Hauptsache alle Liebsten da, Hauptsache wir feiern diesen Tag.

Und wie schön war dieser Tag. Mit unseren Familien. Mit Freund:innen. Mit uns Zweien und unseren Tieren. Ein entspannter Tag voller Liebe und Freude. Schöner hätte es nicht sein können.

Heiraten ist irgendwie wahnsinnig aufregend, gleichzeitig so herrlich unspektakulär

Heiraten ist irgendwie wahnsinnig aufregend, gleichzeitig so herrlich unspektakulär. Zumindest standesamtlich. Erst wartet man, dann geht man in das Standesamt, dann sagen beide Ja, und schwups, der ganze Zauber ist vorbei. Oder fängt er gerade erst an?

Wenn man mir vor drei Jahren gesagt hätte, ich würde 2023 heiraten, einen Mann, der nicht nur ein Partner auf Augenhöhe ist, bei dem ich zu 100 Prozent ich sein kann und der mich nimmt, wie ich bin, der gleichzeitig aber vor allem auch mein bester Freund ist, hätte ich aus voller Überzeugung gelacht. Ich hätte diesen Gedanken höchst absurd und wahrlich unwahrscheinlich gefunden. Aber wie das Leben so will: Erst war ich verliebt, dann überraschend verlobt. Und jetzt bin ich verheiratet.

Die Hochzeit war jedoch kein Meilenstein, den ich irgendwie erreichen wollte. Im Gegenteil. Heiraten schien mir lange Zeit sehr fern

Ich kann’s manchmal ehrlich selbst nicht glauben. Ich habe meinen besten Freund geheiratet. Und das fühlt sich wirklich gut an. Ich bin ja gerne mal ein Mensch, der zweifelt oder Angst vor Veränderung hat. Aber bei dieser Sache war ich mir ziemlich sicher: Ja, ich will diesen Mann heiraten. Die Hochzeit war jedoch kein Meilenstein, den ich irgendwie erreichen wollte. Im Gegenteil. Heiraten schien mir lange Zeit sehr fern. Dass wir es doch getan haben, war mehr eine Sache für uns. Die Hochzeit ist für uns die Bestätigung dessen, was wir beide wissen. Wir wollen zusammen sein, eine Zukunft miteinander haben, unsere eigene kleine Familie sein. Die Hochzeit unterstreicht das, was wir beide von Anfang an gefühlt haben. Jetzt nur in offiziell.

Hat sich also in den letzten drei Wochen was geändert? Ja und Nein. Als Paar sind wir das Team, das wir vorher waren. Niemand muss heiraten, eine Hochzeit ändert eine gut funktionierende Beziehung nicht zum so viel besseren. Genauso wenig, wie sie eine nicht funktionierende rettet. Aber vielleicht ist da dieses sanfte Band der Ehe, das uns jetzt umgibt. Ein kleiner Zauber, der uns noch verbundener fühlen lässt. Eine Art Sicherheit, die wir auf keinen Fall verspielen, sondern mit der Hochzeit noch mehr stärken wollen. Eine Zukunft, in der wir beide unser Bestes geben wollen. Unsere Liebe war immer da, jetzt ist sie noch ein bisschen sichtbarer. Und das fühlt sich dann doch gut an.

 

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2 Antworten zu “Verliebt, verlobt – und jetzt verheiratet”

  1. Oh ja, das mit dem Wetter kenne ich als Sängerin. Vor allem für das Brautpaar ist die Zeit der Ungewissheit (bleibt das Wetter, oder regnet es noch) sehr herausfordernd. 😅

    Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Antonia.

    Liebe Grüße
    Jamira

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