Berlin Diary: Es gibt Neuigkeiten, denn ich bin bereit für ein Haustier (glaube ich)

14. April 2021 von in

Zwar hat sich meine Mama immer gewünscht, die magischen Worte „Es gibt Neuigkeiten“ von mir zu hören, doch ob sie mit genau diesen Neuigkeiten gerechnet hat, bezweifle ich. Nein, es handelt sich nicht um ein Kind. Sondern um etwas noch viel besseres: Ein Tier. Zwar habe ich noch keines, doch ich bin im Gedankenprozess schon so weit, dass ich mich auf Haustier übersetzt im Stadium „schwanger“ befinde. Aber fangen wir ganz von vorne an. 

Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, würde ich mich als tendenziell eher kühleren Menschen beschreiben, der nur bei gewissen Personen so richtig auftaut. Ich mag Menschen zwar, aber noch lieber mag ich Tiere. Schuld daran sind meine Eltern, die Zeit meines Lebens Tiere ins Haus geschleppt haben. Die habe ich mich offenen Armen begrüßt und mit all meiner Liebe, die ich in mir trug, umsorgt. Ich hatte sie alle: Meerschweinchen, Hasen, Hund, Katzen, Wellensittiche. Letzteres kam im Nachhinein am wenigsten gut an, da klein Amelie feststellen musste, dass man mit Vögeln irgendwie gar nicht so gut kuscheln kann. Ich war schockiert. 

Wem ich mich in der gesamten Zeit am intensivsten widmete, war meine Katze. Sie begleitete mich 18 Jahre meines Lebens. Sie war so etwas wie meine Schwester, meine Seelsorge und meine beste Freundin. Stundenlang beschäftigte ich mich mit ihr. Sie war so zutraulich und mir so nah, dass ich das Gefühl hatte, sie konnte in meine Seele blicken. Wir lagen um Weihnachten am gefliesten Boden unseres Wohnzimmers und sahen uns einfach nur minutenlang an. Ihre Augen waren knallgelb, ihr Fell schwarz. Sie schnurrte, während ich ihre scharfen Zähne begutachtete und auf ihre süßen Pfoten drückte. Wenn ich traurig war, tröstete sie mich. Wenn ich gut drauf war, spielten wir. Sie fühlte mich und ich fühlte sie. Als sie starb weinte ich eine Woche lang. 11 Jahre später schreibe ich diese Worte mit Tränen in den Augen.

Die Verbundenheit zwischen Tier und Mensch ist eine intensive. So intensiv, dass viele Haustiermamas und -papas wahrscheinlich bestätigen, ihre Tiere zum Teil lieber zu mögen als Menschen. Da zähle ich mich übrigens auch dazu. Tiere sind die besseren Menschen. Der Mensch hilft ihnen, im Alltag zu überleben und sie dem Menschen irgendwie auch. Sie sind immer da, und obwohl man nicht verbal miteinander sprechen kann – oder gerade deshalb? – kommuniziert man so viel. Im ernst, sie geben so viel auf emotionaler Ebene. Sie erwärmen ein eingerostetes Herz selbst bei den Menschen, die sonst gar keinen mehr an sich heranlassen. Es ist also nicht verwunderlich, wenn ich bis heute meiner Katze nachtrauere und andere ihren Hund als festen Bestandteil der Familie sehen. 

Nach diesem festen Bestandteil suche ich nun. Der Gedanke ist zum ersten Mal wieder realistisch. Und sowas von präsent, dass ich seit Wochen an nichts anderes mehr denken kann. Täglich sind Tabs von Tierheim-Seiten geöffnet, und ich habe sogar schon einen kleinen Schatz besuchen dürfen, um mir ein besseres Bild von ihm machen zu können. Die Vorstellung, dass in unserer Altbauwohnung ein neuer Mitbewohner ist, macht mich richtig glücklich. Und sie macht mir natürlich auch Angst. Und diese Angst hält mich seit Jahren davon ab, meinem Wunsch wirklich nachzugehen. 

Mir ist die Verantwortung, die man bei der Haltung eines Tieres eingeht, bewusst. Glaube ich? Zwar habe ich sie selbst noch nie gelebt, doch etliche Hundeforen haben mir einen Vorgeschmack auf das gegeben, was eventuell bald auf mich zukommt. Denn ja, trotz meiner emotionalen Rede über meine Kindheitskatze, nimmt mich auch der auch der Gedanke über die Adoption eines Hundes ein. Ein Welpe wäre mir zu viel des Guten, weshalb ich über die Adoption eines älteren Hundes nachdenke, um den sich die Vorbesitzer nicht mehr ausreichend kümmern können. Die Rasse ist mir ziemlich egal. Nur sollte er klein sein, damit er bei meinen Zugreisen nach München dabei sein kann. 

Je länger ich über einen kleinen Racker nachdenke, umso mehr freue ich mich darauf. Und umso mehr Angst habe ich davor. Angst davor, den Anforderungen doch nicht gerecht zu werden, Angst davor, mein Leben zu sehr einzuschränken, Angst davor, nicht die perfekte Haustier-Adoptivmama zu sein. Doch das Bedürfnis ist da und so groß, dass es alle Unsicherheiten in den Schatten stellt. Jetzt muss ich mich nur noch für ein Tier entscheiden. Und da kommt ihr ins Spiel: Welche Tiere habt ihr zu Hause? Wie sind eure Erfahrungen? Erzählt mir eure Geschichten.

Und motiviert mich dazu, endlich den letzten Schritt zu machen. 

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11 Antworten zu “Berlin Diary: Es gibt Neuigkeiten, denn ich bin bereit für ein Haustier (glaube ich)”

  1. Ich kann dich so gut verstehen! Seitdem wir als Familie damals (ich war 16) eine Katze bei uns aufgenommen hatten, war meine Liebe zu diesen Tieren geweckt. Mit Hunden konnte ich mich nie so anfreunden. Hunde sind okay, aber ich brauche sie nicht um herum. Sie sind sehr unruhig und extrem bedürftig und ich mag den Geruch von Hunden nicht. Aber Katzen haben eine Ruhe und Selbständigkeit, die mir ähnlich ist. Sie sind gleichzeitig distanziert, aber kuscheln (zumindest manche) auch gern. Also man erkennt: ich bin pro Katze. Meine beiden Katzen sind Geschwister, mein Mann und ich haben sie seit vier Jahren, wir haben sie als kleine Kätzchen zu uns geholt. Wir wollten welche aus dem Tierheim, aber es gab zu dem Zeitpunkt dort keine Babykatzen. Wir haben sie dann von jemandem bei ebay Kleinanzeigen geholt, dessen Katze Nachwuchs bekommen hatte. Also kein Züchter, es sind auch einfach klassische Hauskatzen, Europäisch Kurzhaar. Obwohl wir einen Balkon haben, lassen wir sie nicht raus, weil der Balkon nach oben komplett offen und extem schwer dicht absperrbar ist. Unsere alte Katze, die vor 4 Jahren gestorben ist, hatte sich durch die Balkonverkleidung gequetscht und ist fröhlich auf dem Sims am Haus entlangspaziert … im 5. Stock! Ich hab beinahe nen Herzschlag gekriegt. Wir haben also beschlossen, sie als reine Innenkatzen zu halten, was sie total okay finden. Sie lieben es, Vögel zu beobachten und da sie zu zweit sind, spielen sie auch miteinander (okay, sie kloppen sich). Bevor sie kastriert waren, haben sie auch herzallerliebst miteinander gekuschelt, das ist seitdem leider vorbei (vielleicht weil es eine Katze und ein Kater ist). Ich kann mir ein Leben ohne die beiden nicht mehr vorstellen.
    Problem bei Katzen ist nur: im Urlaub braucht man jemanden als Betreuung. Bei mir wohnt dann meist mein Bruder ein paar Tage in unserer Wohnung und kümmert sich um sie.

    Ich freue mich sehr für dich, auf welches Tier auch immer deine Entscheidung fällt.:)

    lg,
    Sarah

    • Liebe Sarah, vielen Dank für deine Story! Das klingt soooo toll! Da bekomme ich auch direkt noch mehr Lust auf zwei Katzen :). Eine Frage habe ich noch: Wie machst du das mit Fenstern? Lasst ihr sie einfach nie offen oder wie regelt ihr das? Liebe Grüße, Amelie

      • Wir haben bei den Fenstern, die wir regelmäßig offen haben (Schlafzimmer und Bad), Fliegengitter eingeklebt, das ist auch für uns im Sommer sehr praktisch gegen Mücken. Wenn wir stoßlüften, sperren wir die Katzen entweder kurz in einen Raum, wo kein Fenster auf ist bzw. Fliegengitter vorhanden ist, oder wir sind einfach in der Nähe und haben sie im Blick. Ansonsten haben wir noch den großen Luxus von zwei Dachfenstern (wir wohnen im Dachgeschoss), die wir elektronisch öffnen können. Gerade wenn sie auf dem Katzenklo waren, ist das ganz praktisch … *räusper*.
        Wenn man Fenster regelmäßig gekippt aufhat (was für Katzen nicht ungefährlich ist), gibt es glaube ich so Katzenschutz-Einsätze. Das habe ich aber noch nicht getestet, wir haben in der Regel die Fenster nicht gekippt offen.
        Vorher hatte ich 12 Jahre lang eine Katze, die uns durch WG und mehrere Wohnungen begleitet hat. Da habe ich gemerkt, dass es eigentlich für Katzen nicht so toll ist, allein gehalten zu werden (es sei denn, es ist eine ältere Katze, die eh keine anderen Katzen mag). Aber je jünger die Katze, desto eher würde ich sie mit einer anderen Katze zusammenholen, damit sie einen Gefährten/eine Gefährtin haben. Ich mag bei unseren beiden, dass sie Geschwister sind, mich macht es irgendwie glücklich, dass zumindest die beiden zusammenbleiben konnten, wenn auch getrennt von ihren anderen Geschwistern, die teilweise auch einzeln vermittelt wurden.

        lg,
        Sarah

  2. Hallo liebe Amelie,
    ich kann dich so verstehen und würde auch jederzeit sagen, wenn du das wirklich möchtest: go for it! Tiere sind die besten.♥
    Mein Kater wird dieses Jahr 17 und ich kann mir mein Leben nur sehr schwer ohne Tiere vorstellen. Als ich 3 Jahre im 700 km entfernten Rostock gelebt hab, hat er mich auch dorthin begleitet. Klar, ich muss immer erst mal nachm Feierabend nach Hause und ihn füttern, aber das gehört ja dazu – und es wird ja dann auch ganz normal für einen selbst. Und wenn ich dann doch mal nach Baden-Württemberg wollte, hab ich mich dort bei einem Forum angemeldet, so ne Art Tierbetreuung, die sich dann um deine Katzen (oder andere Kleintiere) kümmern, wenn du mal für ne Woche nach Hause fährst und noch kein soziales Netzwerk in der neuen Stadt aufbauen konntest. In Berlin sind diese Betreuungen wohl sogar noch öfter vertreten, hat man mir damals gesagt. Das gibt es bestimmt auch für Hunde. Aber mit einem Hund kann man ja auch gut Zug fahren, wie du schon meintest. Mit Hunden habe ich keine eigene Erfahrung, aber viele in meiner Umgebung haben nun einen, und niemand bereut diese Entscheidung bisher. Natürlich hat man auch ne große Verantwortung und muss noch etwas mehr aufs Geld schauen. Aber Tiere sind Familie. Und ein lebenslanger Freund. Wie auch immer du dich entscheidest: Ich kann dich sehr gut verstehen! Und du wirst sicher eine verantwortungsbewusste, liebevolle Tiermama werden. :)

  3. Liebe Amelie,

    ich habe auch lange mit mir gerungen, aber der Wunsch nach einem Haustier war dann doch stärker. Nun haben wir seit 3 Jahren einen kleinen Hund und ich möchte ihn nicht mehr missen. Insbesondere in der aktuellen Corona-Situation hat er mir so viel Struktur und emotionalen Support gegeben. Aber am Anfang war ich skeptisch: Ein Hund in der Großstadt (Berlin)? Kriegen wir das mit der Erziehung hin? Was machen wir, wenn wir in den Urlaub fahren? Und so weiter… Mittlerweile weiß ich, dass man für alles eine Lösung finden kann. Klar, ist man nicht mehr so flexibel, wenn man ein Tier hat, aber das ist völlig okay für mich. Wir haben bisher immer gute Lösungen gefunden.

    Alles Liebe
    Julia

  4. Hi Amelie, i feel you! Ich bin bereits seit zwei Jahren „schwanger“ mit dem Wunsch, einen eigenen Hund zu haben ;) Ich bin vor kurzem aus Berlin zurück nach Bayern gezogen und muss erst mal einen neuen Wohnort finden, dann möchte ich endlich loslegen. Was mir gerade total hilft, auch die große Verantwortung und die viele Arbeit zu sehen, die so ein Tier mit sich bringt, ist Annie, unser Familienhund. Der verfressenste und sturste Labrador der Welt. Für mich ist es super, ich kann viel Zeit mit ihr verbringen, aber sie auch immer wieder an meine Eltern zurückgeben ;) Aber das Wertvollste ist, zu sehen, wie gut mir ihre Gesellschaft tut, wenn es mir mal nicht so gut geht. Ich denke, die besten Therapeuten auf der Welt haben Fell. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du einen Hund findest, der der perfekte Partner in crime für Dich wird! Liebe Grüße nach Berlin!

  5. Hey Amelie
    ich habe meinen Hund (damals ca einjährig) vor 3 Jahren aus Rumänien adoptiert. Davor habe ich jahrelang mit mir gerungen.
    Die Entscheidung pro Hund war die beste, die ich vielleicht jemals getroffen habe.
    Ida ist eine solche Bereicherung in meinem Leben; es war dazu noch eine gute Tat, einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen.
    Jeder Tag macht mir Freude mit ihr, Tierheim-Hunde sind so dankbare Geschöpfe, ihnen ein Heim zu geben, ist sehr befriedigend.
    Ich habe nicht eine Sekunde bereut sie zu haben, im Gegenteil/ hätte ich viel früher machen sollen.
    Treptow ist ja grün genug für einen Hund. Ich wohnte damals in B-Weißensee, bis ich später in ein Haus mit Garten umzog.

    Wenn du Tiere liebst, gibt es kaum etwas schöneres, eines zu haben. Denn mit den Menschen geht es mir wie dir. Das Tier erlaubt mir eine Seite an mir zu haben, die ich mir mit einem Menschen kaum vorstellen kann.

    Go for it ?

  6. Ein Haustier sollte immer gut überlegt sein. Wir hatten früher Hund, Katzen, Kaninchen, Enten, Gänse, Mehrschweinchen, Hühner und Schweine, also alles was ein Bauernhaus benötigte um zu leben.
    Ich genieße stattdessen jetzt mein Leben mit viel Urlaub, Wochenendausflüge, Freunde besuchen und ich brauch mir keine Gedanken machen, darf ich Hund mitnehmen oder wer versorgt die Katze usw.

  7. Liebe Amelie,

    ich kann das so gut nachvollziehen. Ich habe mir den Wunsch 2019 erfüllt ohne zu wissen, dass ich gleichzeitig schon ungeplant schwanger mit einem menschenkind war (ups). Ich liebe unsere Hündin über alles. Aber ich muss sagen 50% Freude und 50% anstrengend bedeutet es schon…ohne Baby wäre das vielleicht etwas anders verteilt, aber es gibt doch viele Dinge, die jetzt einfach nicht mehr gehen (nur mit Kind würden diese Dinge übrigens gehen, der Hund ist echt der größere Faktor). Allein schon verreisen ist nun nur noch auf eingeschränkte Art möglich. Die nächsten 10 Jahre werden mein Partner und ich wohl nurnoch getrennt an Ziele reisen können, die nur mit dem Flieger erreichbar sind.
    Wenn einer von uns mal einen Job im Ausland hat, muss der andere den Hund IMMER dabei haben (lang kann unser Hund leider nicht alleine bleiben) und abends ausgehen ist ein organisatorischer Drahtseilakt. Naja…geht ja im Moment eh fast alles nicht zur Freude unserer Hündin.
    Wie gesagt, wir haben sie sehr sehr lieb. Ich würde sie auch niemals wieder hergeben wollen. Sie ist die allerbeste niedlichste liebste Motte und auch mit unserem Sohn so nachsichtig und friedlich. Andererseits würde ich aber auch niemandem mehr in ähnlicher Lebenslage einen Hund empfehlen. (Auch ohne Kind!)
    Ich weiß aber auch wie es ist – der Wunsch und die Sehnsucht, gerade wenn man mit Tieren aufgewachsen ist- überwiegt. Ich denke, wenn man sich diesen nicht erfüllt, wird er auch immer ein bisschen im Herz schmerzen. Du wirst für dich sicherlich richtig entscheiden!

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